Wohnmobil im Sand festgefahren: Hilfsmittel zur Selbstbergung
Wenn das Wohnmobil im Sand festgefahren ist, sollte man die Bergung mit allen Hilfsmitteln angehen und nicht halbherzig
Wohnmobil festgefahren im Sand
Wegen der blöden Quallen wollen wir unseren Wildcampingplatz am Schwarzen Meer heute verlassen. Überlege schon die ganze Zeit, wie ich den Bus aus dem Sandloch rauskriege. Soll ich gleich die Luft ablassen? Die Achsen hochheben und Sandbleche unterlegen? Das Rausfahren einfach mal so probieren?
Denn so schlimm ist das Wohnmobil gar nicht festgefahren. Bin halt nur mit Schwung rein. Aber schon zum Anhalten musste ich nicht bremsen. Das hat der Sand übernommen. Hat das Wohnmobil regelrecht aufgesaugt.
Noch sitzt die Achse nicht auf. Aber wenn ich jetzt einfach Gas gebe, werden sich die Räder mit Sicherheit einwühlen. Muss dazu rückwärts aus der Sandgrube raus. Weiß auch nicht warum, aber rückwärts raus ist wesentlich dümmer als vorwärts. Fahre deswegen normalerweise immer rückwärts in solche Sandlöcher rein. Dann ist die Bergung kein Problem. Aber hier ging es nicht anders wegen Schiebetür mit Markise zum Meer und so. Hatten dadurch eine schöne Zeit auf unserem Wildcampingplatz am Schwarzen Meer. Aber alles hat halt seinen Preis.
Bergung nur mit GfK-Sandblechen als Hilfsmittel
Jetzt muss das festgefahrene Wohnmobil raus. Der erste Schritt ist immer, die Schaufeln zu holen. Will zwar keine Löcher graben, aber zumindest die Fahrspur für die Räder glätten.
3 Schaufeln sind natürlich noch besser. Hole dazu gleich die GfK-Sandbleche aus dem Bus.
Jedenfalls müssen Sand und Schilfstücke hinter den Rädern weg. Das Zeug sieht zwar gut aus, aber trägt nicht.
Fange dann mit der einfachsten Bergemaßnahme an und schiebe die GfK-Sandbleche unter die Räder.
Natürlich kommen die Sandbleche auch unter die (nicht angetriebenen) Vorderräder. Die sinken sonst nur ein. Und da ich relativ scharf links lenken muss, würde ich die Räder dann quer durch den Sand ziehen.
Okay. Die Vorbereitungen für die Bergung des Wohnmobils aus dem Sand sind abgeschlossen. Jetzt den Motor mit der Standheizung vorwärmen. Auf Mittelgas einlaufen lassen. Und dann nicht zimperlich sein. Es gibt immer nur einen Versuch. Doch der Bus zieht die Sandbleche unter den Rädern durch und sackt hinten weg. Mist.
Achse des im Sand festgefahrenen Wohnmobils anheben
Wenn das Wohnmobil bisher noch nicht festgefahren war, jetzt ist es das. Mittlerweile liegt das Differential fast im Sand auf. Da sind normalerweise 22cm Platz drunter. So geht das nicht weiter. Die Achse muss raus aus dem Dreck.
Also kommt als nächste Eskalationsstufe der Wagenheber zum Einsatz. Den muss ich irgendwie unter die Achse kriegen. Erstmal Platz schaffen. Jetzt bräuchte ich ein Holz zum Unterlegen. Vergessen. Muss der schöne Holzdeckel meiner Euro-Sitzkiste herhalten. Aber der Wagenheber stanzt das 16 mm dicke Sperrholz glatt durch.
Zum Glück ist noch ein GfK-Sandblech frei, das ich als Unterlage für den Wagenheber missbrauche. Das geht sogar und die Achse kommt hoch.
Die Jungs schaufeln Sand unter das Rad.
Dann kommt wieder das GFK-Sandblech drunter.
