Mercedes T2: Lenkung prüfen und abschmieren

Gemäß Betriebsanleitung soll man alle 30.000 km die Lenkung prüfen. Also Ölstand Servolenkung und Lenkgetriebe sowie Spiel der Lenkung. Dazu ist das Abschmieren der Lenk- und Spurstangenköpfe sinnvoll.

Lenkung prüfen

Unterschiede zwischen mechanischer und Servolenkung

Beim Lenkung prüfen kommt es darauf an, ob eine mechanische oder hydraulische Lenkung verbaut ist. Also mal hinter das linke Vorderrad schauen. Da steht auf dem Lenkgetriebe die Bezeichnung. Falls nichts zu sehen ist, hilft putzen. Hab mit der Drahtbürste ganz schön schrubbeln müssen.

Mercedes T2: Kugelköpfe abschmieren, Spurstange und Lenkung prüfen

LS2 heißt bei Mercedes Lenkgetriebe mit Servounterstützung. Bei mir verbaut ist die neue Ausführung der Servolenkung LS2A.

Ölstand Lenkgetriebe prüfen

Bei einer Servolenkung LS2 wie im MB 711 wird der Ölstand im Ölbehälter oben rechts im Motorraum geprüft. Insgesamt beherbergt meine Servolenkung 1,6 l Flüssigkeitsgetriebeöl ATF Type A Suffix A gemäß Bevo 236.2. Dieses Öl soll laut Mercedes auch für den Ölwechsel im mechanischen Getriebe meines MB 711 D verwendet werden.

Mercedes T2: Kugelköpfe abschmieren, Spurstange und Lenkung prüfen

Zum Ölstand der Lenkung prüfen den Motor starten und im Leerlauf tuckern lassen. Ölmessstab herausziehen. Der Gummideckel ist nur aufgesteckt. Mit ein bisschen Kraft abziehen, mit einem fusselfreien Tuch sauberwischen und wieder einstecken. Rausziehen und ablesen. Passt.

Mercedes T2: Kugelköpfe abschmieren, Spurstange und Lenkung prüfen

Achtung: Die mechanische Lenkung sowie die Servolenkung LS3D benötigen Lenkgetriebeöl gemäß Bevo 236.3

Servolenkung und Gelenke auf Spiel prüfen

Jetzt das Spiel der Lenkung prüfen. Motor ist aus. Räder stehen gerade. Jetzt am besten ein Kind holen und am Lenkrad drehen lassen. Das machen alle gerne. Das Lenkrad darf sich außen maximal um 3 cm bewegen lassen, ohne dass sich die Vorderräder bewegen.

Wenn das Spiel in Ordnung ist, noch die Gelenke der Lenkschubstange und Spurstange prüfen. Kugelpfannen und Kugelköpfe dürfen sich gegeneinander nicht bewegen. Kind lenkt, ich halte die Hand auf die Gelenke. Kein Spiel feststellbar. Perfekt.

Unter der Gummimanschette der Lenkung auf dem Lenkgetriebe sitzt ein Kreuzgelenk, dass auch auf Spiel zu kontrollieren ist.

Wer den Bus neu hat, sollte auch mal prüfen, ob die Anschlagschraube der Lenkung am Achskörper anliegt. Die Anschlagschraube sitzt zwischen den beiden Schmiernippeln neben der Achsfaust. Falls die Anschlagschraube nicht Antragskörper anschlägt und dort Spiel vorhanden ist, muss der Lenkeinschlag am Lenkanschlag begrenzt werden.

Kugelköpfe abschmieren

Vorderachse aufbocken zum Abschmieren der Lenkung

Nach dem Lenkung prüfen ergeben sich keine Beanstandungen. Jetzt die 4 Kugelköpfe der Spurstange abschmieren. Zwei Gelenke sitzen auf der Spurstange. Zwei auf der Lenkstange. Logisch. Besser die Vorderachse komplett aufbocken, damit die Lenkung freigängig ist.

Gummimanschetten der Kugelköpfe an der Spurstange

Beim Hin- und Herlenken sehe ich das Dilemma. Die Gummimanschetten der Spurstange sind festgebacken. Verdrehen sich so bei jeder Lenkbewegung. Und reißen natürlich irgendwann. Dann wird die ganze Sache aufwändig.

Mercedes T2: Kugelköpfe abschmieren, Spurstange und Lenkung prüfen

Vor dem Schmieren erst mal die Kugelköpfe der Spurstange und der Lenkschubstange nebst Umgebung sauber machen. Jetzt den Gummi vorsichtig hochschieben. Auf der verschraubten Seite ist der Gummi nur über die Auflagefläche gezogen. Hab erst überlegt, mir zum Hochdrücken der Gummimanschetten einen 27er Maulschlüssel flach zu schleifen. Ist aber gerade keiner über. Zwei Schraubendreher tun es auch. Dann mit dem Nadelspritzenaufsatz Langzeitfett MB 266.2 unter den Gummi spritzen.

