Robur Bus Wohnmobil: Traum(a) von Feeling B, Start von Rammstein

Flakes und Landers‘ Storys zum Robur Bus als Wohnmobil der Rammstein-Keimzelle Feeling B gibt es schon. Als Buch. Was hab ich gelacht.

Robur Bus LO 2501 Mz als Wohnmobil und Tourbus von Feeling B

Robur Bus LO 2501 Mz als Wohnmobil und Tourbus von Feeling B (Buch: Rönicke/Melenk, S. 101; Filmausschnitt: Flüstern & Schreien)

Mix mir einen Drink: Das Buch zu Feeling B

In meinem Beitrag zu den Robur-Werken in Zittau und den verschiedenen Typen des Robur hatte ich ja unlängst auch den Bandbus von Feeling B vorgestellt. Und dazu ein bisschen flapsig geschrieben, dass sich Flake und Landers ja mal melden und noch ein paar Geschichten von ihrem alten LO erzählen könnten.

Habe danach aber mitgekriegt, dass es die Storys und Erfahrungsberichte zum Robur Bus schon lange gibt. Als Buch aus dem Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf, der seinen Sitz übrigens in der Kastanienallee 32 und damit um die Ecke der Fehrbelliner Straße 7 als dem Epizentrum von Feeling B hat. Und das B steht wofür? Natürlich für Berlin.

Das Buch Feeling  B – Mix mir einen Drink ist zwar schon von 2003, aber bislang vollkommen an mir vorbei gegangen. Jedenfalls liefert das Buch so viel Material zum Robur Bus als Wohnmobil und Tourbus von Feeling B, dass mir das einen eigenen Beitrag wert ist.

Insofern übernehme ich die Erfahrungsberichte zum Robur Bus als Wohnmobil von Feeling B als Zitate. Alle kursiven Textstellen stammen also aus dem gekennzeichneten Liedgut und dem Buch Mix mir einen Drink von Galenza/Havemeister über Feeling B. Die Screenshots stammen mit freundlicher Genehmigung von Icestorm Entertainment als dem Verleger der DVD aus dem Film Flüstern und Schreien.

Buch Feeling B mit vielen Erfahrungen zum Robur Bus als Tour- und Wohnmobil

Buch Feeling B mit vielen Erfahrungen zum Robur Bus als Tour- und Wohnmobil

Authentisches Zeugnis des DDR-Punk

Das Buch zu Feeling B lebt davon, dass die heutigen Rammstein-Stars Christian Lorenz (aka Flake) und Paul Landers das geblieben sind, was sie schon immer waren. Und dass ihnen vollkommen egal ist, was die anderen denken. Hauptsache, alle haben ihren Spaß.

Alles ist so dufte (jajaa!)
Alles ist so dufte (jajaa!)
Alles ist so dufte (jajaa!)
Alles ist so un-, un-
Un- un- unheimlich

(Feeling B, Hea Hoa Hoa Hea Hea Hoa, Alles ist so unununheimlich)

Diesem selten authentischen Buch über eine der wichtigsten DDR-Punkbands liegt auch kein Konzept zugrunde. Oder keine Systematik. Kein Marketing. Und kein rechtsabteilungsabgesichertes Rechtstreitvermeidungsgequarke.

Nein, Anlass für das Buch war nur der Tod von Bandchef Aljoscha Rompe. Aber getreu dem Motto von Feeling B hat da niemand gejammert, sondern sich froh der gemeinsamen Zeit erinnert.

Jammern hat jetzt keinen Sinn mehr
Und so sind wir froh
Wir konnten nichts ändern
Er starb sowieso

(Feeling B, Die Maske des roten Todes, Tod des Florio)

Und so quatschen Christian Lorenz und Paul Landers einfach frei von der Seele, an was sie sich aus ihrer Feeling-B-Zeit noch erinnern. Aljoschas Musen Flake und Paul füllen allein etwa zwei Drittel des 660-Seiten-Buchs. Im letzten Drittel haben die beiden Autoren quasi jeden befragt, der irgendwann mal irgendwas mit Aljoscha Rompe zu tun hatte.

