BMW Krauser Koffer an der GS: Schöner Quatsch
Die ikonischen Krauser Koffer prägen seit den 70igern große Reisemotorräder wie die BMW R100GS, sind aber Offroad nicht so toll.
Krauser Koffer an der GS
Meine BMW R100GS Paris Dakar ist ja eher Anschauungsstück als Reisemaschine oder gar Alltagsbike. Selbst zum Einkaufen fahre ich mit dem Fahrrad. Insofern bräuchte ich eigentlich überhaupt keine Koffer an der BMW. Und ich würde mir auch nie solche sperrigen Koffer kaufen.
Aber die Krauser-Koffer sind nun mal da und gehören zum klassischen BMW-Design dazu. Und damit die nicht immer nur rumliegen, fahre ich die Koffer halt spazieren und nutze die auch ab und zu. Obgleich die für meine Zwecke funktional eigentlich untauglich sind. Denn wie bitteschön soll man in den Koffern loses Zeug verstauen?
Vorteil ist nur, dass das BMW-Heck mit den Krauser Koffern nicht so nackig und schmal aussieht, sondern breitenmäßig mit den beiden Zylindern mithalten kann. Und so geben die Krauser-Koffer mit dem umlaufenden Alu-Rahmen der ganzen GS ein stimmigeres Gesamtbild.
Aber funktional finde ich die Krauser nicht besonders gelungen. Theoretisch klappt die zu öffnende Seite zwar nur 90 Grad nach unten, praktisch aber ist rechts schon die schwächliche Halterung abgerissen und der Deckel fällt gleich ganz durch. Auch sonst ist die Klapptechnik eher nicht so toll, weil lose Ladung nicht richtig verstaut werden kann, herumfällt oder sich einklemmt. Und über die fummligen Klappschlösser brauchen wir erst gar nicht reden.
Bei der Michael Krauser GmbH bzw. deren heutiger Mutter Hepco & Becker gibt es zwar immer noch Ersatzteile für die Krauserkoffer, aber damit habe ich mich nicht befasst. Die Koffer sind eh nur zum Anschauen und Spazierenfahren da. Denn trotz aller Mängel muss ich zugeben, dass deren Design einfach am besten zu einem klassischen BMW Motorrad passt. Und wenn ich mit leeren Koffern unterwegs bin, kann ich zumindest rechts einen Helm einschließen.
Für die BMW R100GS gibt es mit den dicken, schweren Alu-Koffern aus dem Zubehör allerdings eine echte Alternative zu den Krausern. Damit kultiviert man an der GS eher den fancy Abenteuerlook als den biederen Straßenschick. Dazu sind die Alukoffer von Touratech, Tesch oder Därr wesentlich robuster und man kann sein ganzes Zeug einfach oben reinschütten. Nur die Sperrigkeit bei Nichtnutzung bleibt. Und das Zusatzgewicht ist noch mal höher.
Ortlieb-Taschen als Alternative an der GS
Abgesehen vom Design finde ich feste Koffer an einer Reiseenduro eher ungünstig, weil die schwer, größenmäßig unflexibel und beim Füßeln oder gar Stürzen hinderlich bis gefährlich sind. Und dass ich einen Helm einschließen kann, nützt mir auf Reisen herzlich wenig, denn da sind die Koffer voll. Helm einschließen ist ein reines Eisdielenfeature.
Demgegenüber haben Fahrradtaschen als Softbags offroad nur Vorteile. Die Ortliebtaschen passen mit Quicklock 2.1 ohne Probleme an die originalen Gepäckhalter für die Krauser Koffer, sind größenmäßig flexibel, wasserdicht und bei Stürzen ungefährlich. Dazu sind die günstig, multifunktional und platzsparend zu verstauen. So ist meine Vario Fahrradtasche mit 26 Litern genauso groß, aber besser geschnitten, weil schmaler und tiefer als ein Krauser Koffer. Hab extra mal Koffer und Tasche an die Rahmenträger gehängt, damit man sich das vorstellen kann.
Nachteil von Fahrradtaschen am Motorrad ist die labbrige Befestigung, sodass ich die zusätzlich mit einem Spannband sichere. Dazu hat man das Diebstahlrisko am Hals, denn eine Fahrradtasche lässt sich weder ans Motorrad an- noch wie ein Koffer abschließen. Die muss man mitnehmen, was aber vor allem bei der Vario durch ein integriertes Tragesystem erleichtert wird.
Pflege der Krauser Koffer
Trotz der Vorteile von Fahrradtaschen nehme ich aus Nostalgiegründen dennoch ab und zu die Krauser. Allerdings sind die Koffer nach 35 Jahren an der BMW R100GS schon etwas ausgeblichen und nur noch grau statt schwarz. Teste daher nach guten Erfahrungen an den Kunststoffradläufen des Mercedes 711D, ob ich auch die Krauser mit Polytrol aufhübschen kann.
Die Kunststoffoberfläche ist danach nicht mehr hellgrau und spröde, sondern wird dunkler und fühlt sich weicher an.
Mal sehen, wie sich das Polytrol an den Krauserkoffern langfristig macht. Haptik und Pflegeeindruck sind super, aber auf meinem letzten Geländeausflug zwei Tage nach der Pflege haben die Koffer Staub angezogen. Das Polytrol braucht halt mehr Zeit zum Trocknen.
Eine Woche nach der Aufbereitung stelle ich die trockenen Krauser schön poliert ins Regal und nehme wieder die praktischen Fahrradtaschen. Die passen einfach besser in meine Abläufe. Jetzt noch mit Sprühfolie ein paar weiße Streifen applizieren, und die roten Back-Roller passen sogar besser als die Krauserkoffer zum Dakar-Look der GS.
Das ist mir noch gar nicht aufgefallen, dass die roten Back-Roller ja fast genau den Farbton der GS treffen. Marrakesch-Rot ist ja auch nur ein RAL 3001 Signalrot. Zeitgenössisch sind die Ortlieb-Fahrradtaschen sowieso. Wenn die Krauserkoffer jedenfalls nicht schon da wären, würde ich nur mit Fahrradtaschen rumfahren und hätte ein Platzproblem weniger. Verkaufen werde ich die Krauserkoffer aber dennoch nicht. Die gehören bei einer klassischen BMW einfach dazu.
Infos und Werbung
- Die Firma hinter den Krauser-Koffern wurde 1924 gegründet (Wiki): Klick
- Die Produktion der Krauserkoffer wurde nach der Übernahme von Krauser durch Hepco & Becker 1997 eingestellt.
- Kunststoff-Pflegemittel Polytrol (Korrosionsschutz-Depot): Klick
- Die Fahrradtasche Vario ist gleichzeitig ein Rucksack (Ortlieb): Klick
- Optisch passen zu meiner R100GS rote Back-Roller am besten: Klick
- Die Radtaschen sind natürlich nicht zur Verwendung am Motorrad freigegeben und werden selbstverständlich nur Offroad benutzt.










Hallo Tom, toller Artikel! Die Krauser-Koffer sind optisch super, aber funktional ja eher ein Nischendienst. Gut finde ich die Lösung mit den Ortlieb-Taschen, viel praktischer und moderner. Die Pflege-Anleitung mit Polytrol ist auch super!
Wenn ich die Krauserkoffer an der BMW sehe, finde ich die super, sobald ich die benutze, graust es mir.