Mercedes T2: Kugelköpfe abschmieren, Spurstange und Lenkung prüfen

Ich habe es nicht probiert, vielleicht geht zum Lenkung abschmieren aber auch eine Spritze aus dem Arztkoffer. Am besten wäre eine stabile, flexible und dünne Schlauchleitung. Aber kommt nicht auf die Idee, mit einer Kanüle durch die Gummimanschetten zu stechen. Zwar muss da kein Druck aufgebaut werden. Aber bei Löchern im Gummi wäre ich vorsichtig.

Wichtig ist, dass die Kugelzapfen sowie die Auflageflächen geschmiert sind. So eine Gummimanschette muss sich bei Lenkbewegungen auf der Auflagefläche drehen können. Wie ein Wellendichtring halt.

Kugelköpfe an der Lenkstange abschmieren

Die Kugelköpfe der Lenkstange sehen nach den ganzen Offroad-Touren nicht besser aus.

Mercedes T2: Kugelköpfe abschmieren, Spurstange und Lenkung prüfen

Also dasselbe noch mal. Sauber machen, Gummimanschette der Lenkschubstange hochschieben. Fett unter die Gummimanschette spritzen.

Mercedes T2: Kugelköpfe abschmieren, Spurstange und Lenkung prüfen

Nach der Wartung sehen Lenkgetriebe, Kugelzapfen und Auflagefläche für den Gummi fast wie neu aus. Paarmal hin und her lenken und das Fett verteilt sich schön. Auch die Gummimanschetten rutschen so von ganz allein auf die Auflagefläche. [Die Manschetten wurden vom TÜV bei der letzten HU sehr gelobt. Gab eine Eins mit Sternchen.]

Mercedes T2: Kugelköpfe abschmieren, Spurstange und Lenkung prüfen

Und wenn die Vorderachse zum Prüfen der Lenkung schon einmal aufgebockt ist, kann man auch gleich die unteren Fettnippel der Achsschenkelbolzen abfetten.

Weitere Infos und Quellen zum Prüfen der Lenkung

  • Zum Lenkung prüfen braucht man außer Langzeitschmierfett vor allem eine geeignete Fettspritze. Meine Spezialaufsätze für die Fettpresse und vor allem die dünne Fettpressenspritze leisten gute Dienste: Klick
  • Allerdings bräuchte man nicht den ganzen Kasten. Vielleicht zwei Spezialaufsätze würden reichen, und zwar diese dünne Spritze, mit der man unter die Manschetten kommt und ein ganz schmaler Kopf für die Fettpresse, mit der die Nippel in den Gelenken besser erreichbar sind.

Mercedes T2: Kugelköpfe abschmieren, Spurstange und Lenkung prüfen

  • Ansonsten habt ihr natürlich immer die Warnhinweise für Technikthemen im Blick. Nicht umsonst steht in der Betriebsanleitung, dass Arbeiten an der Lenkung nur vom Fachpersonal auszuführen sind (Seite 118).
  • Quelle Ölsorte Servolenkung: Daimler-Benz AG: Neue Transporter 507 D – 811 D (T2), Einführungsschrift für den Kundendienst, Stuttgart 1986, Bestellnummer A6510302200, Seite 147
  • Irgendwann reicht dann aber Nachstellen und Schmieren nicht mehr und es werden neue Kugelgelenke bzw. eine neue Lenkstange fällig.
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15 Antworten

  1. Laurens sagt:

    Hallo!

    danke für die immer tolle Beiträge! Ich habe einen T2 507D 1989 ohne Servolenkung, doch mit Kugelköpfe. Und ich wollte mal nachfragen: wad für eine Fettpresse ist geeignet für alle Schmierarbeiten, welche Mundstücke etc.? Ist die gleiche Presse geeignet für sowohl Kugelköpfe als auch das abschmettern der Schmiernippeln? Ohja, da fällt mir noch was ein, ich habe bereits die Schmiernippeln an den vorderen Rädern geortet, und auch der an der Kardanwelle (da was es laut deinen Post das Fett im Karina reingeht) aber ich behaupte es gäbe noch mehr? Noch jeweils ein an den beiden Kreuzgelenke? Noch mehr? Danke für die tolle Beiträge, sie sind wirklich hilfreich!

    Schöne Grüße aus Holland,

    Laurens

    • Tom sagt:

      Eigentlich ist die Fettpresse egal. Habe das bequeme System Reiner. Bei dem werden die Kartuschen eingeschraubt. Sind wohl meistens 500 g Kartuschen und daran zu erkennen. In den 400 g Kartuschen wird das Fett rein gepresst. Das ist eine ziemliche Sauerei. Vor allem, wenn man es nicht ständig macht. Ansonsten kommt es natürlich auf das Mundstück an. Ich habe ein Safelock Mundstück, dass sicher verriegelt. Allerdings ist das zu breit und man braucht für die Gelenkwellen noch ein zweites, schlankes Mundstück. Und für die Kugelköpfe der Lenkung wieder ein drittes. Deswegen habe ich ja mein Kästchen mit den Adaptern. Da ist dann sogar eine kleine Spritze dabei, mit der man unter die Gummis kommt.

