Athos-Anreise: 90er Revival beim Flug von Berlin nach Thessaloniki

Fliegen nach Athos ist dumm und muss nicht sein. Rund um den Flug nach Thessaloniki muss man nur warten, warten und warten.

Letzte Vorbereitungen für den Flug nach Athos

Erst 17:15 Uhr startet der Flieger in Berlin. So viel Zeit. So wenig Zeit. Und ich schwanke immer noch hin und her. Packe am Ende meinen Rucksack kurz vor Abfahrt noch mal neu. Hab einfach Schiss, mit einem zu großen Rucksack am Check-in abgewiesen zu werden.

Nehme also statt des Ultraleichtzelts den Biwaksack (-900 g) und wechsle den Rucksack (-300 g). Der Gear-Pack 40 hat zwar nur ein ganz einfaches Tragegestell, aber bei dem geringen Gewicht meiner ultraleichten Trekkingausrüstung von nun 3,1 kg macht das nichts. Vor allem aber kann ich den Ortlieb Rucksack als echten Handgepäck-Rucksack auf 40 x 25 x 20 cm zusammenschnüren.

Basisgewicht meiner Trekking-Ausrüstung für Athos

Basisgewicht meiner Trekking-Ausrüstung für Athos

In diesen 3,1 kg meiner ultraleichten Trekkingausrüstung sind jetzt dabei:

  1. Rucksack (Ortlieb Gear-Pack 40)
  2. Biwaksack (Wäfo Nanga Parbat)
  3. Isomatte (Vaude Performance Winter 7M)
  4. Daunenschlafsack (Vaude Alpstein 450)
  5. Erste-Hilfe-Set
  6. Handtuch
  7. Messer

Aber da fehlen noch einige Teile der Trekking-Ausrüstung von meiner Packliste, vor allem Ersatzklamotten, Technik und Proviant. Ohne Wasser, das ich am Flughafen ja sowieso ausschütten muss, bin ich jetzt bei genau 8 kg Startgewicht für anderthalb Wochen autarkes Wandern. Und das in kabinentauglicher Größe.

Die Athos-Reise startet im Zug nach Berlin

Die ganze Umpackerei lenkt mich aber vor allem von der Frage ab, was 10 Tage Alleinsein mit mir machen. Glaube eigentlich nicht so richtig, dass ich das aushalte. Naja, notfalls lasse ich mich ins Kloster einweisen. Und jetzt gibt es sowieso keinen Weg zurück.

Fahre gleich zwei Straßenbahnen früher und warte lieber am Bahnhof. Fliegen besteht sowieso die ganze Zeit aus Warten. Wäre ich gleich bei meiner ersten Idee einer Athos-Reise mit Zug oder Bus losgefahren, würde ich jetzt schon auf Athos wandern. Aber nein, ich musste ja 3 Tage warten, bis ganz zeitsparend ein Flugzeug fliegt. Naja, jetzt ist es zu spät.

Peinlicher Flughafen Berlin

Bin auch am Flughafen Berlin viel zu zeitig. Hab dadurch aber genug Zeit, mir mal den verpfuschten Flughafen mit seinem Charme der 1990iger Jahre anzuschauen. Sichtbeton, offen liegende Heizungstechnik, nutzlose Säulenhallen. Lange Wege, keine Laufbänder, keine Dächer. Ein richtiger Provinzflughafen. In jeder Hinsicht peinlich.

Das 90er Revival ist aber erst komplett, als ein zeitgenössischer Mercedes LK 814 als ganz offizieller Flughafen-Berlin-LKW um die Ecke rollt. Ich hab ja nun wirklich nichts gegen Mercedes LK. Ganz im Gegenteil. Aber da sieht man gleich, wes Zeitgeistes Kind der Flughafen BER ist.

Schon vor der Sicherheitskontrolle schnüre ich meinen Handgepäck-Rucksack auf das Normmaß 40x25x20 cm. Hab extra einen weißen Strich hingemacht, weil der Rucksack ja im Trekking-Modus viel größer ist. Keine Ahnung, wie genau das kontrolliert wird, aber sicher ist sicher.

Stecke mir alles, was jetzt nicht mehr in den Rucksack passt, in die Jackentaschen, trinke das letzte Wasser aus und bin gespannt, was die zu meinem Messer sagen. Hab zwar keinen Zollstock, aber extra ein Beweisfoto für eine Klingenlänge unter 6 cm dabei.

Tatsächlich aber spricht mich die Sicherheitskontrolle auf Nichts an. Haben die das Messer nicht gesehen oder einfach nur für gut befunden? Naja, egal, ich werde nicht nachfragen. Dann bin ich am Flugsteig und muss warten.

Langsam füllt sich der Check-in-Schalter. Werden die meinen Handgepäck-Rucksack akzeptieren? Oder ist der dann doch ein paar Zentimeter zu groß? Aber wenn ich mir so das Handgepäck der Mitreisenden anschaue, scheint dessen Größe keine Rolle zu spielen.

Flug von Berlin nach Thessaloniki

Tatsächlich sind beim Check-in Größe und Anzahl der Gepäckstücke scheinbar völlig egal. Die gucken nicht mal. Und niemand würdigt meine exakt verschnürte Handgepäck-Flugtasche. Manno, da hätte ich ja sonstwas mitnehmen können. Meine ganze schöne Theorie zum besten Handgepäck-Rucksack ist völlig gescheitert.

Selbstverständlich läuft man auf dem modernen Großflughafen Berlin nicht nur zwischen Bahnhof und Terminal draußen im Freien herum, sondern auch auf dem Weg zum Flugzeug. Aber Fliegen ist sowieso dumm, da muss es nicht auch noch bequem sein.

