Barthel Juwel 34: Benzinkocher-Ikone aus Dresden
Nach dem Test des Barthel Juwel 34 überlege ich, diesen Benzinkocher mit der Konstruktion von 1890 wieder regulär einzusetzen. Macht euch mal für das typische Knattergeräusch die Lautsprecher an. Alleine das ist die Reaktivierung des Juwel 34 wert.
Testbericht zum Barthel Juwel 34: Daten & Fakten
Auf der Suche nach dem idealen Kocher fürs herbstliche Ultraleicht-Trekking zu zweit fällt mir mein guter alter Benzinkocher Barthel Juwel 34 ein, der seit 25 Jahren im Regal schlummert. Sorry, dass ich treulos war und diese Dresdner Ikone der mobilen Kochkunst nach 10 Jahren guten Dienstes kurzerhand durch einen amerikanischen MSR Whisperlite ersetzt habe.
Doch so ein unscheinbarer Benzinkocher gilt eben nichts im eigenen Land. Dabei ist der Juwel Campstove weltweit eine Ikone und das Urmodell quasi aller Benzinkocher. Und so interessieren mich die Leistungswerte des Barthel Juwel 34. Aber auch sonst übt so alte, aber immer noch funktionierende Technik auf mich eine unheimliche Faszination aus.
Da der eigentlich als kurzer technischer Vergleich gedachte Beitrag zum Juwel 34 völlig aus dem Ruder gelaufen ist, stelle ich mal die Testergebnisse voran. Kochzeiten und Benzinverbrauch des Barthel Juwel 34 sind bei 15°C und leichtem Wind sowie die Kochzeit mit einem Pfeifkessel ermittelt, den ich natürlich beim Trekking nicht mitschleppe und der nach dem Wasserkochen noch ein bisschen braucht, bis der Druck fürs Pfeifen reicht.
Der Test ist also recht konservativ. Für eine realistische Ermittlung des Benzinverbrauchs müsste ich erst volle Pulle Teewasser machen, das umfüllen und dann direkt danach im selben Topf den Reis köcheln. Das spart Sprit und Zeit. Aber ich will ja zwischendurch Verbrauch und Zeit messen. Und es ist ja sowieso nur für mich.
Entscheidend für meinen Test ist der Vergleich mit meinen anderen Kochern. Schließlich will ich den besten Kocher für die nächste Trekking-Tour ermitteln. Dazu interessiert mich, wie lange der Kocher mit einer Füllung Benzin hinkommt bzw. wie viel Benzin ich extra mitnehmen muss.
Kochername | Barthel Juwel 34 |
---|---|
Kocherart | Benzinkocher |
Betriebsstoff | Normalbenzin |
Topfdurchmesser | ab 50 mm |
Testeinsatz seit | 1987 |
Störungen | Düsen verstopft, Dichtung Überdruckventil |
Leergewicht Brenner | 259 g |
Gewicht Windschutz | 273 g |
Kochertank | integriert |
Tankgröße Benzin | 150 ml = 112 g |
Gewicht leerer Tank | im Leergewicht |
Bruttogewicht voll betankt | 644 g |
Kochervorbereitung | Vorheizen mit Spiritus |
Kocher brennt | 1:31 min |
Wasserkessel pfeift mit 1 Liter | 8:23 min |
Kochzeit 1 Liter netto | 6:52 min |
Verbrauch 1 l Wasser kochen | 19 g Benzin |
100 g Reis in 300 ml Wasser 10 min kochen braucht | 12 g Benzin |
Tagesverbrauch 2 l Tee + 100 g Reis | 50 g = 67 ml Benzin |
Wie lange reicht der Tank? | 2,2 Tage ohne Zusatzflasche |
Brennstoffkosten für 1 Woche | 1 € |
Gewicht Kocher + Brennstoff 1 Wo. | 1.082 g |
Vorteile Juwel 34 | Gewicht, Packmaß, Leistung, Topfgröße, Regulierung, Windschutz |
Nachteile Juwel 34 | Lautstärke, Fehlbedienung, Tankgröße |
Anwendung | Wochenendtripps Herbst / Winter |
Wünsche | Großer Tank, Selbstreinigende Düse, leichter Topfhalter |
Geschichte der Barthel-Kocher
Gustav Barthel und seine Fabrik für Löt-, Heiz- und Kochapparate, Dresden
Erfunden und hergestellt wurde der Benzinkocher Barthel Juwel um 1890 von Gustav Barthel in seiner Fabrik für Löt-, Heiz- und Kochapparate, Dresden. Und wie ich so im Rahmen meiner Forschung zu den Juwel-Benzinkochern vor dem alten Blasewitzer Fabrikgebäude mit 15.000 m² Bruttogeschossfläche stehe, tuckert doch tatsächlich gerade ein Ford A vorbei [4]. Fühle mich gleich in die Zeit der Erfindung des Juwel 33 zurückversetzt und muss mal so einen Nostalgiefilter über mein Foto legen.
