Westsahara: Heimlicher Besuch im Phosphat-Tagebau Boukra
Das heutige Ziel war eine Besichtigung im Phosphat-Tagebau Boukra – aber erst einmal musste ich von dem schönen und ruhigen, aber doch recht sandigen Stellplatz an unserem einsamen Bäumchen wegkommen.
Aufgrund dunkler Vorahnungen ließ ich den Motor heute länger als üblich warmlaufen, um schon auf den ersten, besonders sandigen Metern genügend „Durchzugskraft“ zur Verfügung zu haben, sofern man davon mit dem MB 407 D überhaupt sprechen kann. Aber es hat nichts genutzt: Ich bin natürlich stecken geblieben. Einfach weggesackt im weichen Sand. [Klar, mit Sandblechen oder mehr Motorleistung wäre es leicht gewesen. Aber beides hatte ich ja noch nicht.]
Nach einigem Sandschippen, Steineschleppen und -unterlegen sowie dem beliebten Hin- und Herschaukeln kam ich dann doch noch frei. Zunächst rückwärts mit durchdrehenden Rädern, deren Radkappen den Sand hochschleuderten. Und dann mit viel Anlauf von einer mit Steinen, darunter vielen Windkantern, übersäten Anhöhe. Dadurch schlingerte ich mit mehr Schwung durch die sandigen Strecken, zurück zur leidlich asphaltierten Straße nach Boukra. Nach einem ersten Durchatmen fuhren wir dann weiter durch das büschelbestandene Nichts der Westsahara.
Diesmal aber erfolgte die Streckenführung mit noch mehr Einfallsreichtum: Ständig tauchten schikanöse, unerklärliche und ungewohnt enge Doppelkurven auf, ohne dass auch nur der Ansatz einer Begründung ersichtlich gewesen wäre. Wahrscheinlich ist der Fahrer der Planierraupe an dieser Stelle eingeschlafen. Dazu ging es auf der Straße bergauf und bergab in allen Variationen, was mich sehr an die stürmische Überfahrt von Almeria nach Melilla erinnerte. Leidlich durchgeschüttelt und etwas seekrank erreichten wir endlich Boukra und schlichen uns von hinten über eine Piste auf das Werksgelände vom Phosphat-Tagebau Boukra.
Ein Foto neben einem riesigen Dumper, eine kurze Unterhaltung mit der angesiedelten werktätigen Bevölkerung – und schon war die Betriebssicherheit vom Phosphat-Tagebau Boukra da. Diese war „etwas überrascht“ über unsere unlegitimierte Anwesenheit auf dem Werksgelände und begleitete uns freundlich, aber bestimmt bis zur richtigen Ausfahrt. Auch der Wachposten dort war ob unseres Erscheinens von der falschen Seite sichtlich erstaunt. Ich glaube aber, alle Beteiligten waren eigentlich nur froh, dass niemand von ihren Chefs irgendetwas von der Schlamperei bei der Werksbewachung gemerkt hat. Nach dieser etwas kurzen Privatexkursion in den Phosphat-Tagebau Boukra besichtigten wir noch das 100 km lange Phosphatförderband bis Laayoune, das aber leider nicht in Betrieb war und fuhren weiter.
In Laayoune sahen wir wieder viele ganz unmarokkanische Sahrauis. Und natürlich viele der fetten UN-Geländewagen.
Am Phosphathafen bei Laayoune gab es aber auch nicht viel zu sehen.
Und auch Laayoune Plage lag trotz des mondänen Ortsnamens fast völlig verlassen und ganz traurig am Meer – zumindest hier und jetzt. Wir suchten uns dennoch ein schönes Plätzchen am Strand, badeten ziemlich ausgiebig, duschten und gestalteten uns dann einen individuellen Heimabend mit Gebratenem und Destilliertem. Letzteres allerdings nur für zwei Drittel der Besatzung.
Hinter As Smara – Boukra – Laayoune Plage, 320 / 192.800 km
[Heute allerdings gibt es leider Laayoune Plage zumindest als Ortsnamen nicht mehr. Laayoune Plage heißt neuerdings El Marsa. Aber ihr habt ja sicher schon gemerkt, dass einige Ortsnamen im Text nicht mehr mit den aktuellen Karten übereinstimmen. Ich halte mich da immer an meine Originalkarte von Kümmerly + Frey von 1987 – schließlich kann ich für die Berichte bald das H-Kennzeichen beantragen…]
Und hier geht es weiter, zunächst mit einem Start in Richtung Dahkla.