Böhmische Schweiz: Durch die Wilde Klamm zum Prebischtor
Tag 3 der Wanderung durch die Böhmische Schweiz. Heute durch die Wilde Klamm zum Prebischtor, der größten natürlichen Sandsteinbrücke Europas.
Freie Nacht im Zelt am Golfplatz
Die Nacht vor der Wilden Klamm ganz ruhig. Keine Jagd. Hatte aber sicherheitshalber das Zelt im toten Winkel aufgebaut. Nicht, dass ein Jäger in seiner Hexenfeuerschnapsverirrung das Zelt mit einem Wildschwein verwechselt.
Auch früh keine Leute. Nur auf dem Golfplatz zieht eine einsame Golferin ihren Caddy durch das pikfein geschnittene Gras. Kommen schnell voran, auch wenn wieder eine Ablenkung im Wald steht. Dieser Praga V3S wurde aber schon lange nicht mehr bewegt.
Hinab in die Kamnitzschlucht
Und weiter geht es. Durch die Wälder der Böhmischen Schweiz hinab zur Wilden Klamm in der Kamnitzschlucht.
Auch hier wieder Reste des gestrigen Pollensturms.
Doch das letzte Stück hinab zur Wilden Klamm wird besser. Weil grüner. Schließlich ist der Weg so steil, dass wir eher die Wipfel als die Stämme der Bäume sehen.
Unten natürlich die steilen Felswände aus dem allgegenwärtigen Sandstein.
Floßfahrt in der Wilden Klamm
Endlich sind wir am Grund der Kamnitzschlucht.
Diese ist an zwei Stellen so eng, dass sie nur mit dem Boot befahren werden kann. Wir laufen zum oberen Teilstück, der Wilden Klamm / Divoká Soutěska. Normalerweise sind hier massenhaft Touristen unterwegs. So zeitig am Morgen aber ist es hier noch ganz ruhig.
Wehr und Kahnfahrt der Wilden Klamm / Divoká Soutěska wurden 1898 angelegt und sind seitdem die Attraktion in der Böhmischen Schweiz.
Vor allem, da die Klammen von Herrnskretschen / Hřensko gut zu erreichen sind. Also bequem, einfach und ohne große Anstrengung.
Und auch die Kahnfahrt ist, nun ja, nicht gerade die große körperliche Herausforderung. Zumindest nicht für die Fahrgäste. Der Gondolieri hingegen braucht schon ganz schöne Kraft, um mit dem fünf Meter langen Fichtenholzstab das Boot durch die Klamm zu drücken. Sind zwar nur 500m bis zum oberen Anleger der Wilden klamm, aber nebenbei erwarten die Fahrgäste ja noch lustige Erzählungen. Und das auch noch zweisprachig.
Von der Wilden Klamm nach Rainwiese
Auch danach führt ein breiter, gut ausgebauter und vor allem nicht allzu lange Wanderweg durch die Kamnitzschlucht hinauf nach Rainwiese / Mezní Louka.
Oben in Rainwiese / Mezní Louka gibt es einen großen Parkplatz, einen Campingplatz und einige Restaurants. Vor allem aber einen schönen Spielplatz mit Seilbahn, der den Jungs schon bekannt ist und gleich gestürmt wird. Ich packe unterdessen die verbliebenen Nahrungsmittelreserven aus und überlege, ob wir damit noch bis zum Prebischtor kommen. Klar doch. Gibt es eben Gummibärchen mit Senf oder Sirup. Also sogar Wahlessen.
Gabrielensteig zum Prebischtor
Doch der Gabrielensteig zum Prebischtor ist nicht weit. Dafür aber umso schöner.
Hat man die paar Höhenmeter für den Aufstieg erstmal geschafft, führt der Gabrielensteig immer unterhalb der Felswände auf fast einer Höhenlinie entlang durch den Wald. Es ist allerdings schwer, mal so ein Foto ohne Leute hinzubekommen.
Prebischtor, die größte natürliche Sandsteinbrücke Europas
Und auch am Prebischtor herrscht schon reger Betrieb. Doch dafür, dass es die größte natürliche Sandsteinbrücke Europas ist, geht es doch noch. Wir zahlen ein paar Euro Eintritt und stürmen direkt das Restaurant. Da die Bedienung erfahrungsgemäß dem Schönwetterfeiertagstourismus nicht immer gerecht wird, bestellen wir bei der ersten Gelegenheit gleich das komplette Programm: 6x Getränke, 5x Essen. Exakt wie beim letzten Mal. So sind wir gut gesättigt und doch recht bald wieder draußen. Erklettern den Aussichtspunkt.
