Dolomiten: Na super, ein Markt

Auch wenn es mir nicht passt, ist ein Supermarktbesuch während der Dolomitenwanderung auch mal was Neues.

Besser kalt als feucht

Irgendwie bin und schlafe ich lieber weiter oben in den Bergen, wo es zwar kalt, aber schön trocken ist. Hier unten hingegen ist es Ende Oktober feucht und unangenehm. Kalt ist es aber auch, denn die Luft von oben faucht ziemlich ins Tal runter. Brauche beim Teekochen sogar eine Isomatte als Windschutz. Obwohl das Ding so nach Luftmatratze aussieht, ist es echt krass, dass die Vaude Hike 9M leichter ist als die dünnen Therm-a-Rest-Matten, dafür aber deutlich wärmer und bequemer.

Neben dem Liter Tee für die Thermoskanne gibt es noch welchen zum gleich Schlürfen sowie Honigbrote auf die Hand. Dann sehen wir zu, dass wir loskommen, denn es ist unangenehm, und da muss man laufen.

Lieber oben als unten

Ich mag das wirklich nicht, in den Dolomiten unten im Tal rumzulaufen. Da kommt nicht nur ewig keine Sonne rein, sondern mir fehlt vor allem das richtige Hochgebirgsfeeling. Was soll denn das für ein Dolomitenbiwak sein? Aber naja, es ist, wie es ist. Und wenigstens kommt auf dem Weg nach St. Christina ab und zu mal ein LKW vorbei.

Ist für mich echt komisch, mitten im Dolomitenbiwak durch einen Ort zu laufen. Aber nach der gestrigen Puez-Krise wird es nichts mehr mit dem Klettern über die Zacken. Muss stattdessen unten bleiben und darf nur hoch gucken. Als nächste Eskalationsstufe wird mir schon angedroht, dass ich demnächst ins Wellnesshotel gehen und dort Urlaub machen muss. Na toll. Dabei sind die, die alles mitmachen, in unserer kleinen Wandergruppe in der Überzahl. Naja, wobei. Ich bin ja eigentlich derjenige, der unflexibel ist.

Aber dafür bietet sich in Sankt Christina im Supermarkt die Auffrischung der Vorräte an. Und als ich mitkriege, dass man die Brötchenschublade anheben kann und ich darunter eine ganze Hand voll runtergefallener Körner finde, bin ich wieder so halbwegs mit dieser komischen Art des Dolomitenbiwaks versöhnt. Wird mir trotzdem ewig nachhängen, dass wir mitten auf der Hochgebirgstour im Supermarkt waren. Das ist keine Geschichte, die noch in 10 Jahren erzählt wird, wie die, als es nur noch Gummibärchen mit Sirup gab.

Wandern mit kaputten Bergschuhen

Dann wird an der ersten sonnigen Bank die Hälfte der Einkäufe direkt vernichtet. Denn was im Bauch ist, müssen wir nicht (so direkt) schleppen. Ich recherchiere nebenbei, ob es in St. Christina einen Schuster für meine kaputten Bergschuhe gibt. Finde aber keinen. Naja, egal, da lass ich es jetzt mal drauf ankommen.

Hab dummerweise keinen Kleber mit. Aber es läuft, wenn auch etwas unrhytmisch. Patsch-patsch. Doch wir wandern ja sowieso nicht übern Langkofel, sondern unten auf der Seiser Alm drumherum. Könnte da auch barfuß laufen.

Monte Panna unterm Langkofel

Am Monte Panna sitzen wir im Sporthotel zu Füßen des Langkofel. Ist zwar alles ganz nett, aber für so ein Schickimickiessen muss ich nicht in die Berge fahren. Vermisse echt die einfache Kost der richtigen Berghütten.

Luftlinie sind wir bis jetzt noch nicht weit gekommen, haben aber schon 600 Höhenmeter in den Beinen. 300 runter nach St. Christina und auf der anderen Talseite 300 wieder hoch. Erst 13:45 Uhr geht es weiter und wir spazieren wieder auf einer breiten Forststraße um den Langkofel herum durch den Wald.

MAN und Land Rover sind cool, aber ich sehne mich nach den alten Zeiten des richtigen Dolomitenbiwaks zurück.

In Schlappen zum Zallinger

Die einzige Herausforderung ist die Frage, wie lange meine Schuhe noch halten. Mittlerweile ist die Sohle an der Ferse schon komplett abgelöst und schlackert in der Gegend herum. Aber den Sonntagstourismus auf der Seiser Alm werden sie wohl schon noch überstehen.

Von der Aussichtsbank direkt unter dem Plattkofel schaue ich links ganz wehmütig zum Schlern. Die Seiser Alm weckt da jetzt keine besonderen Gefühle.

Muss echt lernen, auf die positiven Aussichten zu fokussieren. Denn irgendwann kommen überhaupt keine Kinder mehr mit und dann ist es vorbei mit Männerurlaub. Wobei selbst meine Tochter immer darauf bestanden hat, dass es Männerurlaub heißt und nicht etwa Papaurlaub. Hatte nämlich versucht, seit ihrer ersten Teilnahme ein geschlechtergerechtes neues Wort für unsere Extratouren zu etablieren. Aber naja, die Aussicht ist schön.

Der Zallinger hat geöffnet, sodass ich nicht umhin komme, wieder Skiwasser und Tee zu bestellen. Diesmal gleich noch zwei heiße Schokoladen dazu. Und Essen? Nee, dafür reicht die Zeit nicht mehr, denn es wird bald dunkel. Wir müssen weiter und das Zelt aufbauen. Fürchte außerdem, dass die uns noch eins der hübschen Zimmer mit Sauna anbieten.

Biwak auf der Seiser Alm

Also über die nächste Alm, ein Stück in den Wald und dann die erste Gelegenheit rechts rein.

Die kleine Waldwiese geht steil runter. Kann hier nirgendwo das Zelt vernünftig aufbauen. Stelle das Invenio nach langem Hin und Her schließlich in so einer Art Hängemattenposition auf. Also diese Nacht wird bestimmt keine Werbung fürs traditionelle Dolomitenbiwak.

Gehen danach noch mal ein Stück, um den Sonnenuntergang besser beobachten zu können.

Doch statt mich an der Schönheit ringsum zu erfreuen, überlege ich die ganze Zeit ernsthaft, das Zelt nochmal umzusetzen und suche insgeheim nach einer besseren Stelle. Aber das kann ich jetzt um 19:00 Uhr auch nicht mehr bringen.

Cislesbach – St. Christina – Monte Panna – Zallinger – Rio Gardessea | 12,3 km | 39,4 km gesamt | 671 m ↑ 373 m ↓

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2 Antworten

  1. Hans sagt:

    Tom, aus eigener Erfahrung kann ich dir nur raten: hör auf zu schimpfen und lass dich drauf ein. Ist dann zwar vielleicht anders als „früher“ aber dann doch für alle Beteiligten mit schöneren Erinnerungen verbunden, als wenn du dagegenhältst.
    Du schaffst das! 🙂

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