Marokko: Ohne Stress durch die Medina von Fés
Da heute früh um 10 Uhr schon 24°C auf dem Thermometer standen, picknickten wir mit allem Drum und Dran im Eukalypthuswald.
Als wir dann losfuhren, sahen wir hinter Azrou sogar Laubbäume, darunter auch stattliche Eichen. Auch sonst ist es hier reichlich unmarokkanisch: In Ifrane drängten sich die Spitzdach-Einfamilienhäuser und es sieht aus wie in jedem beliebigen deutschen Bergnest, mit Ententeich und gepflasterten Bürgersteigen. Wir verließen Ifrane auf der vierspurigen Ausfallstraße so schnell wieder, dass wir gleich den Abzweig nach Meknes verpassten.
Wir nutzen diesen Rückschlag jedoch zu unserem Vorteil und ließen uns spontan zu einer Fés-Besichtigung inspirieren. Dazu stellten wir den Bus auf den Parkplatz an der Stadtmauer in der Nähe des Taxistandplatzes. Diese Plätze mit den vielen Mercedes W 123 liebe ich ja sowieso. Und zumindest motormäßig gehöre ich mit dem MB 407 D ja voll dazu. Der MB 407 D ist ja eigentlich sowieso nur ein karosseriemäßig aufgeblasener 240 D mit Zwillingsreifen.
Sofort am Parkplatz stürzte sich ein Führer auf uns und begleitete uns auch ein Stück, bis ich ihn mit einer neuen Ausrede loswurde. Ich sagte (wahrheitsgemäß), dass meine Freunde das erste Mal in Marokko sind und ich Ihnen nun den Stress mit den Guides präsentieren und deshalb ganz bewusst auf einen solchen verzichten will. Denn nur so wird man ständig angesprochen. Das hat er sofort verstanden, schließlich ist da auch viel Wahres dran. Den zweiten Marokkaner wurde ich nach 20 Sekunden Ignoranz mit der Bemerkung „Moi, je suis le guide!“ Wieder los – und schon waren wir durch das große Tor in die Medina geschlüpft.
Dort machten dann nicht einmal mehr die Ladenbesitzer Stress. Richtig ungewohnt. Alle Führer, Schlepper und ähnliches scheinen in einem Ring um die Medina zu lauern. Hat man diesen aber erst einmal durchbrochen, ist es so ruhig wie in Abrahams Schoß. Ich konnte es jedenfalls gar nicht fassen. Fés ohne Stress.
Und je tiefer wir in die Medina hineinkamen, umso ruhiger und schöner wurde es.
Allerdings ist das mit der Orientierung immer so eine Sache – vor allem dann, wenn man meint, sich ganz gut auszukennen. Und prompt beging ich einen taktischen Fehler und suchte den MB 407 D auf der falschen Bergseite. Ursache war, dass ich es versäumt hatte, wieder über den die zwei Stadtteile trennenden Fluss zurückzugehen. So standen wir plötzlich auf der falschen Seite der Stadt und mussten alles wieder zurück. So kamen wir dann erst nach über drei Stunden Fußmarsch wieder auf dem Parkplatz an und verließen den Moloch, der uns (diesmal) ungeschoren ließ. Und in Meknes erlebten wir dann zwei weitere ungewöhnliche Dinge auf einmal: Regen und Stau.
Nach einem kleinen Schauer waren die Straßen sofort überflutet mit Wasser und Autos, wozu noch erschwerend wirkte, dass meine Hupe ausgefallen war. Aber auch so fanden wir den teuren, klinisch reinen Campingplatz direkt hinter dem Königspalast.
M’rirt – Azrou – Ifrane – Imouzzer du Kandar – Fés – Meknes, 190 / 194.800 km