Marokko: Wacklige Bauten im aufstrebenden Ouzoud
Unser Frühstück wollten wir heute ganz romantisch am Wasserfall einnehmen, sodass wir erst einmal über eine wacklige Brücke ins Dorf Ouzoud Brot kaufen gingen. Zu Fuß.
Während wir also auf das Frischgebackene warteten, beobachteten wir die Matscherei mit Beton, die ein Dutzend Marokkaner voll beschäftigte. Über ein wackeliges Gerüst schaufelten die Männer den Brei nach oben aufs Dach, ohne große Effektivitätsüberlegungen anzustellen. Wir mischten uns natürlich nicht ein – schließlich bekommen die Marokkaner das schon ganz gut alleine hin. Allerdings frage ich mich tatsächlich immer, warum man nicht mehr eingestürzte Häuser sieht. Nach deutschen Statikgesetzen müssten die zusammengebastelten Skelettbauten reihenweise platt am Straßenrand liegen. Aber Ouzoud hat offenbar Großes vor. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert, auch wenn es sicherlich schade wäre um den schönen dörflichen Charme des Örtchens.
[Heute ist Ouzoud ein riesiger, asphaltierter Busparkplatz mit angeschlossenem Touristenrummel. Und die damalige Baustelle ist jetzt wahrscheinlich noch ein Stockwerk höher. Aber was soll’s. Es steht mir nicht zu, marokkanische Wünsche, Vorgehensweisen und Entwicklungen zu beurteilen.]
Wir hielten uns also nicht weiter auf und spazierten durch die stille Gegend oberhalb der Wasserfälle. Nun waren ja schon die Wasserfälle selbst eine Attraktion, aber ich finde auch die fruchtbare Gegend im Bereich der Zuflüsse wunderschön.
Und auf unserem Spaziergang entdeckten wir dann auch noch einen Magirus Mercur, der neben uns auf dem Campingplatz stand. Na gut, ein bisschen klein, aber zu erkennen. [Eigentlich wollte ich damals ja nur den idyllischen Campingplatz von Ouzoud am Oued Tissakht fotografieren.]
Wir saßen direkt oben an den rauschenden Wasserfällen und genossen in einem ganz, ganz feinen Sprühnebel unser romantisches Picknick im Grünen. Naja, zumindest soweit ein Picknick mit drei Männern romantisch sein kann. Die Natur ist so weit wie bei uns im Juni, überall grünt und blüht es in vollen Zügen. Und auch auf dem Campingplatz wurde geschraubt und gehämmert. Da fühlte ich mich gleich sehr heimisch.
Aber wir müssen langsam weiter und haben so etwas widerwillig den Bus gestartet. Zunächst sind wir über eine kleine Piste weiter in Richtung Meknes vorgestoßen. Bald kamen wir an einen stark bewachten Staudamm und rollten dann in eine fruchtbare Ebene hinunter, die allerdings gerade von einem Staubsturm heimgesucht wurde.
Der Staubsturm legte sich jedoch bald wieder und wir sahen wogende Gerste, rote Erde und richtige Wälder, besonders vor Azrou. Auch die Straßen waren hier schon irgendwie richtig europäisch und wir konnten [auf der heutigen N8] Kilometer schrubben.
Hinter M’rirt bog ich dann in einen kleinen Waldweg ein und stellte mich inmitten von Eukalyptusbäumen zwischen zwei Vulkankegel.
Ouzoud – Beni Mellal – Kasba Tadla – Khenifra – M’rirt, 300 km / 194.610 km