Nordmazedonien: Campingplatz-Artefakt am Dojran-See
Hatte gestern den Stellplatz hier am Strand ja mit „recht zentral“ bewertet. Zentral ist gut – der Stellplatz ist quasi das Zentrum des Geschehens hier am Strand. Erst kommen abends die üblichen fahrenden Musikboxen. Dann fängt auf der Strandpromenade ein Konzert an. Ich schlafe zwar, aber irgendwann ist der griechische Nationaltanz so laut, dass ich wieder aufwache. 01:00 Uhr jetzt. Mann, die haben eine Lautstärke drauf. Es ist zwar nicht unangenehm, hält aber wach, wenn man die Extremruhe von Athos gewohnt ist. Aber ab Beginn der Morgendämmerung ist es ruhig. Wir schlafen also lange, obwohl die Sonne schon 07:00 Uhr ins Aufstelldach scheint.
08:30 Uhr ein Morgenbad. Frühstück. Dann wieder raus aufs Wasser.
Unser Privatstrand ist jetzt völlig leer.
Mein Vierter fährt noch mal los, um die 1 GB für das Hörbuch im Supermarkt downzuloaden. Das klappt zwar wieder nicht. Dafür macht er für mich Fotos von einem alten Mercedes SK 3544.
Aber mit dem Download klappt etwas nicht und ich muss auch noch mal los. Kann ich wenigstens selbst noch den SK ansehen. Gibt hier auch sonst einige Raritäten. Ist echt super, im Urlaub mit dem Klapprad mobil zu sein.
Aber ich brauche auch drei Versuche für den Download. Dafür kenne ich nach anderthalb Stunden Aufenthalt jetzt die gesamte Angebotspalette in- und auswendig.
Kaufe noch bisschen Gemüse, griechischen Wein und eine Packung Eis und dann gehts wieder mit dem Fahrrad runter zum Bus. Natürlich auf einer anderen Strecke, um auch wirklich alle Hinterhöfe abzuscannen.
12:45 Uhr. Da kann ich die 2 Liter Eis gleich zum Mittagessen erklären.
Ein bisschen bleibt übrig, das kommt ins wieder auferstandene Eisfach. Mehr gibt es nicht. Zumindest nicht zu Mittag. Scheuche die Jungs dann mit vollem Magen nochmal ins Wasser. Denn so schnell werden sie kein Meer mehr sehen.
Nochmal das letzte Salz des Jahres abspülen
Und das Fahrrad verstauen.
Die Strecke bis Stratoni und hoch in die Berge kennen wir schon von unserer Ostertour nach Chalkidikí 2018. Hier diese Piste sind wir damals auf unserer Offroad-Tour rausgekommen. Da hat mein Vierter die Steine aus den Reifen gepult.
Heute stört er sich an einem Klappern am Armaturenbrett und repariert das gleich unterwegs. Ich fahre derweil die Serpentinen hoch und runter. Die Strecke schneidet ja die Halbinsel Katafigio Agrias Zois Brostomnitsa ab und kann durchaus auch mal von den hier frei rumlaufenden Kühen frequentiert werden.
Viele Strandabschnitte sind auch im Sommer sehr hübsch, allerdings dann auch recht voll.
Nein, hier wollen die Jungs jetzt weder baden gehen noch bleiben. Schluss mit Ägäis.
Am Volvi-See auf die Autobahn. Dachte immer, dass Volvic aus Frankreich kommt.
Richtung Thessaloniki und weiter nach Doirani. Hab extra einen kleinen Übergang nach Nordmazedonien rausgesucht. Am Grenzübergang Dojran-See von Griechenland nach Nordmazedonien stehen jetzt um 17:30 Uhr auch tatsächlich nur acht Autos vor uns und es geht recht schnell.
Hinter der nordmazedonische Flagge mit der strahlenden Sonne steht wie zur Bestätigung die Sonne. Immerhin muss sich das Land jetzt nicht mehr FYROM nennen, sondern hat dank der Einigung mit Griechenland einen richtigen Namen. Nordmazedonien also.
Tanke ohne weitere Preisrecherchen direkt nach der Grenze. Denn die Doppeltankanlage ist fast leer. Hatte darauf spekuliert, dass der Sprit hier billiger ist als in Griechenland. Und kriege so auch fast 118 Liter für heutzutage billige 1,50 € (90 Dinar) rein. Das gleicht ein wenig den verpassten 1-€-Tankstopp gestern auf Athos wett. Normalerweise würde einer jetzt die Frontscheibe putzen, damit ich nicht immer die Dreckflecken aus den Fotos herausretuschieren muss. Aber mit der gesprungenen Scheibe sind wir da sehr vorsichtig.
