Neiße nach Bad Muskau paddeln: Alles nicht so einfach

Unser ganz besonderer Tag beim Paddeln auf der Neiße nach Bad Muskau beginnt mit Regen, Regen, Regen. Und endet auch bei Regen. In Bad Muskau.

Regen in Klein Priebus

Mitten in der Nacht auf dem Zeltplatz Klein Priebus fängt es an zu plätschern. Mist, die Boote liegen mit der Öffnung nach oben neben dem Zelt. Soll ich jetzt aufstehen und die Boote umdrehen? Och nö, keine Lust. Macht ja nichts, wenn die nass werden. Werden sie am Tag ja auch. Mache die Augen lieber wieder zu. Mag es immer, wenn der Regen aufs Zelt prasselt. So geht das bis zum Morgen.

Okay, erstmal Karten spielen. 8:15 Uhr aber muss ich los. Spezielle Besorgungen erledigen. Es regnet immer noch auf unserem Zeltplatz am Wehr Klein Priebus. Trotzdem kommt einer mit.

Erst suchen wir bei weiter strömendem Regen den versprochenen Bäckereiwagen. Hmm. Hier ist er nicht.

Da auch nicht.

Und auch in der dritten Ecke von Klein Priebus werden wir nicht fündig.

Plan B fürs Festfrühstück

Sollen wir vielleicht nochmal durch den Ort laufen? Hmm. Irgendwann finden wir ein paar junge Leute in Klein Priebus, die wie wir bei Regen durch den kleinen Ort latschen. Hätte gar nicht gedacht, dass es sowas in der Oberlausitzer Provinz noch gibt. Eingeborene? Touristen?

Wahrscheinlich Stadtflüchtlinge. Denn die wissen Bescheid. Der Bäckerwagen hält nur kurz vor dem Haus von Frau X und wirft die Bestellung raus. Dann fährt er direkt weiter. Na gut, das können wir uns schenken. Also wieder zur Neiße.

Aber ich habe noch ein Ass im Ärmel. War gestern Abend nämlich in dem von jeder Versorgung abgeschnittenen Klein Priebus auf Betteltour unterwegs. Und tatsächlich hat mir die erstbeste Frau versprochen, zur Feier des heutigen Tages einen Kuchen zu backen.

Und natürlich hält sie Wort.  Wir sind hier schließlich in der Oberlausitz. Als wir ankommen, kriegen wir nicht nur den Kuchen, sondern ein ganzes Körbchen mit Frühstücksutensilien: Kuchen, Kaffee, Milch und Kakao. Dazu Teller, Besteck, Gläser und Tassen. Den Kaffee lasse ich gleich da. Den Rest nehmen wir mit. Ich muss die gute Frau sogar regelrecht nötigen, mein Geld anzunehmen. Dann erfolgt der Einzug der Gladiatoren.

Und es gibt wirklich große Augen ob des Kuchens. Da hat sich die gestrige Kontaktaufnahme zur eingeborenen Bevölkerung wirklich gelohnt. Ich freue mich. So richtig. Der Tag ist gerettet. Und so sitzen wir bei Regen im Zelt und lassen es uns gut gehen. Dreimal hoch.

Nur leider ist Klein Priebus in jeder Hinsicht von der modernen Zivilisation abgeschnitten. Das Internet geht in Klein Priebus nämlich auch nicht. Es gibt also weder Familienkontakt noch Wetterbericht. Aber wir hören ja das Wetter. Es prasselt aufs Zelt. Irgendwann wird es weniger. Dann wieder mehr. Dann wieder weniger. Ruhe.

Los, schnell jetzt. Bevor es wieder losgeht. Wir räumen alles zusammen, bauen das Zelt ab und beladen die Boote. Zwischendurch kommt die gute Fee vorbei und holt sich ihr Körbchen wieder ab. Nochmals vielen Dank an die edle Frau E!

Paddeln über die Sohlschwellen von Podrosche

Und schon paddeln wir wieder auf der Neiße nach Bad Muskau. Hab zwar eine Paddelstrecke von 23 km ausgerechnet, aber dafür gibt es nur ein Wehr. Also eigentlich ganz entspannt. Obwohl es gerade wieder anfängt zu regnen.

Aber wir sind kaum losgefahren, da fliegt der erste Eisvogel direkt neben dem Boot vorbei. Wir sind begeistert. Da kann es auch den ganzen Tag regnen.

Die Neiße ist auch recht kurvig und hübsch. Also alles gut beim Paddeln nach Bad Muskau.

Auch die vielen, teppichbildenden Wasserblumen lassen sich vom Regen nicht abschrecken. [Weiß jemand, wie die heißen?]

In Podrosche kommen die ersten Sohlschwellen. Eigentlich leicht zu fahren. Wir paddeln mit dem großen Gumotex Seawave immer voraus und weisen unseren Vierten im Twist ein, damit er nicht auf die Steine aufläuft.

