Moldawien: Reiseführer und Reiseinfos im LKW
Wie unbekannt die schöne Republik Moldau ist, zeigt die Anzahl der Moldawien-Reiseführer: Nur Trescher hat da was.
Reiseführer Moldawien
Den Autoren des einzigen Moldawien-Reiseführers kommt es vor allem darauf an, die Freundlichkeit der Moldawier und deren Liebe zu ihrem Land herauszustellen. Der Reiseführer ist also etwas anders und keine bloße Aufzählung von Attraktionen. Gebildete Einführungen, fein ausdifferenzierte Beurteilungen und vielschichtige Darstellungen auch von aktuellen Entwicklungen in Moldawien zeugen von hoher Sachkenntnis. Mit dem Buch untermauert Trescher jedenfalls wieder einmal seine Osteuropa-Kompetenz.
Das Beste an diesem Moldawien-Reiseführer ist aber die unaufdringliche und selbstverständliche Wissensvermittlung durch die Autoren. Ohne dass es irgendwo steht, ohne dass es irgendwo betont wird, zeigen die beiden Autoren, dass sie über reichlich Erfahrung in der Republik Moldau verfügen. Dass sie ein Rückgrat haben, dass sie nicht nur Klischees widerkäuen und auch, dass sie sich gegen Schikanen an der Grenze nach Transnistrien wehren (Seite 195). Schließlich war das mehrheitlich rumänischsprechende Moldawien mal eine sozialistische Sowjetrepublik, von der Moskau einfach nicht lassen kann und hinter dem Dnister ein beachtliches, quasi unabhängiges Standbein unterhält.
Am Reiseführer der Republik Moldau mag ich auch die entwaffnende Ehrlichkeit der Autoren. Es sind letztlich solche Geschichten wie die vom unbestechlichen Verkehrspolizisten auf Seite 137, aus denen man viel über ein Land lernt. Und natürlich auch über die Autoren.
Allerdings habe ich mich erst irritieren lassen von Schwarzmeer- und Gebirgsfotos im Reiseführer der Republik Moldau. Hä? Moldawien liegt doch weder im Gebirge noch am Meer. Aber die Autoren wollten zeigen, was Sie sonst noch wissen und haben am Ende des Büchleins auf 50 Seiten verschiedene Reiseziele im Großraum Bessarabien zusammengestellt. Kann man sich streiten, ob das notwendig ist in einem Reiseführer von Moldawien.
Generell sehen die Autoren Moldawien wohl eher als Beifang einer Osteuropa-Tour. Verstehe nicht so richtig, was die Darstellung von polnischen Burgen, ukrainischen Schwarzmeerstränden und rumänischen Klöstern in einem Moldawien-Reiseführer verloren hat. Es verwirrt nur, wenn man Bilder vom Strand sieht (Seite 262) und Moldawien gar nicht am Meer liegt.
Und die Autoren könnten sich mal für eine einheitliche Transkription aus dem Russischen entscheiden. Es ist sicherlich Geschmackssache, ob jemand Wodka, Vodka oder ein Wässerchen mag. Aber man soll sich dann schon entscheiden und nicht alle Transkriptionsarten auf einer einzigen Seite durcheinanderschmeißen (S. 47).
Was ich dem zum Glück warnhinweisfreien Moldawien-Reiseführer aber wirklich übel nehme, ist das fehlende Wasser im versprochenen Mineralwasser-Swimmingpool am Kloster Hâncu. Und dabei hatten wir extra Badesachen dabei. Also ehrlich.
Einreise in die Republik Moldau
Die Einreise nach Moldawien ist recht entspannt. Wenn nicht gerade eine Pandemie ist, reichen Ausweis, Fahrzeugpapiere und grüne Karte. Alleine mit den Kids braucht mann theoretisch eine beglaubigte Vollmacht seiner Frau. Vergesse das aber immer, und es hat auch niemand danach gefragt. Hauptsache, ich bringe alle immer wieder gesund von unseren Expeditionen nach Hause.
Moldawien im Reise-LKW
Moldawien ist ein schönes Land mit freundlichen Leuten, aber katastrophalen Straßen. Es wird ausgehend von der Hauptstadt Chisinau allerorten gebaut, aber da ist noch viel zu tun. Verstärkte Stoßdämpfer sind jedenfalls sehr zu empfehlen.
Ansonsten fällt man mit dem Mercedes Vario in Moldawien nicht besonders auf. Dieser LKW ist das Rückgrat des öffentlichen Nah- und Landverkehrs unterhalb der Reisebusse. Ist immer lustig, wie die Moldawier am Straßenrand stehen, nach ihrem vermeintlichen Bus winken und dann ganz verdattert gucken, wenn man nicht anhält. Sorry, der Bus kommt gleich.
Ansonsten wird man bei der Einreise darauf hingewiesen, Lkw-Maut für Moldawien zu bezahlen. Es gibt feste Tarife für bestimmte Zeitfenster. Bei der Ausreise sollte man ein entsprechendes Papier über die bezahlte Maut auch wieder vorzeigen können. Das ist nun keine Garantie, aber ich hab mich um einen Tag verrechnet und wurde bei der Ausreise in die Ukraine nur freundlich ermahnt.
Auch sonst ist die Verkehrspolizei in Moldawien recht zurückhaltend. Ist kein Vergleich mehr zur sowjetischen ГАЙ mit ihren ständigen paranoiden Kontrollposten oder der wilden Zeit der 1990er Jahre, als jeder Polizist sich sein Gehalt auf der Straße verdienen musste.
Diesel tanken ist in Moldawien kein Problem, auch wenn es nicht in jedem Ort eine Tankstelle gibt
Typisch für Osteuropa ist, dass frei übernachten zwar theoretisch oft verboten ist, es aber praktisch niemanden interessiert. Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht mal, wie da die offiziellen Regeln in Moldawien sind.