Estland: Schwierige Suche nach einem Stellplatz am Peipussee
Hätte nicht mit Schwierigkeiten gerechnet, einen Stellplatz am Peipussee zu finden. Gerade am fünftgrößten See Europas müsste das doch einfach sein. Ist es aber nicht.
Von Rakvere zu den Altgläubigendörfern am Peipussee
Sind nach dem durchwachsenen Kunstmuseeum Viinistu und der begeisternden Ordensburg Rakvere weiter Richtung Süden unterwegs. Zum Peipussee. Stopp. Baustelle. Motor aus. Mag diese Restzeitanzeige.
Nach 335 Sekunden Wartezeit Start auf die Baustellenpiste. Weiter zum Westufer des Peipussees. Dort siedeln die Altgläubigen. Das sind irgendwelche speziellgläubigen Russen, die sich im 18. Jahrhundert vor dem Zaren hinter dem Peipussee versteckt haben. Nach der Reiseführerlektüre hätte ich so was wie die Amish People erwartet. Aber alles ganz normal hier. Normale Leute, normale Autos, normale Häuser. Unnormale Kirchen. Warum ist da alles vernagelt?
Suche nach einem Stellplatz am Peipussee
Sehen am Hafen von Mustvee das erste Mal die große Wasserfläche des Peipussees. Hier ist ein Parkplatz. Könnte man sich hinstellen.
Och nö, jetzt noch nicht. Nicht hier. Wird schon noch was Besseres kommen. Doch die freien Flächen zwischen den Dörfern sind intensiv bewirtschaftet. Oder intensiv gesperrt.
Keine freien Stellplätze weit und breit. Oder zumindest keine schönen. Am ehesten noch in den kleinen Häfen. Ist aber auch nicht schön genug hier. Sind da ein bisschen verwöhnt jetzt.
Pisten am Peipussee
Das ganze Ufer ist wesentlich dichter bebaut als die Ostsee und irgendwie auch gepflegter. Fahre also weiter. Probiere ein paar Pisten.
Aber alles erfolglos. Sowohl was das althergebrachte Leben der Altgläubigen als auch was die Stellplätze angeht. Von beidem nichts zu sehen.
Alle Pisten landen irgendwo an Privatgrundstücken, Privatstränden oder Privatzeltwiesen ohne Personal.
Campingplatz statt freier Stellplatz am Peipussee
Wiedermal wenden. Wiedermal zurück. Noch ein paar Pisten am Peipussee entlang. Wieder erfolglos. Ist nur ein Gehöft.
Die Sümpfe der unzugänglichen Emajõe-Mündung kommen näher. Das wird so nichts. Schwenke um auf die Suche nach einem Campingplatz am Peipussee. Da. Wo? Links. Eine große Wiese. Ja, das sieht nach Camping aus. Zaun, Fahnen, Holzhüttenrezeption aus ganzen Stämmen. Der Besitzer werkelt gerade am Ziehbrunnen herum und kommt zu uns. Er kann Englisch und begrüßt uns herzlich. Hier bleiben wir.
Ob man hier ein Feuer machen kann? Mal den Chef fragen. Ja, klar könnt ihr das. Unterhalten uns noch über dies und jenes. Er ist (oder war) ein Unternehmenslenker, der sich hier in seiner Heimat seinen Lebenstraum verwirklicht. Alles wird liebevoll und hübsch gemacht. Aber er schaut sich seine Gäste auch genau an. Glaube, er nimmt nicht jeden. Meinen Vierten jedenfalls hat er gleich ins Herz geschlossen. Sieht seine sehnsüchtigen Blicke und setzt ihn direkt auf den Rasentraktor. Schade nur, dass gerade alles frisch gemäht ist. Dreht er halt so ein paar Kreise.
Ach so, wir waren ja wegen dem Lagerfeuer da. Natürlich geht das. Nehmt euch soviel Holz, wie ihr tragen könnt. Na, das gibt ein schönes Feuerchen.
Baden im Peipussee
Vorher aber noch mal baden gehen. Der Chef erklärt das Prozedere auf dem Peipussee: 15 km ist hier der estnische Peipussee breit. Dann kommen 25 km russisches Gewässer. Einen Kilometer dürfen wir frei schwimmen. Soll es weiter rausgehen, müssten wir uns beim estnischen Grenzschutz anmelden. Die Esten überwachen mit Radar, die Russen mit Patrouillenbooten. In der Mitte gibt es Bojen.
Belehre meine Kinder also, dass sie nicht so weit rausschwimmen sollen. Aber zunächst ist sowieso nicht viel mit schwimmen. Das Wasser ist flach wie überall hier oben im Baltikum.
Und mit 22° Celsius gewohnt warm. Fischreich sowieso. Angeblich ziehen die Esten und Russen jährlich 10.000 Tonnen Fisch aus dem Wasser des Peipussees.
Abendfeuer auf der Campsite Nemo Kodavere
Dann endlich mal wieder ein Lagerfeuer. Entweder wir waren bislang im Wald, im Naturschutzgebiet oder auf Campingplätzen. Hier auf der Campsite Nemo Kodavere aber ist alles ganz entspannt.
Und vor allem ist der Campingplatz wie versprochen tatsächlich mückenfrei.
Bleiben also lange sitzen. Vergrillen so ziemlich alles, was noch da ist.
Das Holz reicht bis Mitternacht. Dann ist Bettruhe. Noch ein bisschen Sterne gucken, Text diktieren und Nordwolken am Abendhimmel besichtigen. Und dann ab ins Hubbett.
Pärispea – Viinistu – Võsupere – Rakvere – Mustvee – Kallaste | Estland | 176 km | 2.483 km
Weitere Infos zum Peipussee
- Informationen zum Peipussee auf Wikipedia: Wiki
- Infos zu den Besonderheiten der altgläubigen Religion in Russland: Wiki (Interessant, worüber man sich so alles streiten kann.)
- Google Maps kennt den Campingplatz am Peipussee als „Campsite Nemo Kodavere“: Klick
- Für das Wohnmobil und die Insassen habe ich 20 € bezahlt.
- Der Stellplatz am Peipussee ist in der Karte nicht eingetragen. Dafür aber die Bushaltestelle Pootsmani genau gegenüber.
[Am nächsten Tag geht es weiter durch die umliegenden Dörfer der altgläubigen Russen am Peipussee.]