Rumänien: Fröhlicher Friedhof Săpânța bei Nacht und Tag
Rumäniens fröhlicher Friedhof von Săpânța vermittelt mit bunten Grabkreuzen und gereimten Texten ein heiteres Bild vom Leben und Sterben.
Wohnmobilstellplatz am fröhlichen Friedhof Săpânța?
Wir stehen nach der nächtlichen Anreise direkt an der Mauer zum fröhlichen Friedhof Săpânța in der Maramuresch. Die Busbesatzung schläft. Das Dorf schläft. Ich bin noch wach. Ist zwar sicherlich kein idealer Wohnmobilstellplatz hier an der Friedhofsmauer neben der Hauptstraße mitten im Dorf, aber bis morgen früh wird es schon gehen. Zumindest jetzt ist alles ruhig.
02:30 Nacht auf dem fröhlichen Friedhof Săpânța
Ruhig ist es auch auf dem fröhlichen Friedhof. Das Friedhofstor ist offen und so schleiche ich nachts halb drei auf den hell erleuchteten Friedhof. Sollte nicht verboten sein.
Bisschen unheimlich ist es schon. So ganz allein. Weit nach Mitternacht. Eine einmalige Atmosphäre um diese Zeit. Hat sich gelohnt, noch bis hierher zu fahren und sich die Nacht um die Ohren zu schlagen.
Der Friedhof ist übrigens wirklich so hell erleuchtet, wie es auf den Fotos aussieht. Da ist nichts mit Langzeitbelichtung getrickst oder so. Das sind originale Handyfotos.
Jetzt um diese Zeit ist es traumhaft. Doch langsam kommt die Müdigkeit. Kann mir die fröhlichen Gräber ja noch von oben aus dem Aufstelldach anschauen.
07:30 Sonnenaufgang im Friedhof Săpânța
War ja klar, dass es hier mitten im Dorf Săpânța recht früh recht laut werden würde. Und so ist die Nacht schon nach 4 Stunden wieder zu Ende. Der Friedhof und ich – wir sind noch vollkommen verschlafen. Aber ich bin hier nicht im Urlaub. Also aufstehen.
In Săpânța ist das Leben um 07:30 Uhr schon voll im Gange. Traktoren pleppern hin und her. Kühe werden herumgeführt. Pferdefuhrwerke trappeln vorbei.
Den Jungs unten im Bus ist das egal. Dort herrscht Ruhe. Aber ich bin wach. Und das Tor zum fröhlichen Friedhof ist immer noch offen.
Also los. Noch eine Erkundung. Jetzt sind sogar schon die Tore der Kirche geöffnet. Die Morgensonne flutet den riesigen, prachtvoll bemalten Kirchenraum. Wunderschön.
Und das alles ohne Leute. Dennoch war die Stimmung auf dem fröhlichen Friedhof in der Nacht nochmal besser.
Der fröhliche Friedhof von Săpânța in Rumänien hat es sogar auf den Baedeker geschafft. Das ist kein Wunder, denn dieser Friedhof ist wirklich außergewöhnlich. Und auf alle Fälle ein Highlight in Rumänien. Zumindest so früh am Morgen.
Ich dachte ursprünglich, dass sich die Bezeichnung fröhlicher Friedhof auf die zahlreichen Texte auf den Grabkreuzen bezieht, die das Leben der Verstorbenen schildern. Aber eigentlich ist es die vielleicht nicht fröhliche, aber doch heitere Atmosphäre auf dem Friedhof, die so anders ist als überall sonst.
Und obwohl jedes Grabkreuz ein individuelles Meisterstück ist, sind alle Gräber zusammen doch eine Gemeinschaft der Toten voller Harmonie und Verbundenheit. Da tut sich niemand noch im Tod mit einem besonders großen Grabkreuz hervor. Und niemand muss unter einem nackten Stein liegen. Alle legen mit der gleichen naiven Würde Zeugnis ab über ihr Leben und ihr Sterben.
Ein Blick über die Friedhofsmauer reißt mich dann aber aus den Gedanken daran, was wohl mein eigener Grabspruch wäre. Mist, das Aufstelldach hängt ja direkt in der Hauptstromversorgung von Săpânța.
Na, da hätte ich mich ja bald beinahe mit auf den fröhlichen Friedhof legen können. Klappe also schnell das Dach runter und lege mich unten noch ein bisschen aufs Sofa. Die Jungs schlafen immer noch.
10:30 Hochbetrieb am fröhlichen Friedhof Săpânța
9:30 Uhr wache ich wieder auf. Mitten im Trubel um den fröhlichen Friedhof. Die Besucher des fröhlichen Friedhofs strömen nur so herbei. Scheinbar alles Rumänen.
