Serbien: Wilde Donau am Eisernen Tor

Nach dem gestrigen Unwetter am Vlasina-See ist das Wetter heute früh wieder besser und die Nebel steigen aus den Wiesen. Aber Baden will bei der Kälte keiner mehr.

Stattdessen frühstücken wir nur, waschen ab und klappen die Betten ein. Dann geht es weiter. Von der klatschnassen Wiese zu kommen, ist mit den Falken Wildpeak A/T kein Problem.

Der See hier oben auf 1.200 m Höhe ist für Serbien ein touristisches Gebirgszentrum mit Wanderwegen, Hütten, Apartments und Zeltplätzen. Auch mal schön.

Wir rollen von oben 45 km insgesamt 900 Höhenmeter in einem immer enger werdenden Tal runter nach Svodje / Свођe. Es ist gut zu sehen, wie sich die Vegetation ändert und immer hartblättriger wird. Oben wachsen Birken.

Im Mittelteil vor allem Buchen und Fichten.

Und unten im Tal dann wieder das normale serbische Hartlaubzeug. Zweigen in Svodje / Свођe rechts ab, um in unserer Hauptrichtung Norden zu bleiben. Die Straßen hier im Osten Serbiens sind nicht besonders groß und werden zwischendurch auch mal zur Piste. Wobei das dann eher Straßen ohne Asphalt sind, die sich unverändert fahren.

Der Osten Serbiens ist jedenfalls eine abgeschiedene Gegend mit mittelkleinen Dörfern und mittelhohen Bergen.

Schon vor Babušnica / Бабушница viele interessante Felsen und Täler. Alles sehr hübsch. Genau hier findet auch in unserem Hörbuch eine Verfolgungsjagd durch ein enges Felsental statt. Perfekt synchronisiert.

Neben den Straßen ab und zu schöne LKWs.

Auf den Straßen aber ist es meist recht leer.

Nur in den paar größeren Orten ist dann mal was los.

Östlich vor Niš dann eine der Hauptattraktionen von Serbien, die enge, 17 km lange Sićevac-Schlucht (Sićevačka Klisura). Im bis zu 400 m tiefen Tal verläuft nicht nur das Flüsschen Nišava, sondern auch die alte Fernstraße 259 mit zahlreichen stockdunklen Tunneln.

Sehr schön und vor allem im Vorbeifahren zu besichtigen.

Eigentlich wollte ich jetzt nördlich steil aus der Sićevac-Schlucht hoch nach Sićevo zur 35 abkürzen. Aber die Straße ist für LKWs gesperrt und sieht auch nicht besonders gut aus.

Das Problem ist aber, dass man auf die 35 nur von der Autobahn oder vom Stadtzentrum Niš kommt. Doch in einem Örtchen namens Nikola Tesla / Никола Тесла zweigt rechts eine Abkürzung ab. Die ist zwar auch für 3,5 Tonnen gesperrt, aber nur im Transit. Und wir sind ja nicht im Transit, sondern wollen uns Nikola Tesla anschauen. Nun, hier ist es.

Kommen so mit ein paar Umwegen auf die 35 von Niš nach Zaječar / Зајечар und haben mal 90 km recht gute Straße. Das rechts ist übrigens kein Mercedes NG, sondern ein FAP.

Ab Zaječar runter von der Hauptstraße und auf kleinen Straßen entlang der bulgarischen Grenze bergauf und bergab durch den Osten Serbiens.

Es ist kühl, feucht und grün. Also genau das, was alle wollten.

Die Dörfer hier im Osten Serbiens sind zur Hälfte verlassen und eingefallen. Und es ist natürlich klar, dass wir auf diesen Wald- und Wiesenwegen zwar auf der kürzesten Strecke exakt nach Norden zur Donau fahren, aber nicht besonders schnell sind. Für die 55 km auf der 169 von Zaječar bis zum bulgarischen Grenzübergang bei Bregovo an der Donau brauchen wir genau eine Stunde. [Wobei es mir wesentlich länger vorkam, aber mit den großen Rädern und den verstärkten Marquart-Stoßdämpfern ist man dann doch auch auf kleinen Straßen relativ schnell unterwegs.]

Die sogenannte Fernstraße 33 ab Bregovo an der bulgarischen Grenze ist eine Baustelle.

In der Nähe der Donau wird es dann besser. Vor lauter Freude über die schöne Straße verträume ich aber den Abzweig nach Prahovo, wo bei Niedrigwasser wie dieses Jahr kurz unterhalb der Staustufe Eisernes Tor 2 die 1944 hier versenkte deutsche Schwarzmeerflotte zu sehen sein sollte. Die Sache fällt mir aber erst wieder ein, als wir 17:00 Uhr hinter Negotin endlich die breite Donau sehen. Und zum Zurückfahren ist es jetzt zu spät. Lasse auch den Bogen östlich von Kladovo weg. Aber ab jetzt bleiben wir immer streng an der Donau.