Auf der anderen Seite dasselbe. Der Sand ist allerdings so weich, dass der Wagenheber ein bisschen die Richtung verliert und auch noch das GfK-Sandblech durchstanzt. Egal, so eine Bergung geht nie ohne Verluste ab.
Ein neuer Fahrversuch. 10 cm komme ich. Dann sind die Kunststoffbleche wieder durchgezogen und die Achse sitzt wieder im Dreck. So wird das nichts. Das linke Hinterrad hat bisschen Grund, da wächst Schilf. Aber rechts ist extrem feiner, loser Sand ohne jede Tragfähigkeit. Dazu ist der Sand so weich, dass die Sandbleche glatt unter den Rädern durchgezogen werden. Verdammt.
WoMo-Bergung aus dem Sand mit allen Hilfsmitteln
Mein Stahlsandblech als Retter in der Not
Es nützt alles nichts, ich muss eine Brücke über den Sand bauen. Aber genau dafür fahre ich seit 5 Jahren das massive, schwere Luftlandeblech am Heck spazieren. Zum Glück. Also die Fahrradschienen vom Sandblech abschrauben, dann das Sandblech vom Halter. Richtig nackig sieht der Bus jetzt aus. Die schöne Deko.
Aber wenn das Wohnmobil im Sand festgefahren ist, sind ausreichend Hilfsmittel zur Bergung das Wichtigste.
Achse aus dem Sand heben
Jetzt wieder die Achse hochdrücken. Erst rechts. Dann links. Radlast voll beladen jeweils ca. 1.500 kg. Erstaunlich, dass die dünnen GfK-Bleche die Last des Wagenhebers aushalten. Zumindest, wenn das Blech sauber unterfüttert ist.
Fahrspur befestigen
Diesmal muss ich bei der Bergung alles richtig machen und das ganze Programm auffahren. Brauche etwas zum unterbauen. Suche, Suche. Denke, denke. Was nehme ich nur? Ah, das Schwimmbrett der Jungs könnte funktionieren. Das besteht zwar nur aus leichtem Polystyrol. Aber es dürfte zumindest mehr Druck aushalten als nur loser Sand. Und zerbrochen ist das Schwimmbrett sowieso schon. Also kommt links erst ein halbes Schwimmbrett unter das Rad. Und dann obendrauf das GfK-Sandblech.
Rechts ist die kritische Seite. Dahin kommt das Stahlsandblech. Sicherheitshalber liegt aber auch hier unter dem Rad im Sand die andere Hälfte des Schwimmbretts.
Jetzt noch die Vorderräder freimachen. Denn ich muss ja auch noch rückwärts um die Kurve lenken. Und da ist es ungünstig, wenn die Räder quer durch den Sand gezogen werden. Okay, fertig.
Ablassventile als geniale Hilfsmittel
Jetzt könnte ich probieren, rauszufahren. Aber die Jungs werden schon langsam nervös und hinter dem Bus sind mindestens noch zehn Meter loser Sand. Mache jetzt keine halben Sachen mehr, sondern es gibt das volle Programm. Also ringsrum Luft ablassen. Die Ablassventile machen ihre Arbeit ganz alleine und senken den Reifendruck automatisch auf 1,4 Bar. Genial.
Hinten komme ich an die Zwillingsventile nicht richtig ran. Klar wären gebogene Ventiladapter besser. Aber diese Querverbindungen sind auch ziemlich empfindlich. Bevorzuge da eher eine robuste Lösung. Und mit verknoteten Fingern komme ich an die kurzen Ventile schon ran. Selbst am inneren Zwilling. Sogar mit dem Akku-Kompressor.
Am besten wäre aber ein flexibler, langer Ventilaufsatz. Vielleicht ein Schlauch mit gewinkeltem Endstück, den ich temporär aufs Ventil schraube. Naja, habe ich nicht. Fange erstmal mit dem äußeren Zwilling an. Ringsrum alles auf 25 PSI. Das sind etwa 1,4 bar. Die Reifen machen sich ja beim Luftablassen nicht breit, sondern eher lang, sodass das Luft ablassen für die Zwillinge auch kein Problem ist.