Diese Sammlung von Erlebnisberichten des Feeling-B-Universums macht das Buch so wertvoll. Es ist ein authentisches Zeugnis der anderen, cooleren DDR. Jenseits vom Mief der Präsent-20-Anzüge. Ein Buch über eine eigene Welt unter den löchrigen Dächern von Ostberlin.

Was kümmert euch, was mir gefällt?
Ich lieb mich, nicht euch, in dieser Welt
In euren Himmel will ich gar nicht rein
Viel lieber dann schon in der Hölle sein

(Feeling B, Wir kriegen euch alle, Hopla He)

Frühstücksblick über die Dächer von Berlin-Prenzlauer Berg, DDR, 1990

Frühstücksblick über die Dächer von Berlin-Prenzlauer Berg, DDR, 1990

Ein Buch über Feeling B, nicht über Rammstein

Was ich an dem Buch über Feeling B aber auch schätze, ist der Verzicht auf das Rammstein-Marketing. Es wäre ja einfach gewesen, die Band als musikalische Heimat von drei Rammstein-Mitgliedern darzustellen. Selbst Till Lindemann war ja ursprünglich nur einer von vielen Fans von Feeling B. Aber Aljoscha Rompe wird Rammstein gehasst haben. Insofern ist der Verzicht auf Rammstein-Marketing sehr pietätvoll.

Und so ist Mix mir einen Drink kein Buch aus dem Rammstein-Kosmos, auch wenn es natürlich für den unbedarften Rammstein-Fan sehr interessant sein sollte, an deren Wurzeln zu forschen. Die brachiale Gewalt, die sich heute in Rammstein entlädt, wurde in Feeling B angelegt. Denen hat halt nur ein richtiger Sänger gefehlt.

Wer aber dennoch mal hören will, wie sehr Feeling B nach Rammstein oder besser Rammstein nach Feeling B klingt, dem empfehle ich das erstmals 2007 veröffentlichte Feeling-B-Lied Herzschrittmacher (Feeling B, CD Grün und Blau). Sound und Gitarrenriffs sind schon voll Rammstein. Der absurde Gesang aber ist immer noch Feeling B. Dieses Lied steht wie kein anderes für das Ende von Feeling B und den Anfang von Rammstein.

Das Buch zum Robur Bus als Wohnmobil

Ich habe mir das Buch nach meiner Hommage an den Robur LO aber vor allem deswegen bestellt, weil mich die Erfahrungsberichte zum Robur-Bandbus von Feeling B interessiert haben. Wusste nämlich schon lange, dass Aljoscha, Flake und Paul einen Robur Mz Bus als Wohnmobil gefahren sind. Allerdings wollte ich mehr Details wissen.

Und ich wurde nicht enttäuscht. Flake und Paul Landers berichten im Buch sehr virtuos vom Kauf und den träumerisch-traumatischen Erlebnissen im legendär unzuverlässigen LO Mz Bus. Besser und vor allem authentischer könnte ich das auch nicht darstellen.

Gehen wir also mal dem Mysterium um den Neu-Schweizer Aljoscha Rompe und seinen LO mal ein bisschen auf den Grund. Wo hatte der das Geld her? Wo konnte man in der DDR einfach so einen gebrauchten Robur LO Bus kaufen?

Das mysteriöse Mystische
Wird immer mysteriöser

(Feeling B, Die Maske des roten Todes, Mystisches Mysterium)

Die Szene spielt in den Hinterhöfen von Berlin-Prenzlauer Berg, in denen der Stiefsohn eines Mitglieds des Zentralkomitees der SED versuchte, unter dem Radar der Obrigkeit zu fliegen. Auch wenn staatsgefährdende Provokation nicht die Sache des Aljoscha Rompe war, der trotz der vom leiblichen Vater vererbten Schweizer Staatsbürgerschaft in der DDR bleiben und eigentlich immer artig sein wollte. Nur eben auf seine Art.

