Kulturinsel Einsiedel: Kinderabenteuerpark im östlichsten Deutschland

Gibt nette Ecken an der tschechisch-deutsch-polnischen Neiße. Die Kulturinsel Einsiedel ist so eine nette Ecke. Ein Kinderabenteuerpark der Extraklasse.

Einen Tag lang klettern, tunneln, kriechen

Anfahrt zur Kulturinsel Einsiedel

Dieser Kinderabenteuerpark liegt für Deutschland ziemlich abseitig. Fast genau am östlichsten Punkt. Nicht weit von der Autobahn Dresden – Breslau. Die Kulturinsel Einsiedel ist damit ein idealer Zwischenstopp auf dem Rückweg vom Baltikum. Ein Stück Landstraße von Görlitz nach Norden. Und schon tauchen über den Lausitzer Kiefern die ersten skurrilen Türme auf. Also links rein. Auf den Parkplatz an der Kulturinsel Einsiedel.

Die geheime Welt von Turisede?

Am Westportal ein Statement. Kann jeder lesen, was er will. Mainstream jedenfalls geht anders.

Nach dem Einlass eine Art Museum. Doch der idelogische Überbau mit der Geschichte der „Geheimen Welt von Turisede“ interessiert die Kinder eher weniger. Die wollen die geheime Welt der Geheimgänge auf der Kulturinsel Einsiedel erkunden. Die Truhe im Schummerlicht ist der Einstieg in den ersten Geheimgang. Hab zum Glück den Rucksack im Bus gelassen. Und die Stirnlampe dabei.

Schleichen also über enge Stiegen, wacklige Bretter und niedrige Kammern quer über den Museumsdachboden.

Unterwegs Gegenverkehr. Aber so genau wird es hier nicht genommen. Den Kindern, die entgegen kommen, ist die „richtige“ Richtung genauso egal wie uns. Wieder unten, wieder Licht. Weiter. Ein Tunnel.

Das Zauberschloss der Kulturinsel Einsiedel

Der noch ziemlich bequeme Durchgang führt direkt an den Fuß des mächtigsten der vielen organischen Gebäude auf dem Gelände.

Eingang irgendwo unten zwischen den großen Steinen. Das Ding ist unterhöhlt und durchlöchert wie ein Schweizer Käse.

Und genauso eng. Rein baulich sind Erwachsene hier irgendwie nicht vorgesehen. Muss mich also überall durchquetschen. Bin viel langsamer als die Kinder. Hmm, ist wohl der Sinn der Sache. Soll ich überhaupt mitkommen? Ja, klar doch.

Von oben dann eine fast senkrechte Rohrrutsche. Das muss man mögen. Den Kindern natürlich macht das nichts aus. Die stürzen sich einfach in jedes beliebige Loch. Wird schon irgendwie weitergehen.

Der Kinderabenteuerpark ist unterhöhlt wie eine Erdmännchensiedlung

Klar geht es immer weiter. Aber wie. Die unterirdischen Rohre werden immer kleiner. Wenn es gut läuft, kann ich auf den Knien rutschen. Wo die Jungs hier verschwinden, geht nicht mal mehr das. Papa, komm jetzt!

Zwänge mich also rein. Rutsche auf dem Bauch durch. Alle warten schon.

Puh, wieder Luft und Licht. Hab zum Glück meine Spezialhosen mit den gepolsterten Knieaufsätzen am Start.

Okay, weiter. In welcher Röhre sind die Kinder denn jetzt wieder verschwunden?

Oder hier? Die machen sich doch einen Spaß draus, mich abzuhängen. Deswegen muss ich ja unbedingt mit. Die wollen was zum Lachen haben.

Käfigröhren durch die Baumwipfel der Kulturinsel Einsiedel

Am schlimmsten sind aber die Käfigröhren aus sauber zusammengeschweißten Edelstahlstäben. Die schlängeln sich fast freitragend durch die Baumwipfel. Mal geht’s hoch. Mal wieder runter. Pirouetten. Salti. Muss also mehrfach die Richtung wechseln. Und das bei vielleicht 60er Innenmaß. Paaapaaa, koooommm jeeetzt!

