Tschechische Elbe: Paddeln durchs Böhmische Mittelgebirge nach Ústí
5 Regenarten beim abwechslungsreichen Paddeln auf der tschechischen Elbe durch das Böhmische Mittelgebirge.
Zeltabbau in der Regenpause
In der Nacht Regen, Regen, Regen. Und auch der Morgen an der Elbe ist wolkenverhangen. Aber die Kinder haben schon vor 8:00 Uhr gute Laune. Jetzt schnell die Zelte abbauen und ab in die Boote, bevor der Regen wieder anfängt.
Nach genau einer Stunde ist das Lager abgebaut und die Boote schwimmen wieder auf der Elbe. Und tatsächlich. Beim Verzurren der letzten Gepäckstücke fängt es wieder an. Aber da sind wir schon regenfertig verpackt.
Paddeln ist ja eine Outdoor-Aktivität, bei der man gut vor der Witterung geschützt ist. Zumindest mit Regenverdeck und Spritzschürzen. Aber bei Regen fällt natürlich das gemeinsame Frühstück auf der Elbe erstmal ins Wasser.
Paddeln auf der tschechischen Elbe
Das Paddeln auf der tschechischen Elbe ist trotzdem abwechslungsreich und interessant. Immer wieder Hopfenfelder, Kirchen und Wälder am Ufer. Generell ist die Elbe ja hier kein Fluss, sondern eher ein See mit immer gleichem Wasserstand und kaum Strömung.
Gibt jedenfalls viel zu sehen. Sogar eine Schubeinheit kommt uns entgegen.
Der Kahn macht ganz schöne Wellen, die die Boote aber sowohl quer als auch im rechten Winkel leicht abreiten. Schade nur, dass das Wetter so mies ist. Sonst könnte man auch mal baden gehen.
An beiden Ufern viele Angler, Wohnwagen und Zelte. Nur keine Kneipen. Zumindest keine vom Ufer sichtbaren.
Und wir paddeln, paddeln und paddeln. Die Großen im XXL haben jetzt den perfekten Rhythmus gefunden. Ich darf gar nicht dran denken, wenn wir hätten gegen das große Grabner Riverstar XXL mit zwei 2er Kajaks ankämpfen sollen. Denn in der Ryschka paddeln immer mindestens 2, sodass das 6 m lange Boot wie ein Pfeil dahinschießt. Wir kommen schon zu Dritt mit dem leichten Verano California Trio gerade so hinterher.
Der nächste Regen. Heute ist aber auch alles dabei: Einfacher Platzregen, blasenmachender Landregen, peitschender Regen, feiner Sprühregen und waagerechter Regen. Und wir paddeln und paddeln und paddeln.
Schleuse České Kopisty
11:30 Uhr / km 795,16. Schleuse České Kopisty. 14°C Luft. 18°C Wasser.
10 Minuten. Die Schleusenzeit reicht kaum, um mal was zu essen.
12:00 Uhr haben wir schon 16 km auf der Uhr stehen und paddeln durch Litoměřice (Leitmeritz).
Jetzt beginnt das Böhmische Mittelgebirge (České středohoří). Schöne Vulkankegel rechts und links.
Teilweise sind die Vulkane aber schon ein bisschen angeknabbert, weil der Basalt für alles mögliche gebraucht wurde.
Industriearchitektur. Häfen. Chemiewerke. Eingebettet in eine idyllische Flusslandschaft.
Schleuse Lovosice
13:00 / km 787. Einfahrt in die Schleuse Lovosice (Lobositz). Hier dauert das Schleusen mal eine halbe Stunde, weil der Schleusenwärter noch auf ein Motorboot wartet, dass hinter uns die Elbe runterkommt. Macht nichts, können wir gleich was essen.
Und weiter nur Regen und trübes Wetter. Am schlimmsten wird es im Elbdurchbruch hinter Lobositz, als sich die Elbe eng zwischen den Bergen durchzwängt. Mit Gegenwind natürlich und ordentlichen Wellen, die übers Deck laufen. Also Klamottenwechsel.
Muss ganz nah am Ufer fahren, wo die wenigsten Wellen sind. Schon fast durch das Gebüsch. Der Wind drückt ganz schön.
Zwischendurch mal ein paar Strahlen Sonne. Aber echt wenig. Und dazu gibt es jetzt am Ufer viele kleine Bungalows und Gärten, vor denen Angler sitzen, die ihre Schnüre weit auf die Elbe spannen. Müssen immer ganz schön aufpassen und Bögen fahren.
