Schweden: Wo man auch im Sommer Schneemobil fährt
Samstag in der nordschwedischen Provinz. Ein sonniger, ruhiger Morgen am Strand. Erst mal einen kleinen Rundgang machen. Toller Stellplatz für ein Wohnmobil. Auch ohne Allrad.
Diese Ruhe und Einsamkeit. Fantastisch. Gleich mal baden gehen. Handy mitnehmen und Fotos machen.
Frühstücken am Strand. Tisch und Bänke stehen ja schon da. Plötzlich Motorenlärm. Grummelnde Pickups. Ladeklappen. Zweitakterjaulen. Und dann kommt die schwedische Jugend um die Ecke. Doch die wollen nicht Moped, sondern Schneemobil fahren. Heizen über den breiten Sandstrand aufs Wasser zu. Und? Machen sie’s, oder machen sie’s nicht? Und dann tun sie es. Schießen voll aufs Wasser zu. Mitten hindurch. Und wir in der ersten Reihe. Alles live.
Dann verreckt auch noch eines der Spielgeräte im Wasser. Ob die Bergung mit einem Quad klappt? Die Männerseite des Frühstückstischs kommt kaum zum Essen.
Es klappt tatsächlich. Gerade so. Und auch das Schneemobil springt wieder an. Schade, dass wir weiter müssen. Aber wir wollen nicht den Schweden beim Schneemobil fahren zusehen, sondern die Mitternachtssonne erleben. Also Packen, Motor ordentlich warm laufen lassen und dann mit Schwung aus dem Sandloch. Kein Problem. Die Sandbleche können auf dem Dach bleiben. Eigentlich schade. Aber irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, wo ich mich festfahre. Das habe ich bis jetzt mit jedem Fahrzeug geschafft. Ganz egal, ob mit 2, 4, 6 oder 8 Rädern. Ob mit oder ohne Allrad.
Die satte Vierliterschüssel schiebt den Bus straff durch alle Bodenwellen, Senken und Untiefen. Dank verstärkter Stoßdämpfer guter Schnitt. Welchen, schreibe ich lieber nicht – ich weiß nämlich bis heute nicht, ob die angezeigte Höchstgeschwindigkeit auch für LKW’s gilt. Wenn aber 100 dransteht, ziehen auch die richtig großen Brummer ihre 100 durch. Scanias und Volvos mit 750 PS und 8 Achsen. Kings of the road. Die einsamen nordischen Wälder interessiert das nicht. Ab und zu für eine kleine Ansiedlung bremsen. Strich 50. Das machen alle so.
Und wieder beschleunigen. Mein Fotograf langweilt sich schon auf dem Beifahrersitz und macht Selfies.
Wenn es aber sein muss, ist er bereit: Oldtimer voraus!
Bald ist es 18:00 Uhr. Die Kinder werden unruhig. Hunger. Bewegungsdrang. Badenwollen. Wie lange willst du eigentlich noch fahren? Hmm. Weiß nicht. Links neben uns ist ein blauer Fleck auf der Karte eingezeichnet. Also runter von der Hauptstraße und rein in die schwedischen Wälder. Schotterpiste. Macht schon mehr Spaß.
Und nicht vergessen: Im Zweifel immer die kleinere Abzweigung nehmen. Bis es nicht mehr weitergeht. Wenden und stehen. Jaja, das ist eine Straße. So richtig mit rotem Strich in der Karte. Alles legal. Nur etwas zugewachsen.
Schön hier. Mit Privatstand. Allerdings auch mit Unmengen von Mücken, die nur auf uns gewartet haben. Und den ganzen langen Abend im stehenden Bus sitzen, ist auch nicht so das Wahre. Da können wir auch fahren. Also kurz verschnaufen und weiter. Schweden ist groß. Der Polarkreis weit. Die Mitternachtssonne wartet nicht.
Zwar ist Schweden einsam. Allerdings gibt es kaum Stellplätze ohne Wald. Und Mücken fühlen sich nun mal im Wald am wohlsten. Wir brauchen eine große, freie, windige Fläche. Campingplatz wäre gut. Stopp, halt, da war was. Wenden und zurück. Vorbei am kostenlosen Wohnmobilstellplatz, auf dem sich 20 Wohnmobile dicht an dicht drängeln. Rauf auf den Campingplatz. 15 Euro für eine riesige, fast mückenfreie Wiese, auf der wir ganz alleine stehen.
Erstmal Essen. Aber dann Fußballspielen, bis die Sonne verschwindet. Kurz vor elf hinterm Wald auf 310° Nordwest. Es wird.
Meselefors / 501 km / 2.051 km
Und dann erreichen wir am nächsten Tag nach 100 km Waldhopperpiste tatsächlich den Polarkreis.