MPT-Reifen als Winterreifen selbst seipen
So richtig gibt es keine MPT-Reifen als Winterreifen mit Schneeflockensymbol. Dabei ist es so einfach, die Stollenreifen selber zu seipen. Die Reifen fahren sich plötzlich komplett anders. Nur das berühmte Schneeflockensymbol muss man selbst aufmalen.
MPT-Reifen sind keine Winterreifen
Selbst mit (originalem) M+S-Symbol sind MPT-Reifen als Winterreifen völlig ungeeignet. Hatte das ja schon zur Reifenwahl am Expeditionsmobil für meinen MB 1124 festgestellt. Aber auch auf der KTM sind die groben Blöcke der Stollenreifen extrem rutschig. Das Material ist einfach zu hart. Die nutzbare Oberfläche zu glatt. Auf vereisten oder festgefahrenen Schneestraßen nutzt auch das negative Profil nichts. Nur auf dem verschneiten Feld neben der Straße geht es. Aber auf verschneiten oder gar vereisten Straßen sind MPT-Reifen (Multi Purpose Tyres) mit unbehandelten Stollen als Winterreifen die Hölle.
Allerdings gibt es kaum echte MPT-Winterreifen für große Expeditionsmobile. Genauso wenig wie für die KTM. Wenn es also keine Winterreifen als Stollenreifen gibt, muss ich mir die MPT-Reifen als Winterreifen selber umbasteln. Letztlich geht es doch nur darum, Lamellen in die Stollen zu schneiden. Seipen heißt das ganze und ist in Skandinavien gang und gäbe. In Deutschland hieß das früher mal Gilstern. [Typisch ist natürlich, dass die Spracherkennung weder Seipen noch Gilstern kennt und ich das immer von Hand eintippen muss.]
Test diverser Werkzeuge für das Seipen der Geländereifen
Nun gibt es bestimmt Spezialwerkzeug für das Seipen von MPT-Reifen. Nehme aber erst einmal das, was da ist. Hier ist mein Sortiment diverser Folterwerkzeuge für den Reifengummi meiner MPT’s auf der 690er KTM.
Die Versuche, die MPT-Reifen mit einem Teppichmesser zu seipen, sind witzlos. Ebenso wie die Tests mit verschiedenen Messern. Die Messerklingen ritzen den Gummi zwar ein bisschen ein, machen aber keine traktionsfördernden Lamellen.
Die nächste Eskalationsstufe ist das Gilstern mit der Eisensäge. Schon besser. Aber ein Haufen Arbeit ohne große Erfolge.
Probiere das Seipen der Stollenreifen mit der Akkuflex. Das gibt schon einmal ordentliche Lamellen und geht schnell. Stinkt aber wie verrückt. Versaue mir die ganze schöne frische Winterluft. Nein, lieber nicht.
Als perfekt für das Seipen von MPT Reifen zu Winterreifen stellt sich schließlich mein alter, rostiger Fuchsschwanz heraus. Einmal kräftig über den Stollen gezogen. Und eine hübsche Lamelle ist fertig. Das richtige Werkzeug für das Gilstern ist gefunden.
Beste Lamellenform für Vortrieb und Seitenhalt
Die beste Lamellenform für das Seipen von Stollenreifen wäre sicherlich eine gewellte Linie. Das kriege ich mit meiner Werkzeugausstattung aber nun wirklich nicht hin. Entscheide mich daher für die Rautenform. Hoffe auf einen guten Kompromiss aus Vortrieb und Seitenhalt. Okay. Die Grundlagen für das Nachschneiden der Stollenreifen sind gefunden. Jetzt fängt die Serienarbeit an. Brauche für den kompletten Hinterreifen eine knappe Stunde.
Schneller geht das Seipen mit dem vorderen MPT-Reifen als Winterreifen. Bin jetzt eingearbeitet. Und muss sowieso ein bisschen mehr aufs Tempo drücken. Verabredung in einer Stunde. Und hinfahren muss ich auch noch. Natürlich mit den frisch geseipten MPT-Winterreifen.