Wir woll’n immer artig sein,
denn nur so hat man uns gerne.

(Feeling B, Grün und Blau, Artig)

Berlin-Prenzlauer Berg, 1990

Berlin-Prenzlauer Berg, 1990

Der Traum: Robur Bus als Wohnmobil von Feeling B

Robur Bus LO 2501 Mz Entstörfahrzeug kaufen in Ostberlin

Hier in der Fehrbelliner Straße 7 in Berlin-Prenzlauer Berg reifte die Band Feeling B. Und der Entschluss, wie jede richtige Band einen Bandbus zu kaufen.

Aljoscha: Wir haben unsere erste Einstufung (Als Amateurmusiker mit Auftrittserlaubnis) gemacht. Einen Tag später habe ich einen riesigen Bus gekauft, das war nur den Profibands vorbehalten, ich hatte aber Geld. Innerhalb von fünf Minuten hatten wir Bus, PA und einen Techniker. Das war der Anfang von Feeling B. Wir haben Geld verdient wie Heu (Galenza/Havemeister, S. 79).

Flake: Den LO haben Aljoscha und Arnfried gekauft, für 7.000 Ostmark. Ohne LKW war eine Band eigentlich nicht existent. Es gab eine Stelle in Berlin-Buchholz, dort konnte man bei ‚Trinkaus‘ abgehalfterte Firmen-LKWs kaufen. Dort hat Aljoscha unseren LO gekauft (Galenza/Havemeister, S. 69).

Paul: Unseren LO haben wir irgendwo gebraucht gekauft, logischerweise (Galenza/Havemeister, S. 70).

Flake: Der LO wurde früher als Geldtransporter eingesetzt, deshalb erhielt er noch extra eine Panzerung und war noch einen Zacken schwerer. Danach war der ein Entstörungs-Wagen[…](Galenza/Havemeister, S. 71).

Tja, 7.000 Ostmark für den Robur Bus, das waren für den „Schweizer“ FU-Studenten Aljoscha Rompe damals wohl ungefähr 2 Monate Stipendium. Umgetauscht 1:10 in Ostberlin (Galenza/Havemeister, S. 53). Wenn’s so läuft, konnte man im alten DDR-Prenzelberg schon mal einen auf Bohémien machen. Sogar mit eigenem Surfbrett.

Wie sich die Räder drehn.
Ach, ist das schön!

(Feeling B, CD Grün und Blau, Gipfel)

Und nein, der Robur Bus von Feeling B war nicht schön. Aber er war etwas ganz besonderes.

Du siehst so hässlich aus.
Du siehst so grässlich aus.
Nein, Du bist nicht schön.

(Feeling B, CD Grün und Blau, Hässlich)

Robur Bus LO 2501 Mz als Wohnmobil und Tourbus von Feeling B

Robur Bus LO 2501 Mz als Wohnmobil und Tourbus von Feeling B, Filmausschnitt: Flüstern & Schreien, Icestorm Entertainment)

Ein Entstörer als Wohnmobil und ein Koffer für die Technik

Und wie einfach man so einen Robur Bus in der DDR kauft, konnte man sich im grauen Prenzlauer Berg auch nicht vorstellen. Kein Wunder, dass Rompe seine oft juvenilen Groupies beiderlei Geschlechts mit dem zum Wohnmobil umgebauten Entstörfahrzeug beeindrucken konnte.

Olaf Tost, der Gründer der alternativen DDR-Band „die anderen“ und „schon eine Art Groupie“ von Rompe: Feeling B hatte einen Bandbus, einen abgewrackten Werkstattwagen, wie ihn Elektromonteure bei Entstörarbeiten benutzten. Die hatten einfach alles, was ich nicht hatte. Mir war lange ein Rätsel, wie man das alles hinkriegt. Ich habe diese Organisationsgewalt bewundert. Einen LKW hatte Rompe besorgt, einfach so (Galenza/Havemeister, S. 53).