Selbst heute noch sind 84 Patente von Gustav Barthel für verschiedene Ausführungen und Anwendungen von Benzinkochern dokumentiert, darunter:
- 06.06.1890, Schweizer Patent Nr. 2315: Blaubrenner für Kohlenwasserstoffe [13],
- 10.10.1893, US-Patent US506201A: Benzinbrenner [10].
- 12.03.1903, Österreichische Patentschrift Nr. 21082: Vergasungsbrenner für flüssige Brennstoffe[14]
- 24.07.1930: Reichspatent Nr. 551751: Brenner für flüssige Brennstoffe [16]
- 21.03.1952, Patentschrift der DDR Nr. 801: Mit unter Druck gesetztem flüssigen Brennstoff betriebener Gaskocher [15]
In der Gründerzeit war Friedrich-Gustav Barthel mit seiner Fabrik für Löt-, Heiz- und Kochapparate in Dresden äußerst erfolgreich und hat sich 1896 in der Wägner Str. 8 in Blasewitz eine hübsche Jugendstil-Villa bauen lassen [11]. Der Wintergarten ist selbst fürs villenverwöhnte Dresden was Besonderes. Der aufgeständerte Glasfachwerkbau sieht doch wie ein Topf auf dem Kocher aus. Sowas gefällt mir.
Gustav Barthel expandierte nach dem US-Patent von 1893 in die USA [8, 10] und arbeitete seit 1908 mit der Firma Globe Gas Light Company in Boston zusammen [3]. 1932 hatte Gustav Barthel Werksniederlassungen in Berlin, Düsseldorf, Hamburg und Barcelona [2].
1890: Urahnen des Barthel Juwel
Die verschiedenen Juwel-Benzinkocher wurden ab Nr. 1 durchnummeriert. Mir ist nicht ganz klar, wann wirklich der erste Juwel 1 auf den Markt kam. Aber das muss ja noch vor 1890 gewesen sein, als für Gustav Barthel ein Schweizer Patent über einen Blaubrenner für Kohlenwasserstoffe dokumentiert ist [13]. 1898 gab es dann schon den Juwel 3, wie ebenfalls ein eidgenössisches Patent von 1898 belegt [9].
Auf der für Kocherfans fantastischen Seite „Classic Camp Stoves“ sind die einzelnen Modelle Barthel Juwel 1, 3, 6, 9, 15, 17, 19, 20, 21, 22, 25 und 33 mit Fotos, Beschreibungen und Tests dokumentiert [12]. Da könnte man glatt anfangen, alte Juwel-Kocher zu sammeln. Zwei rostige Juwel 34 hab ich ja schon. Dabei zeigt schon der Juwel 1 mit dem Benzintank und dem direkt aufgesetzten Brennerkopf alle grundlegenden konstruktiven Eigenschaften des Juwel 34.
Die frühen Barthel-Kocher und selbst alte Kataloge sind mittlerweile ein Vermögen wert. Demnach wurden die verschiedenen Kocher parallel für verschiedene Einsatzzwecke gebaut. Neue Nummern bedeuten also nicht unbedingt, dass der Vorgängertyp eingestellt wurde. Unterschiede bestehen vor allem in der Anordnung des Benzintanks, der auch mal seitlich neben dem Brenner steht.
