Marokko: Gebirgspiste Zagora – Bleida mit dem Düdo
Wir waren auch heute die ersten Camper, die noch vor Sonnenaufgang ihren Pflichten nachgekommen sind. So mussten wir sogar noch trödeln, um nicht zu früh in das uns als Herkunftsort grüner Töpferwaren empfohlene, nächste südliche Dorf zu fahren. Die Leute der Töpfergenossenschaft (Cooperative de Potiers) machten dann auch einen ganz unausgeschlafenen Eindruck, wenngleich uns die gesamte Töpferwarenherstellung vorgeführt wurde. Zur Befeuerung der Brennöfen wird tatsächlich Steppenstrauchwerk benutzt, das meilenweit mit schwerbepackten Eseln herantransportiert wird. Aber so spart man eben Gas oder Strom…
In Zagora besorgten wir nach dem Keramikexzess noch ein paar frische Dirham, frischten unsere Vorräte auf und entledigten uns der längst überfälligen Postkarten. Die Piste Richtung Foum Zguid, auf der 1994 mit dem 407 kein Durchkommen war, erwies sich mit dem stärkeren 508 als spielend leicht, so dass wir schon übermütig wurden, dann aber von der nach etwa 10 km rechts abzweigenden Piste (nix GPS – markiert durch 3 Steine) herb gebremst wurden.
Die folgenden 65 km erwiesen sich nämlich als zum Teil außerordentlich anspruchsvolle Gebirgspiste, die fast ständig Wadis kreuzte, an einzelnen Stellen schwer versandet war und zudem sehr steile Teilstücke hatte (siehe z. B. dieses Youtube-Video). Besonders problematisch war der lange Radstand und der hintere Überhang: Die Anhängerkupplung schliff, kratzte oder schlug fast ständig auf, war aber zugleich auch ein guter Schutz für das gesamte Fahrzeugheck. Dadurch kam nichts zu Schaden, ebensowenig wie die beiden Dieseltanks.
Wegen der vielen großen Steine auf der Piste musste ich zudem ständig die Zwillinge des Mercedes 508 auf eingeklemmte Steine kontrollieren. Allrad habe ich beim Düdo aber nicht vermisst: Was auf solchen Pisten zählt, sind Drehmoment, Last auf der Antriebsachse, Bodenfreiheit und Böschungswinkel. In dieser Reihenfolge. Gut, eine Differentialsperre wäre in Sand und Schnee auch nicht schlecht…
Für die schlechte Wegstrecke wurden wir mit selten gesehenen Tieren (Leguane, Erdhörnchen und Eidechsen), wunderschön blühenden Pflanzen (violette Sträucher, gelbe und weiße Blumen) und einer kargen, aber interessante Natur belohnt (Oasen, Berge, Hochebenen).
Unterwegs gab es sogar einen kleineren Regenschauer, der jedoch sofort zu anschwellendem Wasser in einem kaum wahrnehmbaren Wadi führte.
Am Ende zog sich der Weg ganz schön in die Länge und wurde immer enger und steiler. Ich hatte schon Bedenken, dass wir mit dem Düdo nicht mehr weiter durchkommen würden, als wir endlich nach ca. 4 reinen Fahrstunden die Kupferminen von Bleida und damit wieder feinste Asphaltstraßen erreichten. Aufgrund der Wahnsinnsgeschwindigkeit von im Schnitt 18 km/h haben wir so noch vor Bou Azzer unser Lager aufgeschlagen. Nur so am Rande: Bou Azzer ist eine der größten Kobalt-Nickel-Lagerstätten weltweit und vor allem unter Mineraliensammlern ein Begriff.
Zagora – Oued Tious – Bleida – Arhbar – vor Bou Azzer (160 / 291.450 km)