Zusätzlich zum Robur Bus Wohnmobil karrte Feeling B die Technik in einem Robur LO mit Koffer durch die DDR. Und auf den Fotos im Buch sowie im Film ist neben dem Robur Koffer auffallend häufig ein Skoda S 100 in derselben rostroten Farbe zu sehen.

Robur LO Koffer und Skoda S100 von Feeling B, Hohen Viecheln, 1987

Robur LO Koffer und Skoda S100 von Feeling B, Hohen Viecheln, 1987 (Buch: Rönicke/Melenk, S. 101; Filmausschnitt: Flüstern & Schreien)

Umbau des Robur Bus zum Wohnmobil

Den Umbau des LO Mehrzweckbusses Mz zum Wohnmobil aber mussten Aljoschas Jungbrunnen Flake und Paul Landers machen. Und so berichten die beiden auch von den wichtigsten Dingen beim Umbau eines LO Mz zum Wohnmobil: Betten und Lautsprecher.

Paul: Das sah so aus, dass Flake und ich oder Leute, die Aljoscha greifen konnte, an dem LO rumgebaut haben. Während wir den ausgebaut haben, Betten rein und Lautsprecher eingebaut, saß Aljoscha oben in seiner Wohnung mit irgendeinem Bekannten oder Intellektuellen und hat sich unterhalten und Rotwein getrunken (Galenza/Havemeister, S. 70).

In den Bus bauten wir Lautsprecher ein, direkt über unsere Köpfe, weil die Karre so laut war (Galenza/Havemeister, S. 53).

Flake: Wir haben den [Robur Bus LO 2501 Mz] selber aufgebaut. Wir hatten von nichts eine Ahnung, haben aber einfach angefangen. Man lernt das mit der Zeit (Galenza/Havemeister, S. 71).

Ich bin zwar kein Genie,
aber das störte mich noch nie.

(Feeling B, CD Grün und Blau, Langeweile)

Flake: Wir haben die Sitze zum Klappen gemacht und ich glaube, Pauls Mutter nähte noch die Bezüge dafür (Galenza/Havemeister, S. 71).

Paul: Oben war ein Bett, da haben wir geschlafen. Auch vorne waren Betten, ein Herd und Kocher befand sich drin, aber eben alles vom Ranzligsten! (Galenza/Havemeister, S. 155)

Flake: Eine Küche war auch drin, mit richtigem Kanonenofen. Den haben wir mit Holz und Kohlen geheizt. Da waren alle mit Leib und Seele dabei. (Galenza/Havemeister, S. 71)

Auch im Film Flüstern und Schreien steht Aljoscha in der Küche seines Robur Busses und köchelt an der ewigen Suppe herum.

Aljoscha von Feeling B beim Kochen der ewigen Suppe im Robur Bus Wohnmobil

Aljoscha von Feeling B beim Kochen der ewigen Suppe im Robur Bus Wohnmobil (Buch: Rönicke/Melenk, S. 101; Filmausschnitt: Flüstern & Schreien)

Fahrten mit dem Robur Bus Wohnmobil

Ich habe ja in meinem Beitrag über den Robur LO/LD schon geschrieben, dass Mobilität nicht unbedingt die Stärke dieses alten LKWs ist. Trotzdem ist Feeling B mit dem Robur LO Bus als Wohnmobil unverdrossen von Mugge zu Mugge getourt.

Flake: Der [Robur Bus LO 2501 Mz] war unser ewiges Bandauto und der war Klasse (S. 69).

Flake: An die Seite haben wir einen großen Feeling B Aufkleber gemacht und den Bus als unser Zuhause betrachtet (S. 71).

Flake: Hab ich also in der Fehrbelliner nachts im LKW geschlafen. […] Ich hatte mit Paul keinen Wohnungsschlüssel[…]. Gemeint ist die Fehrbellinger Straße 7 in Berlin-Prenzlauer Berg mit der Wohnung von Aljoscha Rompe (Galenza/Havemeister, S. 145).

