Marokko: Simson Schwalbe offroad in der Sahara
Nach dem Frühstück mit Sirupfladenbroten und Joghurt begaben wir uns wieder auf die Wellblechpiste am Rand des Erg Chebbi in Richtung Merzouga – ich mit dem noch fast originalen MB 711 D und die Jungs mit je einer Simson Schwalbe. Offroad natürlich.
Mit der Simson Schwalbe offroad auf Wellblechpisten am Erg Chebbi
Vor allem die Reibungsstoßdämpfer meiner alten Simson Schwalbe (tundragrün) waren auf der Wellblechpiste arg gefordert und kamen an die Grenze der Leistungsfähigkeit, vor allem bei der dynamischen Fahrweise meiner beiden großen Söhne. Da wir uns immer dicht an den Dünen hielten, endeten die Fahrspuren stellenweise direkt im Sand. Wenn ich unbedingt hätte weiterfahren müssen, wäre ich normalerweise mit Vollgas in den Weichsand hineingefahren, um mit viel Schwung soweit wie möglich hinein- bzw. vielleicht sogar durchzukommen. Jedes Zögern kostet an dieser Stelle eine Menge zusätzlicher Grabungsmeter.
Aber wir mussten ja nicht unbedingt mit dem Schopf durch den Sand, sondern konnten auch einfach eine andere Piste nehmen. Mein Erstgeborener ist mit der wesentlich stärkeren 4-Gang- Simson Schwalbe offroad also in solchen Fällen immer erst einmal vorgefahren und hat die Lage sondiert – schließlich wollten wir den heutigen Tag nicht unbedingt mit Busbergeaktionen verbringen.
Mein Zweiter hatte mit der älteren 3-Gang-Schwalbe aus 1967 im Sand schon mehr Probleme und war vor allem aufgrund der extra gekürzten Übersetzung wesentlich langsamer. Er hat sich aber immer an unserer Staubwolke orientiert und in den Sondierungspausen aufgeschlossen.
Aufbau des Basislagers in Merzouga
Obwohl wir nicht nach GPS fuhren, sondern einfach nach Gefühl, erreichten wir so schon bald Merzouga. Wir fuhren erst einmal direkt auf den bekannten und völlig leeren Zeltplatz „Les Pyramides“ und fragten dort nach dem Preis für einen Autoparkplatz. Da uns die 70 DH (7 €) pro Tag jedoch zu viel waren, begab ich mich mit dem Schwälbchen auf eine kleine Erkundungstour. Beim zweiten Versuch am ebenfalls fast leeren „Lac de Sahara“ wurde ich für 25 DH handelseinig. Also parkten wir den MB 711 D noch einmal um und bereiteten uns dann unter reger Anteilnahme von Ahmed, dem netten und doch unaufdringlichen Platzwart auf die Abfahrt zur Mopedwüstenzelttour vor.
Simson Schwalbe offroad: Start der Sand-Tour
Als wir mit Packen fertig waren, gab es noch einmal Dosenfutter und schon starteten wir – erst einmal in Richtung Tankstelle. Bis Taouz fuhr das Schwälbchen aufgrund der extra verringerten Übersetzung immer maximal 45 km/h (normal sind eher 70 km/h), was den Großen in seinem Tatendrang fast zur Weißglut trieb. Aber mein Zweiter behielt dieses Tempo auch dann bei, als es auf die Piste ging.
Unterwegs gab es an den diversen Abzweigungen immer wieder kurze Irritationen, die wir aber aus dem Bauch heraus lösten. Wir wollten extra nicht irgend einem vorgezeichneten GPS-Track folgen, sondern unseren eigenen Navigationssinn schulen. GPS ist schließlich nur für väterliche Weicheier, die sich vor lauter Verantwortung ohne satellitengestützte Navigationshilfen kaum zum Bäcker trauen.
In den Weichsandfeldern war die Feinstaubentwicklung allerdings so groß, dass man fast nichts mehr gesehen hat, sondern sich im Blindflug voll auf die Massenträgheit und die Kreiselkräfte verlassen musste.
