Norwegen: Vesterålen im Winter

Im Wohnmobil geht es bei wechselhaften Straßenverhältnissen auf die Vesterålen. Mit Elchen und einem Bad im Eismeer.

Karte der Lofoten und Vesterålen in Norwegen

Wir sind ja hier auf Hinnøya. Diese Insel gehört schon zu den Vesterålen in Norwegen. Naja, genau genommen gehört nur der westliche Teil von Hinnøya, dafür aber der Norden von Austvågøya zu den Vesterålen. Und ganz genau genommen bezeichnet der Vesterålen nicht die Inselgruppe, sondern den Sund zwischen Austvågøya, Hadseløya und Langøya mit Skogsøya im Westen und Hinnøya sowie Andøya im Osten.

Durch den Westsund / Vesterålen fahren übrigens die meisten Kreuzfahrtschiffe und die Hurtigruten auf dem Weg um die Lofoten und Vesterålen. Hab den Vesterålen mal in einem bisschen dunkleren Blau in die Karte der Lofoten und Vesterålen eingezeichnet, damit man das sieht. Dann wird auch klar, warum der nordöstliche Teil von Austvågøya zu den Vesterålen und der östliche Teil von Hinnøya eben nicht mehr zu den Vesterålen gehört.

Karte der Lofoten und Vesterålen vor Norwegen

Wie auch immer, die eigentliche Bedeutung von Vesterålen als Westsund hat sich mir auch erst erschlossen, als ich die Karte gemalt habe. Landläufig sind die Vesterålen die grüne Inselgruppe.

Da aber, wo der Vesterålen im Norden den offenen Atlantik erreicht, liegt ein Tiefseecanyon, über dem sich die Wale tummeln. Deswegen starten ganz im Norden von Andøya sämtliche Walsafaris von Norwegen. Und deswegen lassen wir die Inseln Langøya und Hadseløya westlich des Vesterålen links liegen, Skogsøya sowieso. Wir wollen nach Andenes an die Nordspitze von Austvågøya.

Lødingen auf Hinnøya

Nach der gestrigen Farbschwemme auf der Insel Hinnøya ist heute früh um 07:15 Uhr alles um uns rum einfach nur blau.

08:30 Uhr beleuchtet die Sonne dann wie erhofft die Berge auf der anderen Seite des Kanstadfjorden. Da stehen wir ja doch richtig.

Aber das schöne Morgenlicht hält nur knapp eine Stunde an.

Dann schieben sich wieder Wolken vor die Sonne. Der Freude über die kleinen Häuschen am Fjord tut das aber keinen Abbruch.

Gefällt mir, wie liebevoll die Terrassen an die Felsen angepasst sind.

Start zur Walsafari auf den Vesterålen

Am meisten freue ich mich aber über die Buchungsbestätigung für die Walsafari, die beim Morgenspaziergang auf meinem Handy aufploppt. Nachdem das Walsafariboot zwei Wochen untätig im Hafen von Andenes auf den Vesterålen herumgedümpelt ist, startet zur Feier unserer Ankunft genau morgen die nächste Tour zum Waltummelplatz vor Andenes.

Klar, das steht alles noch unter Vorbehalt und kann sich eventuell noch ändern und Teilnehmer mit weiter Anreise sollen sich genau überlegen, ob sie die weite Strecke fahren. Und so weiter, bla, bla, bla. Ist mir alles egal, wir fahren die 200 km hoch nach Andenes. Da lass ich es drauf ankommen. Aber zuerst schnell zum Bus flitzen und die freudige Nachricht übermitteln.

Die Begeisterung ist groß, aber noch etwas verhalten. Klappt das wirklich? Gerade morgen? Keine Ahnung, aber zumindest haben wir eine Chance auf Wale. Also auf jetzt nach Andøya ganz im Norden der Vesterålen zum Whale Watching! 10:30 Uhr Start.

Gestern abend war es noch recht mild. Aber es ist wieder kalt geworden. Der Boden hart gefroren und auf den Straßen gibt es kein Wasser mehr, sondern nur noch Eis. So frisch gefrorenes Eis ist echt ziemlich glatt.

In Lødingen Stopp am Supermarkt.

Wir brauchen mal wieder Brot, Obst und Gemüse. Nein, Bonbons brauchen wir keine. Finger weg da.

Noch mal tanken und dann wieder auf die E10. Diese Hauptverbindungsstraße bis in den letzten, südwestlichen Zipfel der Lofoten wird heute sogar freigesalzen. Sonst freue ich mich nicht so über Salz, aber wir müssen noch fast 200 km Landstraße bis an die Nordspitze der Vesterålen fahren. Da ist das schon okay.

Schon bald geht’s runter von der E10 und die Straße wird winterlicher. Dennoch ist die Strecke über die Vesterålen einfach zu schön. Zwar scheint die Sonne nicht direkt, aber die Lichtverhältnisse sind super und die Fjorde so glatt, dass sich die Berge darin spiegeln.

Durch den Golfstrom sind nur die inneren Fjorde ein bisschen gefroren. Und das auch nur in den allerletzten Ecken.

Die äußeren Fjorde zum offenen Atlantik hin sind komplett eisfrei. Der Vesterålen als der Westsund zwischen den Inseln sowieso.

Trotzdem reichen die schneebedeckten Berge bis runter zum Wasser. Da drüben liegt westlich des Vesterålen die Insel Langøya. Sehr hübsch.

Ab und zu sieht man mal Rentiere. Aber die laufen auf den Vesterålen eher wie Bergkühe herum.

Wechselnde Straßenverhältnisse auf den Vesterålen

Der Gegensatz aus kalten Bergen und warmem Golfstrom macht die Straßen der Vesterålen unberechenbar. Da, wo die Sonne mal scheint, sind die Straßen eisfrei und trocken.

