Von der unteren Moldau zur Elbe: Paddeln zur Schleuse Hořín
Beim Paddeln von der unteren Moldau zur Elbe kann man den Moldaukanal zur Schleuse Hořín oder die alte Moldau zur Elbe paddeln.
Übernachtung an der Moldau
War mir ja gestern Abend unsicher, ob unser ungedecktes Zelten mitten im Moldaubogen eine gute Idee ist. Aber wenn man spät kommt, früh zusammenpackt und nicht gerade im Naturschutzgebiet steht, ist Wildzelten fast nirgendwo ein Problem. Man muss halt nur mit den Einschränkungen leben. Hier sind das ständig vorbeidonnernde Züge. Wobei da ab und zu sogar mal eine Taigatrommel dabei ist.
Dafür fließt die Moldau still unter einem wolkenverhangenem Himmel dahin. Aber fließt die Moldau überhaupt? Oder steht das Wasser? Ist gar nicht so leicht auszumachen. Die untere Moldau sieht vom Ufer nicht viel anders aus als ein Dorfteich.
Schließlich ist die untere Moldau bis zur Elbe durch zahlreiche Wehre komplett gestaut. Trotzdem hoffen wir auf ein bisschen Strömung und lassen die Boote für das Frühstück zu Wasser. Da sitzen wir nicht nur bequem, sondern machen sogar ein paar Meter.
Paddeln ohne Strömung von der Moldau zur Elbe
Doch die Strömung der Moldau bis zur Elbe ist so gering, dass wir kaum vorankommen. Macht nichts, Hauptsache, alle werden satt. Dann paddeln wir und paddeln und paddeln. Ansonsten schaffen wir es nie, über die untere Moldau bis zur Elbe zu paddeln.
Am Anfang fließt die Moldau durch einen Einschnitt, an dem sich einige lauschige Ecken verstecken. Rechts am Hang alte Datschen.
Links vor den Industrieruinen eher einfache Unterkünfte. Da holt sich das Volk wohl sein Volkseigentum zurück.
Am Ufer der Moldau wieder hohe Felsen, vor denen sich noch die Bahnstrecke von Prag nach Dresden durchzwängt, die fast immer am Ufer von Moldau und Elbe entlangführt.
Das Grabner Riverstar XXL gibt das Tempo vor. Ist immer schnell wie ein Pfeil unterwegs. Die drei Paddler haben sich ein System ausgedacht, bei dem immer nur zwei paddeln und sich der Dritte ausruht. Aller 2 Liedern wird gewechselt. So ein Dreierkajak ist dadurch auch über längere Strecken unheimlich schnell.
Schleuse Dolanky (Moldau-km 27,0)
An der Schleuse Dolanky steht die Ampel auf Rot. Doch schon nach 5 Minuten ist Grün und wir dürfen in die Schleusenkammer.
Weitere 10 Minuten später sind ein paar tausend Kubikmeter Wasser der Moldau aus der Schleusenkammer von 1901 abgelassen…
…und das untere Schleusentor öffnet sich. Ist immer ein Erlebnis. Allerdings wäre es besser, wenn wir die 4 m Höhenunterschied mit einer ordentlichen Strömung von der Moldau bis zur Elbe paddeln könnten.
Kulturland um Kralup / Moldau
Ab km 25 wird das Land rund um die Moldau weiter und schöner. Altes Kulturland.
In Kralupy nad Vltavou (Kralup an der Moldau, km 23,5) wollen wir eigentlich essen, aber es ist noch nicht mal 11:00 Uhr.
Kralup versteckt sich für uns Paddler auf der Moldau sowieso hinter der Uferbewaldung.
Am nächsten Moldaudurchbruch scheint schon Sandstein anzustehen. Die Felsen liegen so dicht am Fluss, dass die Bahn entlang der Moldau in Richtung Elbe hier im Tunnel verläuft.
In Nelahozeves (wo übrigens Antonín Dvořák geboren wurde) ein großes Schloss und angeblich die beste Kneipe zwischen Moldau und Elbe. Wir sehen aber nichts. Und Google Maps kennt auch nichts.