Natürlich stauen sich die LKWs am Grenzübergang Eisernes Tor I über die Staumauer nach Rumänien. Rechts stehen die LKWs, in der Mitte die PKWs. Ich fahre ganz links auf der Gegenspur vorbei.

Westlich vom Staudamm Eisernes Tor I wird es ruhiger und touristisch interessanter. Eine schöne Straße 34 und auf der anderen Seite immer Rumänien im Blick. Drüben waren wir schon oft, hier noch nie.

Dann das berühmte rumänische Kloster Mraconia an der engsten Stelle im Donaudurchbruch. Alles sehr hübsch. Würde den Bus gern hier irgendwo hinstellen. Meinetwegen auch direkt neben der Straße.

Denn genau hier am rumänischen Mănăstirea Mraconia ist der Donaudurchbruch (Clisura Dunării) am engsten. Würde ja gern mit dem SUP rüberpaddeln und in der Bucht von Eibenthal auf der rumänischen Seite hinter dem Kloster die mit 55×25 m höchste Steinskulptur Europas anschauen. Das Ding würdigt seit 2004 Decebalus, den letzten König Drakiens, der 104 nach Christus gestorben ist.

Aber die Jungs haben schon Recht, hier kann man ja nicht mal baden. Und die Strömung der Donau wird auch ziemlich stark sein. Dazu ist gerade sowieso die Luft raus. Also weiter.

Schaue schon intensiv nach Stellplätzen an der serbischen Donauseite. Gibt durchaus ein paar steile Pisten, die direkt runter zum Fluss führen. Da allerdings stehen meist alte Wohnwagen oder private Bungalows. Die beste Stelle ist ein gerade nicht besetzter Wohnwagen, vor den ich mich mit den Rädern auf die Kaimauer stellen könnte. Aber bei Inspektion des Untergrundes ist mir das dann doch zu heikel. Der Vorplatz ist schon total unterspült. Nicht, dass noch ein deutsches Wrack in der Donau liegt und den Schiffsverkehr behindert.

Es fängt wieder an zu regnen. Da können wir auch noch weiter fahren. Zumal wir unsere Reiseplanung dahingehend klären, dass wir Budapest und dort den Campingplatz mit den großen Rutschen anpeilen.

Aber erstmal müssen wir noch Serbien hinter uns bringen. Die 34 läuft sehr schön unter der Festung Golubac / Голубац durch.

Manchmal in ganzen, manchmal in halben Tunneln. Aber immer möglichst dicht an der Donau.

Jetzt wird das Land an der Donau wieder flach. Der rumänisch-serbische Donaudurchbruch ist vorbei. Bald kommt die Donaufähre Ram, die um diese Zeit bestimmt nicht mehr fährt, und wir brauchen dringend einen Stellplatz. Biegen also rechts auf eine Piste ab. Da gibt’s nur lauter Hütten und keine Stellplätze. Muss den Bus ziemlich durch die Büsche drücken. Genau da kommt ein BMW entgegen, der aber routiniert eine ganze Strecke rückwärts zurück fährt und mir dankenswerterweise Platz macht.

So landen wir ohne Stellplatz an der Fähre in Ram. Da aber die Fähre erst morgen früh wieder fährt, bleibt uns nur, entweder gleich unten an der Donaufähre stehen zu bleiben oder ein Stück zurückzufahren und oben auf den Hügeln über der Donau einen Platz zu suchen.

Hier an der Fähre laufen sowieso zu viele Hunde herum und so sind alle fürs Zurückfahren auf einen ruhigen Stellplatz. Nun aber mit gesunkenen Ansprüchen.

Fahre also auf Verdacht einen Weinberg hoch, drehe und stelle den Bus bisschen an die Seite. Es scheint ruhig zu sein. Ha, das müsste ich mal in der Pfalz machen. Mich einfach in einen privaten Weinberg stellen.

Es ist jetzt 20 Uhr und die Jungs haben Hunger. Der Vierte kocht Nudeln und dem Fünften wird angerechnet, dass er uns während der ganzen Fahrt mit Essen versorgt. Das ist nur gerecht. Ich muss danach abwaschen, denn ich hab ja sonst noch nichts gemacht. Auch gerecht.

Gehe nach dem Essen durch das nasse Gras ein Stück den Berg hoch. Schöne Aussicht über den Weinberg, die Donauebene und die breite Donau.

Vlasina-See / Власинско Jезеро – Svodje / Свође – Babušnica / Бабушница – Bela Palanka Бела Паланка – Nikola Tesla Niš / Никола Тесла Ниш – Knjaževac / Књажевац – Zaječar / Зајечар – Negotin / Неготин – Kladovo – Novi Sip / Нови Сип / Eisernes Tor – Donji Milanovac / Доњи Милановац – Veliko Gradište / Велико Градиште –  Ram | Serbien | 513 km | 3.970 km

Morgen geht es dann mit der Donaufähre Ram rüber ins serbische Banat. 

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