1930: Juwel 33
Der direkte Vorgänger und fast baugleiche Benzinkocher zum Juwel 34 war ab 1930 der Barthel Juwel 33. Die böse 33 hat also nichts mit dem Baujahr zu tun, sondern ergibt sich einfach aus der Baureihe. Der Juwel 33 als primär ziviler Benzinkocher wurde dennoch schnell zum Standardkocher der Wehrmacht [6].
Wegen einer Konstruktionsschwäche hieß der Juwel 33 seitdem Barthelbombe. Denn der Juwel 33 war zwar auch damals schon einfach zu bedienen, zuverlässig und leistungsfähig, besaß aber für den kleinen Benzintank noch kein Überdruckventil. Wenn dann der Juwel 33 stundenlang unter großen Töpfen Leistung bringen musste, konnte der Benzintank zu heiß werden und explodieren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, den die Fabrik in der Dresdner Bärensteiner Straße 23/25 unbeschadet überstanden hatte, war das nun teilverstaatlichte Werk ein Selbstbedienungsladen für die Russen. Dennoch wurde der Juwel 33 unter dem Markenzeichen von Gustav Barthel bis mindestens 1949 weiterproduziert.
1949: Juwel 34
Das 1949 zugelassene Nachfolgemodell Barthel Juwel 34 (MPA 1/49) bekam im Tankdeckel ein Überdruckventil für mehr Sicherheit, einen seitlich geschlitzten Brenner für die Düsenreinigung und einen nicht mehr geschraubten, sondern gesteckten Windschutz mit dem markanten Riemen außen herum. Dazu wurde der teure Messingtank des Juwel 33 durch Stahlblech mit Hammerschlaglack ersetzt.
Den Markennamen Barthel, die Produktbezeichnung Juwel und das Markenzeichen mit den gekreuzten Schwertern und den Initialen GB hat die DDR beibehalten.
Anfangs arbeitete sogar noch der Urenkel des Gründers im VEB Lötgeräte Dresden in der Bärensteiner Straße 23/25. Mit dem Mauerbau nahmen jedoch die Repressalien gegen die Alteigentümer zu, sodass Volker Kreß 1962 in jungen Jahren den „Volkseigenen Betrieb“ verließ (oder verlassen musste), Theologie studierte und dann Pfarrer, später Landesbischof der evangelischen Kirche in Mecklenburg wurde [17].
Typisch für die verstaatlichten Betriebe in der DDR war, dass jegliche Innovation zum Erliegen kam und der Barthel Juwel 34 bis zur Wende fast unverändert als explosionssicherer Reise- und Sportkocher für Benzin gebaut wurde [5]. Der dennoch sehr beliebte Kocher wurde für einen Preis von 11,20 Ostmark unter dem Ladentisch gehandelt und war in der „Outdoor-Szene“ weit verbreitet. Gab halt nichts anderes bzw. besseres.
Trotz des Sicherheitsventils behielt der eigentlich explosionssichere Barthel Juwel 34 seinen Spitznamen als Barthelbombe. Anfangs taten nämlich die Nutzer das neue Überdruckventil als Teufelszeug ab und löteten die kleine Öffnung einfach zu, um Stichflammen bei Überdruck zu vermeiden. Und so sollen im Elbsandsteingebirge mehr Bergsteiger durch die Barthelbombe als am Fels umgekommen sein.
Leider fehlen mir Daten, wann die Produktion des Juwel 34 eingestellt wurde. Mir liegt noch eine Bedienungsanleitung von 1985 vor. Und meine beiden Barthel Juwel Kocher sind 1987 gekauft. Aber zu dem Zeitpunkt war eigentlich schon der Juwel 84 auf dem „Markt“. Hmm. Vielleicht weiß da jemand mehr als ich.
Ich vermute fast, dass der Juwel 84 vorrangig in den Export ging und der Juwel 34 parallel fürs Inland gefertigt wurde. Aber das ist reine Spekulation. Denn dass es in der DDR ein Produkt nicht gab, heißt ja nicht, dass es nicht hergestellt wurde. Ähm, und umgekehrt natürlich.