Geht aber nicht. Bin nicht so schnell. Fummele zudem noch mit dem Handy rum. Will ja auch noch ein paar Fotos für die Familienchronik verfertigen. Vergesse dabei, die Hosentaschen zuzumachen. Ein Regen von Ersatzbatterien prasselt nach unten. Aber halb so schlimm. Wir sind auf der Kulturinsel Einsiedel. Da macht das niemandem etwas aus. Die nächste Röhre.

Weiß gar nicht, wie viele Wege es allein in das Baumstammlokal gibt. Oder durch. Oder oben drüber. Klar könnte ich jetzt hier einfach sitzen und meinen Kindern zu sehen.

Denn als Vater hat man zwei Methoden der Kinderbetreuung zur Auswahl: Entweder man lässt die Sache laufen, setzt sich in oder vor die hübsche Kneipe und fühlt sich nicht weiter betroffen. Oder man macht mit.

Park der Baumhäuser und Holzwürmer

Aber ich habe eh keine Wahl. Denn hier im Kinderabenteuerpark der Kulturinsel Einsiedel sind die Kinder die Chefs.

Würde mir aber gern auch mal die oberirdischen Holzbauwerke anschauen.

Und die vielen kleinen und großen Baumhäuser.

Die meisten Baumhäuser sind Hotelzimmer und nicht zugänglich. Allerdings immer wieder für die ein oder andere Anregung gut.

In jedem Baumhaus steckt eine Menge an Ideen, viel Liebe und handwerklich perfekte Umsetzung. Bin ganz neidisch.

Spieltürme auf der Kulturinsel Einsiedel

Aber Baumhaushocken ist keine langfristig tragfähige Kinderbeschäftigung. Bewegen, Erforschen und Entdecken – das treibt alle an. Selbst nach einem langen Tag. Einmal noch hoch in die letzten Turmspitzen.

Durch die Baumwipfel rüber zur Windmühle.

Bade- und Sternennacht auf der Kulturinsel Einsiedel

Kinderabendessen im Kinderabenteuerpark

Dann wird der Hunger übermächtig. Also ins Baumstammlokal. Gibt eine recht gediegene Speisenauswahl. Oh, da hab ich ja gleich die Seite mit dem teuersten Menü fotografiert. Aber wo sieht man schon mal Rebhuhn am Spieß auf der Karte?

Jedenfalls findet jeder was. Selbst ich.

Kindernachtbeschäftigung im und um die Badezuber

Jetzt am Abend geht von der Kulturinsel Einsiedel ein ganz besonderer Reiz aus. Alle Tagesgäste sind verschwunden. Die Eltern sitzen in der Kneipe oder in ihren Baumhaushotels. Aber die Kinder streunen in ganzen Gruppen mit Taschenlampen durch das Gelände. Erkunden immer noch neue Gänge, schleichen über Hochbrücken und durch Spieltürme. Sitzen mit Stockbrot am Lagerfeuer. Meine allerdings sitzen im Badezuber. Muss auch mal sein. Das Lagerfeuer bringt die 6000 Liter auf angenehme Badetemperatur.

Puh, das wird jetzt aber zu heiß. Also löscht der Bademeister das Feuer wieder. Wollen ja keinen Kindergulasch kochen. Eine undurchsichtige Wasserdampfsäule steigt auf. Könnte man gleich in die benachbarte Sauna umleiten.

Campingplatz auf dem Abenteuerspielplatz

Im Kinderabenteuerpark ist immer noch keine Nachtruhe. Doch es gibt ja noch den Campingplatz. Oder was man so Campingplatz nennt. Denn in Wirklichkeit ist es eher eine Baumwiese mit lauter Baumhäusern. Ein paar Jurten dazwischen. Kaum zu erkennen mit den jetzt schwächelnden Stirnlampen.

Dann ein Wohnwagen. Ein paar Zelte. Und wir. Sonst nichts.

Am Morgen ist es auf dem Campingplatz auch nicht voller.

Aber selbst der Campingplatz der Kulturinsel Einsiedel lockt mit schönen Klettermöglichkeiten in die Baumwipfel. Sehe jetzt erst, wie viele verschiedene Schlafstätten es gibt. Ist ja regelrecht uncool, hier im Wohnmobil zu schlafen.