Fehrbellinger Straße, Berlin-Prenzlauer Berg, Haak Verkehrs-Atlas DDR 1972

Fehrbellinger Straße, Berlin-Prenzlauer Berg (Kleiner Haak Verkehrs-Atlas DDR 1972, S. 96)

Flake: Die erste Nacht sind wir noch nicht mal bis zur tschechischen Grenze gekommen. Die zweite Nacht kamen wir bis Prag, dort haben wir mit dem LO an einer Straße gestanden und drin geschlafen. Wir merkten schnell, das war schlimm, denn da fuhren alle Transit-LKWs vorbei. Das war schrecklich, ich konnte überhaupt nicht schlafen. Ich dachte, oh Gott, das kann ja was werden. Nächsten Tag sind wir noch mal 24 Stunden gefahren, bis wir endlich Budapest erreichten. Wir kamen nachts um vier an, wir haben uns an der Kettenbrücke schön ans Donauufer gestellt. Legten uns erschöpft ins Bett und dachten: Wasser, Blick auf die Burg, das Leben ist schön. In dem Moment fuhr eine Straßenbahn an meinem Ohr vorbei, denn wir standen genau in der Schräge, wo die Straßenbahn hochkommt (Galenza/Havemeister, S. 145).

Paul: In Polen wohnten wir in unserem LKW, kann ich mir jetzt gar nicht mehr vorstellen. […] Da wohnten wir in Warschau praktisch auf einer Verkehrsinsel, der Verkehr rauschte herum, die Universität war hundert Meter Luftlinie entfernt (S. 155).

Feeling B in Warschau, Polen, mit dem Robur Bus LO 2501 Mz als Wohnmobil

Feeling B in Warschau, Polen, mit dem Robur Bus LO 2501 Mz als Wohnmobil (Galenza/Havemeister, S. 431, Foto: Feeling B)

Das Trauma: Robur Bus als Bandmobil von Feeling B

Fahren im Robur Bus LO 2501 Mz

Genial an einem Bus als Wohnmobil ist die Flexibilität. Da kann man sogar während der Fahrt kochen. Schlafen sowieso.

Paul: Wir saßen da drin, haben gequatscht, Musik lief. Geschlafen haben wir während der Fahrt eigentlich nie, wir haben immer gequatscht. Unser LO war speziell umgebaut: Vorn saßen zwei Leute und dahinter konnten noch vier andere sitzen. Einer hat hinten während der Fahrt mit Gas gekocht oder jemand lag auf dem Bett und ließ sich durchschütteln. Das hielt man aber nicht lange durch, das war zu rucklig! Der Komfort war eher schlicht, aber das war normal, das ging keinem besser (Galenza/Havemeister, S. 71 f.).

Paul: Unser LO war optisch sehr attraktiv, der war besonders schön! Der hatte oben überm Fahrerhaus ein Schild, das verlieh dem so eine eigene Note. Der hatte schon viel mit Feeling B zu tun (S. 155).

Nun habe ich zwar so ein originales Schild von einem Robur Mz Entstörfahrzeug. Aber natürlich nicht das tolle Schild von Feeling B.

Buch zu Feeling B und Schild Entstörfahrzeug des Robur Bus LO 2501 Mz

Buch zu Feeling B und Schild Entstörfahrzeug des Robur Bus LO 2501 Mz

Doch egal, wie langsam der Robur LO von Feeling B war. Die Band hat immer zu ihrem Bandmobil gestanden.

Wir müssen weiter
Auf uns warten schon
Die neuen Zeiten

(Feeling B, Grün und Blau, Keine Zeit)

Probleme mit dem Robur Bus LO 2501 Mz

Interessant sind im Buch Mix mir einen Drink auch die Erfahrungsberichte von Feeling B über ihre Probleme mit dem Robur LO Mz Bus.

Flake: Aber der [Robur Bus LO 2501 Mz] war Schrott, der war total zerstört, an dem war alles kaputt. […] Der war an Stellen kaputt, von denen ich nicht mal wusste, dass es die überhaupt gibt (Galenza/Havemeister, S. 69).

Du wirst den Gipfel nie erreichen.
Da die Ebene endlos ist.

