Arnsdorf: Ein schönes Stück Jakobsweg

Das schönste Stück des sächsischen Jakobsweges liegt in der Oberlausitz rund um Arnsdorf.

Schilder Jakobsweg Arnsdorf

Schilder Jakobsweg Arnsdorf

Kein Frühstück am Hochstein

Nach dem gestrigen Anfang des deutschen Jakobsweges in Görlitz ist die erste Pilgernacht im Vaude Hogan schon 7 Uhr zu Ende.

Ist herbstlich frisch, so dass wir nicht trödeln, sondern zügig unsere Siebensachen einpacken. Bisschen Tee muss reichen. Frühstück gibt es (noch) nicht. 07:35 Uhr Abmarsch, denn nochmal baden wollen wir eher nicht. Sieht schön aus, ist aber echt kalt. Und wer weiß, ob wir überhaupt loskommen, wenn erstmal die Sonne unseren Badesee erreicht hat.

Bis zum Hochstein ist es nicht mal ein Kilometer auf einem asphaltierten Waldweg.

Der Hochstein ist mit 396 m zwar nicht mal der höchste Berg in den Königshainer Bergen, aber mit Berggasthof, Aussichtsturm und den letzten der ehemals über 200 Granit-Felstürme ein beliebtes Ausflugsziel der Oberlausitz.

Die Bergbaude am Hochstein ist sehr hübsch mit großem Biergarten, aber heute am Dienstag haben die guten Leute Sonntag.

Klettern also auf den Hochstein himself. Schöne Wollsackverwitterung überall. Früher war die ganze Gegend voll mit solchen Granittürmen, die nun allerdings ein tristes Leben als Pflastersteine und Granitplatten für Berliner Prunkbauten führen.

Sehen von oben, das ja doch jemand da ist. Da kriegen wir vielleicht zumindest Trinkwasser.


Doch lieber erstmal in der Morgensonne auf den stählernen Aussichtsturm.


Von oben fantastische Rundumsicht. Hier nach Osten zur Landeskrone und weiter ins Riesengebirgsvorland. Der Bodennebel hängt in den Senken, die Sonne geht auf, die Windräder drehen. Wirklich hübsch.

Am Geländer der Aussichtsplattform sind für jede Erhebung und jede Stadt Name, Höhe und Entfernung angegeben.

Nur frisch ist es noch. Bleiben also nicht lange oben. Kriegen dafür vom netten Wirt der Hochsteinbaude auch an seinem Sonntag noch Wasser. Schade, dass wir uns nicht in den gemütlichen Schankraum setzen und frühstücken können. Aber wir sind auf dem Jakobsweg unterwegs, da geht es nicht um weltliche Genüsse.

Die gelobte Frühstücksbank

Laufen also durch den Wald runter vom Hochberg, immer auf der Suche nach einer schönen, sonnigen Frühstücksbank. Ich verhungere schon bald, aber wir laufen und laufen. Endlich kommt nach 4 km eine Bank. Jetzt gibt es Frühstück.

Der Kocher brennt, der Tee ist frisch, das Brot mit Honig schmeckt. Alles wunderbar.

Pilgermetropole Arnsdorf

Nach genau einer Stunde weiter durch den Wald nach Arnsdorf. Erst Wald, dann Feld. Wirklich hübsch angelegt der Jakobsweg. Ganz und gar nicht wie befürchtet. Kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, dass das die historische Via Regia sein soll.

Rund um Arnsdorf scheint die Junge Gemeinde ein Projekt mit individuellen Jakobswegschildern am Laufen zu haben. Gibt viele handgemalte, liebevoll gestaltete Schilder, die uns den Weg weisen und viel Freude bereiten.

Auch die kleine Kirche von Arnsdorf und der Friedhof sind hübsch.

Mir ist das früher nie aufgefallen, aber jetzt sehe ich nur noch Jakobsmuscheln. Muss mir manchmal die Augen reiben, ob das alles echt ist.

Dabei sind weder Kirche noch Jakobsweg in irgendeiner Form überlaufen. Alles nett und bodenständig hier.

Und hier in der Kirche Arnsdorf kriegen wir den ersten Pilgerstempel. Wobei wir gar kein Pilgerbuch haben. Also zumindest nicht dabei. Hole schließlich nicht das letzte Gramm aus der ultraleichten Trekking-Ausrüstung, um dann Bücher mitzuschleppen.

Wasserschloss Döbschütz

Die Sonne scheint, die Ausrüstung passt, ab und zu gibt es Äpfel am Straßenrand. Also alles bestens. Nur kommen die ersten Blasen an den Füßen. War auch mutig, mit den Barfußschuhen loszulaufen. Das hätte ich mir nicht getraut. Meine Wanderschuhe sind zwar besser, reiben aber am rechten kleinen Zeh und am linken Spann.

Nicht nur in Döbschütz ist alles sehr ruhig. Selbst in den Dörfern hört man kaum was. Gibt scheinbar kaum noch Tiere an den Häusern. Und wie ich das so denke, sind rechts eine Herde Ziegen und links eine Menge Hühner zu sehen. Aber hier am Wasserschloss Döbschütz ist wieder alles still und leise.