Die Elbe ist wirklich wie ein Dorfteich mit Angelbooten, Seerosen und Schwänen.
Aber schon ein ordentlicher Dorfteich. Mit ordentlichen Bergen ringsrum.
Elbdurchbruch durchs Böhmische Mittelgebirge
15:50 Uhr / Kilometer 777. Weiter kein Glück mit dem Wetter. Ab Sebuzín wird es ganz dumm und dichter Nebelregen kommt auf. Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt.
Aber auch dieser Nebelregen geht vorbei und alle paddeln, paddeln und paddeln. Immer weiter. Immer elbabwärts.
Střekov – die letzte Elbschleuse vor Hamburg
Dann bei km 767,5 das letzte Stauwehr auf der Elbe. Die letzte Schleuse vor Hamburg. Warten vor der Schleuse Střekov (Schreckenstein) eine halbe Stunde, weil ich die Telefonnummer an einem Steg rechts vor der Schleuse übersehen und nicht gleich angerufen habe. Dann geht es aber schnell.
Die Schleusenkammer unter dem Schreckenstein ist riesig und wir werden bestimmt sechs Meter geschleust. Ist die größte Schleuse auf der tschechischen Elbe seit Melnik. Schon beeindruckend. Und was da für Wasser durchläuft. Nur für zwei lächerliche Paddelboote. Aber gut, irgendwie muss das Wasser ja sowieso die Elbe runter.
Im Unterwasser der Schleuse Střekov endlich Strömung. Wir rauschen dahin. Obwohl wir doch schon 40 km gepaddelt sind, paddeln wir und paddeln und paddeln. Immer weiter.
Ústí nad Labem (Aussig)
Hey, was ist denn jetzt los. Den blauen Himmel über der tschechischen Elbe gibt es ja wirklich. Vielleicht liegt das ja an den vielen Chemiefabriken in Ústi.
Dennoch ist Ústí von der Elbe aus eine schöne Stadt. Erst recht im goldenen Abendlicht.
Aber wir halten nicht an. Frage mich schon, ob wir überhaupt jemals wieder anhalten.
Hey, wir müssen langsam einen Zeltplatz suchen. Denn ab Děčín (Tetschen) wird die Übernachtung an der Elbe wegen des Naturparks Böhmische / Sächsische Schweiz schwierig bis unmöglich.
Zeltplatzsuche an der tschechischen Elbe
Hab nichtmal Zeit, mir einen Škoda 706 RT anzuschauen, der plötzlich am Ufer auftaucht. Mache nur schnell ein Handyfoto und ein gedankliches Kreuz in der Karte. Mittlerweile ist es schon fast dunkel und man sieht das Ufer kaum noch. Müssen die Zeltplatzsuche ein bisschen verschärfen. Also fährt ein Boot am linken und ein Boot am rechten Ufer entlang. Finden und finden keinen Zeltplatz. Nur verkrautete Steilufer. Wird langsam blöd.
Dann schickt der Größte den Jüngsten gegen 20:30 Uhr zum Erkunden auf eine Böschung. Tatsächlich, hier im hohen Gras können wir zelten. Abendbrot gab es schon auf der Elbe. Also Zelte aufbauen und ab ins Bett.
Dobkovice | km 748 | 60,0 km heute | 139,2 km ab Prag
Infos zum Paddeln durchs Böhmische Mittelgebirge
Kilometer-Tabelle der tschechischen Elbe
Elbe-km | Paddel-km | Attraktionen rechts und links der Elbe |
808,0 | 0,0 | Ufer nach Roudnice |
795,2 | 12,8 | Schleuse České Kopisty |
792,0 | 16,0 | Litoměřice (Leitmeritz) |
787,4 | 20,6 | Schleuse Lovosice (Lobositz) |
767,5 | 40,5 | Schleuse Střekov (Schreckenstein) |
765,0 | 43,0 | Ústí nad Labem (Aussig) |
748,0 | 60,0 | Dobkovice |
Hallo,
leider hat sich in den Bericht ein Fehler eingeschlichen: „Střekov – die letzte Elbschleuse vor Hamburg“ ist falsch, es gibt in Deutschland, kurz vor Hamburg, die Schleuße Geesthacht. Fahrt mal komplett die Elbe bis Hamburg, es lohnt sich…
Gruß Holger
Klar, ich meinte natürlich bis Hamburg. Erst in Geesthacht kommt die nächste Schleuse. Aber mit Paddeln auf der Elbe haben wir es selbst erst bis Magdeburg geschafft.