Marokko: Sand und Spiele in der Wüste am Erg Chebbi
Heute wollten wir mit dem MB 711 D in die Wüste aufbrechen. Der Tag begann mit einem schönen Sonnenaufgang hinter den Bergen des Hohen Atlas, den ich direkt aus meiner Hängematte im MB 711 D heraus verfolgen konnte.
Als es mir dann im Daunenschlafsack zu warm wurde, bin ich ein bisschen in der Zedernschonung herumspaziert und habe dabei eine Raupenprozession gesehen, die sich in einer ca. 2m langen Kette über den trockenen, steinigen Boden wand.
Inzwischen waren auch die Jungs wach. Wir heizten den Motor vor (Nie wieder Kaltstart!) und fuhren dann bei schönstem Sonnenschein die Piste hinunter nach Midelt.
Die Stadt will sich auch in östlicher Richtung weiter entwickeln und hat auch hier schon einmal Grünanlagen, Kinderspielplätze und die Straßenbeleuchtung vorbereitet.
Der Bus zog anschließend souverän den 1.907 m hohen Pass auf den Hohen Atlas hinauf. L hatte es dabei aber ziemlich schwer, denn er musste wegen akuter Lawinengefahr mitten in den schönsten Serpentinen das Fach über den vorderen Sitzen ausräumen. Schon bald kamen wir durch die wie immer beeindruckende Ziz-Schlucht und vorbei am türkis glitzernden Stausee Al Hassan Addakhil nach Er-Rachidia.
Wir fuhren noch ein bisschen durch die Oase des Tafilalt und bogen dann in Erfoud nach Osten in die Wüste ab.
Start in die Wüste
Als aus der anfänglich asphaltierten Straße eine Wellblechpiste wurde, hielt es die Jungs nicht mehr im Auto und wir packten die Mopeds aus. Dafür machen sich natürlich die Stahl-Sandbleche als Rampe besonders gut.
Nachdem die umfangreichen Umräum-, Sortier- und Vorbereitungsmaßnahmen abgeschlossen waren, starteten wir unsere 3 Fahrzeuge und fuhren los. Aus väterlicher Fürsorge habe ich L sicherheitshalber eine Packung Saft aufs tundragraue Schwälbchen geschnallt, die er aber ziemlich bald verloren hat.
Bei T ist solcherart Einmischung natürlich nicht mehr opportun. Ohnehin fühlte er sich auf seiner 4. Wüstentour mit seiner saharabraunen (sic!) Schwalbe sofort heimisch.
Allerdings kamen wir nicht weit, da Ts immer eigenverantwortlich gewartete Schwalbe nach einer jeweils nur kurzen Strecke immer wieder ausging. Unter reger Anteilnahme der eingeborenen Bevölkerung musste er sich nun in mehreren Anläufen auf diejenige Fehlersuche begeben, für die er zu Hause immer keine Zeit gehabt hatte. Schließlich ging aber gar nichts mehr und ich fuhr mit dem Werkstattwagen ein Stück zurück, um ein wenig zu assistieren. L ist erst noch ein wenig im Kreis herumgefahren, hat sich dann aber einen Campingstuhl herausgeholt und sich relaxt neben seinen Bruder gesetzt, der langsam alle relevanten Bauteile der Schwalbe zerlegte.
Da T sowieso alles alleine macht, habe ich mir auch noch einen Stuhl geholt und es mir ebenfalls gemütlich gemacht. Unsere beiden marokkanischen Freunde saßen neben uns im Sand und freuten sich auch über die kleine Abwechslung im Leben eines Mineralienhändlers. Schließlich fand T im Vergaser ein Stückchen Plastikfolie, das die Symptome ganz gut erklärte und zur Fehlerquelle erklärt wurde. Wir packten also wieder zusammen und fuhren weiter. Allerdings kamen wir höchstens 100 m, da ich nach den positiven ersten Erfahrungen zu lässig war, folglich zu wenig Schwung hatte und in einem Weichsandfeld stecken blieb. Problematisch war dabei weder der fehlende Allrad oder die Motorleistung, sondern allein die zu geringe Bodenfreiheit unter dem Hinterachsdifferential und der fehlende Schwung. Nach der großflächigen Abtragung des Sandberges zwischen den Fahrspuren und Einsatz der beiden Sandbleche kam ich aber im ersten Versuch wieder frei.
Die nächsten 20 km bis zum Erg Chebbi gab es dann keine Probleme mehr – wenn man von der extremen Staubentwicklung, dem Krachen des Fahrwerks und der Herumeierei auf der Wellblechpiste bei 70 km/h einmal absieht. Hier habe ich auch das erste Mal einen Drehzahlmesser vermisst, denn ich konnte nur nach Tacho schalten. Zu hören war vom Motor jedenfalls nichts mehr.
Wieder mal am Erg Chebbi
Auch am nordwestlichen Rand des Erg Chebbi gibt es trotz der Weite der Wüste Sahara kaum noch einsame Stellplätze, denn auch hier werden weiterhin umfangreiche Beherbergungskapazitäten für den innermarokkanischen Tourismus aufgebaut.
„Neben“ einer Kameltourkasbah fanden wir dann aber doch ein relativ abgeschiedenes Plätzchen zwischen den Dünen. Wer allerdings keine Probleme hat, macht sich welche: Und so habe ich den Bus rückwärts eine Düne hochgejagt, bis es nicht mehr weiter ging.
Anschließend war wieder Graben angesagt. Einem Berber, der mir partout helfen wollte, musste ich erst erklären, dass wir doch extra für diese Art Spaß hierher gekommen sind, bevor er mich in Ruhe machen ließ, sich einfach nur in den Sand setzte und mit den Jungs die weitere Entwicklung beobachtete. Zum Glück hat der MB 711 D keinen Allrad, da ich sonst erst zwei Dünenkämme weiter stecken geblieben wäre. Allerdings hatte ich ganz schöne Arbeit, da die Sandbleche zu rutschig waren und ich noch keine Sandbleche aus Kunststoff hatte.
Simson Schwalbe: Test in der Wüste
So aber kam der Bus schon beim zweiten Versuch eigenständig wieder frei und wir konnten unser Sandkastenziel für erreicht erklären. Den restlichen Tag verbrachten die Jungs mit ihren Schwalben in den Dünen, während ich im Klappstuhl saß und die „Stille der Wüste“ genoss. Die KTM jedenfalls scharrte nur im Stall mit den Hufen.
Zusammen schauten wir uns dann den Sonnenuntergang an, bevor T den Grill anschmiss – natürlich standesgemäß mit Benzin – und uns als Chef de Cuisine bestens mit Würstchen und geröstetem Brot versorgte.
Als wir satt waren, haben wir einem beeindruckenden Laserpointer in der lichtlosen Wüste Sternenkunde betrieben (Hoffentlich hat sich der Mann im Mond nicht die Augen verblitzt) und dann noch im Bus einige Runden Skat gespielt.
Midelt – Er-Rachidia – Erfoud – Erg Chebbi (258 km)
Am nächsten Tag wechseln wir das Camp und starten dann mit den Mopeds und Zelt in die Wüste.