Auf das Prebischtor selbst darf man ja schon seit 1982 nicht mehr. Von oben gibt es zwar eine schöne Rundumsicht. Aber so richtig fotogen ist diese Naturbrücke hier nicht. Auch sonst ist das Prebischtor kaum von nirgendwo zu sehen. Vielleicht da hinten vom Berg am Horizont. Müssen mal dahin.
Der beste Aussichtspunkt für das Prebischtor / Pravčická brána jedenfalls ist direkt vor dem Restaurant. Da sieht man die gewaltigen Dimensionen. Ist schon beeindruckend.
Abstieg nach Herrnskretschen / Hřensko
Ich schiele aber jetzt schon langsam auf den Zugfahrplan. Anderthalb Stunden bis zur nächsten Abfahrt? Das schaffen wir.
Allerdings müssen wir uns schon ein bisschen beeilen. Habe nicht einmal Zeit, die Bildungstafeln am Wegrand zu studieren. Mache schnell ein Foto. Kann ich dann auch später lesen. Aber halt erst zu Hause. [Aha, der Olgasturz. Wieder was gelernt.]
Weiter. Ohne Unterbrechung auf dem breiten Weg ins Tal. Ziemliche geologische Unordnung hier im Elbsandsteingebirge. Oder wo kommt der Basalt her?
Der Besucherverkehr rund um das Prebischtor nimmt heute am 1. Mai qualitativ und quantitativ bedenkliche Ausmaße an. Ist halt nicht weit bis zu den großen Parkplätzen von Herrnskretschen / Hřensko.
Herrnskretschen / Hřensko selbst könnte ein wunderschöner Touristenort sein.
Wenn da nicht die ganzen Grenzhändler und Grenzhändlerbesucher wären.
Doch das Prebischtor und die Kamnitzschlucht sind dies allemal wert. Nur eben vielleicht nicht gerade am 1. Mai. Auch die Fähre zum Bahnhof Schöna ist heute gut gefüllt.
Nun gut, in der S-Bahn verteilt sich alles wieder. Wir fahren nur ein paar Stationen bis Königstein.
Von da fährt ein Bus zurück nach Bielatal. Wir sind ganz allein in dem neuen MAN. Sitzen trotzdem ganz vorn beim Fahrer.
Aber man sollte halt nicht mit dem Fahrer quatschen. Und so sind wir schuld, dass sich der Bus verfährt. Der Fahrer setzt uns ganz zerknirscht ab und fährt noch mal zurück. Und wir sind 15 Minuten eher am Ziel.
Ist halt auch eine recht neue Strecke, die ganz privilegiert sogar über die grüne Grenze bis zum tschechischen Schneeberg führt. Nach genau heute freigegebener Baustelle sogar wieder durch das untere Tal der Biela. Und da ich jetzt die neue öffentliche Buslinie genau kenne, können wir unseren eigenen Bus beim nächsten Mal sogar ganz stehen lassen. So aber „müssen“ wir noch ein Stück nach Hause fahren.
Infos zur Wilde-Klamm-Tour
- Strecke: Gesamtanstieg 469 Meter | Gesamtabstieg 664 Meter | 18 km | 50 km gesamt
- Der „Normalweg“ führt als Rundweg von Herrnskretschen / Hřensko durch die Wilde Klamm übers Prebischtor. Dann mit 2 Kahnfahrten und insgesamt ca. 20 km weit.
- In Rainwiese fährt auch ein Bus zurück nach Herrnskretschen / Hřensko. Dann ist es ein schöner, kindgerechter Spaziergang.
- Wir waren vollkommen autark unterwegs, allerdings zu dritt im Ultraleichtzelt VAUDE Hogan UL für nur 2 Personen: Klick
- Hier geht es zur Liste mit unserer Wanderausrüstung.
Hier ist noch die ganze Wanderstrecke durch die Böhmische Schweiz:
Tag 1: Vom Bielatal zum Hohen Schneeberg (15 km)
Tag 2: Vom Schneeberg über Maxdorf runter zur Elbe und wieder hoch nach Jonsdorf (17 km)
Tag 3: Durch die Wilde Klamm zum Prebischtor (18 km)