Spanien: Riskantes Katalonien

Die frisch aufgezogenen Regenwolken wollen uns wohl den Abschied von der Freiheit in einem wegen Corona so gut wie ausgestorbenen Spanien leichter machen.

Lasse mir aber davon das morgendliche Bad im Ebro nicht vermiesen. Zumal Wasser und Luft gleich warm bzw. gleich kalt sind, was die Sache recht angenehm macht.

Danach sehe ich in Vorbereitung der langen Rückreise den Bus durch. Die Inspektion nach Offroad-Strecken ergibt keine Auffälligkeiten.

11:00 Uhr sitzen wir am Frühstückstisch. Und da wir heute sowieso nicht mehr nach Frankreich können und deswegen Zeit haben, gibt es 2 Runden Skat. Erst 12:15 lassen wir den Ebro Ebro sein und starten über die Piste zur Fernstraße N-211. Diese bleibt am Ebro und führt durch zum Teil absurd erodierte, kleine Hügel. In Mequinenza überqueren wir noch einmal den Fluss und verlassen dann den Ebro. Gibt immer wieder Regen. Richtiges Heimfahrwetter heute.

Ab Fraga Autobahn A-2. Lleida gehört schon wieder zu Katalonien. Und das ist Risikogebiet. Hier ist die Ein- und Ausreise verboten. Aber wir sind ja im Transit. Noch dazu auf dem Weg nach Hause. Haben also einen triftigen Grund. Fahren ab Cervera trotzdem lieber auf der C-25 über die Berge und schneiden so den Fuß der Pyrenäen auf dem Weg in Richtung Girona.

Im Windschatten von leeren LKWs läuft es auch bergauf ganz gut, allerdings mit bangem Blick auf die Tankanzeige. Denn ich fahre über die Berge zwar gern mit fast leeren Tanks, die (Un-) Genauigkeit der Anzeige für die Doppeltankanlage sorgt jedoch immer für Nervenkitzel, weil der Zeiger die letzten 200 km hinter der Null steht. Bin jedenfalls mit Rechnen wesentlich besser als mit dieser komischen Tankanzeige.

Verfahre mich aber in Vic an einem Abzweig und plötzlich stehen 20 km mehr auf dem Navi. Fülle also doch lieber mal den 20-Liter-Kanister ein. Könnte zwar auch an einer Tankstelle tanken, aber der Reservediesel wird vom Rumstehen nicht besser. 10 km später locken am Coll de Ravell wieder Schilder zu einer Tankstelle. Ist mir egal, aber da steht auch der Hinweis auf eine Entsorgungsstation und ich muss den Bus ohnehin mal um Abwasser und Urin erleichtern.

Also da hin. Entsorgung gibt es nicht. Dafür fordern mich die Jungs auf, den Nervenkitzel zu beenden und jetzt schon vollzutanken. Na gut. Ist ja auch viel entspannter, mit vollen Tanks durch die Pyrenäen zu fahren, auch wenn wir da berghoch noch langsamer sind. Wobei die Jungs schon recht haben, denn jetzt geht es auch wieder viel runter und da können wir die potentielle Energie von 125,8 zusätzlichen Litern Diesel voll ausschöpfen.

Da wir jetzt genug Sprit und auch noch genug Zeit haben, können wir den Umweg über Portbou fahren. Denn ich will aus coronataktischen Gründen kurz vor der französischen Grenze übernachten und für den frühzeitigen Grenzübertritt lieber abseitige Straßen nutzen. Da ist die Kontrollwahrscheinlichkeit geringer. Zweigen also in Figueres von der N-II auf die N-260 ab. Die schlängelt sich ab El Port durch die letzten Ausläufer der Pyrenäen zum Mittelmeer. Sehr schön hier. Nur gibt es keine Stellplätze, zumindest keine versteckten. Und weil uns wegen der katalonischen Corona-Ausgangssperre niemand sehen soll, kann ich auch nicht einfach neben der Straße stehen.

Suche also immer nach kleinen Pisten und fahre die erstbeste Möglichkeit links rein. Die Piste ist zwar extrem ausgefahren, aber dennoch ein Volltreffer, denn schon bald stehen wir in einem ausgetrockneten Flussbett voller loser Steine. Das geht natürlich alles auch ohne Allrad, ich muss nur schön vorsichtig fahren, damit sich der 4×2-Camper nicht einwühlt. Lose Kieselsteine sind da fast noch dümmer als Sand. Naja, und für die Verschränkung auf der Einstiegspiste ist es egal, ob ein Kastenwagen-Vario Allrad hat oder nicht. Hauptsache, der hat genug Bodenfreiheit. Und die 40 cm weniger Breite gegenüber einem „richtigen“ LKW machen sich natürlich auch positiv bemerkbar.

Ob sie wollen oder nicht, aber die Jungs müssen dann raus aus dem Bus. Und bauen bei kaltem Wind aus den Steinen erst einen Damm. Dann helfen sie den Naturgewalten und stellen Sand her.

Ich gehe ein Stück spazieren und finde eine dicke, gelb-grüne Agave. Mein Pflanzenfreund geht dann auch dorthin, um dieses Prachtexemplar zu begutachten sowie Respekt und Zuneigung auszudrücken. Aber nein, die nehmen wir nicht mit. Noch nicht einmal Absenker.

Danach ziehen wir uns wegen der Kälte in den Bus zurück und spielen noch ein bisschen Skat. Zum Abendbrot gibt’s mit den neu erstandenen Vorräten aus unserem einzigen Spanieneinkauf rote Grütze und Pudding. Dann spielen die Jungs alleine Monopoly, während ich schon 21:30 Uhr ins Bett gehe. Denn wir müssen ja Frankreich in einem Tag durchqueren. Und so will ich morgen schon kurz vor Ende der Ausgangssperre um 06:00 Uhr losfahren.

Während ich also allein oben im Aufstelldach verschwinde, spielen die beiden noch zu Ende und machen dann alles für die morgige Gewaltetappe bereit. Dazu gehört der Umbau der Sitzgruppe, damit sie morgen früh noch liegenbleiben können.

Ebro am Ceiton bei Caspe – Mequinenza – Fraga – Lleida – Cervera – Girona – Figueres – El Port – vor El Port de la Selva | Spanien | 396 km | 3.021 km

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