(Feeling B, CD Grün und Blau, Gipfel)

Paul: Unser Bus schaffte 65 km/h. Wenn man ihn richtig getreten hat, fuhr der LO schon 85 km/h, aber das macht er nur zwei Tage lang, dann wäre er auseinander gefallen. Der Motor war so sensibel und völlig untauglich, so dass man nicht mehr als 65 fahren durfte, damit der hält. Haben wir auch gemacht (Galenza/Havemeister, S. 71 f.).

Eigentlich sollte der LO 2501 schon 80 km/h schaffen (vgl. Reparaturhandbuch LO 2501, LD 2501, LO 1801 A, S. 12). Aber wahrscheinlich haben die Jungs von Feeling B bei der Beschleunigung mit ihrem Robur LO Bus bis auf 65 km/h immer mitgezählt und sind einfach nicht weiter gekommen:

Eins zwei drei vier fünf sechs sieben acht neun zehn elf zwölf dreizehn vierzehn fünfzehn sechszehn siebzehn achtzehn neunzehn zwanzig einundzwanzig zweiundzwanzig dreiundzwanzig vierundzwanzig fünfunzwanzig sechsundzwanzig siebenundzwanzig achtundzwanzig neunundzwanzig dreißig einunddreißig zweiunddreißig dreiunddreißig vierunddreißig fünfunddreißig sechsunddreißig siebenunddreißig achtunddreißig neununddreißig vierzig einundvierzig zweiundvierzig dreiundvierzig vierundvierundvierzig fünfundvierzig sechsundvierzig siebenundvierzig achtundvierzig neunundvierzig fünfzig einundfünfzig zweiundfünfzig dreiundfünfzig vierundfünfzig fünfundfünfzig sechsundfünfzig siebenundfünfzig achtundfünfzig neunundfünfzig sechzig einundsechzig zweiundsechzig dreiundsechzig vierundsechzig fünfundsechzig

(Feeling B, CD Grün und Blau, Graf Zahl)

Flake: Auf der ersten Fahrt zu einem Konzert ist uns 100 km hinter Berlin das Getriebe abgefallen oder der Motor fiel aus. Das war’s dann. Da standen wir nun und versuchten, den LO zu reparieren, es war hoffnungslos. Wir ließen uns von Konzert zu Konzert von einem W50 abschleppen. Am nächsten Tag mussten wir zu einem Ort bei Weimar, und da wir nicht mehr an der Straße standen, schleppte uns natürlich niemand ab. Also mussten wir mit unserem Zeug trampen (Galenza/Havemeister, S. 69).

An Bord regiert die Frustration
Denn es ist kein Land in Sicht
Immer noch kein Land in Sicht
Immer noch kein Land in Sicht

(Feeling B, Hea Hoa Hoa Hea Hea Hoa, Am Horizont)

Andreas Vater: Diese Fahrten [im Robur Bus von Feeling B] waren unterhaltsam. […] Bis zur ersten Panne, das kam oft vor. Einmal fuhren wir mit dem LO mit kaputtem Motor bei einer Werkstatt in Luckau auf den Hof. Der Meister kam raus, sah sich den Wagen an und fragte mich, wie viel Sprit noch drin sei. Ich meinte, halb voll, er darauf nur: ‚Zünd ihn an!‘ Wir haben schon endlos an dem Bus rumgeschraubt (Galenza/Havemeister, S. 71).

Im Buch allerdings werden die Schweißer zu Anschiebern des Robur Busses degradiert (S. 149). Tatsächlich ist im Film live zu sehen, wie die Schweißer nix anschieben, sondern kopfschüttelnd die diversen Rostlöcher begutachten (Dieter Schumann: Flüstern und Schreien, DEFA, ab 1:24:30).

