Radtour Leipzig – Erfurt: Sand, Zucker und Salz

Irgendwie wird das kleine Ultraleichtzelt immer kleiner. Gestern Nacht jedenfalls hätte ich am liebsten draußen in der Hängematte geschlafen. Aber ohne Außenzelt schläft es sich schon etwas luftiger.

War jedenfalls gut, dass wir gestern bis in die letzte Seeecke gefahren sind. Denn schon früh um 8 Uhr kommen die ersten FKK-Fans und sorgen für Unruhe an den vorderen Stränden. Bei uns aber bleibt alles ruhig.

Beeilen uns nicht besonders und starten erst 09:20 Uhr. Zunächst über die sandigen Radwege im Süden von Leipzig.

War ja alles mal Braunkohletagebaugebiet hier. Das ist z.B. eine alte Brikettfabrik.

Aber der Zustand des „Radwegs auf den Spuren der Braunkohle“ ist echt eine Katastrophe.

Der Weg ist völlig versandet und wird scheinbar nie befahren. Und wenn mal eine betonierte Abfahrt kommt, endet die unten direkt in Sand oder Schotter, so dass man sich bald hinschmeißt.

Auf der Karte aber sieht der „Radweg auf den Spuren der Braunkohle“ super aus, wie er so um den See führt. Ganz am Ende kommt aber ein kleines Stück Wasser.

Je weiter weg von Leipzig, umso besser werden die Radwege. In Lucka machen wir nach 22 km zweites Frühstück. Sitzen beim Netto drin auf der „Relaxbank“ und essen Puddingschnecken, Pfannkuchen, Brötchen und Nudossi. Uns geht es also ganz gut. Nach Leipzig-Land, Borna und Altenburg sind wir schon im Burgenlandkreis und damit in Sachsen-Anhalt.

In Zeitz will mein Jüngster nicht essen gehen. Sitzen stattdessen vor einem Getränkestützpunkt und trinken gekühlte Cola bzw. Himbeerbrause. Aber groß nach Essen ist uns bei der Hitze wirklich nicht. Dann runter auf den Elsterradweg. Der macht aber nicht viel her, sondern führt nur im Zickzack durch Zeitz. Ab dem Ortsausgang von Zeitz aber wird es richtig schön. Da geht es auf dem alten Bahndamm der Zuckerbahn in Richtung Camburg an der Saale.

Erst 15 km bis zur Querung der A9 ganz kontinuierlich um 120 m bergauf, dann ein bisschen auf und ab und am Ende steil runter zur Saale. Unterwegs kosten wir in Romsdorf mal die Pflaumen, die aber noch nicht reif sind.

Bergab schonen wir unser Sitzfleisch, lassen uns einfach nur rollen und sind dadurch recht langsam.

Dazu machen wir öfter Pausen und essen was.

Vor allem aber trinken wir viel. Jeder bestimmt 5 bis 6 Liter Wasser am Tag.

Dann tauschen wir mal die Fahrräder, weil ich bergab immer wesentlich schneller bin. Mein Jüngster ist ja einen Kopf größer als ich und lacht darüber, dass sich mein Fahrrad (für ihn) wie ein Laufrad anfühlt. Ich hingegen fühle mich auf seinem wie auf einem Hochrad und hab Angst, die Balance zu verlieren. Rolle aber auch mit seinem Fahrrad schneller, auch wenn der Unterschied nicht mehr so drastisch ist. Bin eben schwerer, hab weniger Luftwiderstand und das besser gepflegte Fahrrad.

Unten an der Saale fahren wir einen kleinen Bogen bis nach Großheringen die Saale runter, damit wir auf den Ilmradweg einsteigen können. Der ist bis Bad Sulza mit den Salinen ganz nett.

Aber sonst ist der Ilmradweg nichts Besonderes und führt selten an der Ilm entlang. Stattdessen geht es auf kleinen Straßen über die Dörfer. Hat aber auch Vorteile, wenn man ab und zu an einer Kneipe vorbeikommt. Genießen also kalte Cola und frisches Radler in Wickerstedt.

Kriege in Apolda einen Wutanfall angesichts der Streckenführung mit einer Menge sinnloser Höhenmeter auf Kopfsteinpflaster. Mein Fünfter aber bleibt ganz gelassen und hält mich an, es auch zu sein. Okay, fahren wir eben durch die Stadt, auf den Berg und wieder runter zum Ilmradweg. Sehe einen 170D11, der etwas bläut.

Machen das 100-km-Foto bei 110 km, weil ich den Hunderter verpasst habe. Ist eben alles nicht so einfach ohne Fahrradtacho und mit einem Handy im Energietotalsparmodus.

Mein Diamantrad wird übrigens bald 25 Jahre alt, und die Ortliebtaschen haben auch schon 15 Jahre auf dem Buckel. Das ist noch echte Qualität, bei der sich regelmäßige Pflege, Wartung und Reparaturen lohnen.

Nach Apolda wird der Ilmradweg besser. Und ab Schloss Tiefurt richtig romantisch.

18:45 Uhr Weimar. Mein Jüngster hat von seiner letzten Klassenfahrt nach Weimar alles im Blick und führt mich am Schillerhaus vorbei bis zum Schillerdenkmal. Dort ist nämlich nicht nur das Nationaltheater, sondern auch ein Rewe, wo es Eis, Himbeeren und Getränke gibt. Schick Essen gehen will er ja immer noch nicht.

Stattdessen starten wir relativ zeitig in Richtung Erfurt. Das gibt noch ein paar Höhenmeter hoch zu den verschlafenen Dörfern neben der A4.

Und schließlich rollen wir im schönsten Sonnenuntergang von Obernissa den Berg runter nach Erfurt.

20:50 Uhr sind wir am Zwischenziel und kriegen die beste kalte Limo des Tages. Dazu jeder ein eigenes Bett. Das ist Luxus pur.

Harthsee – Regis-Breitigen – Lucka – Zeitz – Osterfeld – Camburg/Saale – Großheringen – Bad Sulza – Apolda – Weimar – Obernissa – Erfurt | 138 km | 262 km gesamt | 734,0 m ↑ 629,0 m ↓

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