Rumänien: Holzkirchen der Maramuresch bis zum Abwinken
Insgesamt 8 Holzkirchen der Maramuresch haben es ins UNESCO-Weltkulturerbe geschafft. Dazu gibt es noch zahllose andere Holzkirchen. Gestern waren wir schon an der Holzkirche Șurdești und sind an den Holzkirchen Desești und Plopiș vorbeigefahren. Nächstes Ziel sind die Holzkirchen Budești, Bârsana und Ieud. Aber ich darf es nicht übertreiben mit dem Holzkirchentourismus. Und so bleiben die Maramuresch-Holzkirchen Poienile Izei und Rogoz unbesichtigt.
Übernachtung am Berg Gutâi
Das Wetter hier oben am Berg Gutâi (1443 m) ist mal so richtig kacke. Es regnet schon die ganze Nacht und heute früh ist es nicht besser. Dazu Wind und Kälte. Wir machen beim Frühstück sogar die Dieselheizung an. Da werden nicht nur die Heizkörper, sondern auch gleich der Motor vorgewärmt.
Und es wird auch keiner Blaubeeren pflücken. Denn das kniehohe Blaubeergestrüpp ist wie alles andere auch klitschnass. Also fahren wir vor auf die Hauptstraße und ich kontrolliere im strömenden Regen die Zwillingsreifen auf eingefahrene Steine. Wie immer halt.
Holzkirche von Budeşti
Dann rollen wir runter zur Holzkirche von Budeşti. Sieht irgendwie recht unbelebt aus. Die Verriegelung des Friedhofstors ist einfach und effektiv. Und offen.
Schleiche wegen des Regens erstmal nur allein zur Erkundung über den Friedhof und um die Kirche.
Niemand ist hier. Und auch das kleine Kirchtor ist verschlossen.
Kann aber durch eines der Fenster einen Blick ins Innere erhaschen.
Die Fenster sind sowieso ein Thema für sich. Alleine wie das Glas eingefasst ist, verdient den Welterbestatus.
UNESCO Weltkulturerbe klingt immer so groß und mächtig. Tatsächlich aber sind die Holzkirchen der Maramuresch klein und süß. Naja, bis auf den Zuckerbäckerturm. Und es sind nicht umsonst 8 Holzkirchen gemeinsam auf die Welterbeliste gekommen. Denn letztlich sind die Kirchen alle recht ähnlich.
Prince-Charles-Dorf Breb
Also weiter nach Breb. Dort hat angeblich Prinz Charles alte Holzhäuser sanieren lassen.
Wir suchen das Haus 908. Finden aber natürlich nichts. Im Reiseführer steht, wir sollen nach der Nummer im Ort fragen. Haha. Doch die anderen Häuser sind auch schön und so tuckern wir langsam durch die feldwegmäßigen Gassen des Dorfs. Die vielen Töpfe zeigen übrigens, dass in diesem Haus ein heiratsfähiges Mädchen wohnt.
Dann durch einen Haselnusshain zum nächsten Dorf.
Das aufstrebende Ocna Șugatag
Ocna Șugatag will aber schon eine Stadt sein oder werden. Die für Rumänien so typische Aufsteigerarchitektur mit mindestens drei Geschossen, ausladenden Balkonen, langen Säulen und massiven Edelstahlgeländern ist auch schon da. Täuscht das, oder fluchten die Säulen wirklich nicht? Naja, wird wohl die Perspektive sein. Denn bei ihren Prunkbauten geben sich die Rumänen schon Mühe.
Aber diese Art zu bauen gibt es auch nicht erst seit gestern. Traditionell wird in der Maramuresch der Sozialstatus des Besitzers an der Größe des Hoftors festgemacht.
Und auch Kirche und öffentliche Hand lassen sich nicht lumpen. Wer eine Stadt sein will, braucht eine zentrale Kirche und einen monumentalen Marktplatz. Auch wenn ringsrum alle Gassen nur Schlammpisten sind.
Das Disney-Holzkloster Bârsana
Aber die ausländischen Touristen wollen natürlich nur alte Kirchen sehen. Alte Holzkirchen und alte Holzhäuser. Klar, wir müssen ja auch nicht drin wohnen. Und so ist das Izatal (Vadu Izei) besonders für seine alten Holzkirchen berühmt.
Lasse so ganz bewusst die alte Holzkirche von Bârsana unbesichtigt. Denn unter Rumänen scheint das seit 1990 errichtete Holzkloster (Mănăstirea Bârsana) wesentlich attraktiver zu sein. Ist so eine Art rumänisches Kloster-Disneyland.
Dazu passt, dass über das gesamte Klostergelände permanent Kirchenmusik erschallt. Anfangs ist so eine orthodoxe Beschallung ja ganz nett. Aber mit der Zeit wird es dann doch nervig.
Auf den ersten Blick sieht die Holzkirche wie eine ganz normale Holzkirche aus. Aber hier ist alles neu.
Errichtet unter exzessivem Materialeinsatz mit Geländern aus Eichenbohlen 30 x 30 cm.
Es stehen jedenfalls einige Häuschen herum, die schön aus Holz gebaut, schön mit Holzschindeln gedeckt und schön mit Schnitzereien verziert sind.
Dazwischen Blumenrabatten, Wiesen und Kieswege. Den Rumänen gefällt es. Sieht halt aus wie im Bilderbuch und nicht wie sonst in rumänischen Dörfern.
Allerdings überwiegen die Baumängel. Alles reißt und schwindet. Offenbar wurde das Eichenholz nicht richtig getrocknet. Hier z.B. fehlt es an der Passgenauigkeit das Geländerpfostens.
