Pisciadù-Hütte: Einmal Sella auf und ab
Die Piscadiù-Hütte liegt idyllisch auf der Hochebene der Sellagruppe, hat aber im Spätherbst wie alles hier geschlossen.
Sonnenaufgang am Grödner Joch
07:00 Uhr. Mal nach dem Wetter schauen.
Na, das wird doch. Ein paar rosa Flaumwolken sind schon zu sehen.
Schon bald wechseln die Farben ins rot-violette.
Aber die Sonne bleibt hier am östlichen Grödner Joch ganz knapp hinter dem Sellastock.
Tja, drüben auf der anderen Talseite hätten wir mehr Sonne gehabt.
Bei uns lugt die Sonne nur mal ganz kurz ums Eck und verschwindet dann hinter der Sella. Mist, da hab ich mich gestern verspekuliert.
Die Jungs räumen das Zelt auf. Ich koche mit Blick auf den Langkofel schon mal Tee.
Und schmiere Nudossi-Schnittchen.
Der richtige Aufstieg zur Sella
Dann schnell alles zusammenwerfen, frühstücken und aufbrechen. Bloß nicht rumstehen und frieren bei der Eiseskälte.
Haben ja nur die dünnen Fleecejacken an.
Aber es geht gleich berghoch, da macht das nichts.
Nach 100 Höhenmetern sind wir warm und können auch die Fleecejacken ausziehen. Trotz Eis am Wegrand.
T-Shirt und Pullover reichen. Jetzt bloß nicht ins Schwitzen kommen. Es geht weiter hoch. Da kann man schon mal leicht frösteln.
Am Abzweig ins Setus-Tal windet sich der Dolomiten-Hauptwanderweg 2 hoch auf die Sella-Hochebene. Diesmal will ich aber nicht über den Hauptwanderweg, sondern durch das Mittagstal zur Boè-Hütte gehen. Laufen also nicht wie vor 13 Jahren die Scharte hoch zur Piscadiù-Hütte, sondern bleiben auf dem Felsband unterhalb der Sellagruppe. Also erst noch einmal ein Stück runter.
Rast am nächsten Wegweiser. Da steht, dass der Aufstieg zur Boè-Hütte durch das Mittagstal (Weg 651) nur für Geübte mit Klettersteigsets ist. Geübt sind wir sicherlich. Aber Klettersteigsets haben wir keine mit.
Hmm. In meiner zerfledderten Kompass-Karte von der Sellagruppe (Nummer 59) von 2004 steht nichts von einem Klettersteig im Mittagstal. Auch in der neuen Kompass-Karte von Südtirol steht nichts. Während die Jungs Bonbons futtern, muss ich doch glatt mal die Online-Variante der Kompass-Karten ins Apemap laden.
Und siehe da, Apemap zeigt einen Klettersteig. Mir war zwar klar, dass es am Ende des Mittagstals steil wird. Die Frage ist aber, wie steil. Gehe lieber kein Risiko ein. Laufen also wieder zurück. Dumm, aber nicht zu ändern.
Durchs Setus-Tal zur Piscadiù-Hütte
Zurück an der Wegkreuzung. Das waren 200 Höhenmeter und 1 Stunde umsonst. Aber was soll’s. Gehen wir eben durchs Setus-Tal.
Der Anstieg ist zwar steil, aber unschwierig. Auch ein Schneefeld können wir unterhalb queren.
Neuerdings sind die schwierigen Stellen entschärft. Gibt jetzt einen breiten Wanderweg mit Holzstufen. Der Aufstieg zur Piscadiù-Hütte ist richtig hübsch geworden.
Die Eiszapfenwand hatten wir auch schon beim letzten Mal.
Nur sind diesmal die Eisflächen nicht ganz so groß und leichter zu umgehen. Kann das Seil stecken lassen.
Dann kommt das letzte, steile Stück zur Piscadiù-Hütte mit Stahlleitern und Stahlseilen. Ist als Klettersteig ausgezeichnet, aber für Geübte eigentlich problemlos.
Nur mein Vierter braucht aller 10 Höhenmeter eine Pause. Irgendwas stimmt nicht.
