Schweden: Solarprobleme am Wohnmobil
Trotz idealer schwedischer Sonne ist der Solarertrag gleich Null, weil der Stromspeicher nicht zum Solarmodul passt.
Solaranlage ohne Solarertrag
Der Platz im Wald von Årstad ist wirklich einsam. Hier kommt nicht einer vorbei. Dafür ist früh blauer Himmel und idealer Sonnenschein. Doch die Solaranlage auf dem Dach bleibt ungenutzt, obwohl eine Spannung von genau 38,8 Volt anliegt.
Hab nämlich wegen Platzmangel die große Runhood Akkubox vom Balkonkraftwerk zu Hause gelassen und stattdessen nur die kleine, paddelgerechte Akkubox mit. Bin vorbereitet und baue schnell mal den Anschlussstecker um. Aber die kleine Akkubox zuckt nicht. Sehe da erst in der Bedienungsanleitung, dass die Jackery 240 nur eine Eingangsspannung bis 30 Volt verträgt. Mist, daran hatte ich nun überhaupt nicht gedacht.
Doch mein Jüngster hat dank seiner anwendungsbereiten Kenntnisse aus dem Physikunterricht eine rettende Idee. Ich soll das Solarpanel einfach zur Hälfte abdecken. Da wäre ich nicht drauf gekommen, mache mich aber gleich an die praktische Umsetzung. Hab ja trotz der Platzprobleme wegen der komplett mitgeführten Paddelausrüstung die Auszugsleiter mit. Also nicht trotz, sondern wegen, denn ich brauche die 11-stufige Hailo, um unser Übergepäck auf dem Dach zu verstauen. Hab dadurch auch einen schönen Zugang zur Solaranlage.
Mache die Abdeckung des Solarpanels erstmal nur provisorisch mit Ortlieb-Rolltasche und BW-Isomatte.
Schon sinkt die Spannung auf 23,8 Volt. Ist echt wichtig, dass man auf Reisen einen Multimeter dabei hat. Oder heißt es ein Multimeter? Ach egal, es ist „Der Testboy“.
Mit der reduzierten Solarfläche wird die kleine Akkubox nun anstandslos geladen. Problem gelöst.
Nee, Problem doch nicht gelöst. Denn genau in diesem Moment bläst mir der Wind die Isomatte vom Solarpanel. Mittlerweile sind wir schon drei, die über die physikalischen Probleme rund um meine Solaranlage nachdenken. Wie lässt sich nur die Spannung des Solarpanels regulär halbieren, ohne dass ich eine Rolle Panzerband verbrauche?
Natürlich, über einen in Reihe zwischengeschalteten elektrischen Verbraucher. Hätte z.B. einen 24-Volt-Ventilator im Angebot. Aber dazu brauche ich meine Elektrobastelkiste, die irgendwie verschwunden ist. Aber wenigstens staple ich auf der erfolglosen Suche nach der Elektrokiste das Ausrüstungschaos mit den ganzen Paddelsachen im Bus gleich so um, dass der Tisch wieder zwischen die Sitzbänke passt. Können daher nun um 10:30 Uhr überhaupt erst einmal frühstücken. Das wird langsam dringender als der Stromertrag. Und die Akkubox kann ich auch mit Diesel laden.
Windiges Schweden am Koloss von Ullared
11:00 Uhr heize ich den Motor vor und fahre 15 km zum nächsten Badeplatz (Ätraforsdammen badplats). So sieht das schon mal ganz nett aus.
Aber schwedische Badeplätze sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Mich jedenfalls irritieren die drei anderen Wohnmobile, die hier scheinbar schon länger stehen.
Und weil bei dem Wind sowieso keiner ins Wasser will, fahren wir direkt weiter. Ist eine schöne Strecke, aber in Ullared ist irgendwas komisch. Ein riesiger Campingplatz auf der linken Seite, ein riesiger Campingplatz auf der rechten Seite, dazu besteht der ganze Ort scheinbar nur aus Parkplätzen. Irgendwas ist hier. Hab erst einen Flohmarkt im Verdacht oder ein Autorennen, aber dafür würde man ja keine Campingplätze anlegen. Oder es gibt irgendwelche Superattraktionen in der Umgebung. Keine Ahnung. Während der Mittagspause am nächsten See lese ich im Reiseführer, dass in Ullared das größte Kaufhaus Skandinaviens steht, der Koloss von Ullared. Mit 82 Kassen. Und wir haben diesen Konsumtempel verpasst. Sind einfach ignorant weiter gefahren.
