Nordlichter in Norwegen: Grün-rot flammt die Aurora
Intensive grüne und rote Nordlichter zu beobachten, ist Höhepunkt einer Winterreise ins nördliche Norwegen.
Der Himmel über Andenes
Was machen wir nun nach der besten Walsafari aller Zeiten in Andenes? Alle sind total glücklich, aber auch total durchgefroren. Im Empfangssaal der Walsafari ist es nicht warm genug, also zum Bus. Heizung an und direkt darüber setzen. Hunger! Bei mir schaukelt noch alles. Essen kann ich da nichts. Arbeiten hilft. Müll wegbringen, Wasser tanken, Bus putzen. So zieht sich das, bis es dunkel ist. Dann geht es langsam wieder.
Für die Abendgestaltung diskutieren wir vier Varianten: Als Variante 1 könnten wir hier stehen bleiben. In der Variante 2 fahren wir direkt wieder nach Bleik. Als Variante 3 wäre eine abendliche Fahrt von ein bis zwei Stunden bis auf die Lofoten möglich. Und schließlich könnten wir als Variante 4 hier noch Abendbrot essen und dann nur ein Stück nach Südosten fahren. Alle wollen Variante 2. Okay, also los.
Bleik ist nicht weit. Allerdings stellen wir uns nicht runter an den Strand, sondern oben an den See Storvatnet von Bleik. Auf der mit blankem Eis überzogenen Piste waren wir schon gestern auf der Tour hoch zu den Vesterålen. Hab jetzt langsam Vertrauen in meine Winterreifen. Die Falken Wildpeak AT3WA brauchen zwar einen Liter mehr Sprit, kleben aber fast wie Kaugummi auf kaltem Eis und Schnee.
Nordlichter, Nordlichter, Nordlichter in Norwegen
Nordlichter in Phase 1 von 20:00 bis 20:45 Uhr
Will nach dem Abendbrot bloß mal kurz gucken, was die Nordlichter machen und sehe ein Spektakel. Alle kommen mit raus. Eh, ihr müsst euch zum Beobachten von Nordlichtern in Norwegen was drüberziehen.
Im Norden ist der ganze Himmel vor lauter Nordlichtern grün.
Im Süden leuchtet zwar schön der Orion über Norwegen, aber Nordlichter sind da nur als ein grüner Schleier am Himmel zu sehen.
Doch im Westen über dem Atlantik geht die Post ab. Wir laufen ein Stück und finden einen schönen Hügel mit Aussicht auf Meer und Bleiksøa. Die Lichter sind übrigens Fischkutter, die im Winter rund um die Lofoten Dorsch fangen.
Mit bloßem Auge sieht man grüne Nordlichter, die in etwa 100 km Höhe leuchten, aber auch die roten Polarlichter in 200 km Höhe.
Jedenfalls ist heute wieder ein tolles Spektakel am Himmel über Norwegen. Wenn ich noch mein kleines Kurzwellenradio hätte, würde die Aurora bestimmt wie verrückt im Äther rauschen. Dieser Sonnenwind hat hier im Polarlichtgürtel doch garantiert Auswirkungen auf alle möglichen elektronischen Bauteile.
Nach einer Stunde wird es zu kalt und die Kamera hat keinen Strom mehr. Gegen 21:00 Uhr machen die Nordlichter über Norwegen sowieso eine kleine Pause und der Himmel leuchtet „nur noch“ normal grün. Der Bus ist übrigens nicht irgendwie reinretuschiert, das macht die Stirnlampe.
Nordlichter über Norwegen beobachten: Phase 2 ab 23:45 Uhr
Im schön geheizten Bus Spiel und Spaß. Vor dem Schlafen mit geladenem Akku wieder raus in die Kälte. Nur mal kurz gucken.
Aus dem Kurzmalgucken wird dann aber eine Stunde Nordlichtbeobachtung. Ach, Norwegen und die Polarlichter im Winter sind herrlich.
Gehen wieder runter zum Beobachtungshügel für die Nordlichter. Es gibt selbst rote Nordlichter überm Atlantik vor Norwegen zu sehen. Schwach nur, aber die roten Nordlichter sind da.
Es ist, als wäre ein riesiger grün-roter Nordlichtscheinwerfer angestellt. Da hinten am westlichen Horizont, das sind übrigens keine Berge, sondern Wolkenbänke, hinter denen das Nordlicht hervorbricht.
Nordlichter fotografieren in Nordnorwegen
Unser Vierter hat eine tolle Idee und macht mit seinem Handy und dem kleinen Stativ einen Schattenriss von uns vor den Polarlichtern. Bloß ihn sieht man nicht.