Komm, es ist nicht mehr weit bis hoch zur Piscadiù-Hütte. Das schaffen wir noch. Verspreche Sonne und Mittagessen.
Es ist nicht mehr weit bis zur Sella-Hochebene und der Piscadiù-Hütte. Und da oben gibt es wirklich ein paar Sonnenstrahlen.
Aber es ist eiskalt. Los, noch 5 min bis zur Piscadiù-Hütte. Dort gibt es notfalls einen Winterraum.
Mittag an der Piscadiù-Hütte
Da ist die Piscadiù-Hütte doch schon.
11:50 Uhr sind wir an der Hütte (2.583 m). Das macht 1:20 h für den Aufstieg ab dem Abzweig. Wir haben noch genug Zeit. Mittagspause.
Die Holzterrasse vor der Piscadiù-Hütte ist gemütlich. Es ist fast windstill und die Jungs fangen an, Essen zu kochen. Ich steige noch ein Stück ab, um Wasser zu suchen.
Doch hier oben ist alles gefroren. Fülle den Wassersack also mit Eiszapfen.
Dann heißes Wasser drauf. So verdoppeln wir wieder unsere Wasservorräte.
Der Stammkoch fabriziert eine Nudelsuppe mit Würstchen. Schön kräftig. Schön heiß.
Aber meinem Vierten geht es gar nicht gut. Er hat ein bisschen Fieber und schwächelt. Überlege, ob wir das hier im Winterraum aussitzen oder absteigen. Vielleicht ist es aber auch die Höhenkrankheit. Der Aufstieg zur Boè-Hütte jedenfalls kommt nicht infrage.
Abstieg von der Piscadiù-Hütte zum Grödner Joch
Er meint, noch genug Kraft für den Abstieg zu haben. Also räume ich seinen Rucksack aus und wir steigen wieder auf demselben Weg runter zum Grödner Joch. Da können wir je nach Gesundheitszustand trotzdem noch ein paar kleine Wanderungen machen und sind immer in Straßennähe. Nach 5 Minuten stehen wir also wieder am Einstieg ins Setus-Tal,
Wir lassen uns für den Abstieg 20 Minuten mehr Zeit als für den Aufstieg und sind nach 1:40 h unten am Talausgang. Um 16:00 Uhr dann am Grödner Joch (2.122 m).
Geschafft. Am Grödner Joch ist reger Hubschrauberverkehr. Scheinbar lassen sich Partytouristen von einer Almhütte ins Tal fliegen. Naja. Wir laufen lieber.
Das gibt ganz schön Höhenmeter heute, also so 1000 Meter hoch und 1000 Meter runter.
Abend am Plans de Frea
Geht langsam auf die Knie, sodass wir uns ab und zu ins Gras legen. Hier das gepuzzelte Schuhpanorama.
Aber wir können nicht liegen bleiben. Ein Stück runter müssen wir noch. Der Waldrand ist gut.
Jetzt reicht es aber. Jetzt ist Erholung angesagt. Nur noch frisches Trinkwasser holen.
Einer kocht. Einer baut das Zelt auf. Und einer studiert die Karte.
Aber gegessen wird wie immer gemeinsam.
Schon bald beginnt das Alpenglühen.
Ist zwar recht früh. Aber 2000 Höhenmeter fordern ihren Tribut und die Jungs schlafen schnell ein.
Nur ich kann natürlich um 19:00 Uhr noch nicht schlafen und liege halt so herum. Zähle zum Einschlafen die Felsabbrüche an der Sella, weil es ständig kracht. Wahrscheinlich ist jetzt da oben am Fels Frost und es sprengt die Steine ab. Komme bis 22, dann fallen auch mir die Augen zu…
Mal sehen, wie es morgen weitergeht und ob wir noch ein Stück zum Plattkofel wandern können.
Infos zur Wanderung zur Piscadiù-Hütte und zurück
- Strecke: Grödner Joch – Piscadiù-Hütte – Grödner Joch – Plans de Frea | 8,1 km | 938 m auf | 1.094 m ab
- Schwierigkeit: Keine besonderen Anforderungen außer Trittsicherheit und Angstfreiheit am steilen Stück
- Packliste der gesamten Biwak-Ausrüstung