Am Rastplats Holsljunga will auch keiner baden. Der Wind ist aber auch blöd heute. Dazu ist es mit 16 Grad ziemlich kalt. Es sieht zwar so aus, aber regnet nicht. Und so kochen wir Nudeln und spielen Scrabble mit lauter verrückten Wörtern. Ist natürlich klar, dass es den Yeti gibt. Und damit dessen Fell schön ölig ist, gibt es auch einen Yetiöler. Wenn es aber den Yetiöler gibt, gibt es auch eine Ecke, in der der Yetiöler steht. Die Begründung für das Hauyetiölereck ist mir allerdings entfallen.
Landstraßen am Ärvan
Nach der Mittags- und Spielpause geht es bei nun schon besserem Wetter wieder auf und ab und links und rechts und kreuz und quer durch die schwedischen Wälder. Immer am Fluss Ärvan entlang „hoch in die Berge“. Die 200 m z.B. in Hillared sind zwar nach unseren Maßstäben nichts, aber für südschwedische Verhältnisse schon ziemlich hoch.
Kurz vor der Autobahn zwischen Göteborg und Örebro suche ich einen See raus. Der ist zwar ganz nett, aber eben noch nicht so richtig schwedisch toll. Vor allem komme ich mit dem Bus nicht direkt ans Wasser. Selbst ein Unimog würde da nicht rankommen. Der Wald wird einfach zu dicht. Bin zwar auch schon Fahrzeuge gefahren, mit denen man quer durch diesen jungen Wald käme, aber das ist hier keine Option.
Solarprobleme am Grillplatz
In Schweden ist der nächste Badeplatz ja nie sehr weit. Dieser hier ist schon mehr nach meinem Geschmack. Wobei das gar kein richtiger Badeplatz ist, sondern nur ein Grillplatz am See.
Eigentlich wollen wir mit dem Lagerfeuer noch warten, bis es dunkel ist, aber das ist ja hier im nördlichen Südschweden Ende Juni vollkommen witzlos. Da müssten wir ja noch Monate warten. Also machen die Jungs bei schönstem Sonnenschein das Feuer an, während ich mich weiter um meine Solarprobleme kümmere. Und das heißt ganz konkret, meine Elektrokiste zu suchen, die immer noch verschollen ist.
Nebenbei versuche ich, die Isomattenabdeckung auf dem Dach zu halten. Aber es ist einfach zu viel Wind und ich gebe auf. Die Box ist vom Fahren sowieso fast voll. Statt also ewig an der Solaranlage herumzudoktern, setze ich mich lieber mit ans Feuer. Kriege sonst am Ende nichts mehr von Brot, Würstchen oder Melone ab.
Test der Hängematte
22:30 Uhr baue ich mir die Hängematte auf. Hab selbst für ein Zelt noch nie so lange gebraucht wie für die Hängematte. Und dabei habe ich das schon mal geübt. Aber das Befestigungsseil ist eben wirklich komisch. Wobei nicht die Befestigung komisch ist, die ist schon richtig raffiniert gelöst. Ich bin einfach nur zu dumm, mir die richtigen Handgriffe zu merken und muss mir x-mal ein Youtube-Video zur Amazonas-Hängematte anschauen. Mann, ist das peinlich.
Mal sehen, wie die Nacht wird. Als ich schon in der Hängematte liege, machen die Jungs noch einen Spaziergang und kommen ewig nicht wieder. Die wollen doch wohl nicht den See umrunden? Tatsächlich laufen sie nicht nur um „unseren“ See herum, sondern auch noch um den großen See dahinter. Kommen erst 23:45 Uhr wieder und zeigen schöne Fotos. Tja, mit seinen Füßen kommt man doch immer am weitesten.
Årstadt – Ätraforsdammen badplats – Ullared – Fäxhult – Svenljunga – Rastplats Holsljunga – Hillared – Ulricehamn – Falköping – Töreboda – Älgåros | Schweden | 269 km | 1.117 km
Infos und Werbung
- Multimeter Testboy TB65: Klick
- 11-sprossige Teleskopleiter für den Dachzugang (Hailo): Klick
- Adventure-Set von Amazonas (Hängematte, Tarp, Seile): Klick
- Testbericht zum Solarmodul Euronergy EUQJH57J420 (osnatech.de): Klick
- Auf dem Bus verbaut ist die 1. Generation, aktuell ist mittlerweile die 2. Generation des ultraleichten Solarpanels Dandelion EUQJH57J 420W (euronergysolar.com): Klick














