ᐅ Rumänien: Schlammpisten und Schlammvulkane von Berca
Die blubbernden Schlammvulkane von Berca erschaffen mit Ton, Wasser und Gas ein uriges Areal in einer grünen Hügellandschaft.
Schlammpiste zu den Schlammvulkanen von Berca
Nach Brașov geht es ab Berca auf die Piste zu den Schlammvulkanen. Aber auch ohne Vulkane liegt überall genug Schlamm. Die Piste wird steiniger und enger. Und verzweigt sich oft. Die ersten Ölbohranlagen.
In deren Umfeld entstehen gern solche Schlammvulkane. Nur die Vulkane selbst verstecken sich. Und wie ich so am Rätseln über die richtige Piste bin, kommt ein Geländewagen. Offenbar ein Wartungstrupp für die Ölförderanlagen. Die fragen wir nach dem Weg. Der Fahrer weist nach links. Da geht ein steil-schlammiger, ausgefahrener Weg einen Hügel hoch. Okay, da lang.
Aber der Schlamm wird immer tiefer und ich hänge fest. Rutsche dann mehr, als ich fahre, rückwärts den Hügel runter. Erreiche den Status quo mit Müh und Not. Glück gehabt.
Der Schlamm klebt wie verrückt auf den Reifen. Da ist ohne Schneeketten nicht mehr viel mit Traktion.
Mein Jüngster hat es ja gewusst, dass wir anders fahren müssen. Jaja, war meine Schuld. Wollte mich einfach mal an dem Schlammhügel versuchen. Aber jetzt ist Schluss mit den Fiesematenten. Und er übernimmt wieder die Führung. Hier lang.
Problem ist, dass die Schlammvulkane von Berca zwar prinzipiell im Atlas stehen, aber nur grob markiert sind. Also irgendwo hier. Aber wo genau? Keine Ahnung. Sieht man die nicht vielleicht schon von weitem?
Doch Pistenfahren macht auch ohne Schlammvulkane Spaß. Irgendwann kommen wir wieder auf einer alten Betonstraße raus und haben jetzt auch einen Plan, wo die Schlammvulkane nun sein könnten. Genau da biegt vor uns ein Auto ein und hält an. Ein vornehmer Mann steigt aus, kann bestes Oxford-Englisch und erklärt uns genau, wo die beiden Felder mit Schlammvulkanen sind.
Er sieht aber auch, wie der Bus aussieht und von welch abseitigem Schlammweg wir kommen. Klar, dass er denkt, wir würden uns alleine nicht zurechtfinden. Fährt uns also zu den Schlammvulkanen voraus. Super Service. Danke. Wäre aber nicht nötig gewesen. Wir spielen gern im Matsch.
Die oberen Schlammvulkane
Es gibt zwei Felder mit Schlammvulkanen und dazwischen einen Campingplatz. Wir fahren erstmal zum oberen Feld. Da gibt es einen großen Parkplatz und natürlich ein Kassenhäuschen mit lustigen Hinweistafeln zum Verhalten an Schlammvulkanen.
Auf einem Feld von vielleicht 300 x 300 m blubbern einige Schlammvulkane vor sich hin. Immerhin kommt die Brühe aus 3000 m Tiefe.
Obwohl da nicht viel Action ist, sind die Schlammvulkane von Berca echt interessant und wir untersuchen alles ganz genau.
Der Schlamm fließt wie Lava aus einem Schichtenvulkan.
Diese Schlammvulkane hier sind ca. einen Meter hoch.
Es bilden sich Canyons, Täler und Bergketten. Alles im Miniformat. Sehr hübsch.
Der Schlamm scheint aber nicht fruchtbar zu sein, denn im Bereich der Schlammvulkane wächst kaum ein Halm.
Stellplatz direkt an den Schlammvulkanen von Berca
Es ist spät geworden. So campieren wir direkt auf dem Parkplatz an den Schlammvulkanen.
Die Übernachtung hier oben ist überhaupt kein Problem. Wenn nur die vielen wilden Hunde nicht wären. Die haben das Gelände zu ihrem Revier gemacht und manche bellen die ganze Nacht. Na ja, dafür ist es sonst ruhig. Zumindest stehen wir früh am Morgen ganz allein in unserer Parkplatzecke.
