Rumänischer Bucegismus

Das Frühstück zog sich heute Früh ewig hin, da wir bei leichtem Nieselregen keine richtige Lust zum Losfahren verspürten und lieber das rumänische Geld zählten. Wir müssen zusehen, dass wir die vielen Lei verbrauchen, die wir ja kaum sinnvoll ausgeben und nicht zurücktauschen können. Bei der Gelegenheit sah A auch einmal nach seinen Vorräten, die wir bis dato noch nicht angetastet hatten. Dabei bemerkten wir den schlimmen Zustand seiner Normalfleischer-Salamis. Beide waren völlig weich geworden und schimmelten schon. Zum Glück waren wenigstens meine Delikat-Salamis noch 1a.

Eine Wurst ging gerade noch zu retten, aber was sollten wir mit der anderen machen? Wir konnten ja nicht einfach zu unseren rumänischen Zeltnachbarn gehen und sagen: „Wollen Sie vielleicht unsere verschimmelte Wurst haben? Sie ist nämlich nicht mehr ganz gut.“ Also legten wir die aus unserer Sicht unrettbare Salami bei der Abfahrt ordentlich in Papier gewickelt an unseren „Zeltplatz“. Wir hatten die Wiese kaum verlassen, stürzten sich unsere rumänischen Zeltnachbarn schon darauf. So gab es Freude ohne Scham. Die Rumänen hatten uns gestern auch schon einen Viertelliter Benzin für eine Tüte Pfeffer gegeben – allerdings ohne Wertausgleich.

Aber das war alles vergessen, als wir die Straße nach Predeal hinaufstiegen. Oben kaufte ich vor lauter Freude über den zu Ende gegangenen Regen (und im Bewusstsein des erheblichen Geldüberschusses) gleich eine schöne und kleine Vase ein (25 Lei). Vom Pass mit seinen über 1000 m donnerten wir nach Predeal und Sinaia hinein, rechts immer die ca. 2000 bis 2500 m hohen Berge des Bucegi im Blick.

Sinaia

Sinaia

In Sinaia bot sich uns dann die Gelegenheit, insgesamt 88 Lei loszuwerden, indem wir mit der Seilbahn auf einen 2100 m hohen Sattel fuhren.

1988-Osteuropa-090-sinaia (1)

Seilbahn ins Bucegi – Gebirge

Oben sind wir ein bisschen herumgewandert und genossen einen schönen Blick hinunter in den 1200 m tiefer gelegenen Kur- und Touristenort Sinaia.

1988-Osteuropa-090-sinaia (3)

Dann fuhren wir wieder ins Tal zurück, fanden unsere Räder und das Gepäck unangetastet vor und rasten mit 50/13 und einem satten 50er Schnitt hinunter nach Comarnic. Dort bemerkte ich bei A. eine Stelle im Hinterradreifen, an der sich das Gewebe schon zeigte und stark wölbte. Also haben wir in einem leeren Bäckerladen noch schnell Brot eingetauscht (für eine Tüte Pfeffer zu 48 LOPs gab es drei Brote auch ohne Rationsmarken). Nachdem wir auch noch Wasser besorgt hatten, schlugen wir unser Zelt im nächstbesten Obstgarten an der E60 auf, übrigens mit Zustimmung der Besitzer. Wir wechselten gleich beide den Hinterreifen, damit wir morgen die ca. 200 km bis an die bulgarische Grenze durchbrettern können.

Durch das Bucegi: Risnov – Predeal – Sinaia – Comarnic (51 / 2206 km)

[Doch dazu mussten wir durch Ceaucescus Bukarest.]

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