1984: Juwel 84
Das letzte Aufbäumen der DDR war der Benzin-Sportkocher Juwel 84. Diesmal deutet die Nummerierung auf das Jahr hin. Allerdings besteht der Gegenwert für die 50 übersprungenen Entwicklungsstufen in einem lächerlichen Kunststoffhandrad anstelle des praktischen Reguliererschlüssels. Dazu wurde die Bodenwanne eingespart und der Juwel 84 blau lackiert.
Allerdings gab es auch durchaus sinnvolle Verbesserungen. So wurde die Größe des Benzintanks am Juwel 84 auf 0,3 l verdoppelt. Dazu kann der Juwel 84 Benzin-Sportkocher zumindest in einer der beiden mir bekannten Versionen durch 2 integrierte Topfhaltebügel nunmehr auch ohne Windschutz betrieben werden. Die andere Version hat den normalen Windschutz mit einem gekreuzten Topfhalter.
1991: Ende des Juwel Benzinkochers
Der VEB Lötgeräte Dresden verwendete als sogenannter volkseigener Betrieb auch für den Juwel 84 den Markennamen und das Markenzeichen von Gustav Barthel. Wahrscheinlich sind diese Benzinkocher mit dem selbst in den USA bekannten, wohlklingenden Namen für ein Spottgeld exportiert worden.
Der VEB Lötgeräte Dresden hat als Nachfolger der Firma von Gustav Barthel die Wende 1989/1990 nicht überlebt. Auch die schnell noch gegründete GB Lötgeräte Dresden GmbH musste schon 1991 die Produktion des Barthel Juwel 34/84 einstellen. Die Rechte müssten heute bei GOK liegen.
Alles, was noch an die Produktionsstätte der Barthelbombe in Dresden-Blasewitz erinnert, ist ein altes Hinweisschild zur Explosionsgefahr in einer Nebenwerkstatt des riesigen Gebäudekomplexes. Aber das passt doch.
Funktionstest der Barthelbombe
Für den ersten Test des Barthel Juwel 34 nach 25 Jahren Betriebsruhe mache ich überhaupt nichts. Keine Vorbereitung, kein Literaturstudium, kein Nichts. Mal sehen. Ähm, wie ging das Zünden der Barthelbombe noch mal?
1. Betanken des Juwel 34 mit Benzin
Der 150 ml kleine Tank des Barthel Juwel 34 will mindestens aller zwei Tagen befüllt werden. Prinzipiell ist das unproblematisch und bei Wochenendtouren sogar von Vorteil. Aber das ständige Öffnen des Tankverschlusses mit integriertem Sicherheitsventil geht halt auch ganz schön auf die sowieso schon minderwertige Gummidichtung.
2. Undichter Tankdeckel Juwel 34
Die größten Vorteile des Barthel Juwel 34 sind ja Größe und Gewicht für diese Leistung. Aber genau diese Konstruktion mit dem Brenner direkt auf dem Benzintank ist auch das größte Problem der Barthelbombe. Sehe im Videoausschnitt vom Anzünden schon, wie am Tankverschluss rechts eine Flamme züngelt. Da ist ein Leck in der Gummidichtung. Hab ich wegen mangelnder Routine mit diesem Benzinkocher nicht gemerkt. Bin halt mittlerweile verwöhnt vom Whisperlite.
3. Die Barthelbombe läuft heiß
Das Problem ist nun, dass ein kleines Leck in Verbindung mit Hitze und größer werdendem Druck am Benzintank des Juwel 34 immer schlimmer wird. Und das hier ist nur eine kleine Undichtigkeit. Da ist das Überdruckventil noch geschlossen.
4. Der Juwel kurz vorm Hochgehen
Sobald aber der Benzintank äußerlich von Feuer umgeben ist, startet die unheilvolle Kettenreaktion des Juwel 34. Der Tank wird nun immer heißer und der Druck immer größer, bis schließlich das Überdruckventil öffnet und eine Benzinwolke freisetzt, die sich sofort explosionsartig entzündet.
Wie gesagt, das hier ist noch gar nichts. Das Überdruckventil ist immer noch geschlossen. Um die richtige Feuerkatastrophe zu vermeiden, muss ich aber langsam handeln. Erstmal den Juwel 34 aus der brennenden Schale nehmen. Zum Glück hat mann ja heutzutage ein Leatherman einstecken. Dabei darauf achten, dass das Überdruckventil im Tankverschluss vom Körper weg zeigt.
