Frankreich in einem Zug

5:45 Uhr. Mein Handywecker klingelt im Aufstelldach. Also schön leise runter und erstmal die Dieselheizung anwerfen. Die Jungs blinzeln, stehen aber nicht auf. Pullern, anziehen und los. Die Piste war gestern dumm runterzufahren. Aber auch hoch ist das nicht unfahrbar.

Die Pyrenäenküstenstädtchen sind noch vollkommen ausgestorben. Kein Licht in den Fenstern. Kein Auto unterwegs. Schön.

Und gut zu fahren. Kann die volle Breite der engen Serpentinenstraße nutzen und falle so nicht immer in den zweiten Gang zurück, aus dem ich dann nicht mehr rauskomme. Zwischen den kleinen Buchten und den Bergen quetschen sich die langsam erwachenden Städte und Häfen sowie die Haupteisenbahnverbindung nach Frankreich und „unsere“ N-260.

So gegen 7 Uhr überqueren wir mit Beginn der Morgendämmerung die Grenze zu Frankreich. Wie gehofft keine Corona-Kontrollen. Es gibt hier überhaupt niemand. Erst so ab 7:30 Uhr sind die ersten Autos unterwegs. Ich will aber noch nicht auf die Autobahn, sondern bis Port Leucate am Meer bleiben. Ist hübsch hier, baden will aber trotzdem keiner.

Landstraße nach Narbonne. Ab da Autobahn nach Lyon. Dort um 12:00 Uhr schnell 86 Liter tanken und wieder zurück auf die Autobahn.

Will in Lyon eigentlich durch die Innenstadt, biege aber an einem der zahlreichen Abzweige falsch ab und lande auf der Ostumfahrung. Ist zwar kürzer und sicherlich auch schneller. Aber halt unbeabsichtigt. Schon 16:45 passieren wir hinter Mulhouse den Rhein. Dabei hätten wir bis zum Ende der französischen Ausgangssperre um 19 Uhr Zeit gehabt.

Der Transit durch Frankreich ging ja doch schneller und einfacher als gedacht. Trotzdem mache ich sicherheitshalber die Magnettafeln mit dem Warnhinweis für den toten Winkel ab, damit wir uns nicht gleich als Frankreich-Rückkehrer outen. Die Droh-SMS der Bundesregierung haben wir ja schon gekriegt. Zum Glück waren wir ja in keinem Risikogebiet und ausschließlich aufgrund begründeter Ausnahmeregelungen unterwegs. Trotzdem bleibe ich misstrauisch und will von der Grenze weg. Dann sind wir in Bayern. Und immer noch frisch. Also wird um 20:45 Uhr in Lichtenau zum zweiten Mal nachgetankt. Diesmal 112 Liter.

Überquere sicherheitshalber noch eine weitere innerdeutsche Vorschriftengrenze und wähle die erste sächsische Ausfahrt zur Talsperre Pirk. Aber dort ist es mir zu belebt. Also zum nächsten Dorf. Lande aber in einer Sackgasse zwischen Dorfteich und Pfarrhaus. Die Jungs schlafen schon wieder und ich muss alleine auf dem engen Anger umdrehen. Brauche wirklich mal eine Rückfahrkamera. Finde aber dann einen Stellplatz am Ende eines Feldwegs, mitten auf einer riesigen Wiese. Ungewohnt, aber okay. Also gute Nacht.

El Port de la Selva – Portbou – Saint-Nazaire – Port Leucate – Bourg-en-Bresse – Besançon – Heilbronn – Bayreuth – Lichtenau – Taltitz | 1.531 km | 4.552 km

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