Norwegen: Kabelvåg, alte Hauptstadt der Lofoten
Das über 1000 Jahre alte Kabelvåg ist die älteste Stadt Nordnorwegens und heimliche Hauptstadt der Lofoten.
Wohnmobilstellplatz in Kabelvåg
Nach der Tour bei stark wechselhaften Straßenverhältnissen auf den Lofoten von der noch bis nach Kabelvåg. Ist ein Tipp aus dem Inselreiseführer. Da geht es auf ganzen 3 Seiten nur um das alte Vågar.
Als wir da sind, sieht es zwar fast wie Mitternacht aus, aber es ist erst 17:00 Uhr. Diese Schotterterrasse am Rand von Kabelvåg auf einer Art Halbinsel wäre jetzt nicht meine erste Wahl.
Aber die Küste der Lofoten ist ziemlich zerklüftet und dicht besiedelt. Einsame Stellplätze sind da schwierig. Der Platz ist ja eigentlich nicht schlecht, aber von überall einsehbar. In der Wohnmobilsaison dauert es hier bestimmt fünf Minuten, bis jemand da ist und meckert. Aber langsam werden alle Katzen blau.
Dafür müssen wir auf dem Abendspaziergang nach Kabelvåg erst einen Bogen um den tiefen Hafenfjord laufen. Genießen dafür aber die ideale Stadtsilhouette von Kabelvåg vor dem 943 m hohen Vågakallen da hinten links.
Für die Lofoten ist die alte Hauptstadt Kabelvåg zwar schon eine große Siedlung, hat aber nur 1700 Einwohner. Dennoch ist das alte Vågar die älteste Stadt in Nordnorwegen. Kabelvåg ist wirklich sehr hübsch mit seinen vielen alten Holzhäusern, dem kleinen Marktplatz und dem alten Hafen.
Polarlichter über Kabelvåg
Nach Abendbrot und Skatspiel kommen dann auch die Nordlichter raus.
Aber die Begeisterung für die Nordlichter flacht schon merklich ab. Fotos angucken ist viel gemütlicher. Vor allem sehen die Nordlichter auf überbelichteten Fotos besser aus als in Natura.
Gehe trotzdem raus, denn irgendjemand muss die Fotos ja machen. Aber es stimmt schon, im Vergleich zu den letzten Nordlichtern über Norwegen sind die Polarlichter über Kabelvåg nichts. Nur die Kälte ist dieselbe.
Schönster Sonnenaufgang der Lofoten in Kabelvåg
Das Schönste auf den Lofoten ist definitiv das Licht. Der beste Wohnmobilstellplatz braucht also freie Sicht nach Westen oder Osten. Hier in Kabelvåg haben wir beides. So wird die exponierte Lage zum Vorteil. Sehe also aus dem Bett direkt den Sonnenaufgang.
Sonnenaufgang ist jetzt um 07:30 Uhr noch nicht, aber der östliche Himmel wird langsam hell. Da muss ich natürlich mal kurz raus. Wunderschön, die Stimmung am Morgen. Da kann man sich auch mal kalte Beine holen. Allerdings sieht uns jetzt auch wirklich jeder Einwohner von Kabelvåg. Hoffe nur darauf, dass wir nicht solche Ängste auslösen wie es ein Schwarm weißer Wohnmobile oder ein MAN KAT1 6×6 bei mir täten.
Na, mal sehen. Kinder sind gut, Offenheit ist gut, exotisches Fahrzeug ist gut. Bis jetzt guckt noch kein Anwohner nach dem komischen Ding auf der Brache. Aber gut, noch ist die Sonne nicht aufgegangen.
Krieche wieder in den Schlafsack. Kaum bin ich warm, geht es weiter mit dem schönsten Sonnenaufgang der Lofoten. Nur sind die Seitenscheiben im Bus mittlerweile so trüb, dass ich vom Sofa aus zwar was sehe, aber Fotografieren keinen Sinn macht. Okay, 08:00 Uhr. Da kann ich mich auch anziehen und richtig rausgehen, nicht nur mal für ein paar Fotos im Nachtdress kurz um den Bus herumhüpfen.
Das Meer ist wie gewohnt komplett eisfrei, aber ansonsten ist jeder Tropfen Wasser gefroren.
Nicht lange, dann werden gegen 08:10 Uhr die Berge rosa. Echt schön, nur die Kälte beißt in die Finger. Erst recht und am schlimmsten kurz vor Sonnenaufgang.
Bin aber jetzt wenigstens richtig angezogen und kann auch mal über die Felsen runter ans Meer klettern. Hier im Hafenfjord von Kabelvåg scheint früher wesentlich mehr los gewesen zu sein, wie einige verrostete Kreuzpoller zeigen.