5. Löschen des Juwel 34
Dennoch brennt der Kocher weiter. Alles, was bei der Barthelbombe jetzt noch hilft, ist ein Eimer Wasser, eine Schaufel Sand oder ein beherzter Tritt des brennenden Kochers ins nächste Gewässer. Deswegen sollte man den Barthel Juwel 34 ausschließlich im Freien und am besten auf einer nicht brennbaren Unterlage betreiben.
Dass im GIF die Flamme immer wieder angeht und immer wieder gelöscht werden muss, ist übrigens gar nicht so praxisfern. Denn der kleine Benzintank am Juwel 34 steht immer noch unter Überdruck und bläst Benzindampf ab, der sich am heißen Kocher leicht wieder entzünden kann.
Bedienungsanleitung des Barthel Juwel 34
Okay, so wird das nichts. Muss mal die richtige Bedienungsanleitung zum Barthel Juwel 34 von 1985 zu Rate ziehen, aus der ich nachfolgend zitiere. Dazu fallen mir langsam auch wieder meine ganzen Erfahrungen, Tipps und Tricks ein. Allerdings heißt die Bedienungsanleitung beim Juwel 34 nicht Bedienungsanleitung, sondern Gebrauchsanleitung.
1. Füllen des Kochers
Brennstoff: Reines Benzin, Leichtbenzin (Katalyt), Fahrbenzin (Vorsicht, da oft verbleit). Keine ölhaltigen Gemische verwenden!
Kocher aus der Dose herausnehmen und in die Bodenkappe stellen. Sicherheitsfüllverschluß abschrauben und Behälter 3/4 voll füllen. Sicherheitsfüllverschluß wieder aufschrauben und mit beigegebenem Schlüssel fest nachziehen. (Ein Trichter zum Einfüllen des Brennstoffes liegt bei.) Der Kocher muß beim Füllen gerade gehalten werden.
Bei meinem ersten fehlgeschlagenen Test war der Tankverschluss nicht fest genug angezogen. Dazu muss man sich immer auch die Dichtung anschauen. Das ist jedenfalls in Verbindung mit dem häufig notwendigen Befüllen des kleinen Tanks die Störungsquelle Nr. 1.
2. Vorwärmen des Juwel 34 laut Bedienungsanleitung
Anwärmschale (Vertiefung im Behälter) mit Spiritus füllen, anzünden, Windschutz aufsetzen. Ist kein Spiritus vorhanden, kann die Anwärmung mit Benzin erfolgen. Dabei besteht jedoch der Nachteil, daß die gelbbrennende und rußende Benzinflamme nicht die zum Vorwärmen erforderliche Hitze entwickelt. Die Vorwärmung muß dann wiederholt werden. Gute Vorwärmung ist Voraussetzung für gutes Brennen! Sollte nicht genügend vorgewärmt sein, so spritzt flüssiges Benzin in gelber Flamme aus der Düse und eine neue Anwärmung ist erforderlich.
Aha. Ist gut, wenn man mal die Bedienungsanleitung des Juwel 34 liest. War mir noch nicht bewusst, dass Spiritus heißer brennt als Benzin. Im Versuch nehme ich ja uralten Trockenspiritus. Neumodische Brennpaste würde sicherlich auch gehen. Und mit flüssigem Spiritus läuft der Barthel Juwel 34 am schnellsten an.
3. Zünden des Brenners
Kurz vor Verlöschen der Vorwärmflamme die Reglerspindel öffnen. Sollte sich die Flamme im Brennerkopf nicht sofort entzünden, brennendes Streichholz an den Brennerkopf halten.
Ja, es ist wirklich eine Kunst, nur mit einem Streichholz auszukommen. Aber mit Spiritus als Vorwärmmittel startet der Juwel 34 im Test wirklich besser. Übrigens lässt sich das Regulierventil erst bei einem heißen Brenner leicht drehen. Im kalten Zustand klemmt das. Die Stellschraube am Juwel 34 also nur heiß bedienen.