Das verwunschene Wasserschloss Döbschütz lassen wir rechts liegen und laufen über einen alten Damm im Sumpf bis nach Melaune. Ist erstaunlich, dass so ein kleines Dorf wie Melaune sogar ein Eisstadion hat. Ein riesiges Pfarrhaus und eine große Kirche sowieso.

Hinter Melaune geht der Jakobsweg ein Stück an der Hauptstraße S122 entlang und zweigt dann auf eine Feldstraße.

Gastfreundliches Weißenberg

Und den richtigen Jakobsweg schmücken selbst hier in der Oberlausitz manchmal auch richtige Jakobsmuscheln. Viele Anwohner hauchen dem Weg Leben ein, beherbergen Pilger oder reichen einfach nur mal einen Apfel über den Zaun. Einer erzählt uns, dass pro Woche so ungefähr 20 Pilger vorbeikommen.

Immerhin ist der Weg also gut begangen, gut ausgeschildert und im Leben der anliegenden Dörfer offenbar wirklich verankert. Und ich hätte gedacht, dass der Jakobsweg in der Oberlausitz nur so ein Tourismusprojekt ist, von dem vor Ort niemand was weiß. Aber das ist ganz und gar nicht so.

In Weißenberg am Markt setzen wir uns im Jägerheim draußen an die Straße und essen leckeres Bauernfrühstück. Mache mich dazu mit alkoholfreiem Radler unbeliebt, dem doppelten Affront für jeden rechtschaffenen Kneipenwirt.

Das Löbauer Wasser

Jetzt suchen wir wieder eine Bank für die Mittagspause. Aber die finden und finden wir nicht. Wiesen gibt es genügend, aber keine Bank.

An der Gröditzer Skala, unten am lustigen Übergang über das Löbauer Wasser, geben wir die Suche nach einer Bank auf und nehmen ein Stück Wiese.

Puste ich eben eine Isomatte auf. Ist hübsch hier im Wald, und man kann sogar ein bisschen baden. Das hier ist übrigens mein kleiner Vaude-Rucksack Asymmetric 42+8, der für solche Touren wie auf dem Jakobsweg die richtige Größe hat, sich angenehm luftig trägt und selbst leicht und funktional ist.

Es ist zwar jetzt schon 16:30 Uhr, aber ein Stück müssen wir schon noch laufen. Bis Gröditz direkt am Löbauer Wasser lang.

Die Suche nach der perfekten Übernachtung am Jakobsweg

17:00 Uhr steil hoch zum Schloss Gröditz. Ist richtig warm hier, sodass Pfirsiche am Hang wachsen, die aber leider für uns unerreichbar sind. Latschen dann auf Betonwegen wieder aus dem Städtchen heraus.

Langsam wird es spät. Doch auch an der Riegel-Mühle will ich nicht übernachten. Das wird heute wohl nichts mit dem Abendbad. Aber zum Glück waren wir ja erst im Löbauer Wasser baden. 17:45 Uhr kommt zwar eine ganz gute Stelle auf einer Streuobstwiese, aber die ist mir zu einsichtig. Kann mir aber nun keine Fisimatenten mehr leisten. Also ab auf die nächste Wiese hinter dem Wald, Schuhe ausziehen und das kleine Zelt aufbauen.

Als erstes werden die Füße repariert. Dazu zieht man Wollfäden durch die Blasen, damit das Wasser langsam austrocknet, die alte Haut aber als Schutzschicht erhalten bleibt. Bin echt gespannt, ob wir morgen noch laufen können. Damit ich auch mal was Nützliches mache (und ein bisschen das Rucksackgewicht reduziere), koche ich derweil Apfelmus.

Gehe nach dem Abendbrot noch ein bisschen auf Erkundung und stelle fest, dass genau hier in der Nechener Talaue der schwedische König Karl XII am 09.09.1706 ebenfalls sein Lager aufgeschlagen hat. Und genau hier wurde er vom Nechener Gutsbesitzer um Milde mit der Oberlausitz gebeten, woran sich die Schweden im Großen Nordischen Krieg auch gehalten haben. Wer weiß, was er dem jungen König geboten hat. Diese milde Stimmung liegt auch heute über der Talaue. Und so gehen wir erst mit dem Mondaufgang ins Bett und genießen unseren ultraleichten Stoffpalast am Jakobsweg.

Hamannbruch – Hochstein – Arnsdorf – Dobschütz – Buchholz – Weißenberg – Gröditz – Nechern | 25,5 km | 43,2 km gesamt | 220 m Aufstieg | 403 m Abstieg

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Eine Antwort

  1. Tom sagt:

    Sorry, es gab im Hintergrund ein paar Probleme. Aber zumindest die Webseite läuft ja jetzt wieder. Dank an den Betreiber. Vielleicht kriege ich auch noch mal gesagt, was es war. Aber so ist es eben. Manchmal kommen Veränderungen aus heiterem Himmel.

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