Nur um 7 Uhr rumpelt einer die Mülltonnen über den Parkplatz. Und kippt sie, wie sich später herausstellt, in ein Baggerloch um die Ecke. Ist schon komisch. Zumal dann beim Frühstück die offizielle Müllentsorgung kommt. Allerdings auch nur mit einem Fiat Ducato und ein paar Plastiksäcken. Aber zumindest bemüht man sich in Rumänien um die Müllproblematik. Es ist im ganzen Land sauberer geworden. Gibt kaum noch die großen Müllkippen an der Straße.
Untere Schlammvulkane (Vulcanii Noroioși Pâclele)
Gerade als wir nach dem Frühstück nochmal zu den oberen Schlammvulkanen gehen wollen, kommen die ersten Touristen. Und der Strom reißt nicht ab. Na, da fahren wir eben.
Von weitem sieht man ganz gut die kahle Stelle am Berg, an der schon seit langer Zeit der Schlamm aus der Erde austritt und eine Terrasse gebildet hat.
Durch die gestrige Führung kennen wir uns jetzt bestens aus und fahren zu dem tiefer gelegenen Feld mit Schlammvulkanen.
Im Gegensatz zum oberen Feld mit Schlammvulkan, bei dem mit Parkplatz, Gaststätte und Asphaltstraße alles auf Massenbetrieb vorbereitet ist, sitzt hier unten ein einzelner Mann verlassen in seiner Hütte. Wahrscheinlich schläft er auch gleich in dem kleinen Wohnwagen, der Teil der Hütte ist.
Nach meinem Empfinden ist das untere Feld mit Schlammvulkanen zwar größer und schöner, aber weniger aktiv.
Wobei es dieser Schlammvulkan hier vom Fuß bis zur Spitze auf beachtliche 8 m bringt.
Meist haben die Krater einen kleinen Schlammsee, der ab und zu Blubb macht. Dann ist wieder mal eine Methanblase aufgestiegen und hat den Schlamm nach oben gedrückt.
Meist sind die Schlammvulkane aber wesentlich flacher.
Das untere, größere Feld mit Schlammvulkanen ist ca. 500 x 500 m groß. Wir müssen natürlich alles ablaufen und untersuchen.
Die Aktivität der Schlammvulkane ist aber doch recht bescheiden.
Die Kinder begeistern sich mehr an den Schlammlawinen, die in kleinen Kanälen von den Vulkanen nach unten laufen, sich teilen und wieder vereinen. Das ergibt ganz hübsche Strukturen, durch die immer wieder neue, kleine Wellen laufen.
Wenn der Nachschub an Schlamm ausbleibt, trocknet der Boden aus und reißt auf.
Piste von den Schlammvulkanen zurück nach Berca
Hübsch ist auch die Umgebung der Schlammvulkane mit sattgrünen Hügeln. Dazwischen immer wieder Ölanlagen.
Fahren diesmal eine andere Piste. Ist ja viel einfacher, die Hauptstraße im Tal zu finden als einen einzelnen Punkt in einer Hügellandschaft. Im kleinen Dörfchen Pâclele ist die Piste gesäumt von massenhaft Mirabellen und Pflaumen.
Ansonsten aber ist diese Strecke völlig problemlos zu fahren.
Nur geht von guten Pisten immer eine Gefahr aus, weil die Einheimischen nicht mit Gegenverkehr in unserer Größe rechnen. Gibt also mal eine kleine Vollbremsung.
Am Ende der Piste kontrolliere ich wie gewohnt die Zwillingsreifen auf verklemmte Steine. Alles in Ordnung.
Mein Jüngster navigiert uns jetzt nach Buzău und weiter in Richtung Südosten zur Autobahn. Auf zu unserem Stellplatz am Schwarzen Meer!
Infos zu den Schlammvulkanen
- Hinterher ist mir aufgefallen, dass man mit Google Maps ganz einfach zu den oberen Schlammvulkanen navigieren kann: Maps
- Aber erstens kennt Google keine Pisten und zweitens ist die Routenplanung mit unserem Straßen- und Pistenatlas (von Freytag & Berndt) wesentlich schöner und interessanter: Klick
- Die Attraktion heißt auf Rumänisch Vulcanii Noroioși Pâclele.
- Der Campingplatz Muddy Land liegt genau zwischen den beiden Schlammvulkanen, hat aber scheinbar keine Internetseite.
- In der Karte markiere ich mal den Parkplatz an den oberen Schlammvulkanen (Vulcanii Noroioși Pâclele Mici).
- Das untere, größere Schlammvulkanfeld liegt 2 km Luftlinie südlich (Vulcanii Noroioși Pâclele Mari)