Wenn der Barthel Juwel 34 richtig läuft, gibt es so ein typisches, pulsierendes Fauchen. Dann ist alles gut. Und je heißer der Brenner wird, umso mehr steigt die Leistung. Der Barthel kommt nicht ganz an den Whisperlite ran, aber 8:21 Minuten nach Beginn der Vorwärmprozedur pfeift in meinem Praxistest der Wasserkessel.
4. Regulierung des laufenden Kochers
Schlüssel auf den Vierkant der Reglerspindel stecken. Regulierung erfolgt durch Rechts- bzw. Linksdrehen der Reglerspindel. Flamme nicht zu klein stellen. Schlüssel während des Brennens abnehmen, da er sonst zu heiß wird.
Es ist wirklich eine Freude, wenn der Barthel blau brennt und der Brennerkopf rot glüht. Dabei lässt sich der Brenner sehr gut regulieren, sodass der Benzinverbrauch für das Köcheln einer Suppe deutlich sinkt.
5. Auslöschen der Flamme
Durch Rechtsdrehen des aufgesteckten Schlüssels.
Auch wenn es fummelig ist, unbedingt den Tipp der Bedienungsanleitung beachten und den Regulierschlüssel bei jeder Bedienung abziehen. Das Ding kann sonst unglaublich heiß werden.
6. Sicherheitshinweise bei Störungen gemäß Bedienungsanleitung
Achtung! Sicherheitsfüllverschluß nicht öffnen, wenn die Flamme noch brennt! Sicherheitsfüllverschluß nicht auseinandernehmen, solange er dicht ist. Bläst er ab und entzünden sich die austretenden Gase, dann Reglerspindel schließen, Füllverschluß nur von einem Fachmann bzw. in einer Vertragswerkstatt reparieren lassen!
Gustav Barthel hat sich bei der Konstruktion des Juwel Benzinkochers schon etwas gedacht: Der Tankverschluss liegt nämlich auf der anderen Seite der Regulierung. Die Stichflamme aus dem Überdruckventil bläst also meist weg vom Benutzer.
Und übrigens hat man bei Störungen ja immer Wasser aus dem Kochtopf zur Hand. Da muss man halt nur dran denken. Bei sorgfältiger Betankung und Bedienung ist der Juwel 34 aber sicher und gefahrlos zu betreiben. Nur wer ist bei solch einem schönen Männerspielzeug wirklich immer sorgfältig?
Ist der Juwel 34 mein bester Kocher?
Das erste Foto meines Barthel Juwel 34 ist jetzt 35 Jahre alt. Da werden Erinnerungen wach.
Doch so spektakulär wie die Stichflammenfotos der (unechten) Barthelbombe immer aussehen, die Ursache habe ich immer selbst gesetzt: Tank zu voll gemacht, Verschluss nicht richtig zugeschraubt, Dichtung gequetscht. Der Juwel 84 im nächsten Foto nimmt sich da übrigens nichts.
Und so hat der Barthel Juwel 34 im Langzeittest schon einiges mitgemacht. Sieht man ja schön an den Schmauchspuren. Dennoch ist dieser Kocher einfach aufgebaut und mit leer 532 g für einen Benzinkocher relativ leicht. Zumal bei diesem Gewicht ja schon der Windschutz, die beiden Deckel, ein Trichter und ein kleines Werkzeugkästchen mit Regulierschlüssel, zwei Reinigungsnadeln, zwei Ersatzdüsen und einer Dichtung enthalten sind.
Das Gewicht des nackten Barthel Juwel 34 beträgt dann schon nur noch 259 g. Voll mit Sprit 333 Gramm.
Der Tank ist halt wirklich klein. Aber ich überlege schon, den ganzen Rest um den eigentlichen Benzinbrenner wegzulassen und selber irgendeine leichtere Topfhalterung zu basteln. Der Windschutz ist bei einem auf Leistung laufenden Benzinkocher sowieso überbewertet. Dann würde der Barthel Juwel nämlich genau in meinen 1-l-Titantopf mit 14 cm Durchmesser passen. Ob man dann den Benzingeruch im Topf haben will, ist allerdings eine andere Frage.
