Tunesien: Wilde Hatz über Rommels Kasserinpass

Zwischen El Kef und Gafsa stellt Tunesien für Wohnmobile eine Polizeieskorte, die uns vom Kasserinpass fernhalten soll.

Polizeieskorte durch Tunesien

Polizeieskorte

Der böse Kasserinpass

Nach der Besichtigung der alten „deutschen“ Vandalenfestung auf dem Table de Jugurtha gibt es an der Polizeisperre von Kalaat Sinan wieder einen Eskortenwechsel und ich bespreche mit der Nationalgarde meinen nächsten Reisewunsch, der erneut mit der deutsch-tunesischen Geschichte zu tun hat. Genau heute vor 82 Jahren haben nämlich die neuen deutschen Vandalen unter Erwin Rommel am Kasserinpass noch einmal versucht, dass Ruder herumzureißen und gemerkt, dass sie die amerikanischen Panzer zwar selbst in Unterzahl schlagen, aber trotzdem nicht gewinnen können. Dazu will ich nachprüfen, ob dieses Foto vom Kasserinpass ist.

Kasserinpass 1943

Kasserinpass 1943

Allerdings wollen uns die Nationalgardisten auf gar keinen Fall nach Kasserine fahren (lassen). Im Tunesien-Reiseführer steht (etwas freundlicher formuliert), dass sich dort in den Bergen irgendwelche Aufständischen verschanzt haben und immer wieder das tunesische Militär angreifen. Vielleicht also beschützt die Nationalgarde gar nicht uns, sondern wir beschützen die Nationalgarde. Aber wie auch immer, das wäre zumindest ein Erklärungsansatz für den ganzen Aufwand der Eskortierung aller Touristen.

Polizeieskorte zum Kasserinpass

Polizeieskorte zum Kasserinpass

Ist trotzdem ein komisches Konzept, alle Touristenfahrzeuge einzeln zumindest durch diesen Teil von Tunesien zu lotsen. Wenn wir was bezahlen müssten, würde ich das ja als Geschäftsmodell abtun. Aber so ist das schon komisch. Jedenfalls will mich die Nationalgarde überzeugen, dass Sbeitla weiter im Osten viel schöner als Kasserine ist. Die können ja nicht wissen, dass ich nicht wegen der Schönheit nach Kasserine fahre. Und ich will es auch nicht erklären.

Polizeieskorte zum Kasserinpass

Polizeieskorte zum Kasserinpass

Verhandlung über gesperrte und eskortierbare Strecken

So verhandle ich mit der seit dem Hammam Mellegue und dem Table de Jughurta nun 5. Eskorte über den weiteren Weg. Eigentlich will ich auf der C79 südwestlich um die Vandalenfestung nach Haïdra und dann weiter nach Kasserine, aber das geht überhaupt nicht. Nicht mal mit Eskorte. Stattdessen müssen wir einen riesigen Bogen nordöstlich um den Berg herum bis Tejerouine / Gare Mhamid fahren.

Gare Mhamid in Tunesien

Gare Mhamid in Tunesien

Erst dort schwenken wir auf die P4 nach Süden. Immer noch ist Kasserine möglich.

Fernstraße zum Kasserinpass

Fernstraße zum Kasserinpass

Und nun doch der Kasserinpass

In Thala übernimmt die 6. Eskorte, wieder ein kleiner Kia. Merke dann schon, dass dessen Fahrer tatsächlich nicht nach Sbeitla abzweigt, sondern in Richtung Kasserine bleibt. Es geht also doch über den Kasserinpass. Scheinbar wollen die Tunesier nur verhindern, dass wir ausgerechnet in Kasserine übernachten und merken, dass wir mit Hunderter Schnitt wesentlich schneller sind als gedacht. Es wird gegenverkehrunabhängig überholt und wegen einer Ortsdurchfahrt sowieso nicht gebremst.

Mit Polizeieskorte und Hunderter Schnitt zum Kasserinpass

Mit Polizeieskorte und Hunderter Schnitt zum Kasserinpass

Damit ist klar, dass wir Kasserine noch bei Tageslicht erreichen und es sogar noch zu unserem eigentlichen Ziel in den Bergoasen schaffen könnten. Uns loszuwerden, motiviert die Nationalgarde scheinbar, sie wählen die kürzeste Strecke von Thala über den Kasserinpass und lassen das angeblich so schöne Sbeitla links liegen.

Kasserinpass 2025

Kasserinpass 2025

Schade nur, dass wir nur durchs Land rasen und auch vom Kasserinpass bloß mitkriegen, dass das mitnichten ein richtiger Pass, sondern nur ein relativ schmales Tal ist zwischen zwei Bergmassiven ist. Allerdings wird es nichts mit Panzertourismus und der Suche nach der Fotolocation von 1943, denn die Polizeieskorte donnert weiter mit 100 km/h durch Tunesien. Aber hier, hier irgendwo muss das Foto gemacht worden sein. Naja, egal.

Rasen über den Kasserinpass

Rasen über den Kasserinpass

Kurz vor Kasserine übernimmt dann als 7. Eskorte ein Toyota Pick-up, fährt aber auch nicht langsamer. Der sowieso eher enttäuschende Kasserinpass ist also ohne Gedenkminute abgehakt.

