15. Dolomitenbiwak: Neue Wege in Ranui
Gerade zurück von der Wanderung in Athos gibt es einen Tag Familienparty und dann geht es ab zum 15. Dolomitenbiwak. Die Jungs lassen sich mittlerweile nicht mehr in die Karten schauen und suchen sich ihre ganze Ausrüstung fürs Trekking selber zusammen. Wie sich später herausstellt, hat einer sogar zwei (!) Kissen mit. Ansonsten wollen die Jungs nur normale Turnschuhe anziehen. Naja, egal. Wird schon.
Im ersten ICE geht es noch mit den Plätzen.
Aber nach dem Umsteigen in den ICE nach München wird es schwieriger. Der Zug rappelvoll. Hocken also am Boden. Das ist eigentlich nicht schlimm, aber beim Skat spielen können sich die Jungs gegenseitig in die Karten gucken. Und die machen sich natürlich einen Spaß daraus, mich zu foppen. Gebe trotzdem in München mein Bestes, um große Brezeln zu ergattern. Aber die sind alle nur halbgroß.
Dafür ist der Zug nach Bozen schon doppeltvoll. Wie wir später mitkriegen, sind schon einige Zugverspätungen gewesen, so dass unser Eurocity den Inhalt von zwei Zügen transportieren muss.
Gehen auf der Suche nach einem freien Abteil einmal längs durch den Zug. Dann an der Lok nach draußen und mit gesunkenen Anforderungen noch mal dasselbe. Verteilen uns nach einigem Hin und Her auf zwei Abteile. Glück gehabt. Also so halb.
Doch der Zug fährt nicht los, weil er zu voll ist. Die Schaffner drohen schon die Zugräumung an, wenn diejenigen, die jetzt keinen Sitzplatz haben, nicht aussteigen. Das ist ja so ähnlich wie beim Stuhltanz. Wir haben zwar keine Reservierung, sitzen aber. Und irgendwann rollt der Zug mit Verspätung an. Kufstein, Wörgl, Jenbach. Es rollt.
Die Bahn aber hat offenbar Angst, mit einem überladenen Zug über den Brenner zu fahren und stellt ab Innsbruck zwei Busse bereit. Die armen Schaffner müssen die Leute nötigen, auszusteigen und mit dem Bus nach Verona weiterzufahren. Ist uns egal, wir sitzen jetzt sogar zusammen und haben unseren Spaß. Steigen bei schönstem Wetter in Brixen aus.
Wollen wir gleich mit dem Bus hoch in die Berge fahren oder lieber noch essen gehen? Na gut, nehmen wir halt einen Bus später. Als Nachtisch gibt’s Eis aus dem Supermarkt
Dann tanken wir Wasser am Brixener Bahnhofsbrunnen, und schon ist der Bus 330 da. Wir fahren bis zur Endhaltestelle in Ranui. Jetzt um 19:00 Uhr ist es schon dunkel.
Mein Plan war, wieder mal hier an der kleinen Kirche zu zelten. Doch St. Johann ist jetzt eine Touristenattraktion und mit einem Bretterzaun abgeriegelt.
Davor Wohnmobilstellplätze, Drehkreuz und Bezahlautomat. Das ist wohl kein guter Zeltplatz mehr. Scheinbar ist das Kirchlein vor der Geißlergruppe zum Instagram-Spot verkommen und die Bauern wissen sich der Herden von Fototouristen nicht mehr anders zu wehren. Schade drum. Aber auf der anderen Seite ist es für die Bauern ja auch nicht schlecht, wenn statt der Kühe jetzt Touristen die Milch geben.
Sei es ihnen gegönnt. Wir finden schon einen Platz für uns. Gehen also noch ein bisschen hoch in den Wald und werfen die Rucksäcke nach einigem Hin und Her auf einem Holzplatz ab. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie das Zelt aufzubauen ist, sodass mein Vierter die Nerven verliert und es lieber selber macht. Dann kriegen wir die Sache mit den zwei Kissen mit. Allgemeine Empörung. Aber er ist großzügig und gibt eins seinem Bruder ab.
Ranui – Wald | 1 km lt. Karte | 0,25 h netto | 90 m Aufstieg