Spanien: Bedenkliche Piste ins Nichts

Langsam wird der Morgen an den corona-bedingt völlig ausgestorbenen spanischen Stränden zum Ritual. Erst geht um 8 Uhr die Sonne über dem Mittelmeer auf.

Eine Stunde später sind die Brötchen fertig. Hmm, frische Brötchen zum Frühstück, dazu Zitronen-Ingwer-Tee aus der großen Tasse. Das ist wirklich Luxus.

Anders als sonst gibt es allerdings heute nur eine Skatrunde. Dann überrede ich die Jungs mit Müh und Not, mit mir eine Wanderung ins Hinterland zu unternehmen. Also nicht über den Strand rechts oder links, sondern gerade rein und über die Felder, was sich bei der speziellen spanischen Vegetation als gar nicht so einfach herausstellt.

Dazu sind die eingezeichneten Wege versperrt und wir müssen erst durch ein Feld, dann an einer Rambla entlang und über ein Feld laufen, bevor wir wieder einen regulären Weg erreichen. Sehen aber so das unbekannte Spanien.

Doch ich finde, wonach ich gesucht habe: Ein einsames Zitronenbäumchen mit ein paar hoffentlich unbehandelten Zitronen für meinen Morgentee.

Dann haken wir Punkt 2 des Wanderauftrags ab: Einen Orangenbaum mit Früchten und Blüten gleichzeitig. Das gehört zu den Bildungszielen in diesem Urlaub, denn dieser Duft ist unbeschreiblich, den muss man riechen.

Da die Wanderziele jetzt erreicht sind, können wir zurücklaufen. Erst durch eine Plantage und dann über kleine Straßen bis zurück nach Capicorp.

Am Bus ist es eigentlich schon Zeit für das Mittagessen. Also nutzen wir nochmal den Lieferdienst des Restaurants nebenan und  bestellen Escalope de Pollo. Schon nach 15 Minuten sind die beiden Hühnchenschnitzel fertig und werden wie schon gestern coronagerecht an den Bus serviert. Für mich ist noch Paella da.

Nach dem Mittag heize ich den Motor vor und es geht wieder durch die Felder. Wir sind ja wegen der Coronabeschränkungen immer auf Schleichwegen unterwegs und meiden die Städte. Nutzen auch extra die unbeliebte Schnellstraße weiter drin im Land und nicht die Autobahn an der Küste. Dort machen sich die Jungs wieder mal über die Motorleistung des Mercedes 711 lustig und freuen sich an dem Schild, das extra für uns gemacht sei. Aber wem das Wohnmobil zu langsam ist, der kann gern laufen. Und zwar mit Gepäck.

So kommen wir unbehelligt bis nach Ribasalbes. Mein Jüngster will am hiesigen Stausee gemäß seiner Navigation mit Karte und Wild-Swimming-Reiseführer Spanien erst vorbeifahren. Ich kann ihn aber überreden, planungswidrig den Stausee zu erkunden. Denn der ist wirklich hübsch.

Nur leider finden wir auf den kleinen Sträßchen auf der Südseite keinen Stellplatz. Fahren also noch einen Kreis und mein Navigator lotst mich an den Einstieg einer steilen Piste, die wir schon von der anderen Stauseeseite gesehen haben. Allerdings denkt er, dass die Piste viel zu steil und zu schmal für den Bus ist.

Mal gucken. Steil ist die Piste wirklich. Aber die Breite müsste passen. Sicherheitshalber laufen wir die ganze Piste ab und schauen uns alles an. Natürlich, es geht steil runter. Und es liegen auch viele lose Steine auf dem Fahrweg. Aber ganz unten ist ein guter Stell- und Badeplatz. Und runter komme ich eine Piste sowieso immer. Die Frage ist, ob ich mit dem allradlosen, extralang übersetzten Mercedes Vario die Piste auch wieder hochkomme. Könnte sein, könnte aber auch nicht sein. Egal, der Stellplatz ist zu gut. Los jetzt.

Die Jungs bleiben gleich unten und ich hole den Bus. Puh, die Bedenken meines Jüngsten waren wirklich berechtigt, auch wenn sich der Bus schon durchs Gebüsch drückt. Und wie gesagt, runter geht immer. Unten steht der Bus zwar etwas in der Verschränkung. Aber ansonsten nicht schlecht. Ich bin zufrieden, die Jungs sind zufrieden, alles ist (erstmal) gut. Und notfalls haben wir ja noch ein paar Hilfsmittel für die Selbstbergung an Bord.

Von unserem versteckten Stellplatz führt ein kleiner Pfad an einem Olivenhain vorbei zum Stausee. Als ich komme, sind die Jungs natürlich schon lange im 14 Grad kalten Wasser.

17:00 ist Badeschluss. Die Jungs haben Hunger und wir machen Nudeln. Dann spielen wir noch ein bisschen Skat vor dem Bus. Nach 2 Stunden räumen wir die Außensitzgruppe rein und gehen mit Sonnenuntergang noch mal ins Wasser. Ich bin ja schnell wieder draußen, aber die Jungs machen ein Wettschwimmen über unsere Bucht und erreichen beide gleichzeitig wieder den Stein zu meinen Füßen. Wirklich erstaunlich, was die Beiden an Kälte aushalten.

Danach spielen wir Monopoly im Bus und zum Abschluss noch eine Runde Skat. Spät am Abend werden die Schlafverteilung geklärt und die Betten aufgebaut. Haben ja mit drei Doppelbetten und einem Sofa zu dritt reichlich Auswahl in dem großen Bus. Aber klar, am beliebtesten ist immer das Aufstelldach.

Capicorb – Torreblanca – Cabanes – Ribesalbes – Embassament del Sitjar | Spanien | 79 km | 2.307 km

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