Selbstbergung des festgefahrenen Wohnmobils
Jetzt nochmal den Motor warmlaufen lassen. Markiere mit ein paar Wanderstöcken sicherheitshalber noch im Schilfgebüsch hinter dem Bus eine Stelle, an der der Untergrund relativ tragfähig ist und wo ich mit Schwung wenden könnte. Jetzt Vollgas. Ha, und ich bin draußen.
Die Jungs sind begeistert und freuen sich, dass ich nach 2 Stunden den Bus wieder aus dem Sandloch draußen habe. Das schwere Stahlsandblech hat mich in Verbindung mit dem geopferten Kinderschwimmbrett gerettet. Aber ich mag halt nicht permanent 4 schwere Bleche mitschleppen. Dann lieber die leichten GfK-Bleche. Aber ich werde wohl mal aufrüsten müssen.
Sandpisten mit reduziertem Reifendruck fahren
Hier steht der Bus übrigens nicht mitten im Gemüse, sondern auf einer schon lange nicht mehr benutzten Fahrspur. Durch den abgesenkten Reifendruck kann ich sogar anhalten und wieder losfahren.
Dann wird die Strandpiste besser, hat aber noch einige sandige Abschnitte. Das ist aber mit den großen Reifen und dem niedrigen Luftdruck nun überhaupt kein Problem.
Dann die „normale“ Piste. Hatte da auf der Hinfahrt nicht mal mit normalem Luftdruck Schwierigkeiten. Aber jetzt geht der Bus natürlich noch souveräner durch. Werde gleich übermütig und überlege, nicht doch noch mal über den Strand zu fahren. Nun ja, mit abgesenktem Luftdruck komme ich mit ordentlich Schwung sicherlich ein Stück weit. Aber ob der Bus die notwendige Geschwindigkeit für längere Tiefsandfahrten auch hält? Hmm. Müsste mich halt mal trauen. Oder bräuchte ein Bergefahrzeug in der Nähe. Vielleicht fahren wir das nächste Mal ja wirklich mit dem Jeep nach Rumänien. Aber heute? Ach nee, lieber nicht.
Luft aufpumpen mit dem Akku-Kompressor
Auf der Straße fährt es sich mit den Reifen mit 1,4 bar Luftdruck wie auf Eiern. Ziemlich schwammig. Aber es funktioniert. Teste den niedrigen Luftdruck auch mal über 10 km Asphaltpiste. Die Reifen werden zwar deutlich wärmer, aber nicht übermäßig heiß. Und auch die Zwillinge reiben nicht aneinander. Aber die nächste Tankstelle ist viel zu weit. Ich muss jetzt Luft aufpumpen.
Auf einem Feldweg hole ich den Akku-Kompressor raus. Durch das Walken und die Hitze hat sich die Luft im Reifen erhitzt und der Reifendruck ist auf 1,55 bar gestiegen. Kann das gut mit dem Kompressor messen.
Trotz der Hitze verrichtet der kleine Akku-Kompressor von Makita stoisch seinen Dienst und ich pumpe einen Reifen nach dem anderen auf. Das dauert, aber mit dem Gummispannband und der automatischen Abschaltung beim richtigen Luftdruck brauche ich ja nicht daneben stehen. Den Sicherheitshinweis mit der Pumpdauer von 5 Minuten ignoriere ich. Der Kompressor pumpt und pumpt und pumpt. Völlig problemlos.
Muss nichtmal den Akku nachladen. Hab aber natürlich das Autoladegerät für 12/24V dabei. Und wenn ich beim Pumpen so über die Bergeaktion nachdenke, dann wäre ich mit einem Allrad-Bus zwar sicherlich schneller draußen gewesen. Aber mit Allrad garantiert übermütig geworden und über den Strand gefahren. Und dann halt an einer weitaus dümmeren Stelle stecken geblieben.
