Marokko: Sanddünen, Wellblechpiste und Gesetz der Straße
Die ersten Stunden des Tages nutzten wir heute, um einige obligatorische Fotos vom Dünenreiten zu schießen. Allerdings habe ich mir beim Springen von den Dünenkämmen das hintere Federbein zerstört, so dass mein Bedarf an Sandfahrten erst einmal gedeckt ist.
Also verstauten wir die Susi wieder im Schlafzimmer und fuhren 50 km versandete Wellblechpisten zurück nach Erfoud. Auf Wellblechpisten bekommt man immer nur dann Probleme, wenn man zu langsam ist: Bei Vollgas und mindestens 40 mph (so 65 km/h) springt das Auto von Wellenkamm zu Wellenkamm und fährt viel ruhiger, als wenn die Räder Zeit haben, in jedes Wellental zu krachen.
Allerdings schlingert der Bus auf der Piste dann wie ein alter Hochseedampfer, bei dem sich die Hauptfahrrichtung nur noch grob bestimmen lässt. Zum Glück gibt es in der Wüste für derartige Schlingerbewegungen und auch für den Bremsweg eines Güterzuges genug Platz. Das einzige Problem ist, den MB 407 D mit seinen unglaublichen 65 PS schnell genug (bzw. überhaupt) in Fahrt zu bekommen.
Wesentlich angenehmer fahren sich da die marokkanischen Landstraßen, die zwar meist nur ein schmales, zerbröseltes Asphaltband in der Mitte eines planierten Streifens darstellen, aber dennoch zumindest eine gewisse Traktion (und im Fall des 407 D) störungsfreies Schwungholen ermöglichen.
Bei Gegenverkehr ist jedes Mal die Frage spannend, wer zuerst die Nerven verliert und den viertel Meter runter ins Bankett ausweichen muss. Die Hierarchie auf marokkanischen Straßen ist dabei ziemlich klar geregelt: Bus > LKW > Lieferwagen (MB 209/208 D) > Taxi (MB 300/240/220/200 D) > Pickup > Privat-PKW > Eselskarren > Fahrrad > Ziege > Huhn > Huhnkacke > Tourist.
Da ich immer versucht habe, bei den Marokkanern den Eindruck zu erwecken, ich würde mit meinem groß besternten, staubverkrusteten 407 D zur Kaste der Lieferwagen gehören und zudem völlig blind sein, kamen wir recht zügig nach Tinerhir.
Dabei hilft mir meist mein lässig umgewundenes, blaues Tuaregtuch. Im letzten Augenblick verrät mich dann aber immer das strahlende Blond auf dem Beifahrersitz – da ist es für die „gegnerischen“ Fahrer aber meist schon zu spät und sie schlenzen in Schockstarre übers Bankett, eine fette Staub- und Splittfontäne hinter sich herziehend.
Insofern ist „Sein“ genauso gefährlich wie „Nichtsein“ – Frontscheibe oder Reifen, das ist hier die Frage.
Die Oase von Tinerhir ist wunderschön zwischen den Bergen gelegen und mit ihren ausgedehnten Palmenhainen, sattgrünen Feldern und duftenden Blumen der Inbegriff von Frühling. Da die Oase aus der Todraschlucht ausreichend mit frischem, sprudelnden Wasser versorgt wird, wächst und blüht hier so ziemlich alles, was die marokkanische Erde hergibt.
Am Abend haben wir noch die Stadt besichtigt und dabei gleich noch auf dem Markt unsere Vorräte aufgefrischt.
Gorge du Todra / 218.540 mls
Morgen wollen wir in der Todra-Schlucht ein bisschen spazierklettern.