Erste Probleme mit der Simson Schwalbe offroad im Weichsand
In einem besonders feinstaubigen Sandfeld hat sich der Zweite dann mit seiner Simson Schwalbe offroad auch einmal aus voller Fahrt hingeschmissen, weil sein großer Bruder zu dicht vor ihm war und er staubblind am „Mittelstreifen“ den Abflug gemacht hat.
Das zweite Mal ist er eine Kurve durch ein Wadi zu schnell angegangen und in ein paar größere Steinbrocken eingeschlagen. Zwar hat er sich zum Glück nicht weh getan, aber das Schwälbchen hat nun einige Blessuren: Blech links verbogen, Auspuff lose, Kickstarterwelle blockiert, Benzinhahn locker, Tank gerissen und was weiß ich noch. Das Gröbste haben wir gleich vor Ort gerichtet und vor allem den Benzinverlust verringert. Nach dem nächsten Dorf mussten wir daher einen Rastplatz suchen, hatten aber 3 marokkanische Mopeds als Begleitschutz. Diese wurden wir erst dann los, als wir die Schwierigkeit erhöhten, ich mit der perfekt sandgängigen KTM quersandein fuhr und sich die Jungs teilweise schiebend durch den Sand kämpften, um der KTM-Spur folgen zu können. Das war unseren Begleitern dann doch zu viel Arbeit und sie ließen uns ziehen.
Feldmäßige Reparaturen an der Simson Schwalbe
In einer Senke haben wir dann die Mopeds abgestellt und mit den umfangreichen Reparaturarbeiten am Schwälbchen begonnen. Mit dem verfügbaren Bordwerkzeug sowie allen möglichen Bastelmaterialien habe ich erst einmal die Verkleidung gerichtet und die Haube demontiert, um den Tank ausbauen zu können. Blöderweise hatte ich keine 14er Nuss mit, sodass ich die beiden festsitzenden Fußrastenschrauben nur mit großer Mühe und nach der Einwirkung von 2-Takt-Motorenöl lösen konnte. Dann fehlte auch noch der Schlüssel für das Sitzbankschloss. Musste halt das große Montiereisen Schlüssel spielen. Oh Mann…
Irgendwann war dann aber doch die Haube ab und der Tank draußen und wir haben das restliche Benzin umgefüllt bzw. in allen möglichen Behältern zwischengelagert – schließlich waren wir gerade einmal 60 km gefahren. Als wichtigste Aufgabe habe ich dann versucht, den Benzinhahn sowie den gerissenen Tank abzudichten. Der erste Versuch mit Vulkanisierkleber ist gescheitert, da das Zeug benzinlöslich ist. Der Kleber von schwarzem Panzerband kann auch kein Benzin ab. Kaugummis gehen – wir hatten aber keine mehr. Nudelteig klebt super, aber auch am Tank? Irgendwann fiel mir dann der Sekundenkleber aus der Verbandstasche ein (normalerweise repariere ich damit die üblichen Platzwunden an organischem Material), der mit einem aufgesetzten Reifenflicken den Riss im Tank dann zuverlässig abgedichtet hat. [Anm.: Das hält auch heute noch dicht. Vielleicht brauche ich ja doch keinen neuen Tank?]
Zelten in der Wüste
Anschließend habe ich aus einem dicken Schlüsselring noch eine neue Krümmerdichtung und aus einer leeren Blechdose eine Manteldichtung für den aufgerissenen Übergang vom Krümmer zum Schalldämpfer gebastelt. Ich glaube, so fest und dicht war der Auspuff noch nie. Die Arbeiten zogen sich bis weit in die Dunkelheit hin. Die Jungs haben in der Zwischenzeit das Zelt aufgestellt und eine Dose kalte Spaghetti gegessen, da wir mit dem ganzen Benzin rund ums Zelt kein offenes Feuer machen wollten. Und den Kocher hatten wir sowieso eingespart.
Merzouga – Taouz – Oued Ziz (60 km)