Tschechien: Neujahr auf dem Raubschützenfelsen
Neujahrsskitour von Klein Iser zum Raubschützenfelsen und zum Hochmoor auf der Kleinen Iserwiese. Mitten durch das geologisch und historisch reiche Isergebirge.
Neujahrsmorgen im Hotel
Neujahrsmorgen. Wie immer Probleme, rechtzeitig zum üppigen Frühstück im Hotel Pyramida zu erscheinen. Dann das Zimmerchen ausräumen. Gepäck wie für eine halbe Weltreise. Bezahlen. Schlüssel abgeben nicht vergessen. Oh Mann, Wohnmobil ist so viel einfacher. Geht aber hier nicht. Einfahrt ins Herz des Isergebirges nur für Hotelgäste.
Tauwetter im Isergebirge
Und dann auf die Skier und los. Durch den gestrigen Regen und das Tauwetter sieht alles ganz anders aus. Unter dem Schnee tritt manchmal schon die Grasnarbe zutage. Die Bäche führen deutlich mehr Wasser. Da könnte man doch mal mit dem Kajak fahren. Ob das wohl eine gute Idee ist? Und erlaubt ist? Na mal sehen. Im Frühjahr vielleicht.
Von Klein Iser geht es hinauf auf den Mitteliserkamm. Da, wo vorgestern noch alles von dichtem Schnee bedeckt war, strahlen heute die Fichten im neujahrlichen, hoffnungsvollen Grün. Sehr schön jedenfalls.
Aufstieg zur Zimmerlehne
Am letzten Anstieg zur Zimmerlehne gurgelt das Wasser unter dem Schnee. Eigentlich wäre Laufen besser. Steil, wie der Weg ist. Man bricht aber glatt durch den Schnee.
Ohne Langlaufski geht hier gar nichts mehr. Schneeschuhe würden vielleicht noch helfen. Aber das ist nicht so das Wahre. Die rutschen ja bergab nicht so schön wie unsere Langläufer.
Wie vorgestern also wieder die Zimmerlehne (Jelení stráň, 1.018 m). Vor uns war natürlich die Bergrettung schon oben und hat sich in das Gipfelbuch eingetragen. Neujahrsmorgenfamilienfoto. Hatte ich schon mal gesagt, dass ich die Jackentaschenkamera und mein kleines Stativ liebe? Meine Familie sowieso, aber das zugehörige Foto ist ja leider privat.
Heute gibt es auch eine ganz brauchbare Aussicht über die grünen Fichtenwipfel nach Süden, nach Klein Iser (Jizerka).
Wieder runter. Den Wackelstein lassen wir rechts liegen. Keine Zeit heute.
Blick vom Raubschützenfelsen nach Groß-Iser
Und schon sind wir am Raubschützenfelsen. Am östlichen Horizont der große Iserkamm. Unten im Tal die Iser (Jizera), die hier seit Jahrhunderten der Grenzfluss ist. Dazwischen die Iserwiese mit den fast unkenntlichen Ruinen von Groß-Iser. Von dem ehedem stolzen Bergbauerndorf ist allerdings nur die neue Schule übrig geblieben. Als das letzte von fast 50 Häusern. Seit den 80iger Jahren betreiben ein paar freakige polnische Neusiedler in der steinerne Schule von Groß-Iser eine außerordentlich entspannte Verpflegungsstation (Chatka Górzystów). Man könnte auch Kneipe sagen. Aber Restaurant auf gar keinen Fall. Am ehesten noch Museum. Denn überall in der Gaststube hängen alte Bilder und Berichte aus Groß-Iser. Über Silvester allerdings führt die Kombination aus hohem Besucherandrang und entspannter Küche zu extraordinären Wartezeiten. Auf Essen sollte man nicht hoffen.
Wollsackverwitterung am Raubschützenfelsen
Wir packen also lieber die Butterbrote aus. Die Jungs haben Hunger. Nebenbei Wollsackverwitterung wie aus dem Geologielehrbuch bestaunen. Die Granitblöcke reißen und Wasser dringt an den Klüften ein, sodass die Ecken schön abgerundet werden. Das alles sieht dann irgendwann aus wie gestapelte Wollsäcke. Deswegen Wollsackverwitterung.
Die Raubschützenfelsen (Pytlácké kameny, 974 m) heißen deswegen so, da dort vor 200 Jahren der Hennrich erschossen wurde. 1813er Deserteur und der letzte Wilderer im Isergebirge. Wir schnallen die Skier ab…
…und sinken sofort bis über die Knie im tiefen Schnee ein. Die Besteigung des Raubschützenfelsens ist dann weniger anspruchsvoll. Nur für die Kinder sind einige Griffe ziemlich weit auseinander. Aber wenn alle zusammenhalten, geht es.
Oben wieder ein Gipfelfoto. Wieder unveröffentlicht. Natürlich. Der Abstieg ist etwas schwieriger, zumal einige Schneewächten überhängen. Der Nachbarturm ist schon eingestürzt. Wir waren das aber nicht. Ganz ehrlich.
Hochmoor auf der Kleinen Iserwiese (Malá Jizerská louka)
Das Wetter ist mild und schön. Nur die geheimen Forstwege runter vom Raubschützenfelsen sind so tief ausgefahren, dass sich kleine Bäche bilden. Immer wieder müssen wir in den Wald ausweichen.
Endlich dann die Skiautobahn nach Klein Iser (Jizerka).
Zwar geht die Sonne schon unter, aber für einen Besuch im Hochmoor reicht die Zeit noch. Es ist schön im Isergebirge. Interessant ist auch die umgekehrte Baumgrenze. Oben die Fichten, unten die Krüppelkiefern im Hochmoor auf der Kleinen Iserwiese (Malá Jizerská louka).
Klein Iser (Jizerka) mit dem Buchberg
Die Loipe führt direkt am alten Misthaus von Gustav Ginzel vorbei. Im Bild zu sehen die Außendusche. Wahrscheinlich schon lange nicht mehr benutzt. Ach ja.
Wir sind zurück am Buchberg. So langsam wird es dunkel.
Busbergung mit den Schneeblechen
Noch mal Essen gehen und dann ab nach Hause. Natürlich wieder mal unter Einsatz der Schneebleche, mit dem ich den Vito aus dem tiefen Schneeparkplatz berge. War kein großes Problem. Einfach die Bleche unter die Räder stoßen und auffahren. Dreimal gemacht, und ich bin auf der Straße.
Muss halt nur dran denken, die Schneebleche in den richtigen Bus zu packen. Die Sandbleche aus Kunststoff jedenfalls haben sich schon mehrfach im Schnee bewährt. Nur im Sand habe ich sie noch nicht gebraucht. Heißen deswegen ja intern auch Schneebleche. Und nicht Sandbleche wie eigentlich vorgesehen.