Das Flugzeug von Berlin nach Thessaloniki ist voll bis auf den letzten Platz. Aber kaum Touristen. Hab mir für 12 € Aufpreis extra einen Fensterplatz gebucht, damit ich den Flughafen Berlin von oben anschauen kann.

Sitze beim Sonnenuntergang allerdings auf der falschen Seite. Hätte mal lieber einen Sitzplatz rechts auf der Sonnenuntergangsseite buchen sollen. Denn vom Land ist sowieso kaum was zu sehen. Ohne Track auf meinem Handy wüsste ich überhaupt nicht, wo wir sind.

Es geht über das Schönefelder Kreuz, Polen und das Tatra-Museum, Budapest und Serbien nach Thessaloniki. Am Anfang schön, dann dunkel. Landung in Thessaloniki nach 2,5 Stunden Flug um 21:00 Uhr Ortszeit. Reisezeit also 8 Stunden.

So viele Optionen für die Athos-Reise

Es ist stockdunkel und regnerisch in Thessaloniki. Was mache ich jetzt? Am Flughafen übernachten? Ein Stück in Richtung Ouranoupoli trampen? Zum Busbahnhof fahren? Ein Hotelzimmer nehmen? Ein Taxi nach Ouranoupoli bestellen? Es gibt so viele Möglichkeiten. Und keine überzeugt mich richtig. Erstmal gucken. Bin ja für nichts und niemanden verantwortlich. Laufe daher erst zur Bushaltestelle, dann wieder ein Stück zum Taxistand und als der Expressbus 1 zum zentralen Busbahnhof KTEL Thessaloniki gerade kommt, wieder zum Bus. Springe als Letzter schnell rein.

Fahrschein kann man drin kaufen. Der Bus ist so voll, dass Geld und Tickets über die Köpfe hin und her gereicht werden. Lasse auch hier den GPS-Track mitlaufen und gucke mir die Gegend auf meinem Handy an. An einer Tankstelle verläuft die Busroute dicht am Meer. Steige kurzentschlossen hier aus.

Luxus-Übernachtung in Thessaloniki

Komme durch ein bisschen Gebüsch direkt auf den Strand. Hier liegt ja ein altes Fischerboot. Volltreffer. So ideal hätte ich mir diesen Platz nicht einmal träumen können. Rolle also im Boot Iso-Matte, Schlafsack und Biwaksack aus und krieche rein, denn frisch ist es jetzt schon.

Vor dem Einschlafen hier in diesem netten Fischerboot am Strand von Thessaloniki stelle ich noch den Wecker. Muss mal rückwärts rechnen. 06:00 Uhr soll der Bus nach Ouranoupoli am Busterminal KTEL abfahren. Bis dahin braucht der Bus vielleicht eine halbe Stunde. Zusammenpacken muss ich auch noch. Bisschen Pufferzeit dazu. Also 4:15 Uhr.

Mit der Zeit wird es bullig warm im Schlafsack und ich muss alles ausziehen. Biwaksack auch noch ab. Das Meer plätschert zwar ziemlich laut und irgendwo wird noch gedriftet. Aber sonst ist die Nacht ruhig und schön. Nur der Vollmond und das Flutlicht eines Autohandels wetteifern um die meiste Helligkeit.

Mal sehen, wie das Aufstehen morgen früh um 4:15 Uhr und die Busfahrt von Thessaloniki nach Ouranoupoli als dem Tor zur Mönchsrepublik wird.

Infos zum Flug von Berlin nach Thessaloniki

  • Fliegen finde ich dumm und würde viel lieber mit der Bahn fahren.
  • Meinen Anteil an der CO2 Produktion des Flugzeugs kompensiere ich ab sofort durch Verzicht auf 100 Steaks.
  • Messer unter 6 cm sind im Flieger erlaubt: Bundespolizei / Ryanair

Das könnte dich auch interessieren …

6 Antworten

  1. roman sagt:

    …bei meiner „athos“ tour hatte ich einen kleinen wanderrucksack das nötigste nur dabei, nicht wenig hatte ich in meinen hosentaschen bzw. jackentaschen verstaut, somit brauchte ich dies nicht wirklich tragen ….
    hatte jedoch vor „als pilger“ in den klöstern und „skiiten“ anzuklopfen
    … meine verpflegung war auf das, was ich vor ort erhalte eingeschränkt
    … wasser fliest überall auf athos
    … der berge selbst ist „als pilger“ nur sportlich zu sehen und im pilgerprogramm erhalten
    … vergiss bitte die verkreuzten beine (auch hände) ist im beisein von mönchen ein „no go“
    … lerne überall auf athos gegenüber mönchen das „eflogite“
    alles gute

    • Tom sagt:

      Naja, ich bin auf Athos eher unorthodox unterwegs. Pilger würde ich mich jetzt nicht nennen. Aber klar, um nicht aufzufallen, werde ich natürlich jeden Mönch mit Evlogite grüßen. Doch ich gehe nicht davon aus, dass die schlauen Mönche mir diese Bitte abnehmen.

  2. roman sagt:

    …der berg selbst … ist NICHT im pilgerprogramm enthalten … meinte ich … wenn das wetter es zulässt wirst es am ende der bergtour als „abgehackt“ vormerken … viel mehr alles andere geniesen ist auch MEHR

    • Tom sagt:

      Was ist eigentlich ein Pilgerprogramm? Ich jedenfalls hab außer meinem Wanderplan keins. Versuche, ganz unsichtbar über den Athos zu huschen und dabei nirgendwo unangenehm aufzufallen.

  3. Anonymous sagt:

    … ja, dass ist eben dein „pilgerprogramm“!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert