1000 Kilometer im Hyundai i10: Zurück in die 90er

Dachte, ich hätte schon genug für die Gesellschaft getan. Doch jetzt soll ich auch noch das Klima retten. Geht das mit dem Hyundai i10 statt des bösen Jeep?

Kombiverkehr Bahn – Mietwagen

Na gut. Ist schon besser, mit einem kleineren Auto unterwegs zu sein. Sogar mit einem Kleinstwagen. Das ist die gebuchte Kategorie. Bis jetzt bin ich mit dem Fiat 500 und dem Upgrade auf einen Golf Diesel ja ganz gut bedient gewesen. War ganz nett. Denn der Fiat ist süßer und der Golf (nach der Dezembertour) salziger als der Jeep. Also nochmal das Ganze. Mein Termin ist heute erst später. Kinder zur Schule bringen. Mit dem Rad natürlich. Dann 9:00 Uhr Start mit der Straßenbahn zum Bahnhof.

1000 Kilometer im Hyundai i10: Test des Kleinstwagens auf Realverbrauch

Hmm, komme erst am Bahnhof auf die Idee, dass ich die halbe Strecke hätte ja auch mit meiner geliebten Bahn fahren können. Brauche ein Auto ja nur für die letzten 200 Kilometer in die Pampa. Na ja, auf so einen Kombiverkehr muss man halt erst mal kommen. Beim nächsten Mal, das es hoffentlich nicht gibt. Also mit der Bahn nur zum Flughafen.

1000 Kilometer im Hyundai i10: Test des Kleinstwagens auf Realverbrauch

Kleinstwagen als Ü-Ei aus den 90ern: Hyundai i10

9:39 Uhr. Flughafenbahnhof. Nee, fliegen werde ich die Strecke bestimmt nicht. Auch keine Teilstrecke. Das lehne ich ab. Also zur Mietwagentheke. Muss mich entscheiden. Fiat Panda oder Hyundai i10? Der Hyundai klingt mit dem „i“ irgendwie moderner als der altbackene Fiat Panda. Denke ich zumindest. Nehme also den Hyundai i10. Viermal unterschreiben und rüber ins Parkhaus. Bin da jetzt schon ganz routiniert.

1000 Kilometer im Hyundai i10: Test des Kleinstwagens auf Realverbrauch

Von außen geht der Hyundai i10 ja noch. Ganz gefällig. Oha – der hat sogar Radzierkappen drauf. Echt nobel.

1000 Kilometer im Hyundai i10: Test des Kleinstwagens auf Realverbrauch

Innen beginnt die Zeitreise. Das Auto muss direkt aus den 90ern kommen. Das Radio wirbt mit MP3-Kompatibilität. Wow – MP3 gibt es ja erst seit Mitte der 90er. Und schon integriert. Alle Achtung, Hyundai. Nach einer Bluetooth-Verbindung muss ich in diesem Hyundai  i10 glaub ich nicht suchen. Auch das sonstige Innenleben ist sowas von 90er. Außenspiegel von Hand einstellen. Und Kurbelfenster. Echte Kurbelfenster. Dachte, die sind mit dem Mercedes Vario ausgestorben.

1000 Kilometer im Hyundai i10: Test des Kleinstwagens auf Realverbrauch

Schlecht fahren tut er ganz gut

9:50 Uhr. Ich meckere zu viel. Motor starten. Der Hyundai vibriert im Standgas wie meine alte GS. Aber die ist ja auch aus den Neunzigern. Passt. Raus auf die Autobahn. Hab jetzt eine halbe Stunde gegenüber der Fahrt mit dem eigenen Jeep verloren. Geht eigentlich. Beides. Der Zeitverlust und der Hyundai i10. Schlecht fahren tut er ganz gut. Darf nur kein Berg kommen. Da wird so ein VW Crafter im Rückspiegel viel zu schnell viel zu groß. Das ist ja lebensgefährlich.

Raus aus den Bergen. Tiefland. 5000 Umdrehungen. 160. Es läuft. Wahrscheinlich ist der Hyundai i10 durch Verzicht auf den ganzen elektrischen Schnickschnack ziemlich leicht. Was denn nun? Ist so ein Auto aus den 90ern nun gut oder schlecht? Ist aber auch nicht einfach, es einem wie mir recht zu machen. Mag einerseits die klassischen Mobile. Aber wahrscheinlich nur bei LKWs. Bei richtiger Technik eben. Die entschleunigt wirklich. Kriege da auch was geboten für diese Umständlichkeit.

