Rumänien: Das hohe UNESCO-Holzkirchlein von Șurdești

Nach dem verklemmten Stein zwischen den Zwillingsreifen rollt der Bus wieder das Dorf hinunter. Am fröhlichen Friedhof Săpânța ist jetzt um 14:00 Uhr ordentlich Betrieb.

Auch die ganzen Souvenirläden sind voll im Tourimodus. Wir schlängeln uns durch und fahren erstmal vor auf die D19 nach Osten. Die höchste Holzkirche der Welt in Săpânța lassen wir links liegen. Ist ja gerade erst erbaut. Die muss erst mal noch ein bisschen reifen.

Von Sighetu Marmației nach Baia Sprie

Hatte heute früh den Kindern aus dem Reiseführer von der Wende in Rumänien und Ceausescus Ende vorgelesen, worauf sie eigentlich ins Museum für die Opfer von Kommunismus und Widerstand in Sighetu Marmației gehen wollten.

Aber den Programmpunkt streichen wir spontan. Schließlich ist sowieso Corona. Ganz vergessen. Tanken also nur und fahren dann über die Berge und zahllose Serpentinen von Sighetu Marmației nach Süden. Vorbei an der ohnehin überlaufenen Welterbe-Holzkirche Desești. Ich darf schließlich das Reiseprogramm nicht mit Holzkirchen überfrachten.

In Baia Sprie kaufen wir noch ein paar Vorräte und zweigen dann nach Osten ab zu den Holzkirchen der Maramuresch. In dem kleinen Lädchen wurde als Wechselkurs für den Euro übrigens 1:7 angegeben. Offiziell sind es nicht einmal 1:5. Wusste gar nicht, dass es da noch Unterschiede gibt.

Kirche Dănești

Es gibt ja 8 Holzkirchen der Maramuresch, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Die sind in meinem Rumänien-Straßenatlas zwar alle eingezeichnet. Aber nur recht ungenau. Dachte, eine Kirche wäre in Dănești. Die ist aber nichts besonderes und noch nicht mal aus Holz. Wegen sowas steigen wir bei dem Wetter nicht aus.

Șurdești: Die höchste alte Holzkirche der Welt?

Statt in Dănești steht die Holzkirche in Șurdești. Die andere Holzkirche des Cavnic-Tals steht in Plopiș. Na egal, mehr als eine Holzkirche der Maramuresch schaffen wir heute sowieso nicht. Die Holzkirche von Șurdești ist wirklich hübsch. Und wenn sich die Erbauer der neuen Holzkirche von Săpânța mal ein bisschen zurückgehalten hätten, wäre die Holzkirche von Șurdești immer noch die höchste der Welt. So ist sie mit 72 m nur die höchste alte Holzkirche der Welt. Zumindest nach dem Rumänien-Reiseführer aus dem Verlag Michael Müller (S. 395).

Im Baedeker allerdings ist der Turm nur 54 m hoch und die Kirche die zweithöchste Europas (S. 65). Die Tafel am Eingang stellt es dann richtig: Der Turm ist 54 m und die Gesamtkirche 72 m hoch. Da ist die Kirche aber wieder die höchste Holzkirche der Welt. Na, egal. Ich sollte auf Reisen einfach mal das Denken abstellen.

Besichtigung der Holzkirche von Șurdești

Die meisten Holzkirchen der Maramuresch stammen übrigens aus der Zeit nach 1717. Die Holzkirche von Șurdești aus 1721. Das ist einfach zu erklären, denn 1717 fegte der letzte Tatarensturm durch das Land, bei dem nahezu alle Kirchen niedergebrannt worden sind. Die Leute waren aber fix mit dem Wiederaufbau. Auch wenn sie dann 50 Jahre für die Bemalung gebraucht haben.

Zwar nicht direkt auf Holz, sondern auf Leinwand, aber trotzdem hübsch.

Mit den kleinen Fenstern und Türen hat die Holzkirche von Șurdești auch etwas festungsartiges.

Nur so ganz ohne Eisen ging es scheinbar doch nicht. Wir finden zumindest viele Eisenverbinder an der Holzkirche von Șurdești.

Woher das Kreuz an der Außenwand stammt, habe ich nicht rausbekommen. Vielleicht stammt es ja von der ursprünglichen Kirche.

Ein hübsches Kirchlein.

Die Blaubeerfelder im Gutâi-Gebirge (Muntii Gutâului)

Danach die Berge hoch zum Skigebiet am Kapnik Grub. Auf der Nordseite des Gutâi-Gebirges (Muntii Gutâului) stehen die ersten Blaubeerverkäufer. Die wollen allerdings 10 € für ein Schälchen und eine Marmelade haben. Das ist mir zuviel und wir zweigen in den nächsten Waldweg ab. Selber Blaubeeren sammeln. Die verkauften Blaubeeren sind sowieso viel zu groß für echte Waldblaubeeren.

Allerdings regnet es gerade, sodass wir zwar ein paar Blaubeeren und Himbeeren finden, aber die Töpfe leer bleiben. Wollen wir nicht gleich hier bleiben? Die Jungs sind erst gar nicht so begeistert, aber wo sollen wir denn sonst heute noch hin? Der nächste Reiseabschnitt durchs Tal der Holzkirchen ist jedenfalls ziemlich zersiedelt und nicht so schön einsam und blaubeerig wie hier. Und ob wir bei dem Mistwetter hier oder da im Bus Skat spielen, ist auch egal.

Wenigstens am späten Abend hört der Regen auf.

Wir schleichen noch ein bisschen durch den feuchten Wald des Gutâi-Gebirges und finden auch dies und das.

Das Schöne in Rumänien ist, dass man sich einfach irgendwo hinstellen kann und trotz ab und zu vorbeikommender Fahrzeuge unbehelligt bleibt.

Cascada ŞIPOT – Şapanta – Sighetu Marmației – Baia Sprie – Dănești – Șurdești – Kapnik Grub – Berg Gutâi | Rumänien | 120 km | 1.324 km

Am nächsten Tag geht es weiter mit Holzkirchen. Bis zum Abwinken.

Infos zur Holzkirche Șurdești

Die Holzkirche Șurdești steht etwas versteckt von der Straße in einer Senke. Wahrscheinlich hat man deswegen den Turm so hoch gebaut.

 

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