Umtragen an Wehr und Kraftwerk Pechern

Nach zehn Kilometern blockiert in Pechern das erste und einzige Wehr zwischen Klein Priebus und Bad Muskau die Neiße. Links ist ein Steg. Rechts aber auch.

Wir setzen über die polnische Seite um. Mein Vierter will wie immer den Bootswagen nehmen. Darf aber nicht, denn das Ding ist viel zu schwer für ihn. Dafür schleppt er sein Gumotex Twist. Ganz alleine. Dem Jüngsten gefällt der Weg, den er gern doppelt geht. Er hat die Kamera und fotografiert viel. Da gibt es auch mal ganz andere Perspektiven.

Die polnische Seite ist jedenfalls gut ausgeschildert, führt aber bestimmt 300 Meter um das ganze Kraftwerk Pechern herum.

Ganz am Ende des Weges geht es steil runter zur Neiße. Die Schleifspuren im Sand stammen von mir als Anker hinter dem schweren Bootswagen.

Wir essen erstmal was und packen dann das Gepäck in die Boote.

Unten wechselt die Besatzung des GumotexTwist. Die Jungs haben schon ganz schön Kraft verloren.

Auf der Neiße nach Bad Muskau

Dazu regnet es immer mal wieder. Die extra eingepackten Zeltplanen sind nicht schlecht. So ein provisorisches Paddelverdeck hält trocken und spendet auch ein wenig Wärme.

Die Neiße ist nach Pechern wieder tief eingeschnitten und nicht mehr reguliert. Und schon sehen wir wieder drei Eisvögel. Die sind hier auf der Neiße wirklich recht häufig.

Kurz vor Bad Muskau sieht es fast aus wie in einem Braunkohlenmoor. Überall liegen die Bäume kreuz und quer im Wasser. Dazu kommen beträchtliche Findlinge im Flussbett.

Aber wenigstens stehen die Findlinge beim heutigen Niedrigwasser schön aus dem Wasser heraus.

Langsam zeichnet sich ab, dass wir das Paddelziel Bad Muskau heute schon erreichen können. Und es gibt sogar mal Internet. Also steuert mein Vierter das Seawave ganz alleine.  Und ich recherchiere.

Was, Bad Muskau hat gar keinen Bahnhof? Da fährt nur so eine kleine Waldeisenbahn? Wir müssen x-mal umsteigen bis nach Hause? Puh. Und das gerade heute. Rufe also meinen Ältesten an. Der setzt sich natürlich sofort ins Auto und kommt zu uns. Gut, das wäre geklärt. Weiter paddeln. Es ist noch ein Stück bis Bad Muskau.

Mehr als 20 km paddeln ohne Pause machen sich bemerkbar. Jetzt braucht auch mein Jüngster eine Pause. Hänge sein Gumotex Twist an das Seawave. Zum Glück ist die Mary Ann recht schnittig und lässt sich auch mit Beiboot alleine gut über die Neiße paddeln.

In Bad Muskau sehen wir unseren Großen direkt neben der Neiße fahren. Das ist mal richtig gutes Timing. Hallo, hier sind wir!

Kommen nur wegen Niedrigwasser nicht ans linke Ufer ran. Paddeln also noch ein kleines Stück bis zur Straßenbrücke Bad Muskau und laufen dort eine halbwegs brauchbare Aussetzstelle an. Jetzt geht alles schnell. Boot aus dem Wasser ziehen, Taschen ausladen, Luft ablassen und alles über den Elektrozaun ins Auto schleppen.

Passt alles gerade so rein.

Ach, ist das ein Luxus, von der Aussetzstelle Bad Muskau direkt abgeholt und nach Hause gebracht zu werden. Gerade heute.

Infos zum Neißepaddeln nach Bad Muskau

Pegel und Gewässerbeschreibung

• Gepaddelt sind wir bei 140 cm Wasserstand und 4 m³/s Durchfluss auf der Neiße am Pegel in Görlitz: Klick
• Die Kilometrierung der Neiße läuft ab der Odermündung stromaufwärts, ist am Fluss nur sporadisch vorhanden (Angaben aus dem DKV-Kanuführer, Band 7, S. 355 ff.)

Unsere Ausrüstung zum Paddeln auf der Neiße

• Einer-Luftkajak Gumotex Twist „Titanic“ (gekauft 2017): Klick
• Zweier-Schlauchkajak Gumotex Seawave „Mary Ann“ (gekauft bei Arts-Outdoors 2020): Klick
• Beim Paddeln auf der Neiße empfehle ich unbedingt Kanu-Schwimmwesten: Klick
• Die restliche Paddel-Ausrüstung steht in unserer Packliste beim Wasserwandern.

Hier geht es zur Übersicht mit der gepaddelten Gesamtstrecke von Görlitz bis zur Neißemündung einschließlich Tipps, Erfahrungen, Kilometerliste und Gewässerbeschreibung für das Paddeln mit dem Kanu auf der Lausitzer Neiße.

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