Und da hat man zwei Eichenbohlen zusammengestückelt, weil scheinbar am Freitagnachmittag das Material nicht mehr gereicht hat.
Aber ich will nicht meckern. Und durch die völlig überdimensionierten Materialstärken wird das Kloster schon eine Weile halten. Nur ist das Holzhandwerk ist nicht mehr das, was es vor dreihundert Jahren in der Maramuresch mal war.
Holzkirche Ieud (Biserica de lemn din Ieud Deal)
Trotz einiger Proteste verkünde ich den Aufbruch zur nächsten Holzkirche. Muss aber versprechen, dass wir nur noch eine einzige Holzkirche angucken. Dazu verweise ich immer auf die Kirchen, an denen wir ohne Besichtigung vorbeifahren.
Das stimmt die Jungs milde und sie kommen noch einmal zur Bergkirche Ieud mit.
Das soll angeblich die schönste Holzkirche der Maramuresch sein. In Kombination mit dem hübschen Friedhof stimmt das auf alle Fälle.
Wir folgen dem Kreuzweg über den Friedhof und sehen die verschiedenen Stationen von Christi Leiden. Und plötzlich liegt die Kirche zu unseren Füßen.
Die Kirche selbst ist offen und sieht so aus wie alle anderen.
Klar, die Wände und Decken sind bemalt. Aber der Aufbau der Holzkirchen und auch die Malereien sind letztlich immer gleich.
Dafür ist bei der Holzkirche Ieud aber das Ambiente schön.
Und ganz besonders gefällt mir die Dachlandschaft aus Holzschindeln.
Jetzt ist aber Schluss mit Holzkirchen. Tor zu. Holzkirchen abgehakt.
Bauernmuseum Ieud
Nur noch ein winziges Bauernmuseum. Ganz kurz. Ist auch gleich um die Ecke der Holzkirche.
Allerdings gucken wir nur von außen, denn für einen Besuch müsste ich jetzt irgendwo anrufen. Zumindest steht die Telefonnummer am Eingang.
Die Wassertalbahn von Vișeu de Sus / Oberwischau
Ja, die Holzkirchen der Maramuresch sind schon nett. Aber es ist überall in der Maramuresch nett. Jetzt ist Kinderprogramm dran. Also auf zur Eisenbahn im Wassertal. Mein Jüngster leitet mich und so stehen wir schon bald auf dem großen Parkplatz, über den quer gerade eine Dampflok rangiert. Das trifft schon eher den Geschmack meiner Reisegruppe.
Interessant sind auch die zahlreichen Schienen-LKWs. Bucegi V8. Kannte ich noch gar nicht.
Aber vor allem gefallen die diversen Dampflokomotiven. Auch wenn die nur noch für den Dampftourismus eingesetzt werden. Der Holztransport aus dem Wald läuft mittlerweile mit Dieselloks.
Nachdem die Rangierarbeiten und alle Fahrzeuge gründlich besichtigt wurden, kann ich die Jungs noch zu einem Stadtspaziergang nach Vișeu de Sus überreden. Da können wir gleich noch ein bisschen Kleinkram einkaufen.
Und natürlich gibt es auch hier viel Interessantes zu sehen.
Interessant sind auch die zahlreichen Geländewagen, denen man ansieht, wofür sie gemacht und dass die technischen Vorschriften in Rumänien wohl nicht so streng sind.
Ein bissiges Geländeprofil gehört jedenfalls zum Must-Have in der Maramuresch.
Eigentlich wollte ich ja noch die Zipserreih, also den Ortsteil Cartierul Țipțerai von Vișeu de Sus anschauen. Hier leben nämlich noch einige Zipser Sachsen, also aus der Slowakei hierher angeworbene Waldarbeiter. Aber naja. Man kann nicht alles haben.
Spreche lieber noch einmal am Ticketschalter vor. Allerdings macht man uns wenig Hoffnung für eine Fahrkarte für Morgen. Reguläre Wartezeit sind drei Tage. Denn zur Zeit ist Hochsaison an der Wassertalbahn. Vielleicht hätten wir aber eine Chance, wenn wir früh um 8 Uhr als Erste am Schalter stehen. Dann gibt es vielleicht noch einige Restkarten.
Wir machen also ein bisschen alternative Reiseplanung und überlegen uns, was wir die nächsten Tage machen könnten, bis wir vielleicht ein Ticket bekommen. Kann die Jungs anhand einiger Fotos aus dem Reiseführer gerade so überzeugen, auch noch die Moldauklöster anzuschauen. Und einen Tag könnten wir ja noch ins Rodna-Gebirge wandern gehen. Dann wollen die Jungs aber auch nach Bran zur Draculaburg und nach Ocna Sibiului an den Salzsee. Die Schlammvulkane bei Buzau stehen auch noch auf der Wunschliste. Und natürlich das Meer. Dafür müsste der Urlaub gerade so reichen.
Nach der Reiseplanung spielen wir Skat, gehen aber schon 22:00 Uhr ins Bett. Denn Morgen ist 7:30 Uhr wecken. Mal sehen, ob ich überhaupt schlafen kann mit den ganzen wilden Hunden auf dem Parkplatz. Aber egal, ich muss sowieso morgen früh zeitig am Ticketschalter der Wassertalbahn stehen.
Berg Gutâi – Budeşti – Breb – Ocna Șugatag – Bârsana – Ieud – Vișeu de Jos – Vișeu de Sus | Rumänien | 86 km | 1.410 km