Die vielen Inseln schützen die Bucht und den Hafen. Der alte Name Vågar heißt dann auch einfach nur Bucht. Heute machen gerade diese Inselchen und der kleine Leuchtturm den Reiz beim Sonnenaufgang aus.
Aber im Hafen selbst ist kaum Betrieb. Gut, früh könnten die ganzen Fischerboote draußen auf dem Meer sein. Aber gestern Abend war hier auch niemand. Im Reiseführer steht, dass die Fischtrawler für den kleinen Hafen einfach zu groß geworden sind und die Flotte heute in Svolvær ein paar Kilometer östlich liegt (Inselreiseführer Lofoten, Reise Know-How, Seite 38).
Während auf der anderen Seite vom Hafenfjord alles ziemlich dicht bebaut ist, wartet unser Landvorsprung nur mit grobem Schotter, bizarren Felsen und knackenden Eispfützen auf. Ist echt kalt jetzt, so exponiert über dem Meer.
08:20 Uhr „brennen“ mir die ersten Sonnenstrahlen auf den Pelz.
Aber so richtig mit Wärme hat die Sonne noch nichts zu tun. Sind locker noch -10°C.
Entweder ich gehe jetzt ins Wohnmobil oder ich muss noch ein Stück laufen. Doch im Bus ist alles ruhig. Also laufen.
Lofoten-Kathedrale Kabelvåg
Halte mich immer am Hafenfjord und laufe möglichst dicht am Wasser.
Kabelvåg war früher der größte und bedeutendste Ort auf den Lofoten.
Und dementsprechend steht in Kabelvåg die größte und eigentlich auch untypischste Kirche der Lofoten. Die Lofotenkathedrale ist zwar ganz nett, aber ich mag es lieber klein und gemütlich.
Um 09:00 Uhr mit steif gefrorenen Fingern zurück zum Bus. Was ist denn hier los? Aber jetzt raus aus dem Federn, alles abbauen und Frühstück machen. Das ist immer die Zeit, wenn ein Wohnmobil nicht groß genug sein kann. Also bei der Planung immer daran denken, ob die Familie gleichzeitig stehen und sich anziehen kann.
König Øystein von Kabelvåg
Nach dem Frühstück gehen wir alle zusammen nach Kabelvåg. Hafen, Stadt und Berge sehen jetzt um 11:00 Uhr ganz anders aus als heute früh beim Sonnenaufgang.
Licht und Farben sind jetzt noch einmal viel intensiver.
Aber kalt ist es immer noch. Erst recht, wenn der Wind durch die schattigen Gassen von Kabelvåg pfeift.
Da hinten, auf der felsigen Landzunge gegenüber von Kabelvåg, steht der Bus.
Nur im Sporthafen von Kabelvåg liegen noch ein paar Boote. Der Atlantik ist weit und so gefriert diese letzte Ecke der Bucht von Kabelvåg sogar schon leicht zu.
Aber ansonsten sind Stadt und Hafen recht ausgestorben. Nur auf der E10 klackern die Autos auf ihren Spikes an Kabelvåg vorbei. Aber ich mag das Städtchen mit seinen 1700 Einwohnern. Wirklich hübsch hier. Und Wanderziel ist sowieso der Hügel mit der Statue vom alten König Øystein.
König Øystein Magnusson war es nämlich, der in der geschützten Bucht (norwegisch Vågar) vor ziemlich genau 900 Jahren eine Kirche bauen ließ. Der Name von Kabelvåg heißt dann auch Kapellenbucht (Lofotenreiseführer, Seite 38).
König Øystein hat von hier oben aber wirklich eine schöne Aussicht auf Kabelvåg.
Wenn ich mit meinem Handy mal ein bisschen ranzoome, sieht man sogar unser Wohnmobil auf der Schotterterrasse hinter der Hafenbucht. Das sind so 1 km Luftlinie. Der Berg ganz hinten müsste der Heggedalstinden (751 m) sein und ist auch nur 18 km weg. Dazwischen liegt in 5 km Entfernung noch Svolvær. Ist alles nicht groß und weit auf den Lofoten.
Dann läuft der eine Teil meiner Kinder die Nordseite des Hügels runter, um Eiszapfen zu pflücken. Der andere Teil der Reisegruppe will lieber die Südseite erkunden. Was soll ich nur machen? Ist nicht einfach. Okay, wir treffen uns im Supermarkt. Und so geschieht es. Wir kaufen Lofotbrot und schlendern dann durch die Stadt zurück zum Bus.