Aber in so einem kleinen Auto? Da nervt es mich schon, wenn sich mein Handy nicht direkt verbindet und ich den Text nicht in Ruhe auf der Autobahn weiterdiktieren kann. Aber immerhin werden die Kilometer digital angezeigt. Passend zum 90er-Jahre-Look.

Sogar mit Schaltanzeige. Aber nur nach oben. Auch nach unten? Teste das, bis der schöne Hyundai i10 an der Kreuzung verreckt. Aber die Elektronik hat mir doch nicht gesagt, dass ich runterschalten soll. Echt mangelhaft. Sollen die doch lieber den Aktienkurs von Hyundai anzeigen. Das hätte mehr Nutzwert. Aber so ist das, wenn die Weiterentwicklung nur das Außenblech betrifft. Beim L60 war es umgekehrt. 

1000 Kilometer im Hyundai i10: Test des Kleinstwagens auf Realverbrauch

Inkognito unterwegs im Hyundai i10

Ansonsten ist der Hyundai i10 vor allem ein unauffälliges Auto. Ideal, wenn man inkognito unterwegs sein will. Selbst in rot absolut unauffällig. Gesehen und sofort wieder vergessen. Und dann finde ich doch noch eine Reminiszenz an die 90er: Die randmilchigen Opel-Astra-Rückleuchten in Klarglasoptik. Hier leben sie weiter. Im Hyundai i10. War doch früher sowieso mal ein Opel Kadett, oder?

1000 Kilometer im Hyundai i10: Test des Kleinstwagens auf Realverbrauch

Aber egal. Der i10 fährt. Klingt nur immer mal so, als ob jetzt gleich der Sprit ausgeht. Tanke mal lieber noch vor dem Zeiger auf Null. Zapfpistole rein. Voll. Raus. Bezahlen. Weiter. Hä? Nur 3/4 voll? Der Hyundai i10 gibt mir den Rest. Doch dann füllt sich der Tank langsam. Nicht, dass der noch überläuft. Zu Hause nochmal tanken. Laut Anzeige wieder nur 3/4 voll. Das Ding nervt. Aber egal jetzt. Geb den Hyundai sowieso erst morgen früh ab. Bis dahin ist der Tank wieder voll.

Früh entblößen sich die Nachteile des Klimaschutzes mit „sparsamen“ Kleinstwagen. Alle frühstücken, und ich muss den Mietwagen abgeben. Das hatte ich nicht bedacht. Nochmal nachtanken. 2 Euro glatt. Aber wieder nur 9/10 voll. Ich werd blöd. Nee, das ist mir zu viel. Geb das Ding jetzt so ab. Soll die Autovermietung den Zeiger auf 1/1 bringen.

Doch dann gibt es noch ein versöhnliches Ende am Flughafen: Entdecke eine unscheinbare Brandschutztür mit der Aufschrift „S-Bahn Terminal“.

Und dahinter einen wohl noch nie begangenen Verbindungsstollen zwischen Parkhaus und S-Bahn-Tunnel. Sichtbeton. Kassettendecke. 90er Jahre. He, heute ist der Tag des Kulturgutes. Bin mir nur noch nicht hinsichtlich der Erhaltungswürdigkeit sicher.

1000 Kilometer im Hyundai i10: Test des Kleinstwagens auf Realverbrauch

Nach einer Stunde bin ich wieder zu Hause. Habe aber schon das Klima gerettet und diesen Text fertig diktiert. Wenigstens was. Ein bisschen. Hoffe jetzt, dass ich nie wieder an solche abgelegenen Orte muss. Und mit der Bahn und meinem Klappfahrrad überall hinkomme. Ausnahmsweise auch mal wieder mit dem Jeep. Aber so viel mehr braucht der gar nicht im Vergleich zum Hyundai i10. Zumindest, wenn ich nicht fahre.

Infos und Realverbrauch des Hyundai i10

  • Getesteter Kleinstwagen: Hyundai i10 mit 49 kW / 67 PS
  • Erstzulassung: März 2018
  • Mietpreis: 36,93 €
  • Verbrauch: 7,85 l Benzin bei 105 km/h im Schnitt Autobahn / Landstraße
  • Tachovorlauf 4%, Realverbrauch also eher 8,1 Liter auf 100 km
  • Der Verbrauch ist über knapp 1.000 km selbst ausgelitert. Einen Bordcomputer gibt es ja nicht im Hyundai i10.
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