Warm wird es jetzt auch langsam. Mache erstmal die Schiebetür auf. Der Lärm einer Touristenattraktion mit angeschlossener Souvenirabteilung dringt plötzlich zu uns in den Bus. Irgendwie passen wir jetzt gar nicht mehr hierher. Das denkt auch die Frau aus dem Kassenhäuschen direkt nebenan und will uns verscheuchen. Schließlich blockieren wir hier die wenigen Parkplätze vor dem Tor.
Los jetzt, bevor noch mehr Leute den Friedhof überrennen. Wir bezahlen artig unsere jeweils fünf rumänischen Lei und die Wachfrau ist wieder zufrieden. Dann schlendern wir kurz zwischen den Gräbern umher. Den Friedhof finden natürlich auch die Kinder hübsch.
Übersetzung der Texte am fröhlichen Friedhof Săpânța
Aber wenn man die Texte am fröhlichen Friedhof nicht versteht, ist das alles nur halb so schön. Der Google-Foto-Übersetzer ist auch keine Hilfe, weil die Texte wegen fehlender Satzzeichen und der orthodoxen Schrift nur schwer lesbar sind. Oft fehlen sogar die Leerzeichen zwischen den Wörtern. Kein Wunder, dass die Sofortübersetzung scheitert.
Tippe daher mal ein paar Texte der Grabinschriften auf dem fröhlichen Friedhof von Săpânța ab und übersetze die mit Hilfe von Google Translate und DeepL. Plötzlich werden die Texte auf dem fröhlichen Friedhof von Săpânța und mit ihnen die Verstorbenen wieder lebendig. Also zumindest deren Geschichte.
Die Texte sind einfach, aber eigentlich nicht lustig. Wer übrigens im Gegensatz zu mir des Rumänischen mächtig ist, darf mich gerne bei der Übersetzung der Texte auf den Grabsteinen des fröhlichen Friedhofs korrigieren.
Unfröhlicher Text vom zu früh gestorbenen Gheorghe
Gheorghe legt auf seinem Grabstein Zeugnis ab von einem harten, einfachen Leben und einem schweren Tod mit 53 Jahren. Fröhlich ist da nichts.
Text vom Traktorfahrer Batei
Fern der Heimat starb der Traktorfahrer Batei, der von seinem Traktor überrollt wurde. Auch dieser Text ist ganz und gar nicht fröhlich.
Text der Gastgeberin Marie
Der Text auf dem Grab von Marie ist voll des Lobes über ihre häuslichen und außerhäuslichen Qualitäten. Aber auch nicht fröhlich.
Text der Witwe Anuta
Nicht ganz sicher bin ich mir mit dem Text auf dem Grab der Witwe Anuta. War ihr Mann Gheorghe wirklich ein Schuft? Und steht Witwe vielleicht für verlassene Ehefrau? Bei diesem Text blitzt zumindest ein bisschen von dem auf, was man sich unter einem fröhlichen Friedhof vorstellt.
Text des Schwiegermutter-Grabs (Soacra)
Der bissigste Text auf den übersetzten Grabsteinen ist für mich der von der bösen Schwiegermutter (Soacra). Der Text ist auch im Rumänen-Reiseführer von Michael Müller übersetzt (S. 373). Allerdings weicht dort das rumänische Original von meinem Exemplar ab. Entweder es gibt 2 Schwiegermüttergräber oder der Grabspruch wurde mittlerweile überarbeitet. Ältere Grabkreuze scheinen nämlich derzeit restauriert zu werden. Und dabei hat man gleich den Datenschutz verbessert und im Text den Namen der Schwiegermutter weggelassen.
Infos zum fröhlichen Friedhof Săpânța
So fröhlich sind die Texte auf dem fröhlichen Friedhof Săpânța gar nicht. Den Texten nach müsste der fröhliche Friedhof eigentlich der ehrliche Friedhof heißen. Für mich aber ist der fröhliche Friedhof aufgrund der Stimmung eher der heitere Friedhof. Zumindest, wenn man vom Touristenrummel zu den Stoßzeiten absieht.
- Auf Rumänisch heißt der lustige Friedhof „Cimitirul Vesel“
- Link zu Google Maps für die Navigation zum fröhlichen Friedhof Săpânța: Maps
- Baedeker Rumänien mit dem Titelbild vom lustigen Friedhof: Klick
- Rumänien-Reiseführer von Michael Müller mit dem Schwiegermuttertext auf Seite 373: Klick
- Eure Handys solltet ihr am lustigen Friedhof manuell mit dem rumänischen Netz verbinden. Ansonsten wählt es sich munter ins ukrainische Netz ein, was zumindest bei mir recht schnell recht teuer geworden ist. Da hätte ich auch einen Übersetzer für die Texte auf den Grabsteinen bezahlen können.
Weiter oben im Dorf (also so ca. 1-2 km südlich) gibt es einen kleinen Campingplatz. Gesehen im Vorbeifahren auf unserem weiteren Weg zu den Waldpisten der Maramures.