Robur Bus LO 2501 Mz als Wohnmobil von Feeling B in der Werkstatt Luckenwalde

Robur Bus LO 2501 Mz als Wohnmobil von Feeling B in der Werkstatt Luckau (Galenza/Havemeister, S. 149, Foto S. 148: Feeling  B, Foto S. 149: Tina Bara)

Paul: [Wir waren] durchgefroren, denn die Heizung im LO war auch nicht professionell, die war er ein bisschen kaputt. Manchmal haben wir die Motorhaube ein bisschen gelüftet, das war zwar richtig laut, aber eben auch warm. So kamen wir an (Galenza/Havemeister, S. 72).

Das Foto vermittelt einen kleinen Eindruck, was es heißt, ohne Motorabdeckung mit einem Robur Bus als Wohnmobil unterwegs zu sein. Da brüllt der Motor direkt zwischen den Vordersitzen. Ehrlich, da friere ich lieber.

Robur LO Bus mit offener Motorabdeckung

Robur LO Bus mit offener Motorabdeckung

Flake: Als wir losfahren wollten, war der LO noch nicht fertig, da mussten wir noch einen Tag dran bauen. […] Am nächsten Tag bauten wir weiter und brauchten dringend bestimmte Schrauben. Also musste Aljoscha noch mal schnell in den Westen rüber, war aber nach 4 Stunden noch nicht zurück, weil er an der Grenze aufgehalten worden war […] und so zog sich das hin, sodass wir tatsächlich erst drei Tage später abfuhren (Galenza/Havemeister, S. 145).

Paul: Wir sind danach noch zum Balaton gefahren, und da ging der Anlasser vom LO langsam kaputt. Der konnte nicht mehr losfahren. Man musste mit dem Hammer drauf hauen, dann ging er wieder kurz. Von der Wiese am Balaton sind wir noch weggekommen, wo der Anlasser noch ein letztes Mal funktionierte. Mit Anschieben wären wir nie von der Wiese weggekommen. An Kreuzungen ging der LO immer aus. Dann ging hinten die Tür auf, wir sprangen auf Socken raus, weil nie Zeit war, um sich die Schuhe anzuziehen, und haben den Bus angeschoben. Wir nahmen sogar Tramper mit, die zwar nicht in unsere Richtung wollten, aber schieben helfen mussten (S. 150).

Uwe Hager: Feeling B als Band kam 1987, Pfingstsamstag, das erste Mal zum Konzert nach Steinbrücken. Das ging gleich kurios los, der LO von Feeling B war auf der Autobahn Halle-Leipzig liegengeblieben, kaputt. Es gab kein Handy, nichts, die haben sich irgendwie von Halle eine Taxe organisiert (S. 176).

Aljoscha Rompe hat Spaß im Robur Bus Wohnmobil

Aljoscha Rompe hat Spaß im Robur Bus Wohnmobil (Buch: Rönicke/Melenk, S. 101; Film: Flüstern und Schreien, 14:30 min)

Die Geburt von Rammstein im Robur Bus von Feeling B

Der Robur Bus war auch der Geburtsort für Rammstein. Das war die mobile Heimat von Feeling B, dort wurde über neue Projekte diskutiert. Und dort wurde der Name Rammstein das erste Mal an die Wand geschrieben:

Paul: Bei einer unserer Fahrten mit Feeling B hatten Schneider, Flake und ich schon den neuen Bandnamen. Wir hatten den an die Wand von unserem LO geschrieben: ‚Rammstein Flugschau‘. Doof wie wir waren, schrieben wir Rammstein gleich mit zwei M, weil wir nicht wussten, dass der Ort Ramstein nur ein M hat. Wir haben uns erstmal aus Quatsch so genannt, aber der Name blieb kleben wie ein Spitzname, den man nicht gut findet (Galenza/Havemeister, S. 376).

Aljoscha hielt nicht viel von den neuen Eskapaden seiner flügge gewordenen Wegbegleiter. Zwar holte er sich zwei neue Jungs als Begleiter in seine Band, hat aber nach der Wende viel von seinem Mysterium verloren. Wahrscheinlich auch deswegen, weil er den Robur LO Bus abgegeben hat. Verbleib unbekannt.