Aber Maps verspricht weiter stromabwärts rechts ein gutes Restaurant. Das ist aber geschlossen. Die nächsten Restaurants sind entweder unauffindbar oder unbelebt. Sollen wir beim Paddeln auf der unteren Moldau bis zur Elbe vielleicht verhungern?
Schleusen-ABC von Miřejovice
Dann die Schleuse Miřejovice (1904). Ist immer ausgeschildert, wo man hinpaddeln muss. Die „österreichische Flagge“ mit dem weißen Dreieck nach rechts zeigt, dass rechts die Durchfahrt verboten ist. Der weiße Zaun auf blauem Grund markiert ein Wehr. Und der schwarze Pfeil darunter die Richtung für alle Schiffe und Boote. Ganz einfach.
Wir kommen, und die Schleuse Miřejovice öffnet ihr Obertor.
Schon 10 Minuten später paddeln wir raus ins Unterwasser der Moldau. Und genau da fängt es wie verrückt an zu regnen.
Zum Glück überspannt 200 m unterhalb der Schleuse Miřejovice eine große Brücke die Moldau. Da finden wir erstmal Zuflucht vor dem Platzregen. Die 3 Großen auf der einen und wir auf der anderen Seite der Moldau.
Ausnahmsweise kommt sogar mal eine Schubeinheit von der Elbe und fährt die Moldau hoch. Das ist also die Schleuse Miřejovice vom Unterwasser aus gesehen. Links das Wehr, rechts die Schleuse.
Moldau oder Moldaukanal zur Elbe paddeln?
Können nicht die ganze Zeit unter der Brücke warten. Also weiter paddeln auf der Moldau. Wollen heute noch bis zur Elbe. Oder zumindest bis zur Mündung der Moldau in die Elbe. Dann wird der Regen auf der Moldau aber wieder unangenehm und wir retten uns unter die Straßenbrücke am Kilometer 14.
Auch dieser Guss wird schnell schwächer und wir paddeln weiter die Moldau runter in Richtung Elbe. Nur wird jetzt so schnell kein Restaurant mehr kommen. Also machen wir zusammen Mittagessen auf der Moldau.
Anderthalb Kilometer später zweigt am Wehr Vraňany links der Moldaukanal ab. Von hier fließt die Moldau ungestaut bis nach Mělník zur Elbe. Die alte Moldau ist sicherlich die schönere Paddelstrecke zur Elbe und leichter zu paddeln. Man müsste halt die Paddelboote zur Moldau umtragen, die vom Moldaukanal zur Elbe am Anfang nur durch eine Mauer getrennt ist. Übers Moldauwehr zur Elbe paddeln wäre jedenfalls keine gute Idee.
Moldaukanal zur Elbe paddeln
Wir haben aber keine Lust zum Umsetzen und bleiben auf dem Moldaukanal. Zudem soll am Anfang des Moldaukanals in Vraňany eine Kneipe sein. „Hostinec Old Kent“ klingt zwar vielversprechend, aber das ist nur eine tschechische Bierstube mit Fertigpizza. Das ist zu wenig. Und zu spät sowieso.
Also weiter. Den Moldaukanal zur Elbe paddeln. Ist aber ein Fehler. Hätten umsetzen sollen auf die Moldau. Die hat Strömung.
Doch auch der 12 km lange Kanal von der Moldau zur Elbe bzw. zur Schleuse Hořín an der Elbe ist okay. Führt schnurgerade durch Obstbäume und Holunderbüsche.
Steige unterwegs mal aus, um ein paar wilde Äpfel zu pflücken. Die sehen zwar gut aus, schmecken aber nicht. Alles noch zu grün.
Schleuse Hořín von der Moldau zur Elbe
Bald kommt der Kirchturm von Mělník in Sicht. Und dann die Schleuse Hořín. Das technische Jugendstil-Denkmal von 1905 hat eine Hubhöhe von 8,5 m. Nur ist die Schleuse von der Moldau zur Elbe außer Betrieb, wie 2 rote Lichter übereinander zeigen.
Weiß aber nicht, warum und steige aus, um die Schleuse Hořín ein bisschen zu erforschen. Kriege zumindest raus, dass die Schleuse am Wochenende generell nicht in Betrieb ist. Na toll. Da machen wir uns extra die Mühe mit dem Moldaukanal, und dann ist die Schleuse Hořín außer Betrieb.