Na ja, jedenfalls sind die Reifen nach einer knappen Stunde aufgepumpt und der Akku kommt ans Autoladegerät.
Noch ein bisschen aufräumen, und dann kann es weitergehen. Ist noch ein Stück ins Donaudelta. Mal sehen, ob uns heute noch die Mücken im Donaudelta auffressen.
Infos zu den Hilfsmitteln bei der Bergung aus dem Sandloch
- 2 schmale und 2 breite GfK-Sandbleche (muss da mal Querstege aufschrauben): Klick
- Die Stahlsandbleche hab ich schon ewig. Quelle unbekannt.
- Reifendruck-Ablassventile (Nakatanenga): Klick
- 18-V-Akku-Kompressor (Makita DMP180Z): Klick
- Makita Auto-Ladegerät DC18SE (12/24 V): Klick
- Schaufeln (5 Stück gekauft am 06.07.2015, seitdem immer draußen, immer genutzt): Klick
- Wichtig sind auch Holzbretter, Wagenheber und immer ein bisschen Optimismus zu viel.
Warum hast Du es nicht zuerst mit reduziertem Reifendruck probiert?
Muss mich bei solchen Bergungsaktionen aus dem Sand erst dran gewöhnen, dass ich ja einen Kompressor dabei habe. Noch cleverer wäre nämlich gewesen, die Luft vor dem Reinfahren in das Sandloch runter zu lassen.
Stöbere mal wieder in diesem tollen Blog. Je nach Post dachte ich heute schon „verdammt, wir haben einen Allrad LKW“. Jetzt denke wieder „ein Glück, wir haben einen Allrad LKW“.
Beste Grüße
Klar, wenn das Wohnmobil im Sand festgefahren ist, ist ein Allrad-LKW total cool. Allerdings wäre ich mit dem Mercedes 1124 nicht an dieser letztlich leichten Stelle geblieben, sondern garantiert noch weiter über den Strand gefahren. Und das sicher solange, bis es auch da nicht mehr geht. Nur eben an einer wesentlich dümmeren Stelle. Insofern bin ich zufrieden mit meinem Fensterbus und froh, dass ich den Allrad-Lkw verkauft habe.
Hey Tom
Vielen lieben Dank für deinen Beitrag! Du hast uns gerade den Arsch gerettet, nachdem wir uns in der finnischen Pampa festgefahren hatten. Dank deiner Anleitung stehen wir wieder auf festem Boden!
Wie habt ihr euch festgefahren und welche Hilfsmittel haben am besten geholfen?
Hi!
After you set precisely the value of the deflators, you can „fix“ it with a little blue loctite thread locker, instead of the eding marker 😉
Danke, die Fixierung der Ablassventile mit Schraubensicherung ist eine super Idee.
Guten Abend, sag mal was hast du hinten links und rechts neben der hecktür für Scheiben verbaut? Gruß David
Es gibt sogar einen eigenen Beitrag zum Einbau der Schiebefenster im Heck.
Super , ich danke dir wie verrückt. Ich habe einen Satz von Reimo in 25×60 gefunden der sieht ähnlich aus. Mal schauen ob das alles so passt wie ich mir das vorstelle. Gruß David
Problem ist aber, dass die Schiebefenster nicht isoliert sind. Gib mal durch, was du jetzt für Fenster genau hast. Vielleicht baue ich meine auch noch mal um. Zwangspunkt ist nur die Breite von 250 mm.
Ich habe diese hier gefunden:
https://www.reimo.com/camping-shop/fenster-dachhaube-heki-belueftung-airvent/schiebefenster-fuer-wohnwagen-und-wohnmobil/10/p-sicherheitsglas-schiebefenster/p
Vielen Dank. Da es hier aber um die Bergemittel geht, mache ich mit dem Kommentar mal unter dem richtigen Beitrag unter den Schiebefenstern weiter.