Die Kulturinsel zwischen Deutschland und Polen

Der Kinderabenteuerpark expandiert nach Polen

Aber ein gut ausgestatteter Bus ist auch nicht schlecht. Also frisch aufgebackene Brötchen zum Frühstück. Danach direkt durch die Neißepforte zum polnischen Teil des Kinderabenteuerparks.

Nach 1 km durch das Auenland kommt die Grenze. Zu Fuß nach Polen. Das hat doch was.

Auch an der Neißegrenzbrücke kaum etwas anderes als Robinienholz, Edelstahl und Gummimatten. Und Farbe. Unmengen an Farbe. Kenne den Spielplatz auf der Kulturinsel Einsiedel ja nun schon 10 Jahre. Aber es gibt keine Abnutzungserscheinungen. Entweder perfekt gebaut oder jedes Frühjahr wird neu gepinselt.

Beschließen, mal die Neiße runterzupaddeln. Am besten gleich über die Oder direkt bis zur Ostsee.

Streichelzoo auf der Kulturinsel Einsiedel

Die polnische Seite ist bis auf ein cooles Bobbycarkreisbeschleunigungsgerät (noch) nicht so verführerisch. Aber es wird viel gebaut. Die Kinder wollen wieder zurück in den Hauptpark auf der deutschen Seite. Finden auch tatsächlich noch einige neue Geheimgänge. Unten rein, oben an der Windmühle raus.

Komme diesmal nicht mit. Meine Kniepolster sind durchgerutscht. Doch zum Glück gibt es auf dem Gelände auch einige Tiergehege. Das bringt ein bisschen Ruhe rein. Auch hier wieder Tunnel und Röhren. Manche führen direkt durch die Tiergehege. Mann, ist das eng.

Fotografiere aber nur den LKW und nicht die Fütterung der Esel. Dachte, das wäre ein Nissan. Hat aber das Emblem von Renault auf dem Grill. Aber egal. Die Kulturinsel Einsiedel ist ein Kinderabenteuerpark, keine LKW-Messe.

Müssen jetzt langsam nach Hause. Noch einmal durch ein paar Röhren kriechen. Noch einmal durch das Zauberschloss klettern. Und noch einmal auf den wilden Holzvögeln reiten. Dann ist Schluss. Für heute.

Infos zum Kinderabenteuerpark Deutschland / Polen

Ist schon beeindruckend, was ein paar Handwerker und Künstler in den letzten 20 Jahren auf die Beine gestellt haben. Ohne sich in dieser Zeit zu verbiegen oder anzupassen. Jedenfalls ist hier mit der Kulturinsel Einsiedel ein wahres Paradies für Baumhausfans und Draußenkinder entstanden.

• Ideales Kinderalter: Zwischen 6 und 12 Jahren. Die kleineren trauen sich nicht alleine durch die Tunnel, und die größeren Kinder finden das natürlich irgendwann uncool.
• Kinderausrüstung: Ausdauernde Stirnlampe, vorn geschlossene Schuhe und eine robuste Hose mit Knieaufsätzen.
• Vaterausrüstung: Kein Rucksack, keine Kamera, kein Gequatsche. Einfach hinterherkriechen. Hatte zum Glück meine Oberförsterhose mit fetten Kniepolstern dabei: Klick
• Der ganze Kinderabenteuerpark ist äußerst liebevoll, kreativ und hochwertig angelegt. Gleichzeitig aber so sicher, dass man die Kinder auch alleine herumlaufen lassen kann.
• Die Eintritts- und Verköstigungspreise sind moderat, aber die Webseite ist verworren wie das Tunnellabyrinth unter der Kulturinsel Einsiedel: Klick
• Hab zum Glück die Tariftafel fotografiert. Erwachsene 15, Kinder 10 Euro.

• Hier ist noch der Link zur Infoseite mit den Campingplatzgebühren: Klick
• Davon habe ich keine Ahnung, aber zum Folklorum muss hier die Hölle los sein: Klick
• Und eigentlich heißt die Kulturinsel Einsiedel gar nicht mehr Kulturinsel, sondern „Die geheime Welt von Turisede“: Wiki

Tja, aber was hat nun den Kindern am besten im Kinderabenteuerpark der Kulturinsel Einsiedel gefallen? Die Tunnel, die Geheimgänge und der Badekessel. Da sind sich alle einig.

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