Haltbarkeit der MPT-Reifen als Winterreifen
Die beiden Reifen lassen schon beim Seipen ganz schön Gummi. Natürlich wird das Seipen der MPT-Reifen die Haltbarkeit verringern. Aber sichere und rutschfreie Winterfahrten sind mir wesentlich mehr wert als ein paar zusätzliche Kilometer mit den Stollenreifen.
Mache keine Testfahrt. Sondern gleich eine richtige Belastungsprobe für die selbstgebastelten Winterreifen. Und bin begeistert. Habe plötzlich ein komplett anderes Motorrad. Viel gefühlvoller zu fahren. Viel bessere Traktion. Und auch der Seitenhalt ist besser. Meine rektalen Sensoren sind begeistert. Und was für die KTM gut ist, kann für das Expeditionsmobil nicht schlecht sein. Nur da merkt man es nicht so direkt.
Ist das Seipen der MPT-Reifen als Winterreifen zulässig?
Natürlich kann man sich so keine echten und zugelassenen Winterreifen selbst seipen. Aber verboten scheint es wiederum auch nicht zu sein. Denn Nachschneiden ist bei vielen MPT-Reifen ja explizit freigegeben. Solange die Mindestprofiltiefe stimmt, sollten die Reifen also prinzipiell zulässig sein. Mal sehen, was der TÜV beim nächsten Termin zu meinen schönen MPT-Reifen als Winterreifen sagt. [Gibt keine Beanstandungen. Seipen ist kein Problem.]
Auf alle Fälle ist die Möglichkeit des Nachseipens der MPT-Reifen als Winterreifen ein wichtiger zusätzlicher Aspekt bei der Reifenwahl für das Expeditionsmobil.
Der TÜV fand zur aktuellen Prüfung meine selbst geseipten Reifen übrigens unproblematisch, solange noch genug Restprofil übrig ist. Fahreigenschaften auch im Sommer super. Die auf Winterreifen umgeseipten MPT-Reifen kleben richtig auf dem Asphalt.
Wenn du übrigens “Sipen” statt “Seipen” eingibst, bekommst du erheblich mehr Treffer, so wird das nämlich geschrieben. Hast du aber bestimmt schon herausgefunden.
Schöne Website, mit sehr viel nützliche Infos und auch mal ein kritischer Blick auf vielen Aspekten des Offroad/Exmo-Gehype.
Ciao, Kai
Ach so. Nee, dachte bislang immer, dass Sipen Seipen geschrieben wird. Aber meinetwegen kann Seipen auch Sipen sein. Im Duden steht da sowieso nichts dazu. Aber du hast natürlich recht. Jetzt wo du es sagst, sehe ich es auch im Internet anders. Aber ich google halt nicht lang. Sondern mache einfach. Wenn ich mir vor dem Seipen/Sipen noch Videos angeschaut und die gerade angesagte Rechtschreibung gecheckt hätte, wäre ich definitiv zu spät zu meinem Termin gekommen.
Die Idee mit dem Seipen.Sommern ,gilstern wie es genannt wird finde ich gut und habe es an MPT Reifen umgesetzt.Habe auch verschiedene Möglichkeiten ausprobiert,
Am besten geht es meiner Ansicht nach mit einem Multimaster ,ich verwende den Fein mit dem halben Kreissägeblatt.Habe noch einen Anschlag gebaut,so das auch die Tiefe immer identisch ist.Geht sauschnell und sauber
MPTs seipen per MultiMaster mit Anschlag ist eine gute Idee. Muss ich auch mal probieren. Aber mein Fuchsschwanz ist für die Haftung auf Schnee auch schon super. Macht halt nur Arbeit, bis aus dem grobstolligen MPT-Reifen Winterreifen mit Lamellen werden. Nur die Zertifizierung für das alpine Schneeflockensymbol werde ich wohl nicht kriegen.