7. Polizeieskorte durch Kasserine

7. Polizeieskorte durch Kasserine

Ab Feriana geleitet uns ein Toyota Hiace als 8. Eskorte, der ganz stolz auf sein lächerliches Rotlicht ist, aber wenigstens in den Ortschaften mal vom Gas geht.

8. Polizeieskorte durch Tunesien

8. Polizeieskorte durch Tunesien

Vom Kasserinpass nach Gafsa

Haben uns mittlerweile auf Gafsa als Ziel verständigt. Das ist zwar ein kleiner Umweg auf dem Weg zu den Bergoasen, aber der Ort scheint der Nationalgarde zu gefallen und die ganze Strecke wäre dann doch zu weit. Außerdem sieht man im Dunkeln ja nichts von der Gegend, weshalb ich solche Fahrten gern vermeide.

Vom Kasserinpass nach Gafsa

Vom Kasserinpass nach Gafsa

Der Hiace dreht nochmal auf, hält die 100 km/h nun auch durch die Ortschaften und überholt bei durchgezogener Mittellinie oder im Gegenverkehr. Da ist wirklich alles an Verkehrsverstößen dabei. Aber die Eskorte hat Rotlicht an und das gilt dann eben auch für uns. Wenn vor uns die rote Lampe blinkt, können wir mit behördlicher Genehmigung fahren, wie wir wollen bzw. können.

Begleitete Nachtfahrt durch Tunesien

Begleitete Nachtfahrt durch Tunesien

Vor einer Kaserne der Nationalgarde an der Grenze zwischen den beiden Gouvernements Kasserine und Gafsa kriegen wir einen Toyota Pick-up als 9. Eskorte und die wilde Hatz geht weiter. Ich frage mich wirklich, wovor die so eine Angst haben.

Grenze zwischen den beiden Gouvernements Kasserine und Gafsa

Grenze zwischen den beiden Gouvernements Kasserine und Gafsa

„Freier“ Stellplatz in Gafsa

Kurz vor 20 Uhr lädt uns die 9. und letzte Eskorte in Gafsa neben einem Checkpoint auf einem Drecksplatz ab, verabschiedet sich höflich und fährt wieder. Ab Gafsa ist scheinbar das gefährliche Gebiet von Tunesien wieder vorbei. Aber ich hab nicht vor, hier zu bleiben. In der Nähe ist ein 5-Sterne-Hotel und die Typen am Checkpoint haben nichts dagegen, dass wir da hinfahren. Der Parkplatzwächter findet um 20:00 Uhr auch noch ein freies Plätzchen hinter dem Zaun und durch Übergabe der Pässe und von 40 Dinar sind wir sogar offizielle Hotelgäste. Wenn mir das die Polizei vom Leib hält, soll mir das recht sein.

Hotelstellplatz in Gafsa

Hotelstellplatz in Gafsa

Stromausfall im Aufbau

Dann muss ich der Beobachtung meines Vierten nachgehen, dass wir keinen Strom mehr im Aufbau haben. Sobald der Motor aus ist, geht nämlich auch das Radio aus und das Handy lädt nicht mehr, die ja an die Versorgerbatterien geklemmt sind. Könnte ja sein, dass die Versorgerbatterien wegen der Konkurrenz durch die schöne neue Solaranlage mit extra Akku beleidigt sind und den Dienst quittiert haben. Erst nachdem ich die Batterien durchgemessen und für gut befunden habe, stelle ich fest, dass sich nur der Hauptschalter alleine ausgestellt hat. Also alles bestens.

Wie man übrigens am aufgemalten Einbaudatum sieht, sind die Ective Deep Cycle Gel nun 6 Jahre im Bus verbaut und ich habe die noch nicht einmal extern nachladen, warten oder sonst irgendwie pflegen müssen. Die Batterien funktionieren einfach nur, wie sie sollen und sind insofern eine klare Empfehlung.

6 Jahre alte Versorgerbatterien Ective Deep Cycle Gel

6 Jahre alte Versorgerbatterien Ective Deep Cycle Gel

Am Abend spielen wir nur drei Runden Skat. Die Jungs sind ganz empört, dass ihr Vater schon um 22:53 Uhr ins Bett gehen will und das Spiel nach einem ereignisreichen Tag für beendet erklärt. Dass ich noch schnell die Chronik diktiere, ist klar. Aber dann verbieten sie mir, noch ein paar Seiten in meinem geliebten Reiseführer zu lesen, sondern ich soll dann auch die Augen zu machen, wenn ich schon nicht mit Skat spiele. Manno, dabei kann ich noch gar nicht das ganze tunesische Reise-Know-How auswendig.

El KefHammam Mellegue – Gare Mhamid – Table de Jugurtha – Tejerouine – Kasserine – Feriana – Gafsa | Tunesien | 334 km | 1.728 km

 


❤️  Danke für Wort und Tat

Wir nähern uns ja in raschen Schritten meinem Verderben, aber wie man sieht, lebe ich noch und habe zu essen, muss halt nur etwas kürzer treten. Wie schon geschrieben will ich nicht spoilern, aber die Berichte erscheinen ja nicht umsonst erst 3 Monate nach den tunesischen Ereignissen. Wer mich also pünktlich zum Vatertag unterstützen will, kann das hier gerne tun.

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