Schweden: Polarlichter am Polarkreis
Die ersten, faszinierenden Polarlichter in Schweden stehen direkt am Polarkreis am winterlichen Nachthimmel.
Nachtfahrt E10 von Luleå zum Polarkreis
Manno, da fahre ich im Tran die nördliche E04 zwischen Umeå und Luleå viel zu weit und 20 km am Abzweig nach Kiruna vorbei. Wir sind hier ganz am nördlichen Ende der Ostsee und die E04 dreht schon wieder nach Osten ein. Auf der E04 kommen wir nie an den Polarkreis, sondern irgendwann nach Finnland. Muss nun auf einer kleinen Straße schräg zurück von Kalix in Richtung Kiruna. Kaum von der Hauptstraße runter, wird die Straße nordisch winterlich. Also Eis mit Schneedecke und schon anspruchsvoll. Aber die Reifen sind super und wir kommen ganz gut voran. Deswegen schraube ich keine Spikes in die Reifen. Die E10 wird bestimmt besser.
Aber die E10 hoch zum Polarkreis und weiter nach Kiruna ist nicht besser. Dazu wird es einsam und ich tanke lieber noch einmal. Die Tankstelle wird gerade auch betankt. Weil die Kinder drüber diskutieren, frage ich extra den LKW-Fahrer nach dem Tankvolumen. Der Tankzug hat tatsächlich 19.000 Liter auf dem LKW und 41.000 Liter Diesel im Anhänger. Das wären ja 60.000 Liter Diesel und vielleicht 70 t Gesamtzuggewicht. Hab ich da was falsch verstanden?
Polarlichter am Polarkreis
Völlig unerwartet plötzlich der Polarkreis. Wenn das Schild nicht gestanden hätte, wäre ich voll vorbeigefahren. War noch gar nicht vorbereitet.
Anhalten. Fotos machen. Stelle den Bus extra so hin, dass er das Polarkreisschild beleuchtet. Dabei erleichtern die neuen Hella-Dachscheinwerfer zunächst auch noch anderen Polarkreisgästen das Selfie am berühmten Schild.
Und wie ich so für das Familienselfie zum Schild gehe, laufen die Kinder plötzlich in die andere Richtung. Dachte erst, da wären Elche. Aber hinter den Bäumen stehen Polarlichter. Und diesmal nicht irgendwie vermutete, sondern echte, grüne Polarlichter. Die sind mit dem Auge schlecht zu erkennen, aber mit 20 bis 30 Sekunden Belichtung kommen die dann richtig raus.
Ist nur schwierig, eine Phase zu erwischen, in der nicht ein LKW mit seinem LED-Super-Fernlicht die ganze Umgebung in gleißendes Licht taucht. Trotzdem sind alle voll aus dem Häuschen. Polarlichter, echte Polarlichter!
Yippie, wir sehen Polarlichter. Das erste Urlaubsziel ist erreicht. Und das, obwohl ich so viel darüber gelesen hatte, wie schwierig es ist, Nordlichter zu beobachten. Wobei, mit bloßem Auge sieht man die Polarlichter tatsächlich schwierig. In Wirklichkeit ist das Polarlicht nämlich (zumindest hier und heute am Polarkreis) nur ein gründlicher Schimmer am Horizont, wie mein Handyfoto zeigt. Wie gesagt, ich hätte die Polarlichter übersehen.
Klar, ein Familienselfie am Polarkreisschild gibt es natürlich auch noch. Das ist allerdings der Familienchronik vorbehalten.
Die Reise wird langsam erfolgreich. Aber noch verdecken die Bäume ein wenig die Sicht auf die Polarlichter und wir fahren weiter. Hier ist es gut. Wieder freie Bahn. Wieder Nordlichter.
Aber langsam zieht der Himmel zu. Und Wolken sind der Tod des Polarlichts. Zumindest für deren Sichtbarkeit. Mit Langzeitbelichtung kann man da zwar noch was machen. Doch das zählt eigentlich nicht.
Wieder in den schön warmen Bus. Aber auch nach einem weiteren Zwischenstopp ergibt sich im Norden nichts Neues, denn es ist jetzt einfach zu bewölkt.
Übernachtung an der vereisten E10
Die Fahrerei auf der vereisten E10 in Richtung Kiruna ist wegen der schmalen Spurrinnen recht anstrengend und ich muss noch vor der Stadt Schluss machen. Also runter auf eine kleine Nebenstraße. Eigentlich fährt sich so eine geschlossene Eisdecke sogar viel besser als die E10. Brauche für vorausschauendes Fahren halt nur ordentliches Flutlicht.
Wir finden im zweiten Anlauf eine brauchbare Stelle am Betriebsgebäude einer Kläranlage. Allerdings vertue ich mich beim Reinzirkulieren und rausche rückwärts in den Tiefschnee. Zum Glück merkt das mein Vierter, bevor ich ganz steckenbleibe, und mit ein bisschen Wühlen kommt der Bus wieder raus. Geile Reifen.
Nach dem kurzen Schreck stehen wir super, machen die Betten und verschwinden in den warmen Federn. Ein toller Tag mit tollen Nordlichtern. Und ich dachte schon, wir müssten ewig hier oben herumirren, um mal ein paar Polarlichter zu entdecken.
Da können wir morgen ja ganz entspannt das Eishotel Kiruna besichtigen.
Arnäsvall – Umeå – Kåsböle – Luleå – Kalix – Överkalix – Leipojärvi | Schweden | 632 km | 2.389 km
Infos zu den Polarlichtern am Polarkreis in Schweden
- Fotos von Polarlichtern in Schweden mache ich mit der kleinen Hosentaschenkamera auf Stativ (Canon PowerShot G9X II, gekauft 2017): Klick
- Belichtung der heutigen Polarlichtfotos durchweg mit 30 s – F/2,0 – ISO 400
- Die E10 über den Polarkreis ist in der Saison der Nordlichter vereist mit Spurrinnen, gute Winterreifen reichen aber (Falken Wildpeak AT3WA): Klick
- Schraubspikes sind zwar nicht schlecht, halte ich aber bei meinen weichen Reifen (noch) für überflüssig.
- Wichtig sind starke LED-Zusatzscheinwerfer mit großer Reichweite (Hella LED Light Bar 350): Klick
Ach Tom, Dein Bericht erzeugt natürlich nachhaltig Fernweh. Allein die Bilder hauen mich mal wieder um, muss unbedingt an der Wintertauglichkeit vom Bus feilen. LED-Scheinwerfer habe ich immer ein wenig für Angeberei gehalten – man lernt halt niemals aus, sowas muss auch her, weit sehen zu können entspannt enorm.
Die Polarlichter sind am Polarkreis leider nicht hell genug. Da muss man wirklich viel im Dunkeln fahren. Brauchst ja nur schauen, was die Schweden im Winter an ihren Autos für sinnvoll halten. Das sind elektrische Vorwärmeinrichtungen, fette Scheinwerfer und gute Winterreifen mit Spikes. Aber die beste schwedische Erfindung bei der Kälte ist der Thermositz auf der Toilette…