Aber auf Seite 609 findet sich ein geheimer Hinweis auf den neuen Bus von Aljoscha:

Alexandar Goldmann: Wir gingen raus, da stand dieses komische Auto, sein Mercedes Bus. Ich lud meine Sachen ein, es saßen aber schon sechs, sieben andere Leute drin (Seite 543).

Jeannina Lilienthal: Die europäischen Länder bereisten wir mit unserer zum Wohnmobil umgebauten Bullenwanne, die vorher im Westen als Postauto diente (Galenza/Havemeister, S. 609, ausgerechnet Seite 609 – denn das wird wohl ein Mercedes 609 D gewesen sein…)

Es steht nicht explizit da. Aber ich deute die Seitenzahl 609 mal als geheimes Zeichen und vermute, dass Aljoscha Rompe seinen Robur Bus gegen ein neues Wohnmobil auf Mercedes 609 D eingetauscht hat. Aber natürlich könnte das auch ein kleinerer Mercedes 407 gewesen sein. Das Rätsel wird im Buch nicht gelöst. Aber dafür wird beschrieben, wie sich Aljoscha noch kurz vor seinem Asthma-Tod ein dreiachsiges  Mercedes-Hymer-Wohnmobil gekauft hat.

Page: Aljoscha besorgte sich im Herbst 2000 ein Hymer Wohnmobil, ein Riesending, viel zu groß für die Stadt. Er wollte unabhängig und frei sein (Galenza/Havemeister, S. 495, Foto Seite 601, Story vom Kauf auf S. 603).

Doch wo ist der graue Robur Bus LO 2501 Mz mit dem Berliner Kennzeichen IEK 5-55 geblieben?

Quellen zum Robur Bus als Wohnmobil von Feeling B

  • Robur-Werke Zittau: Reparaturhandbuch LO 2501, LD 2501, LO 1801 A: PDF-Datei, 93 MB
  • Frank Rönicke / Wolfgang Melenk: Brockenhexe, Rübezahl und Diesel-Ameise – Die Nutzfahrzeuge der DDR. Motorbuch-Verlag, 2011: Klick
  • Der Robur Bus als Wohnmobil sowie ein Robur Kofferwagen für die Technik kommen vor im Dokumentarfilm von Dieter Schumann: Flüstern und Schreien, DEFA, 1989, DVD von Icestorm Entertainment bzw. Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung: Klick
  • Ronald Galenza, Heinz Havemeister: Feeling B: Mix mir einen Drink – Punk im Osten – ausführliche Gespräche mit Flake, Paul Landers und vielen anderen, Schwarzkopf & Schwarzkopf, 3. Aufl. 2010: Klick
  • Für einen Einstieg in die Musik von Feeling B empfehle ich die CD Grün und Blau: Klick

Jedenfalls hätte ich nie gedacht, in dem auch ansonsten sehr lesenswerten Buch über Feeling B so viele Infos zum Robur Bus der Band zu finden. Der Beitrag ist also etwas länger geworden. Aber egal:

Lasst uns doch machen,
was uns gefällt

(Feeling B, Wir kriegen euch alle, Schampuuu-Schaum)

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4 Antworten

  1. Christian L. sagt:

    Hallo Globetrotter

    ein sehr unterhaltsamer Artikel.
    Aber ich muss auf einen Fehle hinweisen, der mir persönlich am Herzen liegt:
    Flake heißt nicht Christoph Lorenz mit bürgerlichem Namen, sondern Christian Lorenz!

    Grüße aus Berlin
    Christian Lorenz (sic!)

    • Tom sagt:

      Hoho, Christian Lorenz himself korrigiert meinen Beitrag über den Robur Bus von Feeling B. Und na klar korrigiere ich das im Text. Peinlicher Fehler. Danke für die Rückmeldung.

      Wer weiß, was noch alles falsch ist. Da sollte mal der echte Flake Korrektur lesen.

  2. Carsten sagt:

    Hallo!
    Ich schließe mich an, so ein schön unterhaltsamer Text!
    Würde gut in die 79oktan passen… 😉
    Grüße aus Zwickau, Carsten

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