Aber da, wo die Sonne nicht hinkommt, bildet sich sofort Eis auf der Straße. Offenbar kondensiert die feuchte Luft auf dem kalten Boden und gefriert. Die Straßenverhältnisse wechseln gern auch mal innerhalb von ein paar 100 m. Eben war noch Frühling, und um den Berg rum ist tiefer Winter.

Nur das Wasser im Meer ist immer gleich und nie gefroren.

Auf den Wiesen liegt mal Schnee und mal nicht. Ganz verschieden.

So ist das auf den Vesterålen. Und da es am offenen Atlantik am abwechslungsreichsten ist, fahren wir westlich um die Berge herum. Da ist die Straße zur Nordspitze der Vesterålen zwar klein, aber sehr hübsch.

Elche auf den Vesterålen

Nachdem wir schon einen (überfahrenen) Polarfuchs, einen Polarhasen und diverse Rentiere gesehen haben, zeigt sich uns heute noch der erhoffte Elch bzw. die Elchin. Die Kinder sind zwar begeistert, würde gern aber ein männliches Exemplar mit ordentlichen Schaufeln sehen. Manno, da präsentiere ich hier schon einen echten Elch. Und dann ist es auch wieder nicht richtig.

Am Auto stört sich die Elchkuh überhaupt nicht. Aber als ich zum Fotografieren rausgehe, läuft sie relativ schnell davon. Hat einen komischen Laufstil, so eine Elchin.

Im Gebüsch steht zwar noch ein Elch, aber das ist auch wieder nur eine Elchkuh ohne Geweih.

Wohnmobilstellplatz auf den Vesterålen

Eigentlich wollten wir heute noch auf irgendeinen der Berge ringsum wandern gehen, aber da wird dann doch nichts draus. Die Strecke bis an die Nordspitze der Vesterålen ist einfach zu weit. Doch zur Mittagspause können wir ja ein bisschen rumlaufen.

Langsam kommt Andenes näher. Jetzt ist nur die Frage, wo wir uns mit dem Wohnmobil hinstellen.

Das hier ist zur Abwechslung mal nicht der Atlantik, sondern ein See – der Storvatnet von Bleik. Wir sind so gut wie da.

Versuche mal unser Glück auf einer Piste zum See. Aber da ist das Eis nun ganz böse und ich wundere mich, dass ich den Bus ohne Differentialsperre, ohne Allrad, ohne Spikes und ohne Schneeketten hier überhaupt wieder vom Fleck bekomme. Kriege nun nicht direkt einen Blitzstart hin, aber die Falken Wildpeak AT3WA drehen bei ein bisschen Gefühl im Umgang mit Gas und Kupplung nicht mal durch. Habe halt von Anfang an die ganze Last ins Heck konstruiert. Und die Reifen sind mit der weichen Gummimischung echt super.

Hier oben am See ist es zwar nett, aber wir fahren doch lieber wieder runter an den schönen Sandstrand gegenüber der Papageitaucherinsel Bleiksøa.

Der Bus steht genau da, wo er schon vor sechs Jahren stand. Kinder mögen sowas. Ich auch.

Nur buddelt es sich diesmal im Sand wesentlich schlechter, weil der Strand von Andøya -0,6°C kalt und gefroren ist.

Dagegen hat das Wasser des Golfstroms mit 2,9°C schon fast Badewannentemperatur. Da können wir doch gleich mal baden gehen.

Während ich Fotos machen „muss“, springen die Kinder ins winterliche Nordmeer, als ob es das reinste Vergnügen wäre. Klar, Sandstrand, Meer und Wellen sind toll. Aber kalt ist kalt.

Zum Glück gibt’s einen Fön im Wohnmobil. Wir sind jetzt nur noch gespannt, ob die Walsafari morgen tatsächlich stattfindet. Die Bedenken-E-Mail von 18:36 Uhr ignorieren wir einfach. Das wird schon, auch wenn es jetzt am Abend auffrischt, die Wellen nur so an den Strand klatschen und es zu schneien anfängt. Mache extra die Festbeleuchtung an, damit man die Schneeflocken richtig sieht.

Fisch statt Vögel vor den Vesterålen

Im Sommer kreisen den ganzen 24-stündigen Polartag über Tausende Papageitaucher um die Insel Bleiksøa. Jetzt im Winter sind überhaupt keine Vögel da. Die Papageitaucher kommen wirklich nur zum Brüten hierher und bleiben ansonsten das ganze Jahr über auf dem Meer. Dafür ist jetzt Dorsch-Saison.

Und mit den Dorschen kommen die Lofotfischer. Zähle am Horizont mindestens 30 Lichter, die gemäß Vesselfinder.com alle von Fischkuttern stammen und so ungefähr 6-10 Seemeilen vor der Küste liegen. Das ist also der berühmte Lofotfischzug.

Möchte jetzt nicht auf dem Meer in so einem kleinen Boot sein. Da ist es im Bus wesentlich gemütlicher.

Gucke immer wieder mal raus, aber leider sind heute keine Nordlichter zu sehen.

Egal, Hauptsache das Wetter beruhigt sich, sodass morgen die beste Walsafari von Norwegen starten kann.

Lødingen – Gullesfjord – Kjerringnes – Risøyhamn – Nordmela – Bleik | Norwegen | 166 km | 3.010 km

Badetipps für die Vesterålen

• Weiterbildungsseite für die Inselgruppe der Vesterålen: Wiki
• Infrarotthermometer (Testboy TV323): Klick
• Der 350-W-DDR-Fön läuft an der Akku-Box (PowerOak AC50): Klick