Spanien ausgestorben
Eigentlich wollten wir heute schon früh wieder von unserem Stellplatz am Grund des Stausees Santolea wegfahren.
Aber die Jungs verschwinden gleich nach dem Frühstück (also um 11:00 Uhr) mit den Schippen in der Hand runter ins Flussbett des Guadalope. Denn heute ist nicht so viel kalter Wind wie gestern und die Sonne scheint. Also ideales Badewetter im immer noch 7°C kalten Wasser.
Ich räume derweil den Bus auf und mache mit den Reiseführern und Karten von Spanien ein bisschen Reiseplanung. So langsam müssen wir ja wieder nach Hause. Die Frage ist nur, wo wir möglichst unentdeckt langfahren und übernachten. Die Corona-Regeln gibt’s ja immer noch. Bis auf die Mossos in Katalonien hat uns zwar bis jetzt noch niemand erwischt. Aber das soll auch so bleiben.
Die Jungs verlängern in der Zeit ihren Kanal im Río Guadalope. Und nach Aufräumen und Routenplanung muss auch ich mit ran, um Frondienst zu leisten. Also Steine schleppen und den Seitendamm des Kanals weiter in die Flussmitte verlängern. Da kommt gleich wesentlich mehr Wasser. Gibt schon Wettfahrten mit den Badelatschen.
Um die Fließgeschwindigkeit im Kanal nochmals zu erhöhen, will mein Vierter die Lücken im Fangedamm mit Lehm verstopfen. Er hatte ja gestern schon eine Lehmader am Steilufer auf der anderen Flussseite entdeckt. Es ist halt nur mühsam, jedes Mal durch das kalte Wasser zu waten. Doch mit meinen bescheidenen Geologiekenntnissen finden wir denselben Lehmhorizont natürlich auch auf der hiesigen Flussseite.
Zeige den Jungs, wie der Lehm zerkleinert, gewässert und geknetet werden muss, um eine schöne Masse zu kriegen. Und schon sind sie voll dabei. Allerdings läuft die Serienproduktion nicht so richtig an, weil das Ergebnis angesichts des Bedarfs von mindestens einem Kubikmeter Lehm dann doch recht dürftig ist.
Der Plan einer quasiindustriellen Großproduktion von Lehm wird also fallen gelassen. Und ich kann mich um 13:15 Uhr zum Essenkochen verabschieden. Was mach ich denn nur? Okay, es gibt Männernudeln.
Nach dem Mittagessen gehen die Jungs noch ein wenig ans Wasser, verlieren aber dann irgendwann die Lust am Buddeln. Also fahren wir 15:00 Uhr doch noch weiter. Da wir ja auf dem Grund des alten Stausees stehen und die Piste zurück auf den Damm steil und voller Steine ist, heize ich den Motor schön vor und schicke die Jungs alleine los. Mit ein bisschen Schwung und Vollgas ist aber auch dieser Anstieg kein Problem. So ein schöner Bus.
Die Piste oben ist recht hübsch und führt in zahlreichen Windungen um den trockengelegten Stausee herum.
Wegen Corona ist alles menschenleer und man kann veranstalten, was man will. Hier ist keiner.
Auch die schnurgerade Straße durchs aragonische Hochland ist völlig ausgestorben.
Castellote mit der Burg über der Stadt gefälllt mir. Aber wir halten deswegen jetzt nicht an, denn die Burg wird sowieso geschlossen sein.
Castelserás ist auch hübsch. Zumal wir abseits der Hauptstraße über eine enge, uralte Brücke und kleine Sträßchen durch die Stadt fahren. Auch hier ist kaum jemand auf der Straße.
Dann fahren wir eine bisschen staubige Piste. Mag es, wenn der Bus eine Staubfahne hinterher zieht.
Dann kommt Alcañiz als nächste größere Stadt. Es wäre wirklich sinnvoll, wenn wir heute, am 14. Tag der Reise, das erste Mal einkaufen gehen. Brauchen zwar nur Getränke und Brot, aber warum sollen wir nicht mal in Spanien einkaufen. Also zum nächsten Supermarkt.
Und da sehen wir das Dilemma. Der Bus ist hinten total verdreckt. Der ganze Staub ist durch das Küchenfenster reingezogen. Eine dicke Staubschicht liegt im ganzen Bus. Komisch, dass wir das während der Fahrt nicht gemerkt haben.
Am Ende kaufe ich im leeren Supermarkt vor allem spanische Salami, Joghurt, Milch, Brot, Saft, Äpfel und Möhren. Und Eis natürlich. Derweil putzen die Jungs den Bus.
Dann fahren wir auf einer schönen Fernstraße noch bis zum Ebro. Hier ist schon ein bisschen mehr los.
Beim ersten Stellplatzversuch lande ich mitten auf einem privaten Orangenhof und muss in einer peinlichen Prozedur wenden. Die zweite Piste aber ist erfolgreich. Wir landen auf einer kleinen Halbinsel, an der zahlreiche Angelstrände ausgewiesen sind. Nur Camping ist überall verboten. Weil hier aber weit und breit niemand ist, bin ich mal so frei und stelle den Bus ein bisschen versteckt hinter ein Waldstück. Direkt am Wasser ginge zwar auch, aber auf der 1a-Lage wären wir aus 270° sichtbar. Da ist mir eine gedeckte 1b wesentlich lieber.
Embalse de Santolea – Castellote – Calanda – Castelserás – Alcañiz – Caspe – Ebro Ceiton | Spanien | 103 km | 2.625 km