Das wird dann gleich die Vorlage für noch mehr derartige Fotos, denn zum Fotografieren von Nordlichtern ist ein Vordergrund besser, als nur auf den Himmel draufzuhalten. Normalerweise fotografieren wir schon mit Stativ und Reisekamera. Aber selbst freihändig mit dem Handy gelingen bei einem so intensiven Nordlicht ganz gute Fotos. Nur sollte man beim Fotografieren der Nordlichter die Stirnlampe ausmachen.
Die Nordlichter tanzen über Nordnorwegen
Unglaublich, was heute am Himmel abgeht. Die Nordlichter ziehen wie Peitschenschläge über den gesamten Himmel, drehen sich und wirbeln umher. Und zwar quer von der Insel Bleiksøa über das gesamte Firmament bis zur Bergkette hinter dem Bus.
Die Polarlichter bewegen sich so schnell, dass ich die Belichtungszeiten runter- und die ISO-Zahlen hochnehmen muss. Sonst werden die Nordlichter unscharf.
Wobei schnell natürlich relativ ist. Aber zumindest sieht man die Bewegung mit bloßem Auge, und bei 20 Sekunden Langzeitbelichtung mit der kleinen Kamera verwuscheln die Nordlichter.
Gleich frieren mir die Hände ab, da ich nicht nur fotografiere, sondern nebenbei auch noch die Chronik diktiere, also bei vielleicht -10°C mit bloßen Händen an Kamera und Handy herumfummle. Dazu ziehen Wolken auf und das Spektakel der Nordlichter über Norwegen neigt sich dem Ende zu.
Zurück zum Bus. 00:45 Uhr ist es jetzt und dazu eiskalt. Der vereiste Weg knirscht und knackt. Dazu liegt ein Hauch grobkristalliner Neuschnee und alles glitzert wie verrückt. Wird wohl kalt werden heute Nacht. Es könnte aber auch Schnee geben. Kommen wir dann morgen auch wieder über die Eispiste raus zur Straße? Ach egal, ich hab mit 6 Winterreifen, 500 Spikes und 4 Schneeketten als Winterausrüstung für Norwegen vorgesorgt. Das wird schon.
Bleik Strand – Andenes – Bleik Storvatnet | Norwegen | 26 km | 3.036 km
Infos zum Nordlicht in Norwegen
- Entstehung, Zeiten und Gegenden für das Polarlicht (Wikipedia): Klick
- Im März und November 2023 sind Nordlichter auch in Deutschland zu sehen.
- Mehr Infos zum Nordlicht in Norwegen (Visitnorway): Klick
- Die besten Fotos der Nordlichter in Norwegen sind von der Hosentaschenkamera (Canon PowerShot G9X II): Klick
DANKE für den Bericht und die tollen Fotos. Vorallem mit dem Hinweis auf die Entstehung. Man braucht keine Kamera für 2000 Euro um die Bilder die man mit den Augen gesehen hat zu fixieren. Die eigenen Augen kann es eh nicht ersetzen, es braucht nur ein Foto damit man in ein paar Jahren sich daran erinnern kann was man gesehen hat.
Kurze Frage noch: Die Reise war vom 24.12. bis 6.1. ? Bis auf die Lototen und zurück sind mal locker 6000km = sprich 80 bis 100 Stunden reine Fahrzeit. Wer stramm ist, kann das in sechs Tagen schaffen…
Gruß
Martin
Brauchbare Fotos von den Nordlichtern in Norwegen kannst du mit jeder Kamera machen, die sich manuell einstellen lässt. Kleines Stativ dazu. Fertig.
Ansonsten hänge ich ziemlich genau zwei Monate hinterher. Muss jetzt mal bisschen schneller werden.