Ich würde diese kleine Diva aus Dresden heutzutage niemandem empfehlen, aber der Barthel Juwel 34 ist ein sauber konstruierter, kleiner und leistungsfähiger Benzinkocher, der sich ideal verpacken lässt. Allerdings ist der integrierte Benzintank ein Nachteil für alle, die doch noch mit dem Flugzeug unterwegs sind. Wenn da jemand meckert, ist man den Kocher los.
Hauptnachteil des Juwel 34 ist aber, dass man ständig an diesem kleinen Tank herumfummeln muss und die Finger dann nach Benzin stinken. Der Tank ist mit 150 ml einfach viel zu klein. Andererseits ist das aber ein idealer Kocher fürs Wochenende. Da kriegt man viel Leistung und Kochfreude für wenig Gewicht.
Fazit, Infos und Quellen zum Barthel Juwel 34
Testfazit
Also mich hat der Barthel Juwel 34 im Test (wiedermal) überzeugt. Doch in meiner Familie besteht noch etwas Skepsis in Bezug auf das komische Ding, das ich nun neuerdings wieder öfter einsetzen will. Man darf halt nur keine Fehler bei der Bedienung machen.
Da ist sowas wie mein ultraleichter Gaskocher schon wesentlich einfacher zu bedienen. Allerdings ist so ein Kartuschenkocher im Betrieb ein Mehrfaches teurer. Zudem ist ein Gaskocher komplizierter als mein Bartel Juwel 34, denn einen Liter Benzin kriege ich in jedem Dorf. Aber wo soll ich beim Trekking Gaskartuschen für meinen ultraleichten Gaskocher herkriegen?
Alternativen und Zubehör zum Juwel-Kocher
- Der Juwel 34 ist ganz nett, aber besser ist der MSR Whisperlite Universal, der sich mit Benzin und Gas betreiben lässt: Klick
- Titantopf mit 1000 ml (96 g) sowie Titanpfanne/Deckel mit 500 ml (95 g): Klick
Quellen und Infos zum Barthel Juwel 34
- [1] Infos zur Bärensteiner Straße mit der Firma Gustav Barthel / VEB Lötgeräte Dresden (Stadtwiki Dresden): Klick
- [2] Alte Ansichten der Gustav Barthel Spezialfabriken für Löt- Heiz- und Kochapparate auf einer Rechnung von 1932 (Altesdresden.de): Klick
- [3] Infos zur Firma Gustav Barthel (Petro Wiki): Klick
- [4] Ford Model A (Wikipedia.de): Klick
- [5] Bedienungsanleitung zum Juwel 34 von 1985
- [6] Daten des Juwel 33 (Petro Wiki): Klick
- [7] Infos zum Juwel 34 (Petro Wiki): Klick
- [8] Datierung der ersten Barthel-Kocher (Juwel 6) in den USA ab 1900 (classiccampstoves.com): Klick
- [9] Schweizer Patent für den Benzinkocher von Gustav Barthel von 1896 (classiccampstoves.com): Klick
- [10] US-Patent US506201A vom 10.10.1893 für den Benzinbrenner von Gustav Barthel aus Dresden: Klick
- [11] Liste Dresdner Villen mit der Villa Barthel, Wägnerstr. 8, Dresden-Blasewitz (Wikipedia): Klick
- [12] Übersicht aller Barthel Juwel Benzinkocher (classiccampstoves.com): Klick
- [13] Eidgenössisches Patent Nr. 2315 für den Blaubrenner für Kohlenwasserstoffe vom 06.06.1890: Klick
- [14] Österreichische Patentschrift Nr. 21082 zur Anmeldung vom 12.03.1903 für Vergasungsbrenner für flüssige Brennstoffe: Klick
- [15] Patentschrift der DDR Nr. 801 für einen mit unter Druck gesetztem flüssigen Brennstoff betriebenen Gaskocher vom 21.03.1952: Klick
- [16] Reichspatent Nr. 551751 ab 24.07.1930: Brenner für flüssige Brennstoffe
- [17] Lebenslauf von Volker Kreß, dem Urenkel von Gustav Barthel (Wikipedia): Klick
- [18] Infos zum Juwel 84 (Petro Wiki): Klick
Zum Stichwort Zubehör:
Mein Coleman Fyrepower und auch die ganzen andere Treckingkocher (wie auch Dein MSR Whisperlite) haben nur drei Auflagepunkte (auf dem Boden und am Topf). Klar, ein Dreibein steht immer. Aber es ist und bleibt eine wackelige Sache. Deshalb wäre ein Stövchen nicht schlecht. Leider habe ich noch keines gefunden was 10cm hoch ist, sodass ein MSR Whisperlite (oder Baugleich) drunter passt.