      • Laurens sagt:

        Oh danke für die Antwort! Und passt der Schlauch mit normalen 4-Backen Mundstück des Reiner Systems denn auf alle Nippeln? Bzw. kann ich wechseln Zwischen Reiner Mundstück und MATO Safelock Mundstück, aber der gleiche Schlauch drauf behalten?

        • Tom sagt:

          Ja, die Verschraubungen sind natürlich Standard und untereinander austauschbar. Die Nippel sind auch nicht das Problem. Sondern deren Zugänglichkeit. Gerade in den Kreuzgelenken der Kardanwelle kommt man mit dem Safelock Mundstück nicht rein, weil es zu dick ist. Das normale, schlanke Mundstück wiederum rutscht an den Achsschenkelbolzen meist ab. Also zusammengefasst braucht man eine Fettpresse und mindestens zwei Mundstücke. Die Adapter oben im Bild werden dann aber einfach auf das Standardmundstück aufgesteckt. Das ist ziemlich komfortabel.

  2. Claus sagt:

    Hi,

    ich bin ja noch Anfänger, ich suche die Lenkanschagsschraube… ich finde die nicht.
    Welche Art von Schraube ist das dann?
    Gruss Claus

  3. Niko sagt:

    Hi! Ich habe schon mehrfach mit Begeisterung deine Seite besucht und viel Interessantes und Hilfreiches gefunden. Vielen Dank dafür, dass du dir so viel Mühe bei deinen detaillierten Beiträgen gibst!!! Ich habe eine Frage zum Thema Lenkung: wie beseitige ich durch Nachstellen am Lenkgetriebe ein ggf vorhandenes Spiel? Ich fahre einen 89er 811d mit Servolenkung. Auch für diese Antwort schon mal vielen Dank!! Beste Grüße Niko

    • Tom sagt:

      Mein Lenkgetriebe LS2A am MB 711 habe ich noch nicht eingestellt (nur neu gedichtet). Also keine eigenen Erfahrungen, sondern nur Theorie und Werkstatthandbuch (WHB C 1199). Frag also noch mal jemand, der das gemacht hat.

      Bevor du an der Einstellschraube herumdrehst, solltest du das Spiel in anderen Bauteilen überprüfen: Also vor allem Radaufhängung über Kugelgelenke der Spur- und Lenkstangen. Im Stand und ohne Motor kann sich das Lenkrad durchaus 2-3 cm nach links oder rechts bewegen lassen, ohne dass sich die Räder drehen. Das ist normal.

      Für das Einstellen zunächst Lenkmittelstellung einnehmen und Lenkstange aushängen. Und wenn ich jetzt mal ein Lenkgetriebe LS2A unterstelle, gibt es rechts oberhalb der Lenkspindel eine Madenschraube mit Innensechskant, gesichert durch eine Kontermutter. Die musst du soweit rausdrehen, bis sich die Lenkschnecke leicht drehen lässt. Dabei die Kontermutter gängig machen. Also immer ein bisschen hin und her und WD40 dazwischen.

      Jetzt die Einstellschraube so eindrehen, dass das Reibmoment an der Lenkspindel 140 – 200 Ncm beträgt. Also 1,4 – 2 Nm.

      Aber wie schon gesagt. Nicht einfach wild an der Schraube herumdrehen, sondern nach den wirklichen Ursachen für zuviel Lenkspiel forschen.

      • Niko sagt:

        Vielen Dank für deine schnelle und wieder sehr detaillierte Antwort! Es handelt sich um ein LS3 Lenkgetriebe – habe es eben noch mal nachgeschaut. Gestern habe ich alle Kugelgelenke erneuert. Daran dürfte es also nicht liegen. Bevor ich an dem Lenkgetriebe etwas herumstelle, werde ich noch mal das Kreuzgelenk unter der Gummimanschette prüfen. Ich fahre seit 10 Jahren einen 709 aus 1992, also fast das gleiche Auto. Dort war zwar auch etwas Spiel in der Lenkung, aber mein „neuer“ reagiert doch deutlich mehr bei Spurrillen etc.. mal schauen, was noch möglich ist.

  4. Henrik sagt:

    Hallo Tom,

    kann ich den Vario dazu einfach in der Mitte unter der Achse liften oder verzieht sich die Achse dadurch?

    https://pbs.twimg.com/media/FAXkS91WYAYMAWH?format=jpg

    • Tom sagt:

      Um die Lenkung zu prüfen, würde ich auf keinen Fall die Achse in der Mitte anheben. Aber nicht, weil ich Angst um die Vorderachse hätte, sondern aus Gründen des Arbeitsschutzes. Die ganze Angelegenheit wird viel zu wackelig. Hebe also lieber immer die beiden Seiten der Vorderachse unter den Federaufnahmen getrennt an. Dazu solltest du immer Unterstellböcke benutzen. Oder massive Kanthölzer. Aber jedenfalls nicht nur den Wagenheber. Und schon gar nicht in der Mitte.

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