Paddelboote von der Moldau zur Elbe umtragen
Da wir aber schon 33 km auf der quasi stehenden Moldau zur Elbe gepaddelt sind, müssen wir langsam zelten. Wollen erst am oberen Vorhafen der Schleuse Hořín zelten und morgen mit der Schleuse die 8,5 m von der Moldau zur Elbe überwinden. Tragen die Paddelboote aber dann doch ins Unterwasser um. Geht leicht mit den beiden Bootswagen. Müssen sogar nur einmal gehen.
Auf einem Erkundungsgang finde ich nochmal 500 Meter weiter an der Moldau kurz vor der Elbe eine schöne Zeltstelle. Dahin setzen wir um. Zum Glück sind amphibische Wanderungen mit guten Bootswagen kein Problem. Hatten mal eine Kanutour in Schweden, da sind wir mehr gelaufen als gepaddelt.
Die Ortlieb-Taschen könnten zwar auch im Bootswagen oder den Paddelbooten bleiben. Aber das sind ja immer auch Rucksäcke, die sich gut tragen lassen.
Die größte Ortlieb-Tasche (Duffle RS) hat zwar 140 Liter und ist am schwersten beladen, lässt sich aber mit den großen Rädern gut ziehen. Das entlastet natürlich den Bootstransport. Zumal die Luftkajaks nicht sehr steif sind.
Bei den Bootswagen sind große Räder, breiter Radstand und ergonomische Höhe wichtig, damit man auch schwere Boote bequem über lange und holprige Strecken transportieren kann.
Paddel-Zeltplatz zwischen Moldau und Elbe
Dennoch war es ziemlicher Quatsch, den Moldaukanal zu paddeln, wenn wir dann doch nicht die Schleuse Hořín zur Elbe nutzen. Aber wann weiß man schon alles vorher. Dafür haben wir jetzt einen schönen Zeltplatz.
Nach einer halben Stunde stehen die Zelte und köcheln die Nudeln. Wegen der vielen Mücken werden sogar die Moskitonetze ausgegeben. Das mit dem Nudeln kochen dauert nämlich. Denn wir haben wegen des heute ausgefallenen Restaurantbesuchs die Wassersäcke nicht nachfüllen können und daher zu wenig Wasser. So werden die Nudeln eher gedämpft als gekocht. Kein Wunder, dass welche übrig bleiben. Das passiert sonst nie.
Zeltplatz an der Mündung der Moldau in die Elbe, 33,0 km heute | 49,9 km gesamt
Morgen paddeln wir über den Zusammenfluss von Elbe und Moldau weiter die Elbe runter.
Infos zum Paddeln von der unteren Moldau zur Elbe an der Schleuse Hořín
Kilometertabelle der unteren Moldau
Moldau-km | Paddel-km | Wegpunkte an der Moldau |
33,0 | 0,0 | Moldauschleife Úholičky |
32,5 | 0,5 | Kernforschungszentrum Řež |
28,4 | 4,6 | Libčice nad Vltavou / Libschitz an der Moldau |
27,0 | 6,0 | Schleuse Dolánky (1901) |
23,5 | 9,5 | Kralupy nad Vltavou / Kralup an der Moldau |
19,8 | 13,2 | Nelahozeves |
18,1 | 14,9 | Schleuse Miřejovice (1904) |
15,5 | 17,5 | Wehr Vraňany, Abzweig Moldaukanal |
1,0 | 32,0 | Schleuse Hořín (1905) |
0,0 | 33,0 | Mělník, Zusammenfluss der Moldau mit der Elbe |
Ausrüstung beim Moldau-Paddeln
- Testbericht zum Grabner Riverstar XXL 3er-Kajak
- Tesbericht des zum 3er umgebautes California Verano Duo
- Bericht zum selbst gebauten Boots- und Gepäcktransportwagen
- Testbericht zum Superultraleichtzeit VAUDE Lizard (2-3 P, 1.699 g): Klick
- Hier geht es zur vollständigen Packliste fürs Paddeln in Familie