Hi zusammen, als Nordlicht- und Sternenhimmelvielfotografierer muss ich da mal meinen Senf dazugeben, was die Cam-Einstellungen betreffen. Stativ absolut und IMMER! Am besten noch mit Fernauslöser (Funk oder Kabel) hauptsache die Cam bleibt unberührt während der Aufnahme. Möglichst bei Tageslicht den Fokus auf manuell scharfstellen und so lassen (ein kurzer Streifen Klebeband verhindert das Verstellen des Fokusrings). Kamera an Umgebungstemperatur anpassen lassen. Jetzt geht’s ans Experimentieren, denn das Folgende ist nie gleich und hängt von vielen Faktoren ab. ISO so weit wie möglich runter, das verhindert verrauschte (sandige) Bilder. Blende soweit offen, wie es geht in Abhängigkeit mit der Belichtungszeit. Kommt auf das Motiv an. Bei Nordlichtern ohne Wolken, schwarzer Himmel mit Sternen können bei Offenblende 5-15 Sekunden für ein Hammerbild reichen. Ausprobieren! Damit kommen wir zum nächsten Punkt. Wer ausprobiert, braucht Zeit. Wenn’s kalt ist, geht’s dem Akku dann schnell ans Limit. Ich empfehle daher einen Batterie-„Dummy“ und eine Powerbank. Beides gibt’s bei Amazon. Und schon hält die Kamera länger als einem warm ist 😀 . Noch etwas zur Zeit, solange die Kam in Betrieb ist, wird der Sensor permanent bestromt. Aktiv und auch in standby, mehr und weniger, aber er wird bestromt. So erwärmt er sich mit der Zeit und die Empfindlichkeit des Chip’s ändert sich. Also immer mal das eben gemachte Bild aufrufen und in eine dunkle Stelle zoomen und schauen, ob sich die Körnung in Grenzen hält. Man kann dann noch einen ISO-Wert nach unten gehen. Aber wie gesagt, alles hängt von der Kam, der Temperatur, den Lichtverhältnissen und der Umgebung ab. Letztendlich ist alles ein Herantasten und Probieren. Ich wünsch euch beste Ergebisse!
Stimmt, beim Nordlichter fotografieren setzt der Akku das Limit. Das mit dem Akku-Dummy kannte ich noch nicht. Vielen Dank für den Tipp. Fernauslöser habe ich auch nicht. Ich nutze einfach den Selbstauslöser. Und ja, manuell auf Unendlich stellen ist klar.
P.S.: Ich bin kein Fotoprofi und habe auch nicht viel Zeit. Freue mich aber immer über Tipps.
Ich wollte noch kurz auf Martins „Streckenberechnung“ eingehen. Wir sind am 13.1.2023 von Winterthur losgefahren und haben meine Leute in Leipzig besucht, sind dort am 16.1. los nach Kiel auf die Fähre nach Göteborg. Am 17.1. von Göteborg nach Oslo. Am 18.1. Oslo-Trondheim. 19.1. Trondheim-Mo i Rana. 20.1. Mo i Rana-Bognes, dort auf die Fähre nach Lodingen und von dort bis zu unserem Ferienhaus nach Laukvika. Das waren knapp 3600km. Dort sind wir 9 Nächte geblieben und haben uns die Lofoten bei wirklich jedem Wetter angeschaut 🙂 . Die Rückreise haben wir dann über Schweden-Kiruna-Sorsele-Orsa-Göteborg-Kiel-Leipzig gemacht. Das waren unsere Tagesetappen. Wir waren mit PKW unterwegs, aber du kannst dir sicher sein, dass du nicht schneller damit vorwärts kommst. Manche Etappe ging dann schon an die 11-12Stunden mit Pausen. Wenn man 3Wochen Urlaub hat, muss man sich sputen, aber ein Vergnügen ist es nicht. Im Sommer kommst du auch nicht sonderlich schneller vorwärts, auch nicht mit Motorrad. Da waren es 2016 knappe 9000 reine Fahrkilometer bis Nordkapp und zurück. Skandinavien braucht einfach Zeit. Wenn wir mit unserem „Brummi“ fahren(wenn er fertig ist), dann haben wir nicht mehr die Entscheidung mit den Tagesetappen. Dann können wir ja einfach stehenbleiben, wo wir keine Lust mehr zum Fahren haben.
3 Tage zu den Lofoten sind gut kalkuliert. Aber das muss man wollen.
Das ist richtig, ein Zuckerschlecken war die Fahrerei nicht, besonders in D, da ging’s nur gradaus ums Ankommen. Aber auch sonst haben wir vom Weg selbst nicht allzuviel mitnehmen können. Wir wollten nur die Lofoten im Januar/Februar. Aber auch das war einfach zu kurz. Wenn man nur 3Wochen am Stück Ferien bekommt, wirds richtig eng, zumal wir beide schichten (Tag- spät-nacht und WE) und meine Firma einen Jahresarbeitsplan hat, der dann unumstösslich ist. Brigitte kann ja hier und da noch was drehen, aber bei mir stehts einfach fest. Wird Zeit, dass wir in Pension gehen und unser Brummi fertig wird. Dann haben wir alle Zeit der Welt. Das wird geil! 😀
Naja, so einen Trip zu den Nordlichtern in Norwegen macht ja nicht so oft. Aber ja, es gibt viele Orte, an denen man wesentlich länger bleiben sollte.