Da könnte der Zubehörmarkt vielleicht noch was erfinden…
Beispiel: https://www.amazon.de/Groenberg-Tjener-Klapbbares-Outdoor-Kochgestell/dp/B09B7HQZ88?&linkCode=ll1&tag=sdja-21&linkId=24ac82e88bf3a63fc79c8189241c643a&language=de_DE&ref_=as_li_ss_tl
Gruß
Martin
Die Idee ist natürlich gut, aber mit 1,2 kg deutlich zu schwer. Wenn ich am Juwel 34 den oberen und unteren Deckel weglasse, wiegt der originale Windschutz mit integriertem Topfhalter nur 146 g. Da müsste ich drunterkommen, sonst macht das keinen Sinn.
Mir geht es aber auch darum, dass ich den Juwel ohne Windschutz perfekt in meinem 1 l Titantopf mit 14 cm Durchmesser verstauen könnte. Hab extra noch mal ein passendes Foto vom nackschen Barthel im Topf ergänzt.
Mit den lauten und explosiven „Juwis“ haben wir abgeschlossen, seit es ungefährlichere Kocher zu erwerben gibt 😉
Ich habe gerade den BioLite gewogen: Genau 1 kg, ohne Brennstoff. Wenn man den noch dahingehend verbessern könnte, dass der Lüfter leichter wird, wär das doch optimal. Und ganz ohne fossile Brennstoffe. Zum Teekochen muss man halt in den Kiefernwald oder an einen Holzplatz …
Aha, eine in die Barthelsche Kochprozedur Eingeweihte. Ja, die Lautstärke kann früh auf dem Campingplatz schon nerven. Aber wenn man einsam steht und nebenbei das Zelt abbaut, hat es auch Vorteile, wenn man hört, dass der Kocher noch läuft. Gerade weil der Tank ja schnell leer ist.
Allerdings sollte man in Sichtweite bleiben, falls die Barthelbombe hochgeht.
Und so ist der Barthel Juwel wie eine Dampfmaschine. Faszinierend zu sehen und aufwendig zu betreiben. Aber eben aus der Zeit gefallen. Da gibt es heute wesentlich bequemere und leichtere Gaskocher oder Benzinkocher.
Trotzdem ziehe ich den Juwel dem Biolite vor. Ich versuche mal im nächsten Testbericht zu erklären, warum.
wenn det Holz man nich fossil is …
Holz klingt zwar CO2-mäßig besser, aber wenn es im Wald liegen bleibt, wird halt kein CO2 freigesetzt. Also zumindest nicht jetzt.
see here:
https://weltwoche.ch/daily/lebensraum-nicht-unordnung-wussten-sie-dass-es-nachhaltiger-ist-wenn-man-totes-holz-im-wald-liegen-laesst-statt-wegraeumt/
Wie gesagt, Holz und Benzin nehmen sich beim Verbrennen nicht so viel.
Nachfrage zu dem Juwel 34.
Du gibst eine Brenndauer von 1:30 min an.
Das kann nicht stimmen.
Auf der Bedienungsanleitung wird die Brenndauer mit 45 min. angegeben.
Bei einem eigenen Test mit Primus-Power-Fuel Test lag der Verbrauch bei 30g/10 min.
also auch rund 40 Minuten
Kannst du bitte erklären, wie du auf deine lange Brenndauer kommst?
Da habe ich mich sicherlich missverständlich ausgedrückt. 1:31 min brauchte der Juwel 34 im Test, bis der Brenner richtig läuft. Also mit Aufbau und Vorheizen und allem drum und dran.