Am Dojran-See fahre ich gleich rechts an den ersten Parkplatz. Wir stehen einen Meter vom See entfernt, aber noch im Ort und vor allem noch neben der Hauptstraße. Die Jungs protestieren und wollen weiter. Ich bin erst beleidigt, dass mein schöner Stellplatz abgelehnt wird, aber die Jungs haben schon Recht. Also weiter. Alle Möglichkeiten entfernen sich aber zunehmend vom Wasser, zumal die Nordwestseite von einem Schilfgürtel umgeben ist und es da kaum Strand geben dürfte.
Irgendwann Piste rechts rein. Löcher, Schlamm, Kratzbäume.
Wie gewohnt halt. Die Reifen machen sich im Schlamm wesentlich besser als die Nokian. Wahrscheinlich durch die seitliche Profilierung. Jedenfalls drehen die Reifen auch bei 10 cm Schlamm nicht durch.
Am Ende der Piste wartet eine Überraschung in Form eines total verrosteten Campingplatzschilds. Aha, hier war früher mal ein jugoslawischer Campingplatz. Der steht sogar in meinem Balkanatlas.
Allerdings nur im Teil von Nordmazedonien, nicht in dem von Griechenland. Ist ein riesiger Platz, der komplett verfallen und zugewuchert ist. Es gibt nur noch ein paar zerfallene Bungalows. Schade drum, aber Nordmazedonien ist klein und die Serben fahren sicherlich lieber gleich nach Griechenland an die Ägäis. Tja, und so verfällt die ehemalige Großcampinganlage.
Ein Rest von Asphaltstraße schlängelt sich bis runter ans Ufer. Auf einem Steg sitzen ein paar Angler, sonst ist hier absolute Ruhe. Wir weisen uns selbst ein und belegen eine Parzelle in der ersten Reihe am Badestrand. Luxuskategorie 1A sozusagen.
Ich schnappe mir das Klapprad und erkunde erstmal den Campingplatz, denn ich mag solche Lost Places. Bis vielleicht auf ein paar noch nicht eingeschmissene Glasscheiben gibt es aber auch wirklich nichts mehr, was irgendwie von Interesse sein könnte. Die Leute haben sogar die Fliesen von den Wänden gehackt und die Rohre aus den Wänden gerissen, um sich ihr Volkseigentum zurückzuholen. Alles was bleibt, sind Ruinen und zugewucherte Wege. Interessant ist eigentlich nur so eine Art Fertigbungalow aus GFK-Modulen, der zerdroschen am Strand liegt.
Der ehemalige Badestrand führt immer noch flach ins Wasser, ist aber total verkrautet. Ich komme wie Neptun mit einem Umhang aus lauter Wasserpflanzen aus dem Dojran-See. Und da entdecke ich noch einen neuen Verwendungszweck für das SUP. Denn damit kann man unbeschadet durch den ekligen Uferstreifen paddeln und dann draußen baden. Das ist natürlich wesentlich besser.
Dazu bastle ich mir noch eine Halteschnur und ein Stativ fürs Handy und kann so unterwegs auch mal ein paar Fotos machen, ohne Gefahr zu laufen, dass mein Handy unerreichbar im See versinkt.
Als ich um 19:30 Uhr von meinen Erkundungstouren zu Land und zu Wasser wiederkomme, sitzen die Jungs immer noch im Bus, haben sich aber mittlerweile was zu essen gemacht.
Wir gehen zwar davon aus, dass angesichts des Schilfs viele Mücken da sind. Tatsächlich aber ist deren Anzahl überschaubar.
So sitzen wir noch lange draußen vor dem Bus am Strand. Ist eine schöne, friedliche Stimmung hier. Man muss nur das dreckige Ufer abstrahieren.
Bis 21:00 Uhr halten wir es noch draußen in den Stühlen aus, denn bis dahin halten sich die Mücken zurück und bleiben in ihren Verstecken. Wahrscheinlich verschreckt sie auch der frische Wind, der von den Bergen runter zum See weht. Dann werden es aber doch zu viele und wir gehen in den Bus und spielen lange Skat. Rings um das Ufer des Dojran-Sees leuchten die griechischen und nordmazedonischen Städte. Sehr hübsch.
Ierissos / Ιερισσός – Stratoni / Στρατών – Stavros / Σταυρός – Lagyna / Λαγυνά – Kilkis / Κιλκίς – Grenzübergang – Nov Dojran / Нов Дојран – Dojran-See | Nordmazedonien | 180 km | 3.112 km