Kinderklettern vom Schlernbödele über den Gamssteig zum Schlern
Oberleckeres Mittagessen am Schlernbödele. Sonne genießen nach den ersten 700 m Aufstieg. Mit den letzten Sonnenstrahlen legen wir die Klettersteigausrüstung an. Denn ab dem Schlernbödele beginnt der Gamssteig zum Schlern.
Der Gamssteig zweigt direkt am Kaninchenstall hinauf in den dichten Wald. Schmal und steil, aber gut zu finden.
Nach vielleicht 100 Höhenmetern schlagen wir am senkrechten Fels des Schlern an. Sehen das erste Edelweiss.
Und frisch gelegte Stahlseile. Noch ganz blank. Eine kurze Unterweisung und ab geht es auf den Klettersteig hinauf zum Schlern. Na ja, so ein richtiger Klettersteig ist der Gamssteig zum Schlern ja eigentlich gar nicht. Denn die Drahtseile liegen höchstens auf 50 Höhenmetern. Trotzdem sind so ein Klettersteig und das selbständige Sichern für die Kinder immer ganz besondere Erfahrungen. Und wie immer auf Klettersteigen ist die Aussicht fantastisch. Zumal nun der Nebel aufgestiegen ist und wir die ganze Seiser Alm bis hin zum Plattkofel überblicken können.
Der schmale Gamssteig führt über Felsbänder, Schuttkegel und einige Matten direkt an der fast senkrechten Felswand steil hinauf.
So ziemlich in der Mitte gibt es eine kleine Höhle, in der man bei einem plötzlichen Wetterumschwung zur Not auch biwakieren könnte.
Am späten Nachmittag kommt der Nebel wieder und trübt ein wenig die Aussicht. Ist aber natürlich auch ein Erlebnis. Also Pause.
Von hier können wir mehr als 1000 Höhenmeter hinunter ins Tal sehen. Was, da sind wir hergekommen? Unglaublich. Genau so unglaublich wie die Vorstellung, die Schlernwand einfach so auf einem relativ normalen Klettersteig zu überwinden. Aber die Kinder wissen, dass sie nur Schritt für Schritt setzen müssen und irgendwann oben sind. Nur nicht nachdenken. Aber das geht mir ja auch so. Zwar ist das Zelt fast federleicht, aber die Ausrüstung summiert sich dann doch zu einigen Kilogramm. Irgendwie muss ich es schaffen, noch mehr Gewicht einzusparen. Aber das meiste sind mittlerweile sowieso Lebensmittel und Wasser. Dazu noch Seile, Karabiner und Gurte. Da gibt es nicht viel zu sparen.
Ja, und dann sind wir oben auf der Schlernhochebene. Wir wandern nun weit über dem Nebel.
Erfolgreicher Einsatz meiner medizinischen Grundausrüstung. Es geht hinkend weiter.
Und schon sehen wir auf der anderen Seite des Schlern den Rosengarten und das Latemar aus dem Nebelmeer aufragen.
Vor allem aber sehen wir das Schlernhaus. Mit offenen Fensterläden und Licht im Gastraum. Zum ersten Mal. Die Kinder rennen fast.
Noch im Stehen Getränke bestellen. Und dann gibt es wieder einmal Kaiserschmarrn. Eine Portion für zwei. Und trotzdem kann ich das jetzt eine Weile nicht mehr sehen. Aber beim nächsten Mal ist alles vergessen.
Ziemlich viele Leute in der Gaststube schauen ziemlich neugierig. Erst recht, als wir mitten in der schönsten Abenddämmerung nicht etwa die Hüttenschuhe anziehen, sondern die Rucksäcke aufsetzen und das warme, gemütliche Schlernhaus verlassen.
Aber ich liebe nun einmal das Hochbiwak. Da geht nur sehr wenig drüber. Erst recht nicht, wenn ich extra für solche Momente mein neues Stativ mitschleppe. Nun gut, schleppen ist vielleicht nicht der rechte Ausdruck bei 200 g. Aber das Stativ wiegt ja immerhin 1/10 vom neuen Vaude Invenio.
Und dann geht doch tatsächlich noch der Mond auf. Nun hat sich die Stativschlepperei endgültig amortisiert.
Und genau für sowas habe ich auch meine neue Reisekamera gekauft. Das kriege ich mit dem Handy nicht hin.
[Am nächsten Tag dann der Abstieg durch die Bärenfalle nach St. Zyprian.]
Wanderinfos für den Aufstieg von der Schlernbödele – Hütte über den Gamssteig zum Schlernhaus
- Strecke: 3 km / 760 Höhenmeter im Anstieg von der Schutzhütte Schlernbödele (1.726 m) zum Schlernhaus (Rif. Bolzano, 2.457 m)
- Beschreibung: Der Klettersteig ist in die Kategorie T4 eingestuft. Also mit teilweise fehlender Wegspur, Einsatz der Hände und heiklen Grashalden, Geröllfeldern und Steinbruch (Schrofen). Meist ziemlich exponierte Wegführung.
- Bewertung: Nichts für schwache Nerven und Familien ohne alpine Erfahrung. Bei Wetterumschwung könnte Rückzug schwierig werden. Kleine Höhle in der Mitte. Kein Wasser. Seilsicherung nur auf den ersten Höhenmetern.
- Reale, kindgerechte Wanderzeit (nach 700 Höhenmetern am Vormittag): nochmal 4 Stunden, davon 2 Stunden für den steilen Mittelteil des Gamssteigs.
- Wir waren voll autark ausgerüstet mit Klettersteigsets, Verpflegung, Wasser, Winterschlafsäcken und Ultraleichtzelt gemäß Packliste der Biwakausrüstung.