Ungarn: Donaufähre zur Insel Szentendre
Die Nacht oben in den Bergen von Szentendre war kühl, feucht und ruhig – also ideal. Auch 08:00 Uhr hängen noch die Wolken in den Bäumen. So wird es nichts mit der im gestrigen Gewitterguss heimlich erhofften Aussicht auf Budapest.
Erstmal Brötchen aufbacken. Frühstück wie gewohnt. Und dann versuche ich, zur Wanderung hoch auf die Burgruine zu motivieren. Die war ja der eigentliche Ankerpunkt für die gestrige Stellplatzsuche. Ich schaue extra in der Navigation nach: Es sind nur 222 m und 36 Höhenmeter, aber keiner hat Lust. Na gut, dann gehe ich eben alleine. Plötzlich kommen alle mit.
Also stapfen wir durch das nasse Gras nach oben auf den Berg hinter dem Bus. Alle mit hervorragenden, quasi neuwertigen Bergschuhen mit extra profilierter Sohle. Klar, für die 36 Höhenmeter braucht man spezielle Outdoor-Ausrüstung. Ich schleppe den Rucksack mit Getränken, Verpflegung und Sanikasten.
Ist aber gar nicht so einfach, mit Flipflops den steilen, schlammigen Weg zu bewältigen. Und es sind ja auch 36 Höhenmeter. Nach großen Anstrengungen stehen wir oben an einer Felswand und sehen eine kleine Höhle.
Ich bin zwar immer noch auf der Suche nach meiner Burgruine, aber wir können ja trotzdem reingehen. Nur bin ich ausrüstungstechnisch nicht für einen Höhlenbesuch eingerichtet und daher völlig unterbelichtet. Aber halt, mein Handy hat ja ein Licht. Also rein da. Irgendwann mittendrin gibt es in den Fels gehauene Stufen.
Die Jungs sind jetzt ganz begeistert, und wir kriechen noch weiter rein bis ans Ende der Höhle. Es ist unklar, was die Höhle mal war. Vielleicht ein Versteck in den Türkenkriegen. Oder ein geheimer Zugang zur Burg? Wo ist die überhaupt? Merke erst jetzt bei meiner Recherche, dass das Zeichen auf der Karte ja gar keine Burgruine zeigt, sondern eine Höhle. Ist eindeutig. Aber so müssen wir das Felsriff auch nicht weiter hochklettern. Es gibt nur die Höhle.
Ist jedenfalls ein hübscher Ort, auch wenn die Wanderung natürlich nicht besonders lang ist. Die Jungs sind auf alle Fälle noch nicht ausgelastet und treiben Schabernack. Warten an einem Baum, um dann die Tropfen von den Blättern zu schütteln, wenn ich durchgehe. Bin aber wie Kakashi, erkenne das sofort und lasse es trotzdem geschehen. Und wenn man vorbereitet ist, kann man auch cool bleiben. Die Jungs freuen sich und rennen vor, um wieder was auszuhecken. Ah ja, die Spritzdüsen der Außendusche zeigen so komisch nach oben.
Aber die Außendusche mit den 3 unteren Spritzdüsen macht sich nicht nur ganz gut, um den Vater zu ärgern, sondern auch, um die Flipflops vom Schlamm zu befreien.
Eigentlich wollte ich jetzt als Retourkutsche auf der schlammigen und nassen Wiese die Räder durchdrehen und die Jungs den Bus schieben lassen. Aber mit den neuen Reifen will und will der Bus einfach nicht hängen bleiben. Die Falken Wildpeak A/T zucken nicht mal.
Nun im zweiten Gang durch tief hängendes, regennasses Gebüsch wieder runter nach Szentendre.
Der 711er ist eigentlich schon ein bisschen groß für solche Nebenstraßen, aber da geht noch mehr.
Direkt zur Donaufähre Szentendre. Geld haben wir ja jetzt. Muss 3500 Forint (9 €) bezahlen. Dass passt zwar prinzipiell, aber ich frage mich schon, wie die das berechnen. [ Jetzt im Nachhinein sehe ich an der Preisliste für die Donaufähre Szentendre, dass der Kassierer offenbar zwei Erwachsene, ein Kind und einen LKW bis 5 Tonnen berechnet hat. 50 Cent zuviel, da muss ich mich gleich bei der Fährgesellschaft beschweren.]
