Schallschutz im Vario-Fahrerhaus: Bitumenschwerfolie backen

Seit drei Jahren schon steht mir ein großer Karton mit Bitumenschwerfolie im Weg herum. Gekauft mal auf Verdacht als privates Restesonderangebot. Klar, ein Karton ist schon verklebt. Aber der zweite Karton steht schwer wie Blei. Hatte halt keinen Grund für großflächige Schalldämmung. Denn sowohl der MB 1124 als auch der MB 711 hatten die Sonderausstattung Lärmschutz. Aber jetzt reicht es mir. Muss die Bitumenschwerfolie irgendwo verkleben. Früh erst mal ein paar Platten vor dem Bus in die Sonne legen. Der Bitumenteig muss ein bisschen gehen.

Schallschutz im Wohnmobil Fahrerhaus Vario - Was bringt selbstklebende Bitumenschwerfolie

Schallschutz im MB 711 Fahrerhaus

Beim Schallschutz im MB 711 herrscht eigentlich keine Not. Das Auto ist leise genug, um sich auch bei 100 km/h unterhalten zu können. Und zwar quer durch den halben Bus bis zur hintersten Sitzbank. Trotzdem hatte ich schon ganz am Anfang des Wohnmobilausbaus in der Sitzgruppe die Seitenwände mit den Matten aus Bitumenschwerfolie gedämmt und erst darauf das Armaflex für die Wärmedämmung verklebt.

Aber wenn ich schon mal das Fahrerhaus wegen diverser Elektroarbeiten auseinanderpflücke, kann ich es auch richtig machen. Also das Bodenblech und die vorderen Stehwände gegen Körperschall dämmen. Gerade die Bodenbleche sind recht dünn und ein idealer Resonanzkörper. Die originalen Fußmatten sollen das zwar aufhalten. Aber so ein bisschen Gewicht auf den Blechen kann auf keinen Fall schaden. Ob das wirklich auch leiser wird? Nun ja, wir werden sehen. Freue mich schon auf mein neues Komfortfahrerhaus. So mit fest eingebautem Radio, Türlautsprechern, Stauraum in den Türen und eben mit zusätzlicher Schalldämmung.

Heiße Bitumenschwerfolie klebt wie Pizzateig

Die Folie liegt in der Sonne und schmort vor sich hin. Mir aber wird ganz frostig, wenn ich dran denke, wie ich die Bitumenschwerfolie das erste Mal unter der Wandverkleidung an der Sitzgruppe verarbeitet habe. März. Winter. Kälte. Brrr. Nun ja, es musste sein. War nicht so richtig glücklich damit. Obwohl, die Seitenbleche sind schön gerade. Und es hat gehalten. Aber jetzt ist das Vario Fahrerhaus dran. Radläufe, Sicken, Winkel. Alles so komische Formen. Brauche jetzt weiches Material. Die Platten liegen jetzt lange genug in der Sonne. Der Teig ist fertig.

Ouuuuhhh, sind die Platten heiß. So hätt‘ ich nich‘ gedacht. Komme mir vor, als ob ich die Pizza zu früh aus dem Ofen hole. Noch weich, aber schon heiß. Kann die Schwerfolie kaum halten.

Schallschutz im Wohnmobil Fahrerhaus Vario - Was bringt selbstklebende Bitumenschwerfolie

Schnell noch die Schutzfolie abziehen und mit Schwung rauf aufs Blech klatschen. Und schon fließt die Bitumenschwerfolie regelrecht um die Radhäuser. Perfekt.

Schallschutz im Wohnmobil Fahrerhaus Vario - Was bringt selbstklebende Bitumenschwerfolie

Die Schallschutzmatten passen sich ein in die Sicken. Wandern am Stehblech hoch. Umschließen Schraubenköpfe und den Schalter für die Motorbremse. So heiß flutscht das Bitumen. Genau richtig zum Verarbeiten. Die Platten könnten sogar noch größer sein. Da bräuchte ich nicht stückeln.

Schallschutz im Wohnmobil Fahrerhaus Vario - Was bringt selbstklebende Bitumenschwerfolie

Schalldämmung im Fahrerhaus des MB 711 mit Bitumenschwerfolie

Nun habe ich kein Dezibelmessgerät. Und auch meine sensorischen Möglichkeiten sind sicherlich beschränkt. Aber im Bus sollte es nach der Dämmung mit der Bitumenschwerfolie noch mal wesentlich ruhiger werden. Nicht dass ich doch noch den Drehzahlmesser anschließen muss, um richtig schalten zu können.

Aber das werde ich erst nach dem Sommerurlaub wissen. Denn nur für eine Testfahrt ist gerade keine Zeit. Muss bauen. Die Wunschliste ist noch lang. Geben wir also dem Test der Bitumenschwerfolie mal 3 Monate Zeit. Anfang September weiß ich mehr. Bin vor allem mal gespannt, ob meine Familie was merkt.

