Jakobsweg: Verwirrung um den Gräfenhainer Wanderschuh

Eigentlich könnte man den Jakobsweg jetzt noch ein paar Monate weiter bis Spanien laufen. Aber das wäre ja zu einfach.

Morgen im Steinbruch

Hab in der Nacht ein paar Mal rausgeblinzelt, aber der Mond war nie zu sehen. Und schon gar nicht wie gedacht als Spiegelbild im See. Egal, dafür ist es hier im Gegensatz zum gestrigen Zeltplatz schön ruhig. Kein Fahrzeuglärm, keine Wildschweine, kein Förster, nichts. Nur das leise Rascheln der Blätter in den Bäumen rings um.

Ein Morgenbad muss allerdings noch sein. Es ist herrlich, so früh im kalten Wasser zu schwimmen. Auch wenn mal irgendwelche Wasserpflanzen in den See gesetzt wurden, die nun völlig außer Kontrolle geraten sind. Man kann kaum mal die Füße runterhängen lassen, ohne in dem dicken Kraut zu landen. Und das bei 15 m Seetiefe.

Wir sind nach 5 autarken Tagen auf dem Jakobsweg ganz gut eingespielt und bauen in 20 Minuten alles ab. Während Isomatten, Klamotten und Schlafsäcke verstaut werden, übernehme ich Ultraleichtzelt und Teewasser.

Die beste Ausrüstung für den Jakobsweg

Allerdings frage ich mich jetzt schon die ganze Zeit, warum ich meinen Ortlieb-Rucksack fotografiert habe. Weil der gelb ist? Weil der wasserdicht ist? Ach nee, weil ich einen Einsatz reingebastelt habe, der sich beim Verstauen der Sachen ganz praktisch macht. Das sind nämlich so die kleinen praktischen Details, die die Trekkingausrüstung immer besser machen

Wir laufen erst mal weiter hinter zum anderen Seeufer, um uns dort in der Sonne einen Platz fürs Frühstück zu suchen. Hier wäre es schon mal ganz nett, aber im Schatten ist es noch zu kalt.

Klettern am Rand des Steinbruchs bis ganz in die letzte Ecke und dort an einem Fixseil ein Stück hoch. Da sitzen wir in der Sonne und frühstücken schon erstaunlich zeitig. So eine Hungerwanderung wie gestern nach Kamenz passiert mir nicht normal.

Nach einer halben Stunde beginnt der vorerst letzte Teil unserer Wanderung auf dem Jakobsweg. Überlege schon mal, was wir eigentlich alles zu viel mit haben und was ich noch verbessern müsste. Aber insgesamt kommen wir schon jetzt ganz gut zurecht. Wenn ihre Blasen nicht wären, wäre alles super. Aber das nächste Mal gibt’s für alle gute Wanderschuhe und gute Wandersocken.

Via Regia als Einbahnstraße

Egal, die letzten Kilometer für diesmal brechen an. Über den Vogelberg runter zum Jakobsweg.

Mal eine Straßenquerung, mal ein Dorf, sonst die Monotonie des Wanderns auf dem Jakobsweg.

Eine Frau kommt uns entgegen und wir überlegen schon, dass es eigentlich gar keine schlechte Idee wäre, den Jakobsweg mal in die umgekehrte Richtung zu laufen. Dann würde man sehen, wie viele Leute hier wirklich unterwegs sind. Aber rückwärts ist der Jakobsweg nicht ausgeschildert. Das ist eine Einbahnstraße.

Heute sieht man selbst mitten im Wald, dass der Jakobsweg keine unter touristischen Gesichtspunkten ausgedachte Strecke ist, sondern wirklich dem alten Verlauf der Via Regia und damit den historischen Pilgerwegen folgt.

Reichenau an der Pulsnitz hat eine Waldbühne, auf die ein kleiner Verkaufsstand Bezug nimmt. Sehr lustig.

Ominöser Gräfenhainer Wanderschuh

Und immer wird auf dem Jakobsweg Werbung für den Gräfenhainer Wanderschuh gemacht. Die machen das schon super mit dem kleinen Aufkleber unter den Wanderschildern. Zumal hier ja gleich der Ort Gräfenhain kommt, wo die Schuhe scheinbar hergestellt werden.

Stelle mir vor, wie dort ein alter Schuster sitzt und von Hand spezielle Gräfenhainer Wanderschuhe zusammen näht. Sowas mag ich. Bin schon drauf und dran, mal nach Gräfenhain zu laufen und dort neue Spezialwanderschuhe verfertigen zu lassen.

Doch eine kurze Internetrecherche belehrt mich eines besseren, denn beim Gräfenhainer Wanderschuh handelt es sich um die von einem namensgleichen Wanderverein ausgewiesene Strecke, nicht um eine Schuhmanufaktur. Schön wär’s gewesen.

Königsbrück

Königsbrück. Das wird unsere letzte Station auf dem Jakobsweg für dieses Jahr. Wir suchen am Markt nach einer Gaststätte, aber es gibt nur Pizza oder Döner. Also zum Bäcker. Dann setzen wir uns an den Marktbrunnen und schließen mit dem Jakobsweg fürs erste ab.

Ich habe so meine Probleme damit und würde am liebsten nach Spanien durchlaufen, aber das steht nicht zur Debatte. Zumindest nicht gemeinsam. Aber wenn wir jedes Jahr nur 100 km laufen, brauchen wir ja noch 30 Jahre bis Santiago. Ob ich noch so lange warten kann? Wobei so eine etappenweise Wanderung ideal ist, um sukzessive die Trekking-Ausrüstung zu verbessern. Die ist zwar aus meiner Sicht eigentlich schon ganz brauchbar, aber ich habe natürlich noch keine Muschel für den Rucksack. Ach Quatsch, Jakobsmuscheln können wir in der Bretagne am Strand auflesen.

Dann fotografiere ich schon mal die Kirche von Königsbrück, bei der wir das nächste Mal wieder anfangen. Denn das ist klar: Den Jakobsweg laufen wir nach den ersten 110 km weiter.

Steinbruch Vogelberg – Schwosdorf – Reichenau – Königsbrück | 15,1 km lt. Karte | 109,3 km gesamt | 173 m Aufstieg | 185 m Abstieg

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