Frage mich aber vielmehr, wie es diese kleine Fähre schafft, LKWs über die Donau zu schippern.
Die Donaufähre Szentendre kommt gerade von der anderen Seite und liegt ja jetzt mit den paar PKWs schon schief im Wasser.
Trotzdem ist die Donaufähre Szentendre recht agil.
Als ich dann aber auf die Fähre fahre, neigt sich der kleine Ponton schon bedenklich zur Seite. Denn ich soll den Bus nicht auf die Mitte, sondern an die Seite stellen.
Aber die kleine Donaufähre Szentendre schiebt den voll beladenen Ponton problemlos rüber auf die andere Seite der Donau.
Muss mich auf der Donauinsel Szentendre erstmal orientieren. Ach egal, wir fahren einfach einmal ganz nach Südwesten. Erst über Hopperpflaster durch den Ort.
Dann auf einem schmalen Asphaltband durch den Donauwald.
An der Südwestecke der Donauinsel Szentendre gibt es aber nur eine kleine Personenfähre und sonst nicht viel zu sehen.
Also wenden in sieben Zügen und quer durch den Wald auf die Südostseite der Donauinsel Szentendre. Da ist auch eine Autofähre, aber die ist für uns uninteressant.
Auf dem Ostdeich führt ein Straßenradweg nach Norden.
Auch in den kleinen Orten auf der Donauinsel ist nicht viel los.
Fahre aus Versehen über die Brücke wieder aufs westliche Festland. Also ja, man muss auf die Donauinsel nicht mit der Fähre fahren. Da gibt es auch eine Brücke. Aber ich fahre Fähre. Bin Fährenliebhaber.
Das war zu früh. Also durch den Kreisverkehr und wieder zurück auf die Insel Szentendre. Der Norden ist idyllischer und weiträumiger, aber auch hier sind alle Zugänge zur Donau gesperrt.
Die Wiesen werden vorrangig als Weide genutzt.
Ist jetzt schon fast herbstlich.
Ganz am Ende an der Nordspitze wird Eintrittsgebühr erhoben. Tippe die 15-stellige ungarische Internetadresse (kisoroszionline.hu) mal ein. Ah, das ist ein „Panoramacampingplatz“ an der Nordspitze der Donauinsel mit Bauernhof für 2000 Forint pro Person und Tag. Das klingt immer so viel, sind aber nur 5 €. Wusste doch, dass auf der Donauinsel ein riesiger Zeltplatz ist.
Okay, aber nicht mehr in diesem Urlaub, denn die Jungs wollen langsam nach Hause.
Ich aber will die Abfahrt noch ein bisschen verzögern und fahre zu Forschungszwecken zur Fähre Szentgyörgypuszta – Kisoroszi.
Diese Fähre ist nur für Personen und nicht für Fahrzeuge. Schade.
Dafür gibt es neben der Fähre einen schönen Strand. Lasst uns hier nochmal baden gehen.
Wir sind ganz begeistert von der tollen, starken Strömung der Donau und dem flachen Kiesstrand. Laufen so weit wie möglich rein und halten gegen die Strömung.
Aber schon wenn das Wasser nur bis zur Hüfte steht, ist es vorbei. Wir lassen uns ins Wasser fallen und nach unten treiben. Macht Spaß in der Donau. Soll ich noch Essen kochen? Nein, jetzt wollen die Jungs wirklich losfahren.
Okay, Schluss mit den Verzögerungen und rüber aufs Festland. Die Donauinsel Szentendre und den Zeltplatz im Donauknie muss ich mir aber merken.
Die Strecke führt recht hübsch durchs innere Donauknie. Das hier ist schon immer eine Radautobahn. Allerdings müssen wir ungefähr 100 Elektrofahrradfahrer überholen, die alle zu einer Gruppe gehören. Naja, immer noch besser als wir, die faul mit dem Bus herumfahren. Viel zu schnell kommt die Brücke in die Slowakei. Halt, wir haben doch eine Menge Forint. Die will ich in Esztergom noch ausgeben, bevor wir in die Slowakei verschwinden.