Tipps und Erfahrungen bei der Schalldämmung

Das A und O bei der Verarbeitung ist eine hohe Temperatur der Bitumenschwerfolie. Die Platten müssen weich sein wie ein frischer Pizzateig. Wenn diese Platten in der Sonne liegen und schön weich sind, passen die sich überall an. Mit dieser Erfahrung würde ich die Bitumenschwerfolie nicht noch einmal im Winter verarbeiten. Die Antidröhnmatten müssen heiß sein. Vielleicht hilft auch Vorwärmen im Backofen. Zylinderheizung jedenfalls funktioniert nicht. Es braucht mehr Hitze ist das bisschen Abwärme meiner GS.

Zuschneiden der Schalldämmmatten geht ganz easy mit dem Cuttermesser. Und so können die Platten auch nicht groß genug sein. Meine waren nur 20 x 20 cm. Hätte ich die Wahl, würde ich Platten von 50 x 50 cm oder sogar noch größer nehmen. Denke, das Ergebnis wird wesentlich besser als beim Zusammenstückeln kleiner Platten.

Der Fahrerhausboden des MB 711 verlangt nach insgesamt 30 Platten Bitumenschwerfolie zu 200 x 200 x 5 mm pro Lage. Also gerade mal 1,2 Quadratmeter. Allerdings sind die Batteriekästen noch ungedämmt. Da aber immer noch Bitumenschwerfolie über ist, habe ich für die perfekte Körperschalldämmung letztlich insgesamt 3 Lagen Antidröhnmatten mit einer Gesamtdicke von 15 mm und einem Gesamtgewicht von 40 kg verbaut.

Quelle für Bitumenschwerfolie

  • Achtet darauf, dass für eine gute Körperschalldämmung die Bitumenschwerfolie möglichst dick ist. Bei mir sind es pro Lage 5 mm. Da lohnt sich die Arbeit.
  • Bitumenplatten können immer ausdünsten. Achtet beim Kauf auf entsprechende Zertifikate.
  • Mit ArmaComfort Barrier gibt es eine zwar teurere, aber hochwertigere Variante ohne Bitumen.
  • Die Bitumenschwerfolie war ein privater Restekauf, müsste aber das hier mit ebenfalls mit 10 kg/m² und 5 mm Dicke sein: Klick

Und hier geht es weiter mit der Schalldämmung im Wohnmobil. Diesmal mit dem Schwerpunkt Luftschalldämmung im Motorraum und Fahrerhaus.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (17 votes, average: 4,94 out of 5)
Loading...

Das könnte dich auch interessieren …

10 Antworten

  1. roman sagt:

    Hallo,

    wissen Sie zufällig, was die Sonderausstattung „Lärmschutz“ alles beinhaltet bzw. was gemacht worden ist?

    Bei unserem 609 konnte man vor dem Ausbau bei Tempo 80 keine Konversation führen. Daraufhin haben wir das komplette Fahrerhaus mit Alubutyl beklebt, auf dem Dach ist noch 19mm Armaflex hinzugekommen. Diese Modifikation hat schon enorm viel gebracht. Wir können endlich Musik hören und uns Unterhalten. Jedoch finde ich, es hat hier noch potential für mehr.
    Danke vorab.

  2. Carsten sagt:

    Hallo Tom,
    hier ist mal wieder Carsten aus Bayern mit einer Frage zu deiner Fußbodendämmung.
    Was hast du denn als sichtbaren Belag auf das Bitumen aufgebracht? Bin auch gerade am Dämmen und entrosten. Zur Zeit rätsel ich noch, ob ich was darauf kleben will (schlecht zu revidieren) oder einfach legen und mit den vorhandenen Löchern und Abdeckungen verschrauben.
    Die wichtigste Entscheidung scheint mir das Material.
    Ich freue mich auf deine kompetente Antwort und möchte ein weiteres mal dein Seite und Berichte loben. Vielen Dank schonmal dafür.
    Gruß,
    Carsten

  3. Carsten sagt:

    Hallo Tom,
    leider ist der original Belag, nach fast dreißig Jahren beim BGS und zwei weiteren Vorbesitzern am Ende. Kleben möchte ich eigentlich nicht, zwecks Revisionierbarkeit. Dennoch danke für deine Antwort.
    Ich lasse dich, wenn es dich interessiert, wissen was ich getan habe.
    Gruß,
    Carsten

    • Tom sagt:

      Kleben ist bei der Schalldämmung ja schon wichtig. Wie willst du die Schalldämmung sonst befestigen? Es geht ja gerade darum, dass hier ein gewisser Formschluss die Schwingungen vom Blech verhindert. Klar kannst du das auch verdübeln. Aber ich hätte jetzt nicht so viel Angst vor dem Kleben.

      Und ja, die Fußbodenbeläge gibt es nicht mehr neu. Sonst hätte ich auch schon einen neuen. Aber da habe ich mal was gesehen mit Filzeinlagen. Gibt eigentlich schöne Sachen. Aber ob das auch so robust ist wie das Original?

  4. Anonymous sagt:

    Klar, die Bitumenschwerplatten werde ich schon kleben. Aber den begehbaren Belag wollte ich nicht